Musiker mit Hörgerät, Pfeifen

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StefanMusic

Musiker mit Hörgerät, Pfeifen

#1

Beitrag von StefanMusic »

Und nochmal: Hallo zusammen!

Ich bin sehr ambitionierter Musiker (Querflöte), spiele in Orchestern und leite eine Blasmusik-Kapelle. Seit gut einem Jahr trage ich HG's (hinter dem Ohr), weil ich Schwierigkeiten mit Sprache Verstehen habe (der Ohrenarzt bescheinigt mir (39) das Gehör eines 80-Jährigen :p ).

Das Problem bei Musik ist, dass es hier um sehr regelmäßige akkustische Vorgänge handelt. Die Geräte meinen, das sei eine Rückkopplung und ein initiieren ein Gegensignal. Folge: Pfeifen. Das stört empfindlich, weil auch leises Pfeifen einfach das konzentrierte Zuhören und reagieren auf Musik, insbesondere Intonation, sehr erschwert.

Andererseits will ich auch nicht mehr ohne Hörgeräte sein - auch nicht beim Musizieren. Ich will auch in der Probe nicht 5 Mal nachfragen müssen, wenn die Leute mir was zu sagen haben. Und auch klanglich sind sie eine Bereicherung, weil die Obertöne wieder durch kommen.

Musikprogramme in den Hörgeräten haben alle keine Auswirkung für meine Bedürfnisse. Ich denke, die sind eher dazu da, das Pfeifen zu minimieren, wenn man mal eine CD anhört - aber das ist nicht vergleichbar mit dem, was ich mache. Ich kann die Lautstärke an den HG's regeln, das hilft aber nur bedingt.

Bevor ich mich geschlagen gebe und den Kompromiss hinnehme, frage ich aber nochmal nach:

Sind hier Musiker mit dem gleichen Problem und wie geht ihr damit um?
EinOhrHase
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Re: Musiker mit Hörgerät, Pfeifen

#2

Beitrag von EinOhrHase »

Salut Stefan

spiele zwar ebenso ein Instrument, aber mehr für mich. Daher ist auch das räumliche Klangvolumen recht begrenzt (Schallschluckendes Mobiliar ua).

Beim Singen hingegen (Chor) kam es mit meinem bisherigen Gerät (BAHA, einseitig versorgt) ab und an zu Verzerrungen. Das hängt in der Regel davon ab, wie stark die anderen Chorstimmen sind und in welchen Räumlichkeiten gesungen wurde. Da bei einem BAHA (knochenverankertes Hörgerät) solche Rückkopplungen relativ selten auftreten, habe ich von daher auch kaum Probleme.

Mir wurde für mein neues Gerät schon empfohlen, ein separates Musikprogramm zu programmieren. Hatte aber noch keine Gelegenheit, das neue Gerät im Chor zu testen, inwiefern sich das Musikprogramm bewährt.

Die Lautstärke zu verringern / erhöhen ist manchmal hilfreich, ja, aber ich denke das ist für den leidenschaftlichen Musiker irgendwann nervend, dauernd die Lautstärke des Geräts einzustellen.

Normalerweise arbeiten die HGs (in der Automatikeinstellung) auf Sprache. Bei Störgeräuschen (kann ua auch Musik sein) werden Frequenzen herausgefiltert, die in der Sprache eben stören, damit das Sprachverstehen auf jeden Fall gewährleistet ist.

