Hörgerät einstellen, warum so schwierig?

Für Ratsuchende, Erfahrungsaustausch, Hilfestellungen
Antworten
dive
Beiträge: 20
Registriert: 4. Okt 2012, 09:34
12

Hörgerät einstellen, warum so schwierig?

#1

Beitrag von dive »

Hallo,
ich habe als Neubetroffener und Hörgerätenutzer eine vielleicht schon oft gestellte Frage, aber trotzdem.......
1.Es liegt doch von jedem eine Messkurve vor, in der das aktuelle Hörvermögen festgehalten ist.
2. Warum geht der HA nicht ganz einfach hin und versucht für die einzelnen Bereiche durch angepasste Verstärkung so nahe wie möglich an eine Sollkurve (wie bei einem Normalhörenden) heranzukommen? Ich habe den Eindruck, der HA "spielt" immer nur in abgegrenzten Frequenzbereichen herum, was natürlich nie zu einem natürlichen Klangbild führt.
Zugegeben, ich habe erst 2 Anpassungssitzungen beim HA hinter mir, aber irgendwie sieht das für mich nicht sehr zielstrebig aus.
3. Dann bliebe im Idealfall ja nur noch die Beeinflussung des Höreindruckes durch den Klang des HG

Guss

dive
BenniK
Beiträge: 92
Registriert: 4. Okt 2012, 09:16
12

Re: Hörgerät einstellen, warum so schwierig?

#2

Beitrag von BenniK »

Das macht der Akustiker, allerdings kann man ( Kundenabhängig) nicht gleich die Kurve direkt anpassen. Also kann man schon, aber für die Hörentwöhnten ( SH schon mehrere Jahre) braucht das Zeit. Ohr, Körper muss sich umstellen, wieder anders zu hören. Da kann man nicht gleich Vollgas geben. Auch ist es Geräteabhängig. Mit einem Kassengerät lassen sich die Hörkurven nicht so gut einstellen oder anpassen wie mit einem guten Mittelklasse Gerät. Geduld musst Du schon haben. Sonst wenn Du nicht zufrieden bist, mal nen anderen Akustiker aufsuchen!
Franki
Beiträge: 280
Registriert: 7. Mai 2010, 15:19
15

Re: Hörgerät einstellen, warum so schwierig?

#3

Beitrag von Franki »

Hallo dive,

dieses Problem kenne ich leider nur zu gut .... Trotz eines vorliegenden Audiogrammes war es meinem Akkustiker nicht möglich, meine Geräte so einzustellen, dass sie die Hörminderung ausgleichen konnten. Bei Voruntersuchungen zu meinem Cochlea Implantat waren dann so ziemlich alle geschockt und meinten nur : DAMIT können sie nichts verstehen, wechseln Sie mal ganz schnell den Akkustiker....

Was Benny geschrieben hat ist sicherlich richtig und ich kann das nur bestätigen. Aber wenn etwas völlig falsch eingestellt wird dann zweifele ich doch ... Es wurde damals in der Klinik ein umgekehrter Test durchgeführt. Dort wurde dann genau gezeigt, wie die Sprache ankommt, wie die HG eingestellt sind und ob es stimmt oder nicht. Das Ergebnis war bei mir schockierend... Ich finde, durch engmaschige Überprüfung gerade am Anfang der Einstellung, Audiogramm mit und ohne HG ( wichtig : Aufblähkurve, diese wurde bei mir NIE gemessen) und Rückmeldung des Patienten sollte es in dem meisten Fällen möglich sein, eine vernünftige Einstellung zu erhalten.

Das ist zumindest meine Erfahrung die ich gerade mache - nicht nur bei meinem CI sondern auch bei meinem HG.

Ich habe für mich daraus die Konsequenzen gezogen und werde nun (nicht nur wegen meinem CI) den Akkustiker wechseln.

Viele Grüße
Franki
Zuletzt geändert von Franki am 4. Okt 2012, 11:20, insgesamt 1-mal geändert.
progredient ertaubt durch Otosklerose
Bilateral CI versorgt / Med El Concerto - Flex 28 / Opus 2 (Rechts : 06-2012; Links : 01-2013)
jomo62
Beiträge: 43
Registriert: 12. Dez 2011, 09:51
13

Re: Hörgerät einstellen, warum so schwierig?

