Offen über Schwerhörigkeit sprechen oder lieber nicht?

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rabenschwinge
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Re: Offen über Schwerhörigkeit sprechen oder lieber nicht?

#26

Beitrag von rabenschwinge »

hard of hearing wäre schwerhörig. Deaf ist taub.
deaf_tom
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Re: Offen über Schwerhörigkeit sprechen oder lieber nicht?

#27

Beitrag von deaf_tom »

Ich habe eine Zeit in den USA gelebt und kenne die Begrifflichkeiten.

Es gibt beide Bedeutungen:
https://de.pons.com/%C3%BCbersetzung-2/ ... utsch/deaf

Für den Nick war mir "hard_of_hearing_tom" zu unhandlich. 😝
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rabenschwinge
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Re: Offen über Schwerhörigkeit sprechen oder lieber nicht?

#28

Beitrag von rabenschwinge »

Ja, ich weiß.

Hierbei geht es aber mehr um die Community bzw um die Zugehörigkeit zu der Community und um das Thema sign Language, also ASL.
Kolja
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Re: Offen über Schwerhörigkeit sprechen oder lieber nicht?

#29

Beitrag von Kolja »

Richy hat geschrieben: 18. Jul 2025, 08:31 […] …war meine Stimme wohl sogar teils als aggressiv wahrgenommen obwohl ich normal geredet hatte, das war schon seltsam
das kenne ich allerdings auch. Ich bitte dann darum mich darauf aufmerksam zu machen, weil ich es alleine nicht merke. Beim drauf Aufmerksam machen („…jetzt sprichst du gead wieder…!“) ist es für mich vor allem eine Reflektions-Hilfe, mir selbst auf die Schliche zu kommen, statt Kritik.
"Musik drückt das aus, worüber nicht gesprochen werden kann, und worüber zu schweigen unmöglich ist." Victor Hugo
"Das Gefühl von Gesundheit erwirbt man sich nur durch Krankheit" Georg Christoph Lichtenberg
Dani!
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Re: Offen über Schwerhörigkeit sprechen oder lieber nicht?

#30

Beitrag von Dani! »

Ich verstehe deine Schlussfolgerung nicht oder wie dir dein Lösungsansatz auch nur ansatzweise helfen kann.
Wasnun hat geschrieben: 17. Jul 2025, 20:30 Ich bin von Anfang an ziemlich offen damit umgegangen, dass ich Hörgeräte habe. Ich habe es den meisten Freunden und Bekannten erzählt. Allerdings habe ich schon den Eindruck, dass viele eine falsche Vorstellung haben.
Ja, das ist leider normal. Aber was hätte das geändert, wenn du nichts von deiner Schwerhörigkeit erwähnt hättest?
Habe aber auch keine Lust z. B. zu sagen: "Bitte nimm die Hand vom Mund, damit ich dich besser verstehen kann."
Ja, das ist leider normal. Wenn du nichts von deiner Schwerhörigkeit erwähnt hättest, wäre dann keine Hand vor dem Mund? Oder würdest du diese Person dann besser verstehen? Ich bezweifle es, lass mich aber eines Besseren belehren.
Und wenn ich in einer Gruppe bin, will ich auch nicht, dass die anderen den Eindruck haben, sie müssten alles auf mich ausrichten. Ich frage mich halt (besonders beim Sprachkurs), ob ich es nicht richtig gehört habe oder nicht verstanden (also die Sprache). Habe schon daran gedacht, mich nicht stressen zu lassen und es aufzugeben. Aber es würde mir abgehen.
Ja, das ist leider normal. Aber was hätte das geändert, wenn du nichts von deiner Schwerhörigkeit erwähnt hättest?
Ganz im Gegenteil würde ich immer wieder freundlich darauf hinweisen, dass du gerne verstehen möchtest. Deshalb bist du ja auf solchen Kursen. Wenn die anderen nur zur Gaudi da sind, sind sie da falsch.
Was mich besonders irritiert ist, wie Leute die selbst Hörgeräte haben, manchmal reagieren. Z. B fahre ich mit einer Freundin im Auto, die viel schlechter als ich hört und jetzt ein neues Hörgerät hat. Sie fährt und erzählt was. Da sie jetzt bessere Höris hat, redet sie leiser wie früher. Ich sage, dass ich sie nicht verstanden habe. Dann bekomme ich zur Antwort "Na sowas!"
Und wenn du nichts von deiner Schwerhörigkeit erwähnt hättest, würde sie von allein lauter sprechen? Stattdessen hätte sie dich vielleicht beleidigt angebafft, du mögest dir doch bitte Hörgeräte anschaffen.