Was dieses Pfeifen angeht, kann es möglicherweise von den Otoplastiken kommen oder eben von "falsch" eingestellten Programmen.
Hierfür sollte dein Akustiker noch eine Feinabstimmung vornehmen um dieses Pfeifen noch weiter zu reduzieren.
Ich vermute mal, das Pfeifen deiner Hörgeräte kommt ab ca. 2000 Hz, sprich wenn Du z.B. in den oberen Tonlagen spielst und das recht laut.
Wer nicht (gut) hören kann, sollte genauer hinsehen ;)
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Mone
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Re: Musiker mit Hörgerät, Pfeifen

#3

Beitrag von Mone »

Hallo,

ich spiele zwar keine Querflöte, aber Blockföten und Kirchenorgel, aber das Problem mit dem Pfeifen kenne ich sehr gut. Ich weiß nicht, was du für HG trägst und welchen Hörverlust du hast, aber es ist eine große Herausforderung für den Akustiker, sie diesbezüglich richtig einzustellen. Das erfordert bei beiden Seiten viel Geduld und Ausprobieren mit verschiedenen Einstellungen. Ich trage Phonak Mikro Power IX 300, wobei ich vor Kurzem bei Neueinstellung wegen Hörverschlechterung wieder viele Probleme hatte, aber mittlerweile zurecht komme. Angeblich gibt es auch da wieder neuere HG-Systeme, die dem besser gerecht werden, es ist leider auch eine Geldfrage....

Viele Grüße

Mone
hoeckendorfer
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Tipp vom Akustiker

#4

Beitrag von hoeckendorfer »

Hallo,
hierfür gibt es eine einfache Lösung. Gehen Sie zum Akustiker und lassen Sie sich ein 2. Hörprogramm / Einstellung speziell für Musik geben, hierbei wird neben der lineareren Übertragung auch der s.g. Rückkopplungsmanager wird abgeschaltet. Um meinen Vorrednern abzusprechen das die Hörgeräte falsch eingestellt sind. Dieser Effekt kommt bei Musikern öfters vor, nämlich immer dann wenn Reintöne (Flöte, Klavier) auftreten, die das Gerät als Rückkopplung erkennt, die s.g. Gegenphase wird ausgelöst und die hört man (Artefakte genannt). Hoffe das hat geholfen.
StefanMusic

Re: Musiker mit Hörgerät, Pfeifen

#5

Beitrag von StefanMusic »

Mit meinen beiden Instrumenten liege ich ineinem Frequenzbereich etwa zwischen 260 und 3950 Hz. Ab 660 Hz (nicht allzu laut gespielt) beginnt die Pfeiferei, bei höheren Tönen macht die Lautstärke vom Pfeifen her kaum einen Unterschied.

Die Logik ist mir soweit klar: Je weniger Obertöne, desto gleichmäßiger das Signal, deste störker der Gegenimpuls, desto pfeif-anfälliger.

Ich habe bereits einen Knopf, der diesen Gegenimpuls abschalten soll. Egal, welches Hörgerät ich mit dieser Funktion getestet habe, und das waren einige, keines hat funktioniert. Entweder waren alle Geräte hinsichtlich dieser Funktion kaputt (unwahrscheinlich), oder die Funktion machte doch etwas anderes als der Akkustiker sagte (Abschalten des Gegenimpulses). Oder es gibt noch einen anderen Grund als diesen Gegenimpuls, dass die Geräte bei gleichmäßigen Frequenzen pfeifen.

Tja, ich sollte wohl doch eher Maler, Bildhauer oder Fotograf werden :help: :help: Die Brille pfeift zumidnest nicht :lol:
jernham
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Re: Musiker mit Hörgerät, Pfeifen

#6

Beitrag von jernham »

Hallo Stefan,

bei meinen Hörgeräten, die ich erst seit ein paar Monaten habe, beobachte ich Ähnliches, ich spiele ein Streichinstrument. Bin noch nicht bei einer Lösung angekommen.
Interessant ist, was ein kanadischer Spezialist zum Thema Musik und Hörgeräte schreibt. Er heißt Marshall Chasin, hier sein "Steckbrief"
http://www.musiciansclinics.com/who_we_are.asp
- und eine Reihe Links u.a. zu Artikeln von Chasin in anerkannten Publikationen:

http://www.asha.org/Publications/leader ... Lovers.htm

http://www.aamhl.org/webchat4162009.pdf

http://www.betterhearing.org/blog/post. ... aring-aids

http://www.hearingreview.com/issues/2009-02.asp

http://www.hearnet.com/features/article ... ickl.shtml

http://www.audiology.org/news/interview ... 0508a.aspx

Viel Spaß beim Lesen.

