Problem mit der Hörschädigung

Für Ratsuchende, Erfahrungsaustausch, Hilfestellungen
Lizzy
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Problem mit der Hörschädigung

#1

Beitrag von Lizzy »

Hallo Leute,

ich bin von Geburt an sehr hochgradig schwerhörig und 18 Jahre alt, mit 3 Jahren wurde es erst diagnostiziert. Meine Sprachentwicklung hat sich dadurch ein wenig verzögert, ich spreche nicht perfekt, weil ich eben die Endungen oder auch die Zischlaute nicht richtig hören kann. Bis 2009 trug ich auf beiden Seiten Hörgeräte, dann habe ich mich für ein CI entschieden, weil es auf dem rechten Ohr immer schlechter wurde. Nun bin ich jetzt eigentlich zufrieden damit, was das angeht. Trotzdem höre ich nicht perfekt, wie die Normalhörende. Ich komme mit der Hörschädigung einfach nicht klar. Ich frage mich jedes Mal, wieso ich, ausgerechnet ich, schwerhörig bin, denn keiner aus meiner Familie hat das gleiche Problem wie ich. Ich gehe kaum mehr raus, weil das mir alles kein Spaß mehr bringt, habe keine Lebensfreude mehr, keine Freunde in meiner Umgebung etc. Ehrlich gesagt habe ich Angst davor, rauszugehen und auch mit wem denn, meine Freunde, die auch schwerhörig sind, wohnen viel weiter weg. Des Weiteren habe ich früher schlechte Erfahrungen gemacht. Mir wurde immer gesagt: "Wie redest du denn? Hast du was im Mund? Du redest aber komisch!" Oder hatte Freunde, die hinter meinem Rücken über mich gelästert haben etc. Das hat alles so im Laufe der Jahre in mir eingeprägt. Und dummerweise habe ich auch immer Angst davor: NACHZUFRAGEN. Bin leider sehr schüchtern... Ich meine, klar, ich bin schwerhörig und hab das Recht dazu mehrmals nachzufragen, aber mich selber nervt das und traue mich auch nicht immer. Ich will doch auch einfach nur so gleich alles verstehen, was die Leute sagen. Oder ich denke, ich hätte die Frage richtig verstanden und antworte dementsprechend auch, kommt aber das Falsche heraus. Da schäme ich mich immer, oder was weiß ich. Ich fühle mich einfach nicht wohl in der Runde mit Normalhörende. Ich ging früher auf einer "normalen" Grundschule, da hatte ich jeden Tag Kopfschmerzen und es war anstregend. So ging ich ab der 5. Klasse auf einer schwerhörigen Schule in Hamburg. Da war das schon viel besser, und ich hab mich auch so richtig wohl gefühlt, weil ich wusste, dass die anderen Kinder auch das gleiche Problem haben wie ich. So das nächste Problem ist, ich mache zurzeit eine Ausbildung (im 1. Jahr) zur Verwaltungsfachangestellten bei der Bundespolizei. Und hatte von Oktober bis Dezember Berufsschule. Das war so schwer für mich, mit 23 Leute in einer Klasse, schlechte Akustik, kein Teppich etc. Ich saß ja schon ganz vorne, aber wie bitteschön soll ich die Leute hinter mir verstehen? Ich musste mich immer umdrehen und habe die trotzdem nicht richtig verstanden :( , und ich bin auch mal auf die Lehrer zugegangen und hab Klartext geredet, wie es mir gerade geht und wie schwer es mir alles fällt. Schön und gut, die haben es zwar akzeptiert und versuchen mir zu helfen. Trotzdem hilft das mir nicht ein bisschen. Ich weiß einfach nicht, wie ich das alles schaffen soll. Außerdem der Beruf ist auch irgendwie nicht so wirklich mein Ding, in der Berufsschule ist nur Arbeiten mit Gesetzestexten, und dies und das. Ich hab leider kein großen Wortschatz und mein Deutsch ist auch nicht perfekt. Und bald ist wieder Berufsschule und zusätzlich habe ich noch eine Dienstbegleitende Unterweisung in Lübeck, wo ich auch die Prüfung am Ende absolvieren werde, da mache ich mich jetzte schon verrückt und habe Angst. Ich denke die ganze Zeit ans Abbrechen, aber das kann ich doch auch nicht machen. Da hab ich weiterüberlegt, ob das vielleicht möglich wäre, wenn ich die Berufsschule in Essen besuche, ob die das mitmachen. Dass ich halt ganz normal weitermache, nur, dass ich eine andere Berufsschule besuche. Aber dann habe ich festgestellt, dass die, in Essen, nur Verwaltungsfachangestellte im kommunalen Bereich ausbilden und ich bin ja im bundesebenen Bereich. Ob man das nicht trotzdem kombinieren kann? Auf jeden Fall möchte ich nicht mehr in diese Berufsschule gehen, da fühle ich mich einfach so unwohl und ist zu schwer für mich. Oh man, ich bin so verzweifelt. Könnt ihr mir vielleicht helfen oder mir Rat geben dazu? Hat jemand von euch auch Erfahrung damit gemacht? Ich wäre sehr dankbar darüber, wenn ihr mir schreiben würdet und mir vielleicht ein wenig helfen könntet!

