Ja, die Programme sind ein guter Punkt. Wobei ich sagen muss, dass ich seltenst mehr als drei Hörprogramme einrichte. Mit 1. Verstehen und 2. Komfort fahren die allermeisten gut, und von denen nutzen ca. 80% das zweite Programm nicht einmal. Dass jemand drei oder vier (oder mehr) Programme haben möchte, ist extrem selten.
Okay, 4 kHz sind vielleicht etwas eng. Aber betrachten wir mal den Umstand, dass heute sogar die günstigsten Hörgeräte problemlos auch bei 7-8 kHz noch messbar verstärken können. Alles, was darüber hinausgeht, ist wirklich nicht mehr nützlich. Es wäre auch nicht im Sinne der Hilfsmittelrichlinien, wenn man auf Biegen und Brechen einen Frequenzgang bis 20 kHz erreicht, der aber in der Realität niemandem etwas nützt; der einfach nur da ist, weil er schön ist. Über 5-6 kHz gibt's keine Information mehr in der gesprochenen Sprache. Selbst Musik klingt bis 10 kHz noch einigermaßen gut.
Mit den Frequenzbändern ist es so ne Sache, denn die Signalverarbeitung im auditorischen System hat ebenfalls nur eine begrenzte Anzahl an Bändern (siehe
Wikipedia:Bark-Skala). Es ist sinnvoll, wenn im Hörgerät 16 Kanäle in der Signalverarbeitung, oder meinetwegen auch 24, arbeiten. Frei einstellbare Verstärkungs- und Kompressionskanäle wären 10-12, maximal 15 genug. Irgendwo sieht man nämlich mal ne Resonanzspitze, die möchte man gerne gezielt glattbügeln, oder eine rückkopplungsanfällige Frequenz gezielt runterfahren; dafür reichen aber 10 Kanäle vollkommen aus. Bei einer Audiometrie werden normalerweise auch nur 10 bis 12 Frequenzen erfasst.
Ich nehme auch an, dass der Akustiker schon richtig einstellen WILL. Absichtlich "schlechte" Anpassungen stellen nämlich erstens einen Vertragsverstoß dar (Wer will eine nette Vertragsstrafe oder Kündigung?) und machen zweitens den Kunden unglücklich. Wenn du mich fragst, schließe ich nicht aus, dass von manchen Kollegen vorsätzlich schlampige Einstellungen vorgenommen werden, etwa um vom vermeintlich "grässlichen
Kassengerät" zu überzeugen. Halt ich aber nüscht von. Die Chance auf das bisschen Extra-Umsatz steht in keinem Verhältnis zu dem Risiko, dass der Kunde anderswo hinrennt und schlechte Propaganda verbreitet.
Puh, schreib ich zu viel? Ich hab hier noch die Nachwehen der Spätsommerflaute, darum hab ich so viel Zeit zum schreiben.