Dass jemand mit Hörgerät (oder CI) im Auto leiser spricht als nicht-Schwerhörige, das kann auch daher kommen, dass in der Hörhilfe eine Geräuschunterdrückung aktiv ist - deine Freundin hört schlicht und ergreifend das Fahrgeräusch nicht und muss es gefühlt dann auch nicht übertönen. Manche Normalhörende klagen über derartiges ignorante Verhalten Hörgeschädigter.
Solche Sachen finde ich sehr frustrierend. Deshalb kam mir der Gedanke, die Sache in Zukunft nicht so offen anzusprechen und ich überlege, ob es nicht ein Fehler war, es so hinaus zu posaunen.
Diese Schlussfolgerung verstehe ich überhaupt nicht. Was ändert es, wenn du nichts von deiner Schwerhörigkeit erwähnst? Die genannten Probleme bleiben 1:1 unverändert bestehen. Wenn dein Gegenüber nicht bewusst ist, dass du Schwerhörig bist, schiebt er dein Verhalten auf Ignoranz oder geistige Rückständigkeit. Das hat so ähnlich schon jemand geschrieben, ich kann das also nur wiederholen.
:) Smileys gehen wieder ;)
Dass es mir gut geht, dafür sind schließlich andere zuständig.
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Michael62
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Re: Offen über Schwerhörigkeit sprechen oder lieber nicht?

#31

Beitrag von Michael62 »

In meinem Umfeld gibt es nur wenige, die es einfach nicht verstehen wollen. Interessanterweise sind das genau die Personen, mit denen ich privat ohnehin keinen Kontakt pflege. Zur eigentlichen Frage: Ja, unbedingt. Die meisten zeigen Verständnis und sind wahrscheinlich sogar erleichtert, es nun zu wissen und sich darauf einstellen zu können.
R: 125 kHz-30 db / 250 kHz-40 db / 500 kHz-50 db / 1 kHz-65 db / 2 kHz-65 db / 3 kHz-70 db / 4 kHz-70 db / 8 kHz-75 db
L: 125 kHz-35 db / 250 kHz-45 db / 500 kHz-50 db / 1 kHz-65 db / 2 kHz-55 db / 3 kHz-60 db / 4 kHz-60 db / 8 kHz-75 db
DerJungeGeselle
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Re: Offen über Schwerhörigkeit sprechen oder lieber nicht?

#32

Beitrag von DerJungeGeselle »

Ich würde sagen 90-95% der Menschen die ich erlebt habe, sowohl Kunden als auch Angehörige, verstehen das.
Das Problem ist meistens, den Menschen klar zu machen, dass ein oder zwei Hörgeräte die Schwerhörigkeit nicht weg machen und die Person dann normal hört.
Dann muss man gefühlt den Leuten, nicht den Kunden, beibringen, die schwerhörige Person von vorne anzusprechen (damit diese im besten Falle beide Ohren nutzt) und vorallem deutlich zu sprechen. Mehr Lautstärke hilft nicht. Ich habe bereits viele Kunden und Familienangehörige gehabt, die mich und meine Kollegen gefragt haben, wieso der oder die Kundin uns verstehen kann, obwohl wir nicht brüllen.
Einmal erklärt war der Umgang sofort besser. Und wenn einem die Kundin zuflüstert und einem dankt, dass den Leuten in der Famiele das mal zu sagen, ist das ein noch schönerer Erfolg :D
Hörakustikgeselle, mal weiß ich was mal wieder nicht. Ich geb einfach mal meinen Senf dazu! 8-)
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tabbycat
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Re: Offen über Schwerhörigkeit sprechen oder lieber nicht?

