Erfahrung zur SH-Schule

cammi
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Erfahrung zur SH-Schule

#1

Beitrag von cammi »

Hallo
ich wollte die Möglichkeit nutzen um Euch über unsere Schulentscheidung zu informieren bzw. unsere Eindrück zu schildern.

Sarah ist von Geburt an mittelgr. schwerhörig.
Leider hat es nie jemand festgestellt, erst durch einen dummen Zufall haben wir im Okt 07 bemerkt, dass evtl. etwas nicht stimmt und ich bin mit ihr zum Ohrenarzt gegangen.

Die Diagnose war erst mal ein Schock, dann der übliche Weg.....Pädakustiker, HG usw.
Die große Frage war: Wie geht es mit der Schule weiter.

Sarah war in der Grundschule (Regelschule) immer eine sehr gute Schülerin. Da sich aber damals schon abzeichnete, dass sie von Faulheit :D geprägt ist, haben wir uns für die Realschule
entschieden.

Die 5. Klasse ging noch einigermaßen gut, ab der 6. Klasse wurde Sarah immer schlechter. Zu Hause gab es natürlich jede Menge Streß, wir wußten damals ja noch nicht, warum sie so schlecht wird, dachten immer noch die Faulheit ist schuld.....In der 8. Klasse kam der erste blaue Brief
- versetzungsgefährdet - zu Hause an....

In den Sommerferien war klar, dass wir umziehen und Sarah die Schule wechseln muß.....
Gesagt getan, Sarah wechselte zur 9. Klasse die Schule, im Okt. 07 kam dann der Ohrenarzt-Termin.
Als ich das Ergebnis hatte, war mein erster Weg zur Regelschule, Gespräche mit Rektor, Lehrer usw. Mir wurde keine große Hoffnung gemacht, dass Sarah in der Schule Unterstützung bekommen wird.... paralell dazu machten wir weitere Hörtest in der SH-Schule in Heilbronn und führten dort auch ausführliche Gespräche mit dem Sozialen Dienst. Nach all den Gesprächen haben wir uns entschlossen, Sarah für 1 Woche auf der SH-Schule hospitieren zu lassen....

Und dann das Wunder:
Zum ersten mal seit Jahren kam meine Tochter entspannt und glücklich von der Schule heim, kein gestresstes Kind zu haben war für mich das größte Geschenk seit langem !

Nach der Woche mußte Sarah wieder an die alte Schule zurück ( damals natürlich schon mit HG versorgt ) und schon am 2. Tag ging wieder alles von vorne los. Sarah war genervt, gestresst, müde, k.o. völlig überfordert und am Ende. Die Lehrer nahmen keine Rücksicht, 30 Kinder in einer Klasse, die Raumakustik misserabel usw.
Da war für uns alle ( vorallem für Sarah ) klar, sie wechselt auf die SH-Schule.
Nach Beantragung beim Schulamt war es im Dez. 07 endlich soweit, Sarah durfte auf die SH-Schule wechseln.

Ich kann in Worten gar nicht ausdrücken wie glücklich wir, aber vorallem Sarah seither sind.
Aus der Faulheit wurde Ehrgeiz, Sarah lernt heute freiwillig und gerne, sie hat wieder Spaß an der Schule !! Sie kommt mit einem Lächeln im Gesicht nach Hause, hat keine Kopfschmerzen mehr, ist nicht mehr gestresst, es geht zu Hause wesentlich entspannter zu, es gibt keinen Streit mehr um die Schule usw.

Natürlich ist sich Sarah über die Problematik bewußt zu sagen : Ich besuche eine Sonderschule.
Ich möchte aber an dieser Stelle allen Eltern Mut zu diesem Schritt machen.
Nachdem Sarah in der 8. Klasse versetzungsgefährdet war, sprechen wir heute, nach gerademal 3 Monaten vom Gymnasium. Alle Lehrer der SH-Schule berichten von Sarahs ausgeprägter Intelligenz, die jedoch aufgrund der Hörprobleme in der Regelschule nicht gefördert werden konnnte.
Anfangs gingen wir davon aus, dass Sarah Zusatzunterricht benötigt um den nichtgehörten Stoff der letzten Jahre aufzuarbeiten.....heute wissen wir, dass wir das alles nicht brauchen, es geht quais von ganz alleine und völlig entspannt.

Für uns war es der BESTE Schritt.

Ich selbst stehe jedoch als Mutter dem Besuch einer SH-SChule auch postitiv gegenüber, ich werde mein Kind in allen Entscheidungen unterstützen und begleiten. Ich selbst habe kein Problem damit zu sagen : Mein Kind besucht eine Sonderschule.
Es ist ja trotzdem Sarah ! Am Ende stellt sich für mich doch nur die Frage: Wie kommt Sarah in ihrem Leben und in ihrer Berufswahl am Besten klar. Mit einem Zeugnis der Regelschule und einem Notendurchschnitt von 4,0 oder ist es doch besser die SH-Schule zu besuchen, dort den selben anerkannten Abschluß zu erlangen aber dafür mit nem Notendurchschnitt 2,0 ?

Ich lese hier oft, dass viele Eltern über Jahre hinweg versuchen ihre hg-Kinder auf einer Regelschule hindurch zu boxen. Oft frag ich mich warum Eltern das ihren Kindern antun und vorallem was sich die Eltern davon versprechen. Ist das nicht ein jahrelanger Kraftakt für alle ( vorallem auch für das Kind ) und was kommt am Ende dabei heraus ? Ist es evtl. falscher Stolz vieler Eltern ???

Wir können zum Besuch einer SH-Schule nur 100%ig positives aussagen und ich wünsche allen Kindern und Eltern , die sich auch zu diesem Weg entscheiden eine glückliche Schulzeit.