jernham
Zuletzt geändert von jernham am 11. Sep 2011, 15:35, insgesamt 2-mal geändert.
fast-foot
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Re: Musiker mit Hörgerät, Pfeifen

#7

Beitrag von fast-foot »

ABBC3_OFFTOPIC
Hallo,

ich glaube, ich habe eine Erklärung für gewisse Phänomene in diesem Zuammenhang. Ich muss das Ganze allerdings noch zu Ende denken und auch ausformulieren.

Letzteres werde ich machen, sobald ersteres zu einem brauchbaren Resultat geführt hat.
Gruss fast-foot
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fast-foot
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Re: Musiker mit Hörgerät, Pfeifen

#8

Beitrag von fast-foot »

Hallo,

hier nun das Resultat meiner ueberlegungen:

zunächst ein Mal stellt sich die Frage, wie eine Rückkoppelung überhaupt entsteht. Beim Hörgerät ist es so, dass das Signal, welches es produziert, erneut vom Mikrofon aufgenommen und weiter verstärkt wird (a), was wiederum zu einem stärkeren Eingangssignal führt, welches noch mehr vertärkt wird. Dies geht so weiter und hat eine fortwährende Verstärkung des Signals zur Folge, bis Regelungsmechanismen eingreifen.

Damit nun die Voraussetzungen gegeben sind, damit Begebenheit (a) zum Tragen kommt, muss erstens das Ausgangssignal des Hörgeräts den Weg zu seinem Mikrofon finden. Dies kann durch die Otoplastiklen erschwert werden. Zweitens muss eine gewisse Konstanz im Signal vorhanden sein in Bezug auf die Frequenz der Rückkoppelung. Hat sich nämlich das Eingangssignal in der von der Rückkoppelung betroffenen Frequenz bis zum Zeitpunkt, an welchem das vom Hörgerät produzierte, für die Rückkoppelung verantwortliche Signal das Mikrofon erreich hat, bereits in einem bestimmten Masse abgeschwächt, kann kein Aufschaukeln mehr passieren, es sei denn, dieses Signal sei drittens seinerseits so stark, dass es für eine erneute Rückkoppelung ausreicht.

Nun wird aber logischerweise unter den gegebenen Bedinungen desto eher eine Rückkoplung eintreten, je höher die Pegel des kritischen Signalanteils sind. Und hier kommt jetzt die prinzipielle Funktionsweise eines modernen Hörgeräts zum Tragen. Diese ist sicher mitverantwortlich für das Phänomen. Die entsprechende Begebenheit ist nicht ganz einfach zu erklären. Ich versuche es trotzdem:

Ein Geräusch, wie wir es im Alltag meistens vorfinden, setzt sich aus mehreren Frequenzen zusammen. Man kann jedes Geräusch in einzelne Sinustöne zerlegen. Die Ueberlagerung all dieser einzelnen reinen Frequenzen ergibt wiederum ergibt das gesamte Geräusch. Ich möchte dies an einem enfachen Beispiel ausführen:

Ein Geräusch bestehe aus den beiden Sinustönen der Frequenz 444 Hz und 446 Hz. Beide weisen einen Pegel von 60 dB auf. In der Summe ergibt dies einen Geräuschpegel von 63 dB. Besteht nun das Geräusch aus 1024 einzelnen Frequenzen mit Pegel von je 60 dB, ergibt sich ein Gesamtpegel von 90 dB. Daraus resultiert die Tatsache, dass eine einzelne Frequenz, selbst wenn sie konstant ist, kaum noch ins Gewicht fällt (da so zu sagen nur mit einer Stärke von 60 dB vertreten).

