Otoplastik hat geschrieben:Und auch wenn der CI Papst aus Hannover der Meinung ist, mit CI gäbe es kein tonales Gehör-man könne die einzelnen Töne nicht voneinander unterscheiden, so lernen doch CI Kinder nur über das Mitmachen sauber Melodien zu singen.
Da wird er wohl recht haben - und ein Gehör, welches in der Lage ist, differenziert Harmonien zu erkennen, wird mittels
CI wohl erst recht nicht ermöglicht (damit meine ich nicht bloss eine gefühlsmässige Reaktion auf gewisse HarmonieFOLGEN, sondern das exakte Erkennen auch komplexer einzelner Harmonien mit diversen Obertönen).
Ob in Anbetracht dessen das Erlernen der Fähigkeit, saubere Melodien zu singen, einem
CI-Träger wirklich etwas bringt oder gar ihm gerecht wird, bleibe dahin gestellt.
Otoplastik hat geschrieben:Zur Musik gehört viel mehr als nur das Ohr.
Die ziemlich schwerhörige Percussionistin Evelyn Glennie aus England spielt international mit den besten Orchestern und geht immer ohne Hörgeräte und barfuß auf die Bühne. Sie ist Spezialistin darin, die Klänge mit dem ganzen Körper zu fühlen. Und zwar nicht nur die ganz tiefen Töne.
Im "e-Musik-Bereich" mag dies ja noch klappen. Dennoch behaupte ich, das ihr Hören niemals vegleichbar ist mit "normalem" Hören, und die Anforderungen, welche an die beim Musizieren aktiven Bereiche im Hirn eines Jazzinstrumentalisten, welcher interaktiv mit einer Gruppe von weiteren Musikern über moderne, höchst komplexe Strukturen in Bezug auf Harmonien, Rhythmen, Metren, Taktarten (also generell Formen) kollektiv improvisieren, könnte sie nicht nur auf Grund ihrer klassischen Ausbildung, sondern nur schon wegen ihres peripheren Gehörs niemals auch nur ansatzhweise erfüllen - hier darf man sich keine Illusionen machen.
Auch wenn ihre Karriere in Betracht ihres Gehörs erstaunlich sein mag - ein Steve Coleman könnte als beinahe Tauber niemals so musizieren, wie er es macht - hier werden unvergleichlich höhere Ansprüche an die Fähigkeiten nur schon des peripheren Gehörs gestellt. Ich bin überzeugt, dass Evelyn Glennie nicht in der Lage ist, auch nur eine einzige Harmonie zu "erspüren".
Otoplastik hat geschrieben:Es gibt Studien darüber, dass CI Kinder, die aktiv Musik machen, ein besseres Verstehen im Störgeräusch haben. Zudem fördert es bei allen Kindern die Vernetzung im Gehirn und die Intelligenz.
Die Intelligenz wird zum Beispiel auch durch Jonglieren gefördert. Ich habe nichts gegen Musikunterricht für Taube; allerdings muss man sich bewusst sein, dass diesen Menschen Grenzen gesetzt sind nur schon auf Grund des peripheren Gehörs - zum Profi werden es wohl die wenigsten schaffen (Evelyn Glennie war als Kind nicht taub und hat, bis die Gehörprobleme begannen (im Alter von zwölf Jahren, glaube ich), schon sehr sehr viel mitbekommen) - wenn es ein Beispiel gibt für jemand, der seit Geburt mehr oder weniger taub ist und eine professionelle Musikkarriere hin gelegt hat, so würde mich dies sehr erstaunen.
Wenn das Musizieren Freude bereitet - warum nicht? Aber ob es gerade das ist, was den Neigungen und Fähigkeiten eines tauben Menschen am gerechtesten wird?
Gruss fast-foot
Ausgewiesener Spezialist* / Name: Wechselhaft** / Wohnsitz: Dauer-Haft (Strafanstalt Tegel) / *) zwecks Vermeidung weiterer Kollateralschäden des Landes verwiesen / **) Name fest seit Festnahme