LG Cammi
Tochter von Geburt mittelgr. schwerhörig, erst mit 14 Jahren festgestellt, beidseitig mit HG versorgt, besucht jetzt GH-Schule
Momo
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Re: Erfahrung zur SH-Schule

#2

Beitrag von Momo »

Hallo Carmen

auch mein Sohn geht gerne (!!!!) zur SH Schule. Bisher kann ich auch nichts negatives sagen. Leider ist es aber so, dass viele SH Schulen einen schlechten Ruf haben (seltsamerweise hier oft unter den Eltern hg Kinder, nicht aber in der breiten Öffentlichkeit, in Betrieben und anderen Schulen....). Ich denke das "Problem" ist für viele Eltern doch eher der "Makel" "mein Kind geht zur Sonderschule"... Allerdings ist ja eine SH Schule keine Sonderschule, wie die meisten es verstehen. Bei uns gibt es auch Klassen mit dem Förderschwerpunkt "Lernen", aber die normalen SH Klassen werden nach Regelschullehrplan Grund-, Haupt- oder Realschule unterrichtet und erlangen dann auch die entsprechenden Abschlüsse!

Ich denke was die Schulwahl angeht gibt es keine allgemeine Empfehlung, aber für mich steht fest: Wenn ein Kind die Regelschule schafft, ist das gut. Aber wenn das Kind leidet stelle ich mir die Frage: Ist es das wert, nur damit ich nachher sagen kann "mein Kind hat die Regelschule geschafft"? Nein!

In diesem Sinne lieben Gruß von einer auch mit der SH Schule sehr zufriedenen Mutter!!!
Wiebke und Sohn (fast 21 Jahre) mit 1 HG und 1 CI
Günter Kissmann
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Re: Erfahrung zur SH-Schule

#3

Beitrag von Günter Kissmann »

Hallo,

zum Thema Erfahrung mit sh Schulen kann ich ja nun eigentlich nichts schreiben. :)

Möchte abrt da auf einige Bemerkungen meiner beiden Vorposterinnen eingehen. Um zu verstehen warum Eltern schwerhöriger Kinder eine Regelschule bevorzugen müsste man die Geschichte dahinter kennen. Und da bin ich mir sicher sind die Gründe sehr individuell und im Detail bei jedem anders.

Malte zb. geht gerne in seine Regelschule Er wird da von uns auch nicht "durchgeboxt" sondern, wir versuchen im Hintergrund für ihn an dieser Regelschule die optimalen Bedingungen zu erreichen.

Das dies Möglich ist, wissen wir seit Anfang dieses Schuljahres, wo uns endlich eine Förderlehrerin zur Seite steht, die Ihre Aufgabe so wahrnimmt, wie es sein sollte.

Warum soll in einer Zeit in der das Wort Integration uns täglich begegnet, eben dies dem schwerhörigen Kind verweigert werden?

Es stimmt zumindest hier für unsere Gegend auch nicht, dass die Betriebe keine Vorurteile Gegen Förderbeschulung haben. Zumindest nicht Privatbetriebe.

In keinem anderen Land der Welt wird so selektiert wie hier und ich sehe das als einen Weg in die Sackgasse,

Gleichwohl würde ich ein Kind nie auf Biegen und Brechen Regelbeschulen, wenn die Bedingungen es nicht zulassen. Für meinen Idealissmus währe mir mein Kind zu schade. :D

Ein spruch von mir zum Schluss.

Was immer du für dein Kind tust, es ist richtig!

Gonter
Günter, 1956 von Kind auf sh seit 2003 Ci, Jan-Derk 1983 normalh. Nina 1985 mittelgr, sh. Mathis 1986 mittelgr.sh, Janna 1991 normh. und Malte 1998 hochgr. sh
Momo
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Re: Erfahrung zur SH-Schule

#4

Beitrag von Momo »

Günter Kissmann hat geschrieben:Möchte abrt da auf einige Bemerkungen meiner beiden Vorposterinnen eingehen. Um zu verstehen warum Eltern schwerhöriger Kinder eine Regelschule bevorzugen müsste man die Geschichte dahinter kennen. Und da bin ich mir sicher sind die Gründe sehr individuell und im Detail bei jedem anders.
Ganz genau so ist es, ABER es ist auch so, dass bei Kindern die auf eine SH Schule gehen eine Geschichte dahinbter steht!
Günter Kissmann hat geschrieben:Warum soll in einer Zeit in der das Wort Integration uns täglich begegnet, eben dies dem schwerhörigen Kind verweigert werden?
Keiner "verweigert" seinem Kind hier irgendwas bzw. hat sowas geschrieben! Sonst könnte ich ja auch behaupten "warum soll ich meinem Kind eine hörbehindertengerechte Umgebung verweigern? "Schreib ich aber nicht und denke ich auch nicht!!!!! Und zu den Gründen warum nicht Regelschule -> Individuelle Geschichte!
Günter Kissmann hat geschrieben:Es stimmt zumindest hier für unsere Gegend auch nicht, dass die Betriebe keine Vorurteile Gegen Förderbeschulung haben. Zumindest nicht Privatbetriebe.
Das mag ja sein, aber müssten wir dann nicht eigentlich alle unsere Kinder aufs Gymnasium schicken, damit sie "am liebsten" genommen werden nach der Schule? Nur mal so ganz spitz gefragt... Ich jedenfalls schicke mein Kind nicht zum Gymnasium, wenn es da nur kämpfen müsste. Dann lieber solides Grundwissen auf der Realschule, dort einen vernünftigen Abschluss und danach steht einem die gymnasiale Oberstufe bei einigermaßen guten Leistungen immer noch offen. Und gleiches gilt sicher auch für manche sh Schüler: warum mit ach und Krach durch die Regelschule kommen und dann auch keinen Ausbildungsplatz, weil einfach das Zeugnis zu schlecht ist. Da kann man doch auch an einer SH Schule seinen (evtl. sogar erweiterten) Sek 1 machen und einem stehen dann auch viele Wege offen!
Aber ich betone nochmals was für den einen gut und richtig ist, muss nicht für den anderen gelten und andersherum!!!!
Günter Kissmann hat geschrieben:In keinem anderen Land der Welt wird so selektiert wie hier und ich sehe das als einen Weg in die Sackgasse,
Das weiss ich nicht... vielleicht findet in anderen Ländern die Selektion einfach nur zu einem anderen Zeitpunkt statt/ später?
Günter Kissmann hat geschrieben:Ein spruch von mir zum Schluss.