#4

Beitrag von jomo62 »

Servus dive,

die Frage erzählt ja oft viel über den Fragesteller ;-)
Was ich damit sagen will: Es gäbe jetzt natürlich unendlich viel zu erklären oder einen Verweis auf die allgemein zugängliche Literatur in der Hörgeräteakustik zu machen.
Als Neubetroffener mit vielleicht sogar technischer Vorbildung stellt man sich das tatsächlich so vor. Hörverlustkurve ermitteln, Zielkurve berechnen, Geräte auf Zielkurve trimmen: Fertig.
Grundsätzlich wird das schon so gemacht. Und es funktioniert auch sehr gut.
Praktisch ist es aber so: Gib mir 100 gleiche Hörverlustkurven und nur 10 davon werden mit der vorberechneten Zielkurve glücklich werden.
Für die 90 "Unglücklichen" gilt es nun rauszukriegen, warum es nicht geklappt hat mit der Zielkurve (First Fit, Lautheitsskalierung, Aufblähkurve, Perzentilanpassung...).
Eine objektiv richtige Zielkurvenberechnung, die immer paßt gibt es nach wie vor nicht.
Dann gibt es den Fall, wo die objektiv richtig eingestellte Programmierung sehr sehr gesichert die richtige wäre aber der Kunde diese nicht akzepiert (OP gelungen, Patient tot).
Da ich meine, zu sehen, daß du weitergehendes Interesse an der Hörgeräteanpassung hast, kann ich dir nur raten, versuche dir immer mehr Kenntnisse über diese Angelegenheit anzueignen. Löchere deinen Akustiker mit Fragen und lese dich auch in Fachliteratur und Fachforen ein.
Auf lange Sicht über einen langen Versorgungszeitraum ist es für den Akustiker und den Kunden in jedem Fall vorteilhaft, wenn der Kunde auch akustisch etwas mehr weiß. Eine Feineinstellung von Hörgeräten wird nämlich auch mit allen zur Verfügung stehenden Testmethoden nicht gelingen, wenn die Kommunikation zwischen Akustiker unnd Kunden nicht läuft.
In diesem Sinne weiterhin noch viel Erfolg bei deiner Anpassung.

Grüße
jomo
BenniK
Beiträge: 92
Registriert: 4. Okt 2012, 09:16
12

Re: Hörgerät einstellen, warum so schwierig?

#5

Beitrag von BenniK »

Franki hat geschrieben:Hallo dive,

dieses Problem kenne ich leider nur zu gut .... Trotz eines vorliegenden Audiogrammes war es meinem Akkustiker nicht möglich, meine Geräte so einzustellen, dass sie die Hörminderung ausgleichen konnten. Bei Voruntersuchungen zu meinem Cochlea Implantat waren dann so ziemlich alle geschockt und meinten nur : DAMIT können sie nichts verstehen, wechseln Sie mal ganz schnell den Akkustiker....

Was Benny geschrieben hat ist sicherlich richtig und ich kann das nur bestätigen. Aber wenn etwas völlig falsch eingestellt wird dann zweifele ich doch ... Es wurde damals in der Klinik ein umgekehrter Test durchgeführt. Dort wurde dann genau gezeigt, wie die Sprache ankommt, wie die HG eingestellt sind und ob es stimmt oder nicht. Das Ergebnis war bei mir schockierend... Ich finde, durch engmaschige Überprüfung gerade am Anfang der Einstellung, Audiogramm mit und ohne HG ( wichtig : Aufblähkurve, diese wurde bei mir NIE gemessen) und Rückmeldung des Patienten sollte es in dem meisten Fällen möglich sein, eine vernünftige Einstellung zu erhalten.

Das ist zumindest meine Erfahrung die ich gerade mache - nicht nur bei meinem CI sondern auch bei meinem HG.

Ich habe für mich daraus die Konsequenzen gezogen und werde nun (nicht nur wegen meinem CI) den Akkustiker wechseln.

Viele Grüße
Franki
Das ist traurig und finde es schade, das der Akustiker nicht gesehen hat, welcheVersorgung bei Dir nötig war um Dich anständig zu versorgen. Bei CI Versorgung redet man ja schon sehr starken Versorgungen, allerdings gibt es massig Geräte die das Schaffen, allerdings für an Taubheit Grenzende ist es auch schwierig, aber auch da gibbet Genug an HG´s die das können. Man spricht ja von einer CI Versorgung, wenn das HG nicht mehr in der Lage ist den Kunden ausreichend zu versorgen!!! Wichtig dabei ist ja auch das vorhandene Sprachverstehen im Gehirn! Ohne dem kein CI! Macht ja auch Sinn! Hatte mal so eine Kundin, wo ich gesehen habe, das sich das Sprachverstehen in den letzten 3 Jahren um 40 verschlechtert hatte, dies wurde nicht in der Uni Klinik gesehen. Frau bekam CI und versteht mittlerweile nichts mehr! Aber das ist ja schon wieder hier am Thema vorbei :-)
BenniK
Beiträge: 92
Registriert: 4. Okt 2012, 09:16
12

Re: Hörgerät einstellen, warum so schwierig?