#33

Beitrag von tabbycat »

Das Thema "Fremdsprachen" ist bei mir ziemlich präsent, denn im Arbeitsleben habe ich ein oft englisch sprechendes internationales Umfeld und kann mich nicht wegducken, auch wenn mein Gegenüber nur gefühltes quiek und quak oder blablablubb von sich gibt. Da hilft nur die Bitte, langsamer zu reden und mir ins Gesicht zu schauen. Gern immer wieder mit Verweis auf die kleinen schwarzen Dinger in meinen Ohren.

Übrigens nehme ich seit zwei Jahren an einem Online-Französischkurs teil und finde den perfekt für mich: Es gibt kein Durcheinandergequatsche und ich kann alles gut verstehen, da ich direkt auf meine HGs streame.
Nach zwei gescheiterten Versuchen in Präsenzkursen macht mir das Sprachenlernen nun richtig Spaß - und ich habe erleichtert festgestellt, dass ich wohl doch nicht zu dumm bin... 😉
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HG007
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Re: Offen über Schwerhörigkeit sprechen oder lieber nicht?

#34

Beitrag von HG007 »

gereon hat geschrieben: 18. Jul 2025, 09:18
Oder noch ein weiteres Beispiel. Ich tue mich schwer Sprachnachrichten zu verstehen, wenn im Hintergrund Wind oder andere Störgeräusche (Verkehrslärm, Musik oder Durchsagen in der S Bahn oder im Zug) zu hören sind. Dann muss ich mir immer wieder vor Augen führen, dass der Absender dieser Sprachnachricht normalhörend ist und in diesem Moment nicht daran gedacht hat beim Aufnehmen der Sprachnachricht auf eine ruhige Umgebung zu achten. Meistens reicht dann der Hinweis man habe nichts verstehen können.
Wenn ich unterwegs Sprachnachrichten erhalte, schreibe ich grundsätzlich zurück, dass ich die Nachricht gerne lese wenn ich dann zu Hause bin. Da bekommt man in der Regel eine Textnachricht und generell weniger Sprachnachrichten :-)
Wenn die Sprachnachricht dann auch noch genuschelt oder "verweht" ist, melde ich das zurück .
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Wasnun
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Re: Offen über Schwerhörigkeit sprechen oder lieber nicht?

#35

Beitrag von Wasnun »

Hallo zusammen,
Ich verstehe deine Schlussfolgerung nicht oder wie dir dein Lösungsansatz auch nur ansatzweise helfen kann.
Dieses Thema hilft mir schon. Ich habe nochmal über das Ganze nachgedacht und trage die Geräte wieder mehr.
Wenn du nichts von deiner Schwerhörigkeit erwähnt hättest, wäre dann keine Hand vor dem Mund?


Natürlich wäre die Hand auch vor dem Mund. Aber ich bin enttäuscht, dass nicht daran gedacht wird, dass ich es dann schlechter verstehe. Darum habe ich ja so offen darüber geredet, aber wie gesagt, die anderen haben eine falsche Vorstellung. Ehrlich gesagt, habe ich gedacht, dass mit dem Hörgerät das allgemeine Hören besser wird. Aber so einfach ist es ja nicht. Früher hat die bewusste Freundin hat immer gesagt, dass sie trotz Höris nichts versteht. Da war meine Antwort: "Mach' doch lauter!" Mey culpa :( Aber eine andere Bekannte hat mir gesagt, dass sie dauernd leiser und lauter stellt und dass das gar niemand merkt. :?
Übrigens nehme ich seit zwei Jahren an einem Online-Französischkurs teil und finde den perfekt für mich
Ich besuche zwei Kurse (Englisch und Italienisch), einer davon ist ein Konversationskurs. Onlinekurse sind nichts für mich, höchstens ergänzend. Ich mag Leute treffen. Aber wenn es nicht mehr geht, sollte ich es mir vielleicht überlegen. Jetzt gehe ich in die Kurse und lerne zuhause mit einem Buch (nur Italienisch). Das Internet nutze ich als Wörterbuch oder löse manchmal Aufgaben. Die Texte im Buch kann ich online hören.

Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass es schwieriger wird, wenn mehr Leute zusammen sind. Wenn 5 Leute um einen Tisch sitzen, kann ich kaum verlangen, dass alle mich anschauen, wenn sie untereinander reden. Ich kann nicht verlangen, dass alle perfekt sitzen. Hinzu kommt, dass natürlich andere auch etwas reden, wo ich so oder so nicht mitreden kann. Dann der unterschiedliche Sprachklang - einer hat immer die Hand vor dem Mund z. B., ein anderer redet sehr laut oder schrill. Der dritte murmelt vor sich her. Wenn das dann noch in einem Restaurant stattfindet, hat man vielleicht den Eindruck, dass die am Nebentisch sooo laut lachen und hört was die hinter einem reden. Musik läuft auch noch. Was nützt es dann, wenn ich darum bitte, deutlich zu sprechen. Einen Vorteil hat es doch, dass mein Bekanntenkreis so ziemlich weiß, dass ich Hörgeräte habe. Es wundern sich nicht alle, dass ich oft nachfrage.

Ich war mal bei einer Veranstaltung eingeladen und habe die HG's vergessen. Hatte schon überlegt, ob ich nochmal umdrehen soll und sie holen. Aber dann dachte ich mir, dass ich bei einem vollen Saal, wo alle durcheinander reden, sowieso nichts verstehe. Also bin ich ohne hin. Und habe alles verstanden. Die Redner, die Tischnachbarn usw. War ein gutes Gefühl. Vielleicht war das so, weil alle lauter geredet haben. Keine Ahnung...

Liebe Grüße, Wasnun
deaf_tom
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Re: Offen über Schwerhörigkeit sprechen oder lieber nicht?

#36

Beitrag von deaf_tom »

Meine Erfahrung ist, dass es für mich ohne HGs in lauter Umgebung meist kein Problem war, meine Gesprächspartner zu verstehen, weil die dort entsprechend lauter sprechen. Das hat immer gut funktioniert.

Mein größtes Problem waren eher die leisen Situationen, also wenn bspw. ein Kollege im Großraumbüro leise mit mir spricht, um die Kollegen ringsum nicht zu stören. Da konnte ich zwar sehen, dass sich seine Lippen bewegen, aber gehört habe ich rein gar nichts.

Trotzdem möchte ich unabhängig von der jeweiligen Situation auf die HGs nicht mehr verzichten.

Der größte Vorteil ist für mich, dass ich jetzt selbst bestimmen kann, ob und was ich hören möchte. Wenn mich z.B. die Umgebungsgeräusche nerven, kann ich die Lautstärke reduzieren oder die Mikros abschalten, wenn ich mich in Ruhe auf etwas konzentrieren muss.
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tabbycat
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Re: Offen über Schwerhörigkeit sprechen oder lieber nicht?

#37

Beitrag von tabbycat »

Wasnun hat geschrieben: 19. Jul 2025, 15:49 Onlinekurse sind nichts für mich, höchstens ergänzend. Ich mag Leute treffen.
...ich normalerweise auch. 😀

Aber bevor ich für einen Kurs bezahle, zu dem ich mich nach dem dritten Abend nicht mehr hintraue, suche ich mir lieber passende Alternativen 😉.
Ich muß allerdings dazu sagen, daß ich seit Corona beruflich oft an Webkonferenzen teilnehme und daher keine Berührungsängste habe.

Mein Kurs findet übrigens an der hiesigen VHS statt.
Einmal im Jahr treffen sich die Teilnehmer zum Essengehen, damit der Kontakt "echt" bleibt. Zudem lebe ich ländlich, so daß man sich dann und wann mal persönlich über den Weg läuft und die Leute auch mal jenseits vom Bildschirm trifft.
Von daher kann ich gut mit der Situation leben.
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Re: Offen über Schwerhörigkeit sprechen oder lieber nicht?

#38

Beitrag von DerJungeGeselle »

deaf_tom hat geschrieben: 19. Jul 2025, 17:05 Meine Erfahrung ist, dass es für mich ohne HGs in lauter Umgebung meist kein Problem war, meine Gesprächspartner zu verstehen, weil die dort entsprechend lauter sprechen. Das hat immer gut funktioniert.
Für viele meiner Kunden stört es vorallem, wenn am Nachbartisch jemand oder auch mehrere laut sprechen. Das "überschallt" einfach jeden, sowohl mit als auch ohne Hörgerät.
Es ist aber wie bereits gesagt immer sehr Situations- und vorallem Personenbedingt. Für dich ist das einfach, weil du die lauten Sprecher noch sehr leicht rausfiltern kannst.
Für andere ist das eine Situation, wo jemand nichts versteht oder von so viel Lautstärke überfordert ist. Selbst Normalhörende kommen da an Ihre Grenzen.
Das Hören ist immer sehr Persönlich. Was nicht schlecht ist, im Gegenteil.
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Re: Offen über Schwerhörigkeit sprechen oder lieber nicht?