Was immer du für dein Kind tust, es ist richtig!
Ja und es ist immer eine individuelle Entscheidung!

Nix für ungut, aber du selbst schreibst ja auch:
Günter Kissmann hat geschrieben:zum Thema Erfahrung mit sh Schulen kann ich ja nun eigentlich nichts schreiben. :)
und
Günter Kissmann hat geschrieben:Malte zb. geht gerne in seine Regelschule Er wird da von uns auch nicht "durchgeboxt" sondern, wir versuchen im Hintergrund für ihn an dieser Regelschule die optimalen Bedingungen zu erreichen.

Das dies Möglich ist, wissen wir seit Anfang dieses Schuljahres, wo uns endlich eine Förderlehrerin zur Seite steht, die Ihre Aufgabe so wahrnimmt, wie es sein sollte.
Es freut mich, dass das bei euch jetzt nach den ganzen Schwierigkeiten möglich ist. Bis ich das aber hier erreicht hätte, denke ich wäre der Schulfrust für meinen Sohn schon groß und doe Lücken???

In diesem Sinne: schön, dass wir hier die Möglichkeit haben mehr oder weniger frei individuell für die bessere Lösung für unsere Kinder ganz individuell zu entscheiden.
Wiebke und Sohn (fast 21 Jahre) mit 1 HG und 1 CI
franzi
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Re: Erfahrung zur SH-Schule

#5

Beitrag von franzi »

Hallo

ich selber war in der Sh schule und fand es dort toll. Nach dem Realschulabschluss machte ich eine Lehre zur Bäckerin und besuchte dort eine Regel berufsschule. Die lehrer dort haben auch nach mehr maligen erklären keine rücksicht auf mich genohmen. Es war nicht einfach dort aber ich hab mich durch geboxt.

Für sein eigenes Kind zu entscheiden ob Regelschule oder Shschule is sicher nicht einfach. Es kommt sehr auf die Lehrer drauf an und auf die Klassenkameraden.

Gruß Franzi
seit geburt schwerhörig. erste Hörgeräte mit 11jahren, mittlerweile Hochgradig sh bis an taubheitgrenzende schwerhörig
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Norbert_S
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Re: Erfahrung zur SH-Schule

#6

Beitrag von Norbert_S »

Hallo!

Ich finde das richtig gut, dass hier mal eine Lanze für die SH-Schulen gebrochen wird!
Und die SH-Schulen nicht gleich mit Förderschule / Sonderschule in einen Topf geworfen werden (obwohl sie auch so heißen).
Die größere Zahl der SH-Kinder durchläuft (irgendwie) die Regelschule. Die meisten Betroffenen erwerben erfolgreich eigene Strategien, um mehr oder wenig zurecht zu kommen. So wie z.B. Farbenblinde auch.
Wenn die Konzentration aber nicht mehr reicht für die Regelschule (die ja im besten Falle eine total miese Raumakustik bietet, einen für die Konzentration von SH-Kindern völlig ungeeigneten zeitlichen 45-Minuten-Takt und die Störgeräusche einer großen Klasse), dann sollte die Regelschule besser nicht mit Gewalt gegen die Bedürfnisse des Kindes „durchgeboxt“ werden. Dann sollte man „Sonderschule“ nicht als Diskriminierung, Abwertung und Selektion in die Sackgasse hinein verstehen. Sondern als besonderes Hilfsangebot. (Das nebenbei bemerkt den Steuerzahler einen Haufen bestens investiertes Geld kostet.)
Aus dem Abschluss-Zeugnis einer „Sonderschule“ entnimmt ein halbwegs erfahrener Personalchef oder Ausbilder auch nicht die Fehlinformation „ein geistig behinderter Jugendlicher, der nicht in unseren Betrieb passt“. Sondern dass er hier einen optimal geförderten jungen Menschen vor sich hat, der zusätzlich und gezielt lernen durfte, mit seiner Einschränkung zu leben und der ohne schlimme Erfahrungen stark, unverletzt und sicher aus „seiner“ besonderen (= besonders hilfreichen) Schule kommt. Das ist ein Plus-Punkt!

In diesem Sinne:
Gruß
von

Norbert_S
Günter Kissmann
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Re: Erfahrung zur SH-Schule

#7

Beitrag von Günter Kissmann »

Hi Momo,

ich denke, wir sind gar nicht so weit auseinander. :)

Mir stieß
vor allem im Eingangsposting die Bemerkung mit dem durchboxen auf und dem wollte ich etwas entgegen setzen. Auch weil mir deine erklärungsversuche nicht schlössig waren. :)

Jeder hat da natürlich seinen eigenen Blickwinkel.

Das Argument des auf der Strecke bleibens, weil man nicht alles mitbekommt kommt mir sehr bekannt vor und da sag ich "Hey wir sind als Eltern doch jeder Zeit bereit diese Defizite auszugleichen" und das geht wenn mann die Infos von den Lehrern bekommt.