#6

Beitrag von BenniK »

jomo62 hat geschrieben:Servus dive,

die Frage erzählt ja oft viel über den Fragesteller ;-)
Was ich damit sagen will: Es gäbe jetzt natürlich unendlich viel zu erklären oder einen Verweis auf die allgemein zugängliche Literatur in der Hörgeräteakustik zu machen.
Als Neubetroffener mit vielleicht sogar technischer Vorbildung stellt man sich das tatsächlich so vor. Hörverlustkurve ermitteln, Zielkurve berechnen, Geräte auf Zielkurve trimmen: Fertig.
Grundsätzlich wird das schon so gemacht. Und es funktioniert auch sehr gut.
Praktisch ist es aber so: Gib mir 100 gleiche Hörverlustkurven und nur 10 davon werden mit der vorberechneten Zielkurve glücklich werden.
Für die 90 "Unglücklichen" gilt es nun rauszukriegen, warum es nicht geklappt hat mit der Zielkurve (First Fit, Lautheitsskalierung, Aufblähkurve, Perzentilanpassung...).
Eine objektiv richtige Zielkurvenberechnung, die immer paßt gibt es nach wie vor nicht.
Dann gibt es den Fall, wo die objektiv richtig eingestellte Programmierung sehr sehr gesichert die richtige wäre aber der Kunde diese nicht akzepiert (OP gelungen, Patient tot).
Da ich meine, zu sehen, daß du weitergehendes Interesse an der Hörgeräteanpassung hast, kann ich dir nur raten, versuche dir immer mehr Kenntnisse über diese Angelegenheit anzueignen. Löchere deinen Akustiker mit Fragen und lese dich auch in Fachliteratur und Fachforen ein.
Auf lange Sicht über einen langen Versorgungszeitraum ist es für den Akustiker und den Kunden in jedem Fall vorteilhaft, wenn der Kunde auch akustisch etwas mehr weiß. Eine Feineinstellung von Hörgeräten wird nämlich auch mit allen zur Verfügung stehenden Testmethoden nicht gelingen, wenn die Kommunikation zwischen Akustiker unnd Kunden nicht läuft.
In diesem Sinne weiterhin noch viel Erfolg bei deiner Anpassung.

Grüße
jomo
Sehr schön erklärt!!!
Franki
Beiträge: 280
Registriert: 7. Mai 2010, 15:19
15

Re: Hörgerät einstellen, warum so schwierig?

#7

Beitrag von Franki »

Hallo Benni, ja Du hast sicher recht und in eingen Fällen wird wohl eher zu früh implantiert als dass das richtige HG angepasst wurde... das finde ich ganz schlimm. Darf ich hier aber noch einmal eingreifen - denn so gaaaaanz off topic ist es ja nicht ;) ( Gerade Thema HG bei hochgradiger sh und Einstellung und dann Wechsel zu CI. )

Ich wurde mit CI versorgt weil ich eben trotz der besten Einstellung fast kein Sprachverstehen mehr habe ( mit beiden HG waren es 10 % ) . Das war auch der Grund warum geschaut wurde, ob die HG richtig eingestellt sind. Ein CI greift dann , wenn eben kein Sprachverständnis mehr mit der vorhanden Versorgung zu erzielen ist um das ganz grob zu sagen. Das Gehirn kann das wieder lernen . Sicher sind die Resultate von Patient zu Patient unterschiedlich und einige kommen damit nicht zurecht - bei mir hat es geklappt, ich habe inzwischen 100 % Verständnis bei Zahlen und 90 % bei Einsilbern und das bei 55 / 65 db .

Jomo - Du hast das wunderbar erklärt :) Aber eine Frage : Wie soll man am besten vorgehen wenn der Akustiker eben nicht hierauf eingeht was auch der Patient als Rückmeldung sagt sondern nur lapidar meint : probieren Sie doch mal weiter ?!?