#39

Beitrag von emilsborg »

deaf_tom hat geschrieben: 19. Jul 2025, 17:05 Meine Erfahrung ist, dass es für mich ohne HGs in lauter Umgebung meist kein Problem war, meine Gesprächspartner zu verstehen, weil die dort entsprechend lauter sprechen. Das hat immer gut funktioniert.

Mein größtes Problem waren eher die leisen Situationen, also wenn bspw. ein Kollege im Großraumbüro leise mit mir spricht, um die Kollegen ringsum nicht zu stören. Da konnte ich zwar sehen, dass sich seine Lippen bewegen, aber gehört habe ich rein gar nichts.
Das geht glaube ich vielen Hörgeräteträgern so, selbst mit Hörgeräten ist es zum Teil immer noch eher schwierig. Ich habe einen Vorgesetzten, der neben CH Einschlag vor allem vor großen Gruppen ohne Mikrofon gerne mal recht leise spricht, alles andere als ideal.

Persönlich habe ich das Gefühl dass Geräusche und Sprache nahe der Wahrnehmungsschwelle nicht ausreichend deutlich gemacht werden, womit dann natürlich die Kompression etwas schwächer ausfallen kann. Ich finde dass sich generell kurz oberhalb der Wahrnehmungsschwelle die Spreu vom Weizen trennt bei der Wahrnehmung mit verschiedenen Hörgeräten. Leider wird das bei den offiziell vorgesehenen Tests gar nicht berücksichtigt, dass auch in diesem Bereich noch ein gutes Verstehergebnis erzielt werden sollte. Das wird tatsächlich von einigen Audiologen auch so vorgeschlagen, da dabei im Bereich der größten Differenzierung getestet würde und nicht nahe der Sättigung (z.B. bei 80 dB ist auch für schlechter ausgestattete Geräte es deutlich einfacher an die Ergebnisse der besser ausgestatteten Geräte heranzukommen.
deaf_tom hat geschrieben: 19. Jul 2025, 17:05 Der größte Vorteil ist für mich, dass ich jetzt selbst bestimmen kann, ob und was ich hören möchte. Wenn mich z.B. die Umgebungsgeräusche nerven, kann ich die Lautstärke reduzieren oder die Mikros abschalten, wenn ich mich in Ruhe auf etwas konzentrieren muss.
Das ist tatsächlich einer der wenigen Vorteile von Hörgeräteträgern, wir können (je nach Gerät und Konfiguration) aktiv im Rahmen der Möglichkeiten der Geräte den Klangeindruck beeinflussen.
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Re: Offen über Schwerhörigkeit sprechen oder lieber nicht?

#40

Beitrag von Dani! »

emilsborg hat geschrieben: 19. Jul 2025, 21:00 Persönlich habe ich das Gefühl dass Geräusche und Sprache nahe der Wahrnehmungsschwelle nicht ausreichend deutlich gemacht werden, womit dann natürlich die Kompression etwas schwächer ausfallen kann.
Irgendwann müssen wir anfangen zu akzeptieren, dass Hörgeräte nicht alles ausgleichen können. Normalhörende verstehen bei 40dB noch recht gut, für Schwerhörige muss das auf 70dB angehoben werden, damit man überhaupt etwas wahrnimmt. Aber bei 100dB ist für viele Schluss mit lustig. 40dB ist schon recht leise, man könnte es verstärken. Aber wehe, irgendeiner streift sich mit der Hand über seinen Pullover, um einen Fussel zu entfernen, das übertönt bei dieser geringen Lautstärke dann jede Sprache im Hörgerät.
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Re: Offen über Schwerhörigkeit sprechen oder lieber nicht?