Lieben Gruß
Lizzy <3
Pam
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Re: Problem mit der Hörschädigung

#2

Beitrag von Pam »

Hallo,
puh...eine ganz schwierige Situation. Ob ich dir helfen kann weiß ich nicht, aber ich will nicht einfach ohne Antwort wieder verschwinden.
Was auch immer du dir wünscht: Du wirst NIE so problemlos alles verstehen wie Normalhörende. Das Leute dich doof ansprechen wegen deiner Aussprache, auch das wird die leider immer wieder passieren. Passiert mir auch - so what?!
Ich denke du hast recht viele Baustellen. Zweifel ob der Beruf der Richtige für dich ist...Dann die Sache mit der Berufsschule: Welche Hilfsmittel nutzt du denn dort? Hast du schon einmal über einen Schriftdolmetscher nachgedacht? Ich weiß nicht, ob Essen eine realisierbare Lösung wäre. Falls es vom Ausbildungsstand her möglich wäre, wüsste ich immer noch nicht, ob as DIE Lösung für dich wäre. Wie läuft denn später dein Berufsalltag ab? Ist das für dich eine entspanntere Umgebung?
Ganz ehrlich: Wenn du dich so komplett unwohl fühlst und deine Hörschädigung nicht akzeptieren kannst, hast du dann schonmal über eine Reha nachgedacht?
Alles Gute!
Viele Grüße Pam
-------------------
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Lizzy
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Re: Problem mit der Hörschädigung

#3

Beitrag von Lizzy »

Hey Pam,
danke für deine Antwort. :)
Ich weiß, dass ich nie so hören werde, wie die Normalhörende! Aber ich will es so sehr, irgendwie kann ich das nicht akzeptieren, dass ich schwerhörig bin. In der Schule benutze ich keine Hilfsmitteln, über ein Schriftdolmetscher hab ich auch schon nachgedacht, aber dann steh ich ja voll dumm da. Ich weiß nicht, ich fände es nciht schlecht, in Essen habe ich halt meinen Kreis, wo ich mich wohl fühle und sicherlich viel besser mitkomme, als bei der anderen Berufsschule. Und gehe halt normal zur Arbeit... Also mein Berufsalltag ist ganz ok, da komme ich schon zurecht, aber es ist soo langweilig, ich kann hier irgendwie meine Energie nicht rauslassen. hmm. Inwiefern meinst du mit Reha? Psychologen? ich weiß nicht, ob er mir helfen kann...
Dankeschön!! :)
LG Lizzy
franzi
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Re: Problem mit der Hörschädigung

#4

Beitrag von franzi »

Hallo Lizzy

Es gibt verschiedene Rehas für Hörgeschädigte.
Kaiserbergklinik
Direkte Site http://www.median-kliniken.de/...ad-nauheim

Bosenbergklinik
http://www.bosenberg-kliniken.de/...sicht.aspx

Baumrainklinik
http://www.helios-kliniken.de/...indel.html

Da hierbei um Kommunikationsproblem angesprochen wird.
http://www.helios-kliniken.de/.../8474.html

http://www.helios-kliniken.de/klinik/ba ... sberg.html

In den ersten 3 genannten Reha-kliniken gibt es selbstbetroffenen mitarbeiter. In Bad Grönnenbach weiß ich es leider nicht ob es dort auch welche gibt.