Viele Grüße
Franki
Zuletzt geändert von Franki am 4. Okt 2012, 14:50, insgesamt 1-mal geändert.
progredient ertaubt durch Otosklerose
Bilateral CI versorgt / Med El Concerto - Flex 28 / Opus 2 (Rechts : 06-2012; Links : 01-2013)
fast-foot
Beiträge: 5624
Registriert: 12. Okt 2008, 15:55
16

Re: Hörgerät einstellen, warum so schwierig?

#8

Beitrag von fast-foot »

"Nebenbei" ist noch ein wichtiger Punkt, dass auch ein pathologisches Gehör nicht automatisch weniger schädigungsanfällig ist als ein gesundes oder sogar noch vulnerabler sein kann.
Man kann also nicht nach Belieben verstärken, sondern muss auf die Empfindlichkeit des Innenohres Rücksicht nehmen.
Gleicht man bspw. einen Hörverlust von 80 dB voll aus, so langt man bei etwas lauter Sprache schnell bei Pegeln um die 160 dB an, was einen Gewehrknall übertrifft.
Aus gehörspathologischer Sicht müsste man die Pegel bei 79 dB begrenzen, es dürfte kein Rückkoppelungspfeifen entstehen und ausserdem müssten schmalbandige Geräusche in der Pegelbegrenzung anders (höher) beurteilt werden (weisen mehr Schädigungspotential auf); das steht natürlich im Widerspruch zur schmalbandigen Verstärkung, welche durch die einzelnen Kanäle vorgenommen wird.
Zudem sind schnell ansteigende Pegel ebenfalls deutlich gefährlicher und müssten ebenfalls entsprechend tiefer begrenzt werden (hier dürfte jedoch die Elektronik schlicht zu langsam sein, um solche Berechnungen durchführen und rechtzeitig regelnd eingreifen zu können; selbst wenn die Gerätehersteller diese Problematik erkennen und vermindern wollten).
Und ausserdem gibt es Menschen (etwa 10 % der Bevölkerung), deren Gehör anfälliger ist, als die gängigen Beurteilungen der Gefährlichkeit von Schallereignissen vorgeben.

Setzt man das alles so um, dass man davon ausgehen kann, dass das Hörgerät nicht (bzw. nur einen vernachlässigbar kleinen) Risikofaktor für zusätzlichen Hörverlust darstellt, muss man mit Einbussen im Sprachverstehen rechnen.

Abgesehen von den gesundheitlichen Aspekten kommt hinzu, dass die Hörtests viel zu ungenau sind und ausserdem selten überschwellige Tests gemacht werden (es spielt ja nicht nur eine Rolle, wie man im Bereich der Hörschwelle hört, sondern in jedem dynamischen Bereich).

Und schliesslich schwingt die Basilarmembran im Innenohr in in einem breiteren Frequenzbereich, als er im akustischen Reizsignal enthalten ist. Diese Schwammigkeit wird durch den aktiven Verstärkungsmechanismus der äusseren Haarzellen ausgeglichen, welche Pegelmaxima unverhältnismässig "überverstärkt", was der Information über das Schallereignis die Schärfe zurück verleiht. Dieser Effekt geht jedoch bei den sehr häufig anzutreffenden Schäden an den äusseren Haarzellen verloren und kann jedoch auf keinen Fall durch ein Hörgerät wett gemacht werden; durch die Verstärkung wird nicht mehr Klarheit, sondern einfach ein lauterer Klangbrei erzeugt (das liegt aber in der Pathologie des Gehörs begründet).
Allerdings hört auch ein gesundes Ohr je undifferenzierter, je intensiver der Schall ist (dies als kleines Trostpflaster).

Gruss fast-foot
Zuletzt geändert von fast-foot am 4. Okt 2012, 18:04, insgesamt 3-mal geändert.
Ausgewiesener Spezialist* / Name: Wechselhaft** / Wohnsitz: Dauer-Haft (Strafanstalt Tegel) / *) zwecks Vermeidung weiterer Kollateralschäden des Landes verwiesen / **) Name fest seit Festnahme
BenniK
Beiträge: 92
Registriert: 4. Okt 2012, 09:16
12

Re: Hörgerät einstellen, warum so schwierig?