#41

Beitrag von emilsborg »

Dani! hat geschrieben: 20. Jul 2025, 00:26 Irgendwann müssen wir anfangen zu akzeptieren, dass Hörgeräte nicht alles ausgleichen können. Normalhörende verstehen bei 40dB noch recht gut, für Schwerhörige muss das auf 70dB angehoben werden, damit man überhaupt etwas wahrnimmt. Aber bei 100dB ist für viele Schluss mit lustig. 40dB ist schon recht leise, man könnte es verstärken. Aber wehe, irgendeiner streift sich mit der Hand über seinen Pullover, um einen Fussel zu entfernen, das übertönt bei dieser geringen Lautstärke dann jede Sprache im Hörgerät.
Das wäre nach meinem Verständnis aber auf Grund der Kompression nicht der Fall, denn solange überhaupt noch eine nutzbare Restdynamik beim Gehör vorhanden ist, solange kann das Hörgerät Dank der Kompression eine Differenzierung in der Lautstärke vornehmen. Dass dies je nach Resthörvermögen sehr begrenzt sein kann, das ist mir bewusst.
Ich finde das visualisierte Beispiel im Blog „Doofe Ohren“ eigentlich genial, da für viele Normalhörende so ein Eindruck vermittelt wird wie sehr der Informationsgehalt leidet: https://doofe-ohren.de/index.php/2022/0 ... n-bildern/

Und auch wenn du es vielleicht anders siehst, es gibt tatsächlich von Fachleuten den Hinweis, ein Test bei weniger als 60/65 dB Nutzschall wäre besser geeignet für die Feststellung, ob das Hörgerät gut geeignet ist.
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Re: Offen über Schwerhörigkeit sprechen oder lieber nicht?

#42

Beitrag von 777 »

Ich habe eine Hochtonschwerhörigkeit. Manche Leute kann ich gut ohne HG verstehen, andere kaum. Jeder redet anders, lauter, leiser, heller, tiefer, deutlich, undeutlich...
Mit HG verstehe ich nahezu jeden. Auch im Lärm. Und bin froh dass meine HG nicht dauernd den Klangeindruck ändern, um Lärm zu reduzieren oder den Fokus zu ändern.
Das empfinde ich viel schlimmer als wenn ich jemanden mal nicht verstehe. Durch die Lärmunterdrückung verstehe ich auch Sprache manchmal schlechter, daher hat mein Aku die Lärmunterdrückung auf Low gestellt.
Seitdem höre ich quasi alles, nicht so schlimm wie bei Oticon wo einem jedes Geräusch ins Ohr geballert wird, aber einfach den gesamten Tonteppich, der sich um mich herum befindet. Und die HG geben sich Mühe, Sprache etwas anzuheben. Mehr nicht.
Wenn ich jemanden nicht verstehe sag ich es oder mache eine Geste dass ich nix verstehe, dann spricht derjenige lauter oder lässt es ganz bleiben, je nach Umgebung, weil er merkt dass es viel zu laut ist um uns herum.
Oft höre ich die Sprache in Filmen am Fernseher schlecht, frage ich meine Frau dazu, sagt sie es geht ihr genauso.
Es liegt nicht immer an den HG dass wir jemanden schlecht verstehen, sondern normal hörenden geht es genauso.
Mit einem gut eingestellten HG hören wir fast genauso wie ein normal hörender, allerdings nur wenn wir die HG lange genug tragen und unser Gehirn daran gewöhnt haben. Dann klappt das richtig gut.
Der Aku kann einstellen, dass man leise Geräusche oder Sprache mehr verstärkt bekommt, dann klappt das auch mit leise redenden Leuten.

Das waren jetzt verschiedene Themen durcheinander, ich hoffe es kam rüber was ich sagen will. Wir haben hervorragende Mittel zur Hand bzw. im Ohr, um ziemlich normal hören zu können. Wenn wir was nicht verstehen, tun normal hörende das auch oft nicht, aber sie sagen es nicht und tun so, als würden sie alles verstehen. Oftmals mit Lächeln verbunden, um so zu tun als haben sie es verstanden.
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Re: Offen über Schwerhörigkeit sprechen oder lieber nicht?