Kannst du dir ja mal alle anschauen und überlegen was du willst und welche erwartungen du hast.

lg franzi
seit geburt schwerhörig. erste Hörgeräte mit 11jahren, mittlerweile Hochgradig sh bis an taubheitgrenzende schwerhörig
Links seit 12.2010 CI , re-implantation Mai.2011 und recht oktober.2014 CI.
Nob
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Re: Problem mit der Hörschädigung

#5

Beitrag von Nob »

Hallo Lizzy,
ich bin schon etwas älter und "nur" mittelprächtig schwerhörig aber ich kann dich gut verstehen. Das ganze kann schon belastend sein. Ich denke dass die Unsicherheit ein großes Problem ist. Da musst du ansetzen und dran arbeiten.
Ich zum Beispiel telefoniere total ungerne. Ich verstehe da je nachdem wie der andere den Hörer hällt und leise spricht keinen Buchstaben. Ich habe da schon unzählige male Blut und Wasser geschwitzt bis ich darauf gekommen bin dass mich niemand dazu zwingen kann zu telefonieren. Hey wir haben Briefe und Mails und so, ich muss nicht telefonieren. Dass Problem ist oft dass wir Schwerhörigen uns gezwungen sehen uns dem normalen anzupassen und da wir das nicht können nur Frust und Unzufriedenheit dabei raus kommt.
Auf der anderen Seite gibt es sicher aufgeschlossene und nette Menschen mit Geduld und Einfühlungsvermögen in deinem Alter und Umfeld. Wenn du offen mit deiner Behinderung umgehen kannst und diese als solche auch akzeptierst wird es auch einfacher sein dich zu akzeptieren. Versteck dich also nicht und Kopf hoch, du bist nicht allein.
Wünsche dir alles Gute.
Nob
santiago
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Re: Problem mit der Hörschädigung

#6

Beitrag von santiago »

Hallo!
Mein erster Gedanke beim Lesen war dass Du als GL mit GS wahrscheinlich mehr Spaß am Leben hättest 8)

Für jemanden der seit seiner Geburt stark SH hast Du Deine SH noch nicht so optimal verarbeitet. Du versuchst unauffällig zu funktionieren und den Anforderungen der hörenden Welt gerecht zu werden. Blöd dabei ist nur das dies nicht so toll funktioniert und Du dann keine Kraft mehr für Dein eigenes Leben hast :x

Als ersten Schritt scheint es mir wichtig dass Du Dir zuerst mal die eigene SH "verzeihst" und sie als Teil Deiner Persönlichkeit akzeptierst.
Hörschädigungen sind halt unsichtbare Behinderungen welche leicht dazu führen das die SH in der hörenden Welt selbst unsichtbar werden…

Gruß
santiago
Lizzy
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Re: Problem mit der Hörschädigung

#7

Beitrag von Lizzy »

Danke, ihr Lieben für die Antworten, für eure Hilfe & Unterstützung! :)
Irgendwann werde ich meine Hörschädigung akzeptieren, auch wenn es mir richtig schwer fällt. Vielleicht sollte ich ja wirklich eine Reha machen, aber das ist ja am A.... der Welt! :S xD

Santiago? was bedeutet GS?

Am Montag werde ich auf der Arbeit mal mit der Vertretung für behinderte Menschen reden, vielleicht kann sie mir weiterhelfen, vielleicht finden wir dann eine Lösung?
Ich hoffe ja.
Nochmal vielen Dank und ich wünsche euch noch einen schönen Sonntag!

LG
Lizzy
Pam
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Re: Problem mit der Hörschädigung

#8

Beitrag von Pam »

GS=Gebärdensprache

Santiago, ja könnte sein, dass die GL-Welt eine angenehme Ergänzung darstellen würde.

Egal wierum, ich hoffe du findest einen Weg, damit du dich in deiner eigenen Haut wohler fühlst!
Viele Grüße Pam
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Lizzy
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Re: Problem mit der Hörschädigung

#9

Beitrag von Lizzy »

Hey Leute,

ich habe gute Neuigkeiten. Es klappt mit Essen, habe vor 2 Wochen mit der Vertretung für behinderte Menschen gesprochen und sie hat es an den Ausbilder weitergeleitet. Ich hoffe, es wird jetzt besser mit der Schule.

Aber ich bin immer noch hin und her gerissen, was die Reha angeht. Es ist wirklich sehr weit weg, und ob das mir hilft? Was würdet ihr an meiner Stelle machen?

