In-ear Monitoring

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Musiker_72
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In-ear Monitoring

#1

Beitrag von Musiker_72 »

Hallo,

hier im Forum wird ja immer mal wieder in-ear monitoring empfohlen, so z.B. auch in den Antworten eines meiner eigenen Fäden.

Hat hier schon mal jemand ein komplettes in-ear setup für Schwerhörige zusammengestellt? Die Links, die ich damals bekommen habe, führten zu Anbietern von Otoplastiken. Damit ist es ja lange nicht getan.

Das einfachere Szenario wäre ja noch, wenn man in einer komplett verstärkten Rockband spielt. Dann bekommt man das Audiosignal über einen Aux-Ausgang.

Dann braucht man:
- Equalizer
- Kompressor/Limiter

mit diesen beiden Komponenten kann man so in etwa die Funktion eines Hörgerätes nachbauen - wenn der Hörverlust nicht so groß ist, die käuflich erhältlichen Equalizer haben meist Gain so bis 20dB, einige auch bis 30, mehr gibt´s normalerweise nicht im Audio-Bereich.

Wenn´s gut werden soll, braucht man aber einen Multiband-Kompressor.

Dann kommt das Signal in die Sendeanlage für´s in-ear, dann hat man am Gürtel einen Empfänger/Verstärker, da rein kommt dann der In-Ear.

Da hat man dann schon einen schönen Schrank an Equipment zusammen. Wenn man die Funk-Version nimmt, dann ist man immerhin noch beweglich, Einstellungen ändern kann man aber nur am Mischpult (bis auf die Lautstärke, das geht am Empfänger).

Richtig kompliziert wird´s wenn nicht alles verstärkt ist. Angenommen, man ist z.B. Dirigent einer Bigband. Ich habe mich gefragt, ob man da nicht mit einem Umhängemikrofon arbeiten könnte.

Dann bräuchte man: Mikrofon - Mikrofonvorverstärker - Signalprozessor mit Equalizer + Kompressor (wie oben), Kopfhörerverstärker - In-Ear System. Da kann man sich dann wohl einen Rucksack aufsetzen ...

Ferner ist ein großes Problem, dass die Lautstärken solcher Geräte absolut nicht kalibriert sind. Man kann also nur "nach Gefühl" einstellen, insbesondere die gewünschte Schutzwirkung ist da sehr fraglich.

Also: Hat´s schon mal jemand konfiguriert?

Danke,

Musiker_72
Joeni
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Re: In-ear Monitoring

#2

Beitrag von Joeni »

Auf jeden Fall ein interessantes Thema, das ich gern weiter verfolgen werde, wenn noch was zusammenkommt. Selbst hab ich da noch nichts gemacht mit In-Ear-Technik.
Als Big-Band Dirigent mit Umhänge-Mikro stelle ich mir schwierig vor, da du dabei ja nicht jedem gleich nahe stehst. Insofern wäre wohl ein hängendes Mikro von oben optimaler.

Am besten du schaffst dir nen Roadie an für die Anlage, der sie dann auch gleich bedienen kann und für gleichmäßigen Output sorgt ;)
fast-foot
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Re: In-ear Monitoring

#3

Beitrag von fast-foot »

Hallo Musiker_72,

ich antworte spontan und schreibe kurz, was mir gerade einfällt:
Musiker_72 hat geschrieben:Das einfachere Szenario wäre ja noch, wenn man in einer komplett verstärkten Rockband spielt. Dann bekommt man das Audiosignal über einen Aux-Ausgang.

Dann braucht man:
- Equalizer
- Kompressor/Limiter

mit diesen beiden Komponenten kann man so in etwa die Funktion eines Hörgerätes nachbauen - wenn der Hörverlust nicht so groß ist, die käuflich erhältlichen Equalizer haben meist Gain so bis 20dB, einige auch bis 30, mehr gibt´s normalerweise nicht im Audio-Bereich.

Wenn´s gut werden soll, braucht man aber einen Multiband-Kompressor.

Dann kommt das Signal in die Sendeanlage für´s in-ear, dann hat man am Gürtel einen Empfänger/Verstärker, da rein kommt dann der In-Ear.
Als Ausgangspunkt könnte man diese Konstellation verwenden. Allerdings könnte man an Stelle eines in-ear-Monitorings alternativ ein geeignetes Mobiltelefon mit entsprechend geeignetem Betriebssystem verwenden. Je nachdem ist eine handliche externe Soundkarte "zwischen zu schalten" (so etwas wie ein Stick etc.).

Auf dem Mobiltelefon könnte man eine Audiobearbeitunssoftware installieren. Mit dieser lassen sich dann die Einstellungen gemäss Hörverlust realisieren (Equalizing, Kompression und Begrenzung). Meiner Erinnerung zu Folge wäre die Umsetzung von bis zu vier unabhängigen* Stereokanälen möglich (je nach Software vielleicht auch mehr).

*) in Bezug auf alle drei Funktionalitäten; das Equalizing alleine würde je nachdem "theoretisch sogar auf beliebig viele Kanäle anwendbar" sein (manuelle Eingabe der Kennlinie).