#9

Beitrag von BenniK »

Franki hat geschrieben:Hallo Benni, ja Du hast sicher recht und in eingen Fällen wird wohl eher zu früh implantiert als dass das richtige HG angepasst wurde... das finde ich ganz schlimm. Darf ich hier aber noch einmal eingreifen - denn so gaaaaanz off topic ist es ja nicht ;) ( Gerade Thema HG bei hochgradiger sh und Einstellung und dann Wechsel zu CI. )

Ich wurde mit CI versorgt weil ich eben trotz der besten Einstellung fast kein Sprachverstehen mehr habe ( mit beiden HG waren es 10 % ) . Das war auch der Grund warum geschaut wurde, ob die HG richtig eingestellt sind. Ein CI greift dann , wenn eben kein Sprachverständnis mehr mit der vorhanden Versorgung zu erzielen ist um das ganz grob zu sagen. Das Gehirn kann das wieder lernen . Sicher sind die Resultate von Patient zu Patient unterschiedlich und einige kommen damit nicht zurecht - bei mir hat es geklappt, ich habe inzwischen 100 % Verständnis bei Zahlen und 90 % bei Einsilbern und das bei 55 / 65 db .

Das freut mich für Dich, das Du mit deinem CI 90% Sprachverstehen erreichst. Auch das Erlernen ist richtig, sehe ich auch hier bei meinen Kunden die lange Entwöhnt waren und mit der Zeit wieder sehr gut Verstehen können!
bernd01
Beiträge: 224
Registriert: 20. Dez 2011, 14:47
13
Wohnort: Neustadt/Weinstrasse

Re: Hörgerät einstellen, warum so schwierig?

#10

Beitrag von bernd01 »

Das schwierige an der Sache ist, dass die Sollkurve ein vorberechneter Wert ist. Der Akustiker muss aber Dinge wie lautstärkeempfindlichkeit und Hörentwöhnung berücksichtigen. Mann kann einem Einsteiger nicht die Volle Lautstärke anbieten, das macht das Ohr in der Regel nicht mit.
LG Bernd
fast-foot
Beiträge: 5624
Registriert: 12. Okt 2008, 15:55
16

Re: Hörgerät einstellen, warum so schwierig?

#11

Beitrag von fast-foot »

Der Akustiker muss aber Dinge wie lautstärkeempfindlichkeit und Hörentwöhnung berücksichtigen. Mann kann einem Einsteiger nicht die Volle Lautstärke anbieten, das macht das Ohr in der Regel nicht mit.
Es geht aus Sicht des Gehörs um bedeutend mehr als nur diese Dinge...
Ausgewiesener Spezialist* / Name: Wechselhaft** / Wohnsitz: Dauer-Haft (Strafanstalt Tegel) / *) zwecks Vermeidung weiterer Kollateralschäden des Landes verwiesen / **) Name fest seit Festnahme
BenniK
Beiträge: 92
Registriert: 4. Okt 2012, 09:16
12

Re: Hörgerät einstellen, warum so schwierig?

#12

Beitrag von BenniK »

Wir kommen so langsam mehr und mehr ins Detail :-)

Es ind wie schnelles Essen beschreibt: VIELE DINGE DIE FÜR EINE ANPASSUNG EINE WICHTIGE ROLLE SPIELEN!

Daher macht der Akustiker ja auch eine ausführliche Anamnese
fast-foot
Beiträge: 5624
Registriert: 12. Okt 2008, 15:55
16

Re: Hörgerät einstellen, warum so schwierig?

#13

Beitrag von fast-foot »

Nach diesem kurzen Werbeblock schalten wir um zu den Tatsachenberichten...
Ausgewiesener Spezialist* / Name: Wechselhaft** / Wohnsitz: Dauer-Haft (Strafanstalt Tegel) / *) zwecks Vermeidung weiterer Kollateralschäden des Landes verwiesen / **) Name fest seit Festnahme
dive
Beiträge: 20
Registriert: 4. Okt 2012, 09:34
12

Re: Hörgerät einstellen, warum so schwierig?

#14

Beitrag von dive »

Jedenfalls sieht es ganz so aus, als wäre ich hier in diesem Forum sehr gut aufgehoben.

Dank an alle

dive
santiago
Beiträge: 734
Registriert: 26. Feb 2011, 08:46
14

Re: Hörgerät einstellen, warum so schwierig?