Ich zitiere mich jetzt einmal selbst

Warum soll in einer Zeit in der das Wort Integration uns täglich begegnet, eben dies dem schwerhörigen Kind verweigert werden?

Damit war niemand hier im Forum gemeint, auch du nicht!

Mir ging es einzig und allein darum auszudrücken das sh Kinder einen Anspruch auf integration haben und der sollte eingefordert werden.

Von dir lieber Norbert S möchte ich bitte mal Beispiele haben, wo sich die sh Schulen beschulung denn so positiv auf die spätere Berufslaufbahn ausgewirkt hat.

Normal begabte sh Kinder ziehen bei Förderbeschulung die Arschkarte.

Günter

Günter, 1956 von Kind auf sh seit 2003 Ci, Jan-Derk 1983 normalh. Nina 1985 mittelgr, sh. Mathis 1986 mittelgr.sh, Janna 1991 normh. und Malte 1998 hochgr. sh
Norbert_S
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Re: Erfahrung zur SH-Schule

#8

Beitrag von Norbert_S »

Hallo Günter!

Lies doch meinen Beitrag bitte noch mal und du solltest feststellen, dass auch wir beide nicht weit auseinander sind.

Klar, dass Integration das richtige Ziel ist. Wenn die Regelschule das zusammen mit externer Unterstützung leistet, um so besser. Kommt immer auf den Einzelfall aus der Kombination Kind – Schule an.
Normal begabte SH-Kinder ziehen bei Förderbeschulung die ...karte.
Nein, so pauschal stimmt das nun wirklich nicht.
Ein Kind, das auf der falschen Schule ohne Hilfe gelassen wird, hat schlechtere Karten. Die andauernde undifferenzierte Gleichsetzung von besonderen Schulen mit „Hilfsschule“ und damit vorprogrammiertem frühzeitigen Karriereknick hilft doch niemand. Da werden diffuse Ängste beschworen. Und die besonders günstigen Lernbedingungen spezialisierter Schulen ausgeblendet.
Der Startbeitrag von Carmen spricht doch eine ganz andere Sprache.

Gruß (und schöne Ostern!)
Von

Norbert_S
franzi
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Re: Erfahrung zur SH-Schule

#9

Beitrag von franzi »


Hallo

auf unserer Sh schule wurde der selbe lehrnstoff durch genohmen, wie an der Regelschule somit habe ich einen gleichwertigen abschluss. Klar wenn betriebe das im Zeugniss lesen das der/die schülerin auf einer Shschule war kann es sein das man nicht genohmen wird. Aber wenn jemand die Regelschule besucht hat und dann lauter schlechte Noten vorhanden sind bringt das ja auch nix.
Als ich dann auf die Regelberufsschule wechselte muss ich arg kämpfen das was ich im unterricht nicht verstanden habe nach zuholen. Weil es dort keine unterstützung gab von seiten der lehrer und am anfang der mitschüler.

Gruß Franzi
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Kaja
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Re: Erfahrung zur SH-Schule

#10

Beitrag von Kaja »

Hallo,

ich denke auch, dass man über die Frage, ob ein SH-Kind besser an einer SH- oder Regelschule aufgehoben ist, nicht unabhängig von den konkret zur Verfügung stehenden Schulen und den konkreten gesundheitlichen Beeinträchtigungen des konkreten Kindes beantworten kann.

Wir haben uns hier im Vorfeld der Schulentscheidung für unseren Sohn ganz viele verschiedene Regelschulen angesehen, die im Ergebnis alle „Integration“ durch bloße Duldung des Integrationskindes betreiben wollten. Im günstigsten Fall erscheinen in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen ständig wechselnde Sonderschullehrer(innen), die durch Herauslösen des Kindes aus der Klasse für einige Zeit einige allgemeine Fördermaßnahmen unternehmen. Die restliche Zeit muss das Kind zusehen, wie es allein den Schulalltag bewältigt. Hilfsmittel wie FM-Anlage werden als störend abgelehnt. Dagegen bieten die hiesigen, für unseren Sohn in Betracht kommenden Förderschulen für das Kind optimale räumliche und personelle Bedingungen, auf die konkrete Beeinträchtigung abgestimmte Fördemaßnahmen, einen tatsächlichen Unterricht nach Regelschullehrplan und anerkannte Abschlüsse wie Realschulabschluss und sogar das Abitur an. Unter diesen Bedingungen fällt es mir natürlich leicht, mich für eine der genannten Förderschulen zu entscheiden (wenn man uns denn ließe).

Wenn jedoch die konkrete Förderschule nur offiziell nach dem Regelschullehrplan unterrichtet, sieht das anders aus. Sind dagegen die konkreten Regelgrundschulen in der Lage, tatsächliche Integration zu leisten und durch engagiertes Lehrpersonal bereit, sich auf die gesundheitliche Beeinträchtigung des Kindes einzustellen, ist eine Entscheidung für einen GU sicher die bessere Alternative.

Man darf außerdem nicht vergessen, dass die Schulzeit eine extrem prägende Zeit für das Kind ist. Erlebt es in dieser Zeit im Rahmen der „Integration“ täglich, dass es von Lehrern und Mitschülern als nicht dazugehörig angesehen wird und trotz mindestens gleicher Anstrengungen deutlich schlechtere Ergebnisse erzielt, wird es als Erwachsener sicher nicht so leistungsbereit sein können, wie jemand, der auf einer guten Förderschule ein gesundes Selbstbewusstein entwickeln und durch gezielte Förderung ein solides Basiswissen erwerben konnte. Bleibt es dagegen auf einer Förderschule durch zu geringe Leistungsanforderungen stets unter seinem Leistungsvermögen, wird es sich vielleicht eine insgesamt geringere Leistungsbereitschaft zulegen. Wird es von seiner sozialen Umwelt dann auch noch als „Hilfsschüler“ wahrgenommen, war die Entscheidung für dieses konkrete Kind im Hinblick auf das spätere Leben vielleicht doch nicht die optimale.