Nochmal vielen Dank an euch, für die tollen Antworten und Unterstützung! :)

LG
Lizzy
Franzi85

Re: Problem mit der Hörschädigung

#10

Beitrag von Franzi85 »

Hallo Lizzy

Du bist ja dort untergebracht also, ist es doch eingendlich egal wie weit die Reha von dir weg ist. Nun ich kenn mich nicht aus wie das in der Ausbildung ist wegen der fehlzeiten, die du dann hast. Du kannst dich ja mal genau informieren, wie das mit dem fehlzeiten ist. Ansonsten würde nichts gegen eine Reha sprechen, du solltest
aber selber wissen was du von der REha erwartest und versprichst.

lg franzi
deffman
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Re: Problem mit der Hörschädigung

#11

Beitrag von deffman »

Ich bin ja technisch gesehen gehörlos (im Schwerbehindertenausweis GL), ich finde das auch manchmal belastend, aber nicht änderbar, abgefunden habe ich mich aber schon lange damit, das muss man einfach durchziehen. Meine Identität ist seit langem nun klar, ich bin ein Gehörloser. Mit meinem Restgehör und den Hörgeräten + Lippenlesen lasse ich die hörende Welt noch rein, denn ich lebe ja darin.
Gehörlos, sehbehindert=taubblind... Tunnelblick, stark kurzsichtig, Strabismus. : 2 Hörgeräte, Gebärdensprache, taktile Gebärdensprache, Taubblinden-Assistenz
Lizzy
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Re: Problem mit der Hörschädigung

#12

Beitrag von Lizzy »

Hey deffman,
das hast Du gut gesagt, "denn ich lebe ja darin". Das stimmt nämlich! Aber iwie sagt mir mein Gefühl immer, dass ich nicht dazu gehöre... und mich damit abfinden, dauert vielleicht noch eine Weile..
Und zuzüglich zu deinem B-Ausweis, ich habe komischerweise kein GL sondern ein G. Das muss doch ein Fehler sein, oder? Denn ich habe ja nicht gehbehindert, sondern eigentlich auch (ohne HG + CI) gehörlos... Ich muss da nochmal am besten nachhaken.
Hast du schon mal nach einem CI nachgedacht?
LG
Lizzy
Eine

Re: Problem mit der Hörschädigung

#13

Beitrag von Eine »

Nein, richtige Gehbehinderte bekommen aG und Hörgeschädigte bekommen durchaus das G.
Man kann aber das G durch GL "umtauschen". Früher gab das GL nicht, deswegen haben die
GL auch G bekommen, damit sie auch die Vorteile einer G nutzen können, z.B. Behindertenabteil
im Zug, Sitzplatzwunsch wird nachgegangen, damit der GL nicht stehen muss. Schaffner muss
sich auch um GL kümmern wie ein Gehbehinderte, weil sie die Durchsagen nicht verstehen und
deswegen zum GL hinläuft, falls es ihn betrifft. Ich wurde schon von Schaffner angesprochen
und gefragt, ob sie mich informieren sollen, wenn was ist, als sie meinen SBA sahen.
Pam
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Re: Problem mit der Hörschädigung

#14

Beitrag von Pam »

G gibts bei Kindern doch auch manchmal aufgrund von Gleichgewichtsstörungen zusätzlich zum Gl, oder?
Viele Grüße Pam
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Lizzy
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Re: Problem mit der Hörschädigung

#15

Beitrag von Lizzy »

G - Erhebliche Beeinträchtigung der Bewegungsfähigkeit im Straßenverkehr (§ 3 Abs. 2 SchwbAwV,
§ 146 Abs. 1 Satz 1 SGB IX), dies steht bei Wikipedia. Eigentlich müsste das G durch ein GL ersetzt werden... weil ich bin nicht bewegungsunfähig..^^
nja, vielleeicht stimmt das ja wirklich, Eine. ich hake in heide nochmal nach.

und kurz zurück zur Reha, hat einer von euch auch eine Reha durchgezogeen? Wie fandet ihr das? Über eine Rückmeldung würde ich mich freuen.
LG
Lizzy
Eine

Re: Problem mit der Hörschädigung

#16

Beitrag von Eine »

Doch man ist bewegungsunfähiger, weil man die akustischen Durchsagen damals nicht verstand. Die Bahnhöfe waren früher nicht so modern wie heute. Man war viel auf andere Menschen angewiesen.

Ich hab mal ne Reha gemacht und fands cool und würds immer wieder machen.