Anders sieht es nun bei einer Sinusschwingung aus. Wenn der kritische Pegel für eine Rückkoppelung in einer bestimmten Frequenz 75 dB betrage, so darf das beispielhafte Geräusch einen Pegel von 105 dB aufweisen, damit die Gefahr einer Feedback-Schleife gegeben ist. Eine Sinusschwinung hingegen nur 75 dB!

Dieser Effekt wird begünstigt durch die Tatsache, dass Hörgeräte auf mehreren Kanälen arbeiten. Da gewisse Frequenzbereiche isoliert unterschiedlich verstärkt werden, kann dies zu einer sich ungünstig auswirkenden Ueberbetonung von (z.B. im betreffenden Bereich in hohem Masse vorhandenen) Sinusanteilen von Klängen führen, die bei einer breitbandigen Verstärkung zu keinen Problemen führen würden (da sie durch in anderen Bereichen ausreichend vorhandene breitbandige Anteile nicht dieses Gewicht erhielten, wie sie es durch die isolierte Verstärkung gewisser Frequenzbereiche tun).

Gruss fast-foot
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santiago
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Re: Musiker mit Hörgerät, Pfeifen

#9

Beitrag von santiago »

Hallo!
Ich habe nicht wirklich Lust mich tiefergehend mit den theoretischen Ursachen für das Pfeifen der HG beim Musizieren zu beschäftigen aber auf die Schnelle kann es dafür meiner Meinung nach nur 2 Gründe geben:

a.) Ein durch die Musik in die Irre geleitetes Gegenkopplungsmanagement welches meint eine Gegenkopplung zu erkennen und dann mit dem Gegensignal erst recht das Pfeifen selbst erzeugt :lol:

b.) Es kommt beim HG bei einer bestimmten Frequenz zu einer Selbsterregung welche durch das Rückkopplungsmanagement nicht mehr beherrschbar ist.

Im Fall a.) sollte ein Programm mit ausgeschaltetem Rückkopplungsmanagement das Pfeifen vermeiden. Im Fall b.) könnte ich mir eine Verbesserung durch besser abdichtende Ohrpassstücke vorstellen.

Gruß
santiago
asterix79
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Re: Musiker mit Hörgerät, Pfeifen

#10

Beitrag von asterix79 »

Hallo Stefan,

also das ganze ist nicht so ganz einfach einzugrenzen. Ich vermute auch das es entweder an der Einstellung der HG's hängt oder an der Otoplastik oder event. auch an einer Kombination von beidem.

Um das ganze genauer beurteilen zu können wären einige genauere Infos notwendig:

- Welche HG's trägst du genau? Hersteller & genaues Modell
- wie sieht deine Audiometrie aus? Am besten Hörschwelle und Unbehaglichkeit angeben.
- was für eine Otoplastik hast du und welchen Durchmesser hat die Zusatzbohrung?
- am besten lässt du dir von deinem Akustiker einen Ausdruck der HG Einstellung mitgeben und stellst den hier Online oder schickst ihn mir gerne per Mail. Bitte sei so gut und schwärze den Namen des Akustikers.

Ich denke für dein Problem sollte es eine Lösung geben, stelle dich aber bitte darauf ein dass es nicht so ganz einfach wird und event mehrerer Termine und Korrekturen bedarf um das Problem genau einzugrenzen.

MfG
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Re: Musiker mit Hörgerät, Pfeifen

#11

Beitrag von EinOhrHase »

@Asterix79

hätte da ne Zwischenfrage als BAHA-Träger.
Derzeit teste ich noch das Oticon Ponto (das richtige Gerät wurde bestellt, ist aber noch nicht da).

Mir geht es ähnlich wie Stefan.
Hast Du da evtl. Tips bezüglich den Einstellungen?
Mein Akustiker erwähnte, er würde ggf. mehrere Programme für div. Situationen erstellen, darunter auch ein Musikprogramm.
Bevor ich die Einstellungen / Programmierungen vornehmen lasse, hätte ich vorgeschlagen, erstmal die Automatik abzuschalten - evtl kann es sein, die Erstellung von Programmen erübrigt sich.
> Bisher kannte ich es ja auch nicht anders von meinem alten BAHA, da war nichts einzustellen mit Programmen.