Eine Bigband könnte mittels geeignetem Stereomikrofon gehört werden (wird ans Mobiltelefon bzw. die Soundkarte angeschlossen).
Musiker_72 hat geschrieben:Ferner ist ein großes Problem, dass die Lautstärken solcher Geräte absolut nicht kalibriert sind. Man kann also nur "nach Gefühl" einstellen, insbesondere die gewünschte Schutzwirkung ist da sehr fraglich.
Ein Hörgerät wird ebenfalls nur nach dem subjektiven Empfinden eingestellt. Der Unterschied ist, dass die Werte der Begrenzungen nur ein einziges Mal bestimmt werden und in die Einstellung dann gemäss diesen Werten erfolgt; die Begrenzungen also "fixiert" werden.

Es sollte jedoch möglich sein, zu Hause eine Bestimmung der ucls vorzunehmen und die Begrenzungen danach zu justieren. Was schwieriger ist, ist die genaue Bestimmung der am Trommelfell herrschenden Schalldruckpegel (wenn man auf bestimmte dB-Werte begrenzen möchte, bestünde die Möglichkeit eines subjektiven Vergleichs, was etwas ungenau ist).

Gruss fast-foot
Ausgewiesener Spezialist* / Name: Wechselhaft** / Wohnsitz: Dauer-Haft (Strafanstalt Tegel) / *) zwecks Vermeidung weiterer Kollateralschäden des Landes verwiesen / **) Name fest seit Festnahme
Musiker_72
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Re: In-ear Monitoring

#4

Beitrag von Musiker_72 »

Hallo Fast-Foot,

auf die Idee mit dem Handy bin ich nicht gekommen, weil ich sowas normalerweise nicht benutze.

Was aber nicht heißt, dass ich mich damit gar nicht auskenne. Das Problem ist, dass man für sowas eigentlich nur ein I-Phone nehmen kann, Android-Basierte Handys haben eine zu große Latenz.

Mit einem Iphone aber könnte man wohl wirklcih was Gutes zusammenbauen, denn da gibt es auch vernünftige Mikrofone, die man anschließen kann.

Siehe etwa hier für einen Überblick:

https://www.youtube.com/watch?v=v-jYBmouLD0

Wenn man ohnehin ein Iphone hat und sich mal einen günstigen in-ear Kopfhörer kauft, müsste man schon mit dem eingebauten Mikrofon ganz nett rumprobieren können - da gibt´s doch auch eine App, die auf dem Iphone ein Hörgerät nachbaut, wenn ich mich recht erinnere.

Aber, fast-foot, ich entnehme Deinem Beitrag, dass es sich nur um Gedankenspiele handelt und Du ein solches Setup noch nicht ausprobiert hast?
fast-foot
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Re: In-ear Monitoring

#5

Beitrag von fast-foot »

Musiker_72 hat geschrieben:Was aber nicht heißt, dass ich mich damit gar nicht auskenne. Das Problem ist, dass man für sowas eigentlich nur ein I-Phone nehmen kann, Android-Basierte Handys haben eine zu große Latenz.
Ich denke, dass man mehr Möglichkeiten hat bezüglich Hersteller und dass der Prozessor und das Betriebssystem entscheidend sind (welche in Frage kommen, weiss ich nicht mehr; es sind aber einige).
Musiker_72 hat geschrieben:Aber, fast-foot, ich entnehme Deinem Beitrag, dass es sich nur um Gedankenspiele handelt und Du ein solches Setup noch nicht ausprobiert hast?
In der Praxis nicht. Allerdings habe ich eine relativ detaillierte Vorstellung davon, wie man so etwas einrichten könnte. Wie es klingt und wie praktisch es in der Handhabung (das Einrichten erfordert in jedem Falle etwas Zeit und ist auch etwas umständlich; ich meine abgesehen davon die Anwendung in dafür vorgesehenen Situationen) ist, kann ich natürlich nicht sagen.
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Musiker_72
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Re: In-ear Monitoring

#6

Beitrag von Musiker_72 »

Was meinst Du mit "einige"?

Es gibt ja nur drei Betriebssysteme für Handys, die eine Bedeutung haben: IOs, Android und Windows Phone.

Android ist bekannt für seine schlechten Audioeigenschaften, Windows scheint nicht viel besser zu sein:

https://social.msdn.microsoft.com/Forum ... =wpdevelop

(auch wenn der Beitrag nicht so ganz aktuell ist).

Von daher frage ich mich, wie Du auf "einige" kommst.

Am PC habe ich die notwendige Hardware + Software da, ich werde mal was zusammenstöpseln.
fast-foot
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Re: In-ear Monitoring

#7

Beitrag von fast-foot »

Hier sind einige aufgeführt:

https://www.test.de/Handys-und-Smartpho ... 3-4222876/

Wenn man dann noch verschiedene Versionen zählt, dann sind es doch etliche, aber möglicherweise ist keines geeignet (ich hatte nur überlegt, ob die Leistungsfähigkeit des Prozessors ausreicht und eine Audiobearbeitungssoftware (mit entsprechenden Möglichkeiten zumindest in der Version für PC-Betriebssysteme) für das Betriebssystem angeboten wird):

Die Latenzen lassen sich je nachdem durch entsprechende Einstellungen verringern (bspw. die Prioritäten der entsprechenden Prozesse auf "Echtzeit" setzen*, alles nicht Benötigte abschalten etc.).