Zumindest an den Schulen hier steht auf dem Zeugnis der Förderschulen nur der Name der Schule, nicht aber ein Hinweis auf die Schulart Förderschule. Für einen nicht eingeweihten Arbeitgeber ist die Schulart also nicht sofort ersichtlich. Spätestens beim Vorstellungsgespräch erkennt er durch die sichtbaren Hörgeräte/CIs aber, dass der zukünftige Arbeitnehmer hörbeeinträchtigt ist. Und da wird ihm ein Absolvent einer Förderschule mit gesundem Selbstbewusstsein und solidem Wissen vielleicht lieber sein als ein Regelschüler, der sich mehr oder weniger erfolgreich allein durch die Schulzeit kämpfen musste.

Viele Grüße
Zuletzt geändert von Kaja am 24. Mär 2008, 23:09, insgesamt 1-mal geändert.
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Momo
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Re: Erfahrung zur SH-Schule

#11

Beitrag von Momo »

Günter Kissmann hat geschrieben:Normal begabte sh Kinder ziehen bei Förderbeschulung die Arschkarte.
Wenn ich sowas lese könnte ich ko.... Mein Kind ist normalbegabt. Leider aber würde er aufgrund seines Hörstatus und der mangelnden Bereitschaft der Regelschule eher dort die A... karte (wie du es so "schön" formulierst ziehen. Was hilft es denn, wenn mein Kind die Regelschule besucht und vielleicht dann so mit Ach und Krach und viel Arbeit zuhause besteht, aber nicht wirklich teil der Klasse ist (während des Unterrichts)? Da denke ich doch lieber in die SH Schule, wo er aktiv am Unterrichtsgeschehen teilnehmen kann (und hier übrigens seinen ganz normalen erweiterten Realschulabschluss nach Regelschulplan machen kann).
Ich finde solche Aussagen echt diskriminierend und man sollte schon unterscheiden nach welchem Förderschwerpunkt die Schule unterrichtet! und jedes Kind, seine Vorraussetzungen, die zuständige Schule und und und individuell betrachten!!!

Wiebke und Sohn (fast 21 Jahre) mit 1 HG und 1 CI
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Re: Erfahrung zur SH-Schule

#12

Beitrag von Norbert_S »

Hallo Momo und nette Mitleser!

Ich stimme dir rundum zu und rate weiterhin dazu, nicht das Schreckgespenst Förderschule unnötig aufzubauen, sondern die Förder-Möglichkeiten der besonderen Klassen zu sehen und als Chance (manchmal sogar die einzige für die Kinder) anzunehmen.

An dieser Stelle hätte ich aber noch eine Bitte:
und der mangelnden Bereitschaft der Regelschule
Bitte hier auch die fehlenden Möglichkeiten der Regelschule sehen. Bereitschaft ist ja was richtig Schönes, aber ohne damit einhergehende Kompetenz reicht die eben nicht. Und diese Kompetenz ist an den Regelschulen eben typischerweise nicht vorhanden. Da ist doch ein ehrliches "Wir können Ihrem Kind wohl nicht viel helfen." besser als "Wir sind dafür bereit und tun unser Bestes. Und schaun dann später mal zusammen, was bei raus kommt."

Einverstanden?

Norbert_S
Kaja
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Re: Erfahrung zur SH-Schule

#13

Beitrag von Kaja »

Hallo Timtomm,
Timtomm hat geschrieben:Und wenn ich gleich noch was anmerken darf. Ich lese hier immer wieder, dass manchen Kinder (sicherlich auch zu unrecht) unterstellt wird, dass sie geistig behindert sind. Und dann kommen immer so Aussagen zum Vorschein, wie "Oh Gott, mein Kind wird mit denen in einen Topf geworfen!" Viell. sollten sich hier mal einige Eltern fragen, ob sie das nicht ebenfalls diskriminierend finden. Hier möchte doch keiner, dass ein gesundes Kind über ein schwerhöriges Kind gestellt wird, oder? Dann bitte auch nicht so über geistig behinderte Kinder reden, wie das oftmals bei AVWS anklingt. Die sind AUCH NICHT DOOF! Nur anders. Oder eben dann genauso doof und und dumm wie sh. Kinder auch. Wer nämlich in seinen Aussagen hier so intollerant ist, der darf sich auch nicht beschweren, wenn da draußen andere intollerant zu den eigenen Kindern sind.
es macht mich sehr traurig, dass du davon ausgehst, ich sei intolerant, weil ich der Meinung bin, dass die wohl mit Abstand teuerste Form der Beschulung, die Förderschule mit dem Förderschwerpunkt "geistige Behinderung" nicht die wirklich geeignete Form der Beschulung für ein Kind ohne geistige Behinderung ist, nur, weil sich die hiesigen Verantwortlichen keine Gedanken über die geeignete Schulform für die Kinder machen wollen, die in keine "Schublade" passen. In dieser Aussage kann ich keine Diskriminierung behinderter Kinder erkennen.

Viele Grüße
Kaja mit Sohn (hochgradige Schwerhörigkeit bds.)
Timtomm

Re: Erfahrung zur SH-Schule

#14

Beitrag von Timtomm »

Liebe Kaja,

Dich meinte ich gar nicht.
Viele grüße!
Zuletzt geändert von Timtomm am 11. Apr 2008, 00:36, insgesamt 2-mal geändert.
Günter Kissmann
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Re: Erfahrung zur SH-Schule

#15

Beitrag von Günter Kissmann »

Hallo,

leider hatte ich seit Ostersonntag ein technisches Problem., wae desshalb ein paar Tage off.