Generell ist es ja schwieriger bei den musikalisch veranlagten SH die Geräte so einzustellen und zu programmieren, dass es "passt" - das ist mir auch klar geworden, nachdem mein Akustiker so langsam am verzweifeln ist...... :angel:
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Re: Musiker mit Hörgerät, Pfeifen

#12

Beitrag von asterix79 »

Hallo EinOhrHase,

also ich will ganz ehrlich sein, mit BAHA & entsprechenden "Clonen" habe ich bisher keinerlei praktische Anpasserfahrung, vorallem nicht was Rückkoppelungen angeht. Aber rein vom Audiologischen her sollte die eigentlich Anpassung identisch mit einem "normalen" Hörgerät sein. Im prinzip ist ein KL-HG ja auch "nur" ein HG, es umgeht halt das Mittelohr.

Inwieweit das Ponto über eine Rückkoppelungskontrolle verfügt kann ich auf die schnelle nicht sagen, das müsste ich mit der Audiologischenhotline von Oticon klären.

Soweit ich es hier im pdf (link dazu ganz unten im Beitrag) gefunden habe basiert der Verstärker des Ponto auf dem RISE Chip. Das ist die Vorgängerversion des in den Aktuell von Oticon angebotenen HG's (Agil, Acto, usw.) verwendeten Chips. Die Aktuellen HG's verwenden den RISE2 Chip.

Meine Frage an dich bevor ich dir Tips zur Einstellung gebe:
- Welche Probleme hast du genau? Rückkoppelungen oder mit dem Klang.
==> wenn Klangprobleme, wie äußern die sich bei dir genau? bitte möglichst genau beschreiben und ob die gleichen probleme beim bisherigen BAHA auch aufgetreten sind (vieleicht waren sie auch schon da nur nicht so ausgeprägt?)

- wie war / ist das BAHA eingestellt, mehr linear oder mehr nichtlinear?
- nach welcher Formel (NAL, DSL i/o, Berger, Pogo, usw.) wurde die Voreinstellung vom BAHA berechnet? Kann dir dein Akustiker sagen, sollte er einfach in der software ablesen können.

Das sind jetzt erstmal eine menge Infos die ich da abfrage und es könnten noch mehr werden. Ich will dich damit nicht "vergraulen" aber manchmal sind es einfach winzige Details die riesen Probleme verursachen.

Wenn du mir die Infos zukommen lassen kannst werde ich mir mal entsprechend Gedanken machen um dir und auch deinem Akustiker vieleicht weiter helfen zu können.

LG

http://www.oticonmedical.com/~asset/cac ... format=web
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Re: Musiker mit Hörgerät, Pfeifen

#13

Beitrag von EinOhrHase »

Salut Asterix,

wie ich zu anfangs geschrieben habe, sind es eher bestimmte Frequenzen, die dann zu verzerrten Klängen / Geräuschen führen.
Das hängt - so mein Akustiker - im Falle der Automatik mit der Filterung zusammen, welche Frequenzen die Automatik filtert um die Sprache hervorzuheben > daher auch sein Vorschlag, div. Programme anzulegen.

Bei "Tests" mit Sinustönen ab ca. 2000 Hz klingen sie für etwa 1 Sec. normal und schweifen dann ab (metallischer Klang, teils schrill, Schwingungen ähnl. wie bei verstimmter Geige) da dann die Automatik anspricht.
Wird eine Frequenz penetranter, dämpft die Automatik den Ton extrem ab, dass dieser quasi wie der Grundton zu der entsprechenden Frequenz klingt.
Natürlich kommt der Sinuston in reiner Form äusserst selten vor (ausser Musik). Von daher macht es wenig Sinn, definitiv vom Sinuston auszugehen.
Darum auch mein erster Gedanke, die Automatik mal abzuschalten.
Windgeräuschunterdrückung und Rückkopplung sind - soweit ich mich erinnere - separate Einstellparameter.