An deiner Stelle würd ich darüber nachdenken, mich an der Bundesjugend der DSB anzuschließen und deren Sommercampangebot für dieses Jahr mal anschauen.
Sanny
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Re: Problem mit der Hörschädigung

#17

Beitrag von Sanny »

Hallo LIZZY,

ich kann dich sehr gut verstehen, ich habe vor ein paar Jahren auch gedacht, ich sei die einzige auf der Welt mit diesem Hörproblemen.
Doch durch dieses Forum bin ich an das Sommercamp für junge Hörgeschädigte in Borken (im Alter von 14-35 Jahren) gekommen.
Ich war dabei und das war toll! Ich habe soviele nette Leute kennengelernt, die dieselben Probleme haben. ich kann das Sommercamp nur empfehlen. Man kann an einigen Workshops teilnehmen, die einem wirklich weiterhelfen. http://www.bundesjugend.de/sommercamp2012/
Gruß
Sanny
Lizzy
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Re: Problem mit der Hörschädigung

#18

Beitrag von Lizzy »

Danke, Sanny, für dein Tipp. Ich gucks mir mal an, mal sehen, ob ich das mache! :)
Delchen13
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Re: Problem mit der Hörschädigung

#19

Beitrag von Delchen13 »

Hallo Lizzy,

ich versuche mal einen anderen Aspekt reinzubringen. So wie Du die Welt hörst, ist einmalig, weil Dich das ausmacht, das ist bei mir mit meiner Schwerhörigkeit samt Tinnitus genauso.

Als Kind stotterte ich und ich lernte auch später sprechen, redete immer sehr schnell, weil ich mich nicht hören konnte, bzw. die Lautstärke nicht einstellen konnte, man warf mir nuscheln und leise sprechen vor, dabei bemühte ich mich so gut es ging - es GING aber auch auf mein Selbstwertgefühl...

In der Zeit als ich stotterte bekam ich ein paar Stunden Logopädie, die ich in guter Erinnerung habe.

Dann mit Ende 20, ich redete immer noch schnell, konnte mich immer noch nicht hören und redete angeblich immer noch zu leise, wurde dann durch meine Eigeninitiative meine Schwerhörigkeit beidseitig festgestellt. Wie lange die bestand, schon als Kind weiss ich nicht, ich weiss nur, dass meine Eltern vom Gehör vorbelastet sind, wie auch meine Oma.

Durch die Hörgeräte lernte ich dann wieder neu hören, verstehen, ich hörte mich selber besser und konnte meine Aussprache neu einstellen, zugleich lernte ich für mich, dass es in der Kommunikation das A und O ist, wenn die Gespräche in Ruhe und langsam vonstatten gehen. Und das ich das zu akzeptieren habe, da ich dann meine Konzentration halten kann und dem Gesprächsfluss folgen kann.
Ein Jahr nach erfolgreicher HG Anpassung kam dann noch ein chronischer Tinnitus nach 2 Mittelohrentzündungen dazu, dieser bremst mich auch und hält mich piano. Meine Hörschwierigkeiten wollen mir nix böses, sie machen mich nur darauf aufmerksam, dass es halt anders geht und dass das in Ordnung ist, egal was die anderen sagen oder denken.
Da mein Tinnitus sich mehr in den Vordergrund gedrängt hat, der Akkustiker recht weit weg ist, gehe ich empanzipierter mit dem HG tragen um, da ich nur wissen kann, wann mir die Technik hilft und wann ich mir, durch mein zu mir stehen helfen kann.

Wie wäre Logopädie für Dich, damit Du eine neue Atemtechnik oder eine besser Aussprache lernen kannst? Suche Dir Menschen, die, Dir gut tun und zeigen, dass egal wie Du sprichst in Ordnung bist. Tue etwas für Dein Selbstbewusstsein und Dein Selbstvertrauen, durch Literatur, durch Kurse etc.

Es gibt nur einen Menschen wie Du, der so hört und spricht wie Du es bist, nimm das an, kämpfe nicht mehr gegen Dich, sondern schliesse Frieden mit Dir und Deinen Einschränkungen, dann hast Du mehr Kraft für die Dinge, die wichtig sind für Dich oder Spass machen.

Wenn andere mit Dir und Deiner Aussprache nicht umgehen könnnen, dann ist das deren Problem, nicht Deines. Du bist nicht auf der Welt, um nach den Erwartungen anderer zu leben, sondern so wie Du bist.