Zunächst mal Momo und Timtom, reich ich euch den Übelkübel (Scherz).

Natürlich war meine Aussage eine Provokation und das sollte sie auch sein. Ich hatte das Gefühl, das hier zu weich gezeichnet wird.

Nun erzähle ich mal einen Schwank aus meiner Jugend und wen das langweilt der liest bitte drüber weg.

Selbst, bin ich mittelgradig sh regelbeschult. Damals noch ohne FM etc. etc. Es war freilich eine andere Zeit und nicht vergleichbar mit heutigen Gegebenheiten. Lange habe ich mich gefragt, ob diese Regelbeschulung für mich das Beste war. Aber die Zeit verging und ich habe nicht mehr drüber nachgedacht. Dann kam im Alter von 45 Jahren eine Feststellungsmaßnahme, wegen Arbeitslosigkeit. Es traf sich eine Truppe von Gehörlosen und Schwerhörigen, wobei von den 36 Teilnehmern 34 etwa 25 Jahre jünger war als ich. Alle kamen von sh Schulen und und bis auf 3 oder 4 hatten sie alle ganz erhebliche Defizite in Punkto Allgemeinwissen. Auch gebräuchliche Fremdwörter die seit etlicher Zeit in der Umgangssprache vorhanden sind, waren nicht geläufig. Von Lesekompetens ganz zu schweigen.

Alle hatten Hauptschulabschluss 10. Klasse. Mich hat das erschreckt, denn ich konnte trotz 25 Jahren nach meiner FO Schulreife mühelos mithalten.

Hmm,

Lehrpläne sagen nichts über den Lernstand aus und da liegt für mich das eigentliche Problem. Es gibt keine verlässliche Qualitätskontrolle für sh Schulen. Nicht alle sind wirklich gut.

Günter
Günter, 1956 von Kind auf sh seit 2003 Ci, Jan-Derk 1983 normalh. Nina 1985 mittelgr, sh. Mathis 1986 mittelgr.sh, Janna 1991 normh. und Malte 1998 hochgr. sh
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Re: Erfahrung zur SH-Schule

#16

Beitrag von colagirly70 »

Hallo Günter,
auch ich bin trotz meiner beidseitigen Schwerhörigkeit auf eine Normalhörende Regelschule gegangen.
Leicht war es nicht aber ich habe eine Menge Erfahrung dabei gemacht, die mir wohl damals auf einer SH-Schule gefehlt hatte: Das HÖREN & SPRECHEN müssen. Als einziges Kind mit Hörbehinderung ( habe noch einen Bruder) war es nicht leicht. Ich habe da aber gelernt mit meiner Hörbehinderung umzugehen.
Ich wollte nie als Exot gelten und zeigte dies auch. Leider mußte ich nach der 8. Klasse dann aber die Schule auf Wunsch meiner Eltern verlassen. Sie waren der Meinung, das ich es nicht bis zur 10. Klasse schaffe. Ich habe dann eine Lehre als Gartenbaufacharbeiter begonnen und sie auch nach 3 Lehrjahren bestanden.
Das Hören und Sprechen hat mich ein Leben lang begleitet. Heute zeigt es sich erst richtig. Seit 07/07 bekam ich mein 1. CI. Ich habe nicht lange gebraucht um fast alles zu verstehen. Mein HG rechts mußte ich nach 14 tagen ablegen. Es war einfach zu schwach. Auch war mir die Hörübertragung von zwei komplett unterschiedlichen Geräten ein greuel. Im Oktober 07 bat ich um das 2. CI. Ich hatte Probleme mit dem Richtungshören. Im Dezember sollte es dann soweit sein. Ein Unfall mit fatalen Folgen meines Operateurs machte meine Hoffnung vor Weihnachten das 2. Implantat zu besitzen zunichte. Naja, aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben. Termin verschoben bis Ende Januar 08.
Auch die 2. OP mit Bravour bestanden. Nach 3 Wochen war dann auch die EA fürs 2. CI. Da hatte ich das Glück, gleich die Worte schon zu verstehen.
Heute habe ich ein Sprachverstehen von 98%.
Auf Grund meiner sehr guten Aussprache und mein klasse verstehen kommt es immer wieder zu Mißvertändnissen bei Ämtern, wenn ich denen klar mache das ich eigentlich GL bin.
Günter, ich muß dazu sagen: in den SH-Schulen wird nicht anders unterrichtet als in Regelschulen. Ich habe hier zu Hause den besten Beweis. Mein jüngster Sproß Christoph ist ebenfalls Resthörig beiderseits und geht auf die Schwerhörigenschule in Potsdam. Seine Zwillingsschwester ist Normalhörend und besucht die Grundschule hier im Ort. Beide sind 5. Klasse und haben fast den gleichen Unterrichtsstoff in einigen Fächern. Es kann sein, daß in einigen Fächern ein Unterschied zu sehen ist aber so groß ist dieser nicht.
Das die SH die dort im Arbeitsamt waren so schlecht sind liegt meistens an den Leuten selbst. Die nötige Motivation fehlt dort.
Ich kann mir kein Urteil erlauben, da ich diese Leute nicht kenne.
Einen Tipp an andere SH: solange ihr hören und sprechen könnt, tut es auch. Ich habe nichts gegen die Gebärdensprache. Aber im späteren Leben hat man leider nicht viel Chancen mit DGS als SH.