Ob das Ponto linear / nicht linear eingestellt ist, kann ich nicht sagen - auch nicht nach welcher Formel (denke die australische) - leider.

Die Programmiersoftware entspricht den Standard Oticongeräten und ist somit auch für meinen Akustiker "einfacher" zu bedienen.

Wie gesagt, mein Akustiker ist sehr sehr bemüht, meinen (recht hohen) Ansprüchen gerecht zu werden.
Erfahrungsgemäß sind musikalische HG-Träger sehr anspruchsvoll, da sie lt. seiner Aussage Töne wahrnehmen wollen wie sie "früher" und "richtig" geklungen haben. Da spielt das Gehirn eine wesentliche Rolle, da die Töne und Geräusche anders abgespeichert sind, wie sie nun klingen. Folglich ist man der Meinung sie klingen tatsächlich falsch.

Beim bisherigen BAHA (BAHA Cochlear) gabs noch keine Einstellmöglichkeiten in der Form wie beim Ponto. Lediglich die Höhen / Tiefen konnten eingestellt werden.
Beim sehr laut stellen konnte es vorkommen, dass manche Geräusche leicht verzerrt waren. Da das selten der Fall war, kann ich dazu auch keine exakten Angaben machen.

By the Way:
Der "Test" / die Einstellungen vom Ponto sind so gesehen noch nicht ganz abgeschlossen. Ich stell mich mal auf ne längere Zeit ein, bis das Gerät wirklich "passt".
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Re: Musiker mit Hörgerät, Pfeifen

#14

Beitrag von asterix79 »

Hallo EinOhrHase,

also ob die Voreinstellung nach NAL, NAL NL1 (die "Australier") gemacht ist oder nach DSL i/o ist nicht ganz so dramatisch. NAL bzw. Nal NL1 gelten als die eher weicheren Voreinstellungen für gute Spontanakzeptanz. DSL i/o ist eher auf ein höreres Sprachverstehen ausgerichtet und führt bei vielen Erstversorgungen zu eher schlechter Spontanakzeptanz, die Kunden beklagen dann häufig einen recht harten Klang. Intressanter wäre es schon wenn Berger oder POGO zum Einsatzt kommt. Diese werden heute eigentlich kaum noch verwendet da sie recht spezielle Formeln für die Verwendung mit den klassischen, analogen Hörgeräten waren / sind. Problematisch kann es aber werden wenn jemand mit einem HG bisher ausgestattet ist das nach einer dieser "alten" Formeln voreingestellt war und jetzt auf eine entsprechend moderne "neue Maschiene" umsteigt.

Ob das BAHA mehr linear oder mehr nicht-linear ist sollte dir dein Akustiker sagen können. Das ist intressant zu wissen aber auch erstmal nur bedingt wichtig und würde manches in nächsten Schritten der Hilfe erleichtern.

Folgende Tips würde ich dir nach deiner Beschreibung geben:
(Die Tipps orientieren sich an dem was ich bei gleicher Problemstellung bei einem "normalen" Oticon HG machen würde. Wie gesagt habe ich mit KL Geräte leider keinerlei praktische Erfahrung aber im Prinzip sind es ja auch normale HG's nur halt über den Knochen angekoppelt.)