*) falls dies noch nicht möglich sein sollte, ändert sich dies möglicherweise mit Windows 10:

"Windows 10 soll neben Desktop-Computern und Notebooks auch auf Tabletcomputern und Smartphones, Convertibles, Embedded Devices, dem Raspberry Pi 2[7] und der Xbox One lauffähig sein und damit Windows Phone und die Desktop-Linie zu einem einheitlichen System zusammenführen. Dabei soll je nach Typ des Geräts die grafische Benutzeroberfläche leicht unterschiedlich aussehen."

Allenfalls kann man auch etwas mit dem Raspberry Pi 2[7] oder einer ähnlichen Hardwareplattform basteln.

Ich halte es natürlich für möglich, dass sich das Problem mit den Latenzen wegen nicht vorhandener Einstellmöglichkeiten nicht befriedigend lösen lässt (die Einstellungen müssten auch dauerhaft gespeichert werden können etc.).

Gruss fast-foot
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Musiker_72
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Re: In-ear Monitoring

#8

Beitrag von Musiker_72 »

Hallo,

in dem Link sind doch genau die drei Betriebssysteme genannt, die ich auch genannt habe. Blackberry ist für Geschäftskunden und hat im Consumermarkt keine Bedeutung, die anderen Systeme sind mit einem "war" versehen.

Mit einfachen "Einstellungen" ist es nicht getan. Du brauchst ein Echtzeitfähiges Betriebssystem. Die Latenz einer Soundkarte (oder des Soundchips eines Handys, ganz egal) hängt ab von der Größe des Buffers. Eine typische Buffergröße für latenzarmes Audio sind z.B. 256 kB, damit bekommst Du eine Wiedergabelatenz von 3 ms. Damit das funktioniert, muss das Programm der Soundkarte aber entsprechend schnell die Daten nachreichen. Damit das wiederum funktioniert, muss das Betriebssystem das Programm entsprechend häufig "ranlassen", weil ein Multitasking-BS ja immer mehrere Programme gleichzeitig ausführt.

Hier wird´s erklärt: http://de.wikipedia.org/wiki/Echtzeitbetriebssystem

Naja, alternativ probiere ich vielleicht mal Powerdomes für mein HG aus, die dämpfen auch schön ... muss man halt wegen der anderen akustischen Eigenschaften ein extra Programm für haben.
fast-foot
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Re: In-ear Monitoring

#9

Beitrag von fast-foot »

Musiker_72 hat geschrieben:in dem Link sind doch genau die drei Betriebssysteme genannt, die ich auch genannt habe. Blackberry ist für Geschäftskunden und hat im Consumermarkt keine Bedeutung, die anderen Systeme sind mit einem "war" versehen.
Gut, dann bleiben nicht mehr viele :lol:
Musiker_72 hat geschrieben:Mit einfachen "Einstellungen" ist es nicht getan. Du brauchst ein Echtzeitfähiges Betriebssystem. Die Latenz einer Soundkarte (oder des Soundchips eines Handys, ganz egal) hängt ab von der Größe des Buffers. Eine typische Buffergröße für latenzarmes Audio sind z.B. 256 kB, damit bekommst Du eine Wiedergabelatenz von 3 ms. Damit das funktioniert, muss das Programm der Soundkarte aber entsprechend schnell die Daten nachreichen. Damit das wiederum funktioniert, muss das Betriebssystem das Programm entsprechend häufig "ranlassen", weil ein Multitasking-BS ja immer mehrere Programme gleichzeitig ausführt.
Ich denke, die Häufigkeit hängt etwas vereinfacht dargestellt ab von der Dicke der Zeitscheiben, welche ein Task bekommt (kann auch variabel sein), der Anzahl Tasks und deren Prioritäten (bzw. von der Scheduling-Strategie), der Leistung des Prozessors und der Hardware.

Gewisse Faktoren lassen sich durch Einstellungen beeinflussen (die Taktrate kann vielleicht durch Aufhebung des Energiesparmodus erhöht werden, die Priorität eines Prozesses lässt sich erhöhen, andere (insbesondere nicht notwendige) Prozesse lassen sich beenden etc.), andere vielleicht eher weniger (Dicke der Zeitscheiben, Scheduling-Strategie etc.):
fast-foot hat geschrieben:Ich halte es natürlich für möglich, dass sich das Problem mit den Latenzen wegen nicht vorhandener Einstellmöglichkeiten nicht befriedigend lösen lässt (die Einstellungen müssten auch dauerhaft gespeichert werden können etc.).
Ausgewiesener Spezialist* / Name: Wechselhaft** / Wohnsitz: Dauer-Haft (Strafanstalt Tegel) / *) zwecks Vermeidung weiterer Kollateralschäden des Landes verwiesen / **) Name fest seit Festnahme
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