Noch was, als ich meine Umschulung zur kaufm. Angestellten machte, über eine Handelsschule, mit neuen Hörgeräten erging es mir ähnlich wie Dir, schwer andere zu verstehen, dem Unterricht zu folgen, wenig Verständnis durch den Lehrer etc... ich habe meine Ausbildung durchgezogen, obwohl wenige an mich geglaubt haben, da war Anfang 30 - jetzt bin ich froh, es geschafft zu haben und das Diplom zu haben.
Wenn Du Dich nicht wohlfühlst, dann wende Dich an die Integrationsfachstelle, die Dir bei der Vermittlung helfen, Dich unterstützen, vermitteln und Dir helfen Deine Grenzen zu wahren und nachfragen, ob es via Internet, via Selbststudium möglich ist, dran zu bleiben und so Deine Motivation und Kräfte zu halten.
Hast Du schon mal dran gedacht, Dich an Menschen einer Selbsthilfegruppe zu diesem Thema vor Ort zu wenden, wegen der Sozialen Kontakte und wegen dem Austausch.
Es ist gut, wichtig, dass Du sprichst, das hilft Dir zu verarbeiten und neue Wege, bessere Wege für Dich zu finden, bleibe bitte da dran - dann schaffst Du es auch weiter :-)

Herzliche Grüsse

Jacqueline

Nun bald 47 Jahre...
Hochgradige pancochleare IO SH bds, leicht tiefton betont
beidseitiger Tinnitus seit 1995
Trage seit 1994 Hörgeräte
Lizzy
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Re: Problem mit der Hörschädigung

#20

Beitrag von Lizzy »

Liebe Delchen13/ Jacqueline,

vielen lieben Dank für Deine Antwort! Und ein sorry, dass ich mich erst jetzt melde. :S

so viele wahre worte dabei, eigentlich hätte ich so denken müssen und zu meiner hörschädigung stehen, denn ich kenne das ja nicht anders... vielleicht ist das eine gute idee mit der logopädie, nur ich denke immer, meine sprachentwicklung hat sich bereits abgeschlossen, da kann sich nicht viel ändern, oder wie soll sich das denn ändern, wenn ich die zischlaute nciht höre?! ich stottere auch ein wenig, aber nur wenn ich immer denke, ich stottter bestimmt gleich, dann kommt das auch. wie ich das hasse. oder wenn ich schnell oder perfekt sprechen will, wie die normalhörenden, achte ich zu sehr auf die aussprache, dass ich das atmen vergessen und stottere dann. :/ neulich hat eine mich mal wieder angesprochen, ob ich ne spange im mund hätte. ich hätte auf der stelle heulen können, aber das wollte ich nicht. mir tut sowas sehr weh, weil ich meine ich kann nichts dafür. und wieso müssen die leute sich immmer sowas äußern, es gibt halt menschen, die nicht perfekt sprechen können..
ich bewundere dich, was du alles geschafft hast und wie du es alles gemeistert hast. :) ich wünsche dir weiterhin viel glück und erfolg :)
LG Lizzy
Lenas97

Re: Problem mit der Hörschädigung

#21

Beitrag von Lenas97 »

Hallo Lizzy,
ich hab auch das problem das ich manchmal stotter, aber das ist selten, mir hat man auch empfohlen zu logopädin zu gehen, weil ich das hören verlernt hab, weil ich nur noch vom mund abgelsen hab.Nur ich weiß nicht ob das etwas bringt. Ich höre auch öfter andere wörte oder auch buchstaben.
liebe Grüße
Lena
Lenas97

Re: Problem mit der Hörschädigung

#22

Beitrag von Lenas97 »

Hallo Lizyy,
ich hab schon vor paar minuten ein kommentar abgeliefert, nur ich hab mir jetzt deinen langen Text oben erst durch gelesen. Bei jeder Zeile am Anfang hab ich mir gedacht, so geht es mir auch. Ich habe erst mit 3 das sprechen angefangen und mit 10 hörgeräte bekommen. Ich bin auch sehr schüchtern und sensibel. Ich hab auch oft Angst nachzufragen, weil das bestimmt als schwerhörige irg. noch doofer angkommt. Und ich öfter das Problem hab das ich dann es wieder nicht versteh. Ich geh auf eine Normale Schule. Nach der Schule bin ich immer kaputt. Und ich höre auch manchmal andere Wörter oder verstehe manche Buchstaben nicht so gut. Ich würde mich freuen wenn ich mit dir über diesen forum unterhalten könnte. :)
lg lena
Lizzy
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Re: Problem mit der Hörschädigung