#15

Beitrag von santiago »

Hallo!
Die Anpassung von HG ist ein interessantes Thema.
Was die fachliche Seite einer HG-Anpassung betrifft kann ich wenig beitragen aber aus meiner 30jährigen Erfahrung mit Power-HG sehe ich es so:

Die analogen Leistungs-Boliden der 80er Jahre waren mit einem Schraubendreher schnell eingestellt und hatten dabei immer den angenehmen analogen Klang. Wie fast-foot schon geschrieben hat sind aktuelle HG in ihrer Leistung stärker begrenzt was sich natürlich in bestimmten Situationen auch negativ aufs Sprachverständnis auswirken kann. Rein vom Gefühl her sind die aktuellen Power-HG um 20, 30% leiser als die alten Boliden und der Fortschritt der Digitaltechnik spiegelt sich vielleicht auch darin dass man trotzdem noch was versteht :}

Die digitalen HG selbst sind auch immer komplexer geworden und kleine Änderungen z.B. bei Phonaks Frequenzverschiebungsverfahren SoundRecover können sofort große Auswirkungen auf den Klang und das Sprachverständnis haben. Ohne einen fähigen und bemühten Akustiker und ausreichendes Feedback durch den Benutzer, sind meiner Meinung nach die Spitzenmodelle mit ihren vielen Features, kaum mehr optimal einstellbar.

Was vielleicht bei HG auch noch dazukommt ist die Akzeptanz der Kunden. Beim CI wird automatisch erwartet dass der Träger "das Hören neu lernt" und Zeit dafür aufwendet. Dies ist bei HG praktisch nicht durchführbar und die Mehrzahl der Kunden wird eher beim Sprachverständnis als beim Klang Kompromisse machen. Ich schaue bei der Anpassung auch immer darauf dass ich den Klang angenehm empfinde obwohl dies dann vielleicht nicht immer das Optimum bezüglich Sprachverständnis darstellt.

Gruß
santiago
BenniK
Beiträge: 92
Registriert: 4. Okt 2012, 09:16
12

Re: Hörgerät einstellen, warum so schwierig?

#16

Beitrag von BenniK »

fast-foot hat geschrieben:Nach diesem kurzen Werbeblock schalten wir um zu den Tatsachenberichten...
Sehr geil :lol:
BenniK
Beiträge: 92
Registriert: 4. Okt 2012, 09:16
12

Re: Hörgerät einstellen, warum so schwierig?

#17

Beitrag von BenniK »

santiago hat geschrieben:Hallo!
Die Anpassung von HG ist ein interessantes Thema.
Was die fachliche Seite einer HG-Anpassung betrifft kann ich wenig beitragen aber aus meiner 30jährigen Erfahrung mit Power-HG sehe ich es so:

Die analogen Leistungs-Boliden der 80er Jahre waren mit einem Schraubendreher schnell eingestellt und hatten dabei immer den angenehmen analogen Klang. Wie fast-foot schon geschrieben hat sind aktuelle HG in ihrer Leistung stärker begrenzt was sich natürlich in bestimmten Situationen auch negativ aufs Sprachverständnis auswirken kann. Rein vom Gefühl her sind die aktuellen Power-HG um 20, 30% leiser als die alten Boliden und der Fortschritt der Digitaltechnik spiegelt sich vielleicht auch darin dass man trotzdem noch was versteht :}

Die digitalen HG selbst sind auch immer komplexer geworden und kleine Änderungen z.B. bei Phonaks Frequenzverschiebungsverfahren SoundRecover können sofort große Auswirkungen auf den Klang und das Sprachverständnis haben. Ohne einen fähigen und bemühten Akustiker und ausreichendes Feedback durch den Benutzer, sind meiner Meinung nach die Spitzenmodelle mit ihren vielen Features, kaum mehr optimal einstellbar.

Was vielleicht bei HG auch noch dazukommt ist die Akzeptanz der Kunden. Beim CI wird automatisch erwartet dass der Träger "das Hören neu lernt" und Zeit dafür aufwendet. Dies ist bei HG praktisch nicht durchführbar und die Mehrzahl der Kunden wird eher beim Sprachverständnis als beim Klang Kompromisse machen. Ich schaue bei der Anpassung auch immer darauf dass ich den Klang angenehm empfinde obwohl dies dann vielleicht nicht immer das Optimum bezüglich Sprachverständnis darstellt.

Gruß
santiago
Geht j anix über ein US 80 PPL. Das Ding hatte Power! Heute ist es das Sumo von Oticon! Die Geräte lassen sich aber auch Super Liniear einstellen!!! Und haben richtig Power!

Zum Thema Sprachverständnis:
Als Neukunde muss man auch wieder neu Hören lernen. Deswegen geht es am Anfang um die Akzeptanz, da sonst der Kunde das Gerät ganz schnell in die Ecke legt. Durch den Akklimatisationsmanager ist das mittlerweile viel besser geworden und man kann den Kunden in einem relativ kurzen Zeitraum wieder zu einem sehr guten Sprachverständnis helfen!
Antworten