HG von Peggy
mit den zweiten hört man besser :lol: links seit 07/07 & rechts seit 02/08 Nucleus Freedom
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colagirly70
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Re: Erfahrung zur SH-Schule

#17

Beitrag von colagirly70 »

hallo Carmen,
dein Bericht am Anfang war ja erste Sahne. Uns ging es hier nicht anders, nur das wir das Glück hatten, noch rechtzeitig zu handeln. Obwohl ich die Fehrbelliner Grundschule ein dickes Lob ausprechen muß. Sie haben viel für Christoph getan um ihn die Mitarbeit in der Klasse von 21 Schülern zu erleichtern. Er saß vorn, Teppich in der Klasse, Drehstuhl für ihn, um das umdrehen zu erleichtern. Meistens blieben die Lehrer vorne stehen und schauten Christoph an um ihm das ablesen von den Lippen zu ermöglichen. Für Klassenarbeiten bekam Chr. noch 10min Aufschub. Trotz allen machte es Christoph niemand leicht.Ständig störte er den Unterricht und arbeitete einfach nicht mit. Seine Zwillingsschwester litt auch darunter.Sie ist normalhörend. Nach der 1. Klasse entscheiden wir uns , daß er auf die Sh-Schule nach Potsdam soll. Siehe da, alles klappte wie es auch nur klappen konnt. Nun steht er seiner Zwillingsschwester nix nach. Genauso pfiffig. Nun besucht er eine Klasse mit 8 Schülern und ist auch rundum glücklich. Auch wir sind nun etwas gelassener ihm gegenüber.
HG von Peggy
mit den zweiten hört man besser :lol: links seit 07/07 & rechts seit 02/08 Nucleus Freedom
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Momo
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Re: Erfahrung zur SH-Schule

#18

Beitrag von Momo »

colagirly70 hat geschrieben:auch ich bin trotz meiner beidseitigen Schwerhörigkeit auf eine Normalhörende Regelschule gegangen.
Leicht war es nicht aber ich habe eine Menge Erfahrung dabei gemacht, die mir wohl damals auf einer SH-Schule gefehlt hatte: Das HÖREN & SPRECHEN müssen.
Also das mag ja vielleicht damlas/ oder bei euch so >(gewesen) sein. Hier ist es so, dass sehr viel wert auf Hören und Sprechen gelgt wird auf der SH Schule und wir als Eltern sogar der Meinung sind es könnte auch mehr gebärdet werden, um den Kindern dieses zweite Standbein zu geben! O-Ton der Schulleitung: sie wollen doch das ihr Kind in der Welt zurecht kommt und deshalb gebärden wir nur im absoluten Notfall. Soviel dazu.
Günter Kissmann hat geschrieben:Lehrpläne sagen nichts über den Lernstand aus und da liegt für mich das eigentliche Problem. Es gibt keine verlässliche Qualitätskontrolle für sh Schulen. Nicht alle sind wirklich gut.
Der letzte Satz sollte heißen: Es gibt keine verlässliche Qualitätskontrolle für alle Schulen. Nicht alle sind wirklich gut.
Denn geauso ist es. Die eine Regelschule bietet nach aussen alles und wie es drinnen aussieht kann man nicht wirklich sehen, gleiches gilt auch für SH Schulen und alle anderen.....

Was mir aufstösst, ist dieses absolute Negative über die SH Schulen. Natürlich ist es toll, wenn die Möglichkeit besteht dass ein sh Kind die örtliche Regelschule besuchen kann. Allein schon wegen der Freundschaften. Aber man sollte sich darüber im Klaren sein, dass weder Regleschule noch SH Schule für alle Kinder erste oder zweite Wahl ist. Für den einen mag die Regelschule gut sein, weil sein Hör- und Sprachstatus gut genug ist, die räumlichen, sozialen Bedingungen der Schule gut sind, die Klassengröße passt und die Schule bereit ist sich darauf einzulassen und vor allem bereit ist mit Eltern und dem mobilen Dienst usw. zusammenzuarbeiten!
Nicht überall aber ist das so, entweder weil die Schule nicht mitzieht, das Kind überfordert wäre (das kann sprachlich, hörmäßig aber auch sozial sein!) oder weil einfach die Rahmenbedingungen aus welchem Grund auch immer nicht stimmen. So ist es z.B. bei meinem Sohn: Regelschule geht einfach nicht (aus verschiedenen Gründen, die jetzt hier zu lang wären). Und warum sollte ich ihn dann auf Teufel komm raus durch die Regelschule boxen (wahrscheinlich würde es irgendwie gehen, nur in unserem Falle wäre der "Preis" dafür zu hoch!).

Und was mich auf die Palme bringt, dass ausgerechnet Eltern, die auch betroffenen Kinder haben (und auch bei euch lief ja nicht alle rund, wenn ich recht erinnere- lieber Günter!!) die SH Schule so schlecht machen. Wenn sogar die betroffenen Eltern so schlecht reden (in vielen Fällen meiner Meinung anch unberechtigt) und alle SH Schulen (die du ja dann noch nichtmal kennst, also auch nicht beurteilen kannst!!!) über einen Kamm scherst, wundert es dann, wenn auch Aussenstehende/ Unwissende schlecht reden und denken ....der Mensch ist ein Herdentier!
Und hier ist es so, dass die SH Schule sich in der Region einen guten Ruf erarbeitet hat und für viele Kinder, unter anderem auch für meinen Sohn, eine riesen Chance ist!