#23

Beitrag von Lizzy »

Hey Lena,

super gerne können wir uns hier schreiben! :)
Können ja ne Uhrzeit abmachen und dann hier chatten!
LG Lizzy :)
Lena97
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Re: Problem mit der Hörschädigung

#24

Beitrag von Lena97 »

Hey Lizzy,
ja, des wäre schon.:)
Wan hättest du denn Zeit?
lg lena
Delchen13
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Re: Problem mit der Hörschädigung

#25

Beitrag von Delchen13 »

Lizzy hat geschrieben:Liebe Delchen13/ Jacqueline,

vielen lieben Dank für Deine Antwort! Und ein sorry, dass ich mich erst jetzt melde. :S

so viele wahre worte dabei, eigentlich hätte ich so denken müssen und zu meiner hörschädigung stehen, denn ich kenne das ja nicht anders... vielleicht ist das eine gute idee mit der logopädie, nur ich denke immer, meine sprachentwicklung hat sich bereits abgeschlossen, da kann sich nicht viel ändern, oder wie soll sich das denn ändern, wenn ich die zischlaute nciht höre?! ich stottere auch ein wenig, aber nur wenn ich immer denke, ich stottter bestimmt gleich, dann kommt das auch. wie ich das hasse. oder wenn ich schnell oder perfekt sprechen will, wie die normalhörenden, achte ich zu sehr auf die aussprache, dass ich das atmen vergessen und stottere dann. :/ neulich hat eine mich mal wieder angesprochen, ob ich ne spange im mund hätte. ich hätte auf der stelle heulen können, aber das wollte ich nicht. mir tut sowas sehr weh, weil ich meine ich kann nichts dafür. und wieso müssen die leute sich immmer sowas äußern, es gibt halt menschen, die nicht perfekt sprechen können..
ich bewundere dich, was du alles geschafft hast und wie du es alles gemeistert hast. :) ich wünsche dir weiterhin viel glück und erfolg :)
LG Lizzy
Hallo Lizzy,

ich danke Dir sehr für Deine Antwort, habe sie eben entdeckt :-)

Also die Logopädie habe ich Dir empfohlen, damit Du auch eine andere Atmung beim Sprechen lernen kannst und so LERNST Dich mit Dir wohlzufühlen, weil Du lernst, dass man es auch anders machen kann, als Du es gewohnt bist.
Sprechen hat auch mit Atmung zu tun und damit zu lernen, dass man vielleicht aus Angst oder Scham unbewusst gelernt hat, falsch zu atmen, sprich es gibt Schwierigkeiten und man fühlt sich unwohl.

Schau es so an, Du machst das NIE für andere, sondern nur für DICH! Und wenn Du Dich wohlfühlst werden auch die Kontakte sich anders gestalten, Du wirst sehen und manchmal braucht man Hilfe, weil man es selber nicht hinkriegt und es ist doch gut, wenn es Hilfe gibt ?!

JA, es gibt viele Menschen, die aus "Dummheit - sprich Unwissenheit und Angst" blöde, manchmal auch verletzende Antworten geben oder Bemerkungen. Nimm diese nicht persönlich, frage nach, wenn Du magst und Dir die Person am Herzen liegt, ansonsten lass die Menschen reden, sie reden auch so... Weisst Du es ist einfacher eine blöde Bemerkung zu machen, statt aus Neugierde nachzufragen, was denn nun los ist :-))

Such Wege, damit Du Dich mit DIR wohler fühlst und Dich so auch besser annehmen kannst, das zählt. Schliesslich leben wir für uns, da wir mit uns 24 Stunden zusammen sind, mehr und länger wie mit anderen....

All das kenn ich auch, ich lernte aber immer mehr die Prioritäten zu setzen und wenn mir der andere was sagt, was mir weiterhilft ist es schön und ok, wenn es aber was ist, dass Stress macht und nicht umsetzbar ist - wie einiges beim THEMA Schwerhörigkeit, dann lege ich es als Problem des anderen mit mir oder dem Thema ab.
Ich lerne gerne von anderen, aber bitte konstruktiv, dann haben alle was davon.

Bleib dran und alles Liebe und Gute Dir!

Herzliche Grüsse

Jacqueline :) :) :)
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