#43

Beitrag von emilsborg »

Hier noch der Artikel auf den ich mich heute Morgen bezogen habe:
Guy, S., Schönweiler, R., Wollenberg, B. et al. Die Verständlichkeitskurve für den Freiburger Einsilbertest im Störschall mit einem Signal-Rausch-Abstand (SNR) von 5 dB. HNO 68, 773–779 (2020). https://doi.org/10.1007/s00106-020-00874-5

Das hier ist der Absatz auf den ich mich bezogen habe:
Interessanterweise ist der Abstand der gemittelten Kurven zwischen FBE und FBE‑S bei Messungen mit niedrigerem Sprachpegel von 40/35 und 45/40 dB SPL mit fast 25 Prozentpunkten deutlich größer als darüber liegenden Schalldruckpegeln (Tab. 2). Man könnte überlegen, ob der Erfolg einer Hörgeräteüberprüfung sinnvollerweise nicht besser bei diesen Schalldruckpegeln erfolgen sollte, anstatt, wie von der HilfsM-RL vorgegeben, bei 65/60 dB SPL [23]. Voraussetzung einer Prüfung bei niedrigerem Schalldruckpegel wäre ein noch ausreichendes Hörvermögen des Patienten in diesem Messbereich.


Die danach genannte Einschränkung für die Anpassung ist aber aus meiner Sicht inhärent, bei zu geringem Resthörvermögen ist schlichtweg eine solche Differenzierung auch nicht mehr möglich und somit nicht mehr anwendbar. Für alle anderen Fälle dagegen kann man eine scheinbare Gleichheit von verschiedenen Hörgeräten sehr wohl überprüfen, da hier, wie im Artikel herausgearbeitet, die Differenzierung deutlich größer ist (wenn es denn Unterschiede gibt).
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Re: Offen über Schwerhörigkeit sprechen oder lieber nicht?

#44

Beitrag von Dani! »

777 hat geschrieben: 20. Jul 2025, 09:27 Seitdem höre ich quasi alles, nicht so schlimm wie bei Oticon wo einem jedes Geräusch ins Ohr geballert wird, aber einfach den gesamten Tonteppich, der sich um mich herum befindet.
Oticon scheint seit der Generation more schwer einstellbar zu sein.
Meine Freundin, die von Phonak kam, konnte sich lange nicht mit Oticon oder Starkey anfreunden. Dann hat sie Phonak Paradise bekommen und festgestellt, dass Manches besser/gewohnt Klang - aber deutlich schlechter verstand oder es war zu laut.
Am Schluss ist sie mit Oticon doch noch glücklich geworden, nachdem ihr Akustiker endlich den besten Kompromiss aus grundsätzlicher Hörbarkeit leiser Töne und minimaler Aufdringlichkeit ebensolcher leisen Töne gefunden hatte - und sie sich an das mehr Hören gewöhnt hatte.

Das Plätschern des Bachs hört sie wieder. Aber wehe es gab zwischendurch ein normales Gespräch, dann dauert es wieder gefühlt eine Minute, bis der Bach wieder zu hören ist.

@emilsborg das meinte ich mit dem Vergleich mit dem Streichen über den Pullover: Sicher kann man leise Geräusche wie Flüstern in die Hörbarkeit verstärken. Da aber Hörgeräte mit Kompressions Stufen arbeiten, gehen leise Geräusche schnell trotzdem verloren, weil ständig irgendwo ein lauteres Geräusch vorhanden ist (analog: 50-75% grau würde unsichtbar werden). Ohne Stufen würde man wie bei deinen Katzen im dritten Bild nur noch Brei hören. Dein Link zu den Bildern finde ich aber trotzdem sehr gut, danke dafür!
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Re: Offen über Schwerhörigkeit sprechen oder lieber nicht?

#45

Beitrag von Dani! »

Um zum Thema wieder zurück zu kommen:
Mit zunehmender Schwerhörigkeit und damit einhergehend der zunehmende Verlust des hörbaren Dynamikumfangs muss man sich immer mehr eingestehen, dass das Hören in schwierigen Situationen schwieriger wird - auch mit Hörgeräten. Ich sehe da nur die Chance, bei anderen um Verständnis und Mitwirkung zu bitten. Geht aber eben nur, wenn man das auch offen kommuniziert. Dies nicht zu tun ändert nichts an der Situation, auch wenn dies noch so frustrierend sein mag.
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