- ein Programm für die alltägliche Unterhaltung verwenden in dem diese Probleme mit den relativ reinen (Sinus)Tönen nicht oder nur minimal stören

- ein Musikprogramm, hier meine vorgehensweise wie ich sie bei einem "normalen" Oticon HG angehen würde:
1. Störgeräusunterdrückung abschalten, Mikrofon omnidirektional, Rückkoppelungskontrolle aus (bei Oticon nicht mal den RK-Test machen!)
2. PC soweit wie möglich zurücknehmen, wirklich auf die Unbehaglichkeitsgrenze setzen event. sogar erst kurz vor die Schmerzschwelle => Dynamikmaximierung
3. hohe Eingangspegel (LE80dB) deutlich anheben um auch hier die Dynamik zu erweitern. Falls es dann etwas zu basslastig wird Dynamik im tieftonbereich geringfügig rausnehmen. Falls es zu laut wird lieber mit der Gesammtverstärkung etwas zurückgehen.

Das sollte eigentlich schon einigermaßen linderung bringen können aber du musst es eben probieren.
Damit das Testen in der Kabine dir etwas leichter fällt noch ein paar allgemeine Tips die ich auch meinen Kunden gebe:

- du hast eine CD mit einem / mehreren Lieblingsstücken die du mit dem alten HG "in und auswendig" kennst? wenn ja dann nimm sie unbedingt mit in die Anpassung. Wenn du noch dazu einen tragbaren CD-Player hast dessen Klang dir vertraut ist dann nimm auch den mit. Das is viel näher an der Praxis als jeder Sinuston.

- ich versuche mit meinen Kunden größere / komplexere Probleme in mehrere kleinere aufzuspalten und dann bei verschiedenen Terminen nacheinander "abzuarbeiten". Dabei beginne ich in der Regel mit dem Teilproblem das ich als das drängenste, nicht das grösste rausgehört habe. Dieses Vorgehen hat aus meiner Sicht einige Vorteile:
a. manchmal kann es sein das die Lösung des einen Problems ein anderes verstärkt. Versuche ich alles auf einmal zu lösen drehe ich mich unbemerkt im Kreis...
b. der Kunde muss sich nach der Lösung des einen Teilproblems genauer Gedanken über das nächste Teilproblem machen, nach meiner Erfahrung fördert das die Lösung des Gesammtproblems.
c. manchmal entdecke ich als Akustiker das der eigentliche Kern des Problems nur bedingt mit der HG-Einstellung selbst zu tun hat sondern im Hörvermögen des SH oder sogar in dessen Umfeld zu suchen ist.

Ich hoffe ich konnte etwas weiter helfen.

LG
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Re: Musiker mit Hörgerät, Pfeifen

#15

Beitrag von fast-foot »

Hallo,
asterix79 hat geschrieben:- ein Musikprogramm, hier meine vorgehensweise wie ich sie bei einem "normalen" Oticon HG angehen würde:
1. Störgeräusunterdrückung abschalten, Mikrofon omnidirektional, Rückkoppelungskontrolle aus (bei Oticon nicht mal den RK-Test machen!)
2. PC soweit wie möglich zurücknehmen, wirklich auf die Unbehaglichkeitsgrenze setzen event. sogar erst kurz vor die Schmerzschwelle => Dynamikmaximierung
In Bezug auf Punkt zwei ist zu sagen:

Bei Erreichen der Schmerzschwelle nimmt das Ohr augenblicklich Schaden! Ausserdem liegen die ucls bei den meisten Hörgeschädigten deutlich über den für die meisten (aber nicht alle) Ohren gefahrlosen Pegeln von 85 dB.

Da ein Sinuston so zu sagen konzentriert auf einen relativ eng abgegrenzten Bereich einwirkt, muss man zur Bestimmung seines Gefahrenpotentials 20 dB abziehen (ein Geräusch der Stärke 94 dB hat das selbe Schädigungspotential wie ein Sinuston der Stärke 74 dB bei gleicher Einwirkdauer (von z.B einer Stunde).

Da es hier um Musik geht (wo sicher vermehrt reine Töne auftreten als im Alltag), wäre ich hier äusserst vorsichtig, zumal ja bereits bei einer "normalen" Hörgeräteeinstellung für den Alltag auf Grund der Physiopathologie des Gehörs von möglichen weiteren Schädigungen der OHCs ausgegangen werden muss.