Gruß
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Re: Erfahrung zur SH-Schule

#19

Beitrag von colagirly70 »

:help: Hallo Momo :help:
Habe mich da wohl etwas falsch ausgedrückt. Ich möchte keine SH-Schule schlecht machen. In den damaligen Zeiten war es aber leider so. Heute achtet man sehr auf das das Sprechen und Hören. Viele SH-Schulen versuchen auch, dass im Unterricht keine DGS angewendet wird.
Ich sehe und höre dies bei meinen sohn Christoph. Er kann sich super ausdrücken und ist auch gewillt zu hören. Er habe sich ja auch deshalb für das CI entschieden. Ich bin da wohl auch sein Vorbild. :angel:

HG von Peggy
mit den zweiten hört man besser :lol: links seit 07/07 & rechts seit 02/08 Nucleus Freedom
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Re: Erfahrung zur SH-Schule

#20

Beitrag von Momo »

Hallo Peggy
Dich meinte ich jetzt auch nicht mit dem "Schlecht machen", schließlich "nutzt" ihr ja das Angebot der SH Schule sicher auch nicht ohne Grund... Ich meine eher Eltern, die ihr Kind auf einer Regleschule haben, wenig Einblick haben was heute in SH Schulen so passiert und dann nur so negatives verbreiten....
DGS wird bei uns gar nicht angewandt auf der SH Schule. Das gibt es ab Klasse 5 als AG (freiwillig). Allenfalls nutzen die Lehrer bei Kindern die nicht sprechen oder sehr schlecht LBG. Ansonsten wird das Alphabet mit dem phonetischen Lautalphabet (??? oder so ähnlich- da hat jeder Buchstabe ein Handzeichen, das verdeutlicht wie und wo er im Mund gebildet wird) unterstützt, um den Kindern das Auseinanderhalten der ähnlich klingenden Buchstaben zu erleichtern. Da habe ich aber nun auch schon von einigen Regelgrundschulen gehört, dass das dort angewendet wird.

LG
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Re: Erfahrung zur SH-Schule

#21

Beitrag von Barbara »

Hallo Momo!

OFF TOPIC

Ist das phonetische Lautalphabet, von dem Du sprichst, was anderes als das Fingeralphabet?
Liebe Grüße
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Re: Erfahrung zur SH-Schule

#22

Beitrag von Momo »

Barbara hat geschrieben:Hallo Momo!

OFF TOPIC

Ist das phonetische Lautalphabet, von dem Du sprichst, was anderes als das Fingeralphabet?
Ja- das Lautalphabet orientiert sich am Ort und der Art der Aussprache der einzelnen Laute im Mund. Es ist anders (und ich finde einfacher zu lernen- ist aber meine subjektive Meinung!) als das Fingeralphabet der DGS.

Gruß
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Re: Erfahrung zur SH-Schule

#23

Beitrag von Günter Kissmann »

Hi Momo,

nu schreibe ich hier seit etwa zwei Jahren mit und ich denke dass ich immer wenn es um sh Schulen ging sehr klar geschrieben habe, dass sie eine Option sind.

Es geht mir gar nicht ums "Schlechtmachen" da verstehen wir uns völlig miss.

Mir geht es darum dass die sh Kids ein Teil der Gesellschaft sind und man doch bitte nicht beim erstbesten Widerstand gegen eine Regelbeschulung einfach die Seegel streichen sollte.

Ich mache doch Niemanden einen Vorwurf, wenn er sein sh Kind nicht Regelbeschult.

Es gibt aber Licht und Schatten und das sollte man schon ganz deutlich sagen dürfen.

Was die Qualitätskontrolle angeht ist es so, das Bayern eine jährliche Lernstandserhebung bei den Regelschulen durchführt.

NRW macht das seit Rüttgers regiert auch. Die "Sonderschulen" sind da aber nicht betroffen. Zumindest in NRW.

Allerdings haben wir in NRW seit letztem Jahr ein Zentralabitur (wie in Bayern) und da kommen dann auch die sh Schulen nicht mehr drann vorbei.

NNun, auxh bei uns ist längst nicht alles easy. Die Mathelehrerin blockt, die Enlischlehrerin ist einfach nur faul und vermittelt Englisch über TV Video. Währe ansich kein Problem, wenn er seine FM anschließen könnte. Geht aber bei dem altertümlichen TV nicht ohne das alle anderen dann nix mehr hören.

Wir arbeiten dran.

Günter
Günter, 1956 von Kind auf sh seit 2003 Ci, Jan-Derk 1983 normalh. Nina 1985 mittelgr, sh. Mathis 1986 mittelgr.sh, Janna 1991 normh. und Malte 1998 hochgr. sh
Momo
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Re: Erfahrung zur SH-Schule

#24

Beitrag von Momo »

Hallo Günther
auch in Niedersachsen nehmen die SH Schulen an den landesweiten Vergleichstests teil.
Mag sein, dass du die SH Schule als Option siehst, aber bei mir kommt es immer so an als hätte man die A..karte gezogen, wenn man auf die SH Schule geht (hast du ja sogar wortwörtlich geschrieben). Und da sträuben sich mir die Nackenhaare und ich will nur festhalten dass für das eine Kind die Regleschule die bessere Wahl ist, während für ein anderes (aus welchen Gründen auch immer) die SH Schule die bessere Wahl ist. Und wenn man dann für sein Kind den Weg der SH Schule gewählt hat und es kommt jemand daher (der gar keinen Einblick in eine SH Schule und deren Arbeit HEUTE hat) und redet nur schlecht darüber, dann hilft das ja nicht wirklich weiter, oder?

Gruß
Wiebke und Sohn (fast 21 Jahre) mit 1 HG und 1 CI
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Re: Erfahrung zur SH-Schule

#25

Beitrag von Günter Kissmann »

Huhu Momo,

ich bin ja schon still :)

Es hat halt jeder so seine Empfindlichkeiten. Ich habe mich ganz einfach an der Bemerkung mit dem "Durchboxen" gestoßen

Wir sind derzeit so langsam am sondieren wie Malte weiter Beschult wird wir ziehen dabei auch eine sh Schule in Betracht.
Nur ist das nicht so prickelnd, die liegt 100 km von uns weg. Wir werden uns umhören hier in der Nähe und dann schaun wir mal.

Günter
Zuletzt geändert von Günter Kissmann am 5. Apr 2008, 00:11, insgesamt 1-mal geändert.
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