Gruss fast-foot
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Re: Musiker mit Hörgerät, Pfeifen

#16

Beitrag von EinOhrHase »

@Asterix

danke mal für deine Infos, werd ich beim nächsten Termin mal die Sachen mitnehmen - evtl können wir (Akustiker und ich) schon vor Ort gleich bessere Korrekturen vornehmen.

@Fastfoot
Das (laute) Musik in seiner Form schädlich ist bzw. sein kann, dürfte hier jedem klar sein.
Heutige Geräte (nicht die Powergeräte !) können recht schnell und einfach eingestellt werden was die angesprochene Unbehaglichkeitsgrenze betrifft.
Obwohl meine Schwerhörigkeit recht gross ist (80db beim Sprachverstehen) hab ich doch eine recht "normale" Unbehaglichkeitsgrenze die in etwa einem Normalhörenden gleichkommt.
(Trainiere mein Gehör trotz (oder gerade wegen) Lärmarbeit immer wieder - ua. auch durch Singen)

Dennoch denk ich:
Ein vergleichbar Schwerhöriger wie mich wird mit Sicherheit eine andere Unbehaglichkeitsgrenze haben.
Jeder Schwerhörige muss für sich seine "Normallautstärke" festlegen, die ihm angenehm ist - ganz egal ob Musik, Sprache oder Geräusche im Allgemeinen.
Das Ganze ist zu komplex um eine Art Faustregel erstellen zu können, daher wird ein Urteil über Laut und Leise seitens des Schwerhörigen meist subjektiv - und manchmal auch von der Tagesform abhängig - sein.

Dennoch plädiere ich ebenso wie Du, eine zu laute Musik / lautes Geräusch ist selbst für einen Schwerhörigen nicht gerade gesund.

Da denk ich ab und an an die Tierwelt - manche Tiere haben ein 10-faches und höheres Hörvermögen wie der (normale) Mensch.
Abgesehen davon, dass sehr gut Hören bei Tieren lebensnotwendig ist, muss es sie kirre machen, wenn sie z.B. Motorengeräusche eines PKWs hören.........
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Re: Musiker mit Hörgerät, Pfeifen

#17

Beitrag von fast-foot »

EinOhrHase hat geschrieben:Dennoch denk ich:
Ein vergleichbar Schwerhöriger wie mich wird mit Sicherheit eine andere Unbehaglichkeitsgrenze haben.
Jeder Schwerhörige muss für sich seine "Normallautstärke" festlegen, die ihm angenehm ist - ganz egal ob Musik, Sprache oder Geräusche im Allgemeinen.
Die Unbehaglichkeitsschwelle sagt nichts über das Schädigungspotential von Lärm für den Betreffenden aus.

Etwas, das angenehm klingt, kann extrem schädigend sein oder auch umgekehrt.

Bei einem Schwerhörigen kann zwar das Gehör weniger schädigungsanfälliger sein im Vergleich zu einem gesunden Gehör; das Gegenteil kann jedoch ebenso zutreffen!

Wie bereits angedeutet, entbehrt eine Einstellung der HGs nach den ucls jeder physiopathologischen Grundlage in Bezug auf das Gehör, sondern richtet sich alleine nach dem EMPFINDEN des Kunden (das wäre etwa so, wie wenn man in einem KKW die Belastung von radioaktiver Strahlung gerade so hoch ansetzen würde, dass sie bei den Betroffenen kurzfristig keine unamgenehmen Empfindungen auslöst).

Die Lärmgrenzwerte können für Schwerhörige also sogar zu hoch angesetzt sein (ist ja auch klar; ein vorgeschädigtes Organ kann empfindlicher sein und daher auch weniger Belastung vertragen als ein gesundes).

Und in Bezug auf Musik ist wegen des vermehrten Auftretens von reinen Tönen besondere Vorsicht geboten!

Gruss fast-foot
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