Hallo Sonia,
ich möchte noch auf bestimmte Fragen von dir eingehen.
Erstellt von sonia
Ab ca. 95 db hat Phil Reaktionen gezeigt, allerdings nur bis
2000 Hz, darüber war leider nichts mehr. Heisst das, dass er auch mit optimal eingestellten Hörgeräten Sprache nicht verstehen kann? Oder kann er nur bestimmte Sachen verstehen?
Ich habe gelesen das einige Buchstaben bei 4000 Hz liegen. Heisst das, diese kann er nie verstehen?
Wie Andrea schon erklärt hat, verwendet die BERA Lautstärken nur bis etwa 100 dB. Es gibt aber Hörgeräte, die mehr als 100 dB verstärken, es kann also sein, dass dein Sohn mit sehr starken Hörgeräten die höheren Frequenzen hören kann.
Aber etwas darfst du auch nicht vergessen: Die Hörnerven und -bahnen entwickeln sich im Kleinkindalter noch weiter, wenn sie ausreichend akustische Impulse bekommen. Das heißt, dass es möglich ist, dass ein Kleinkind im Lauf der Zeit lernen kann, höhere Frequenzen zu hören, obwohl es das am Anfang nicht möglich war.
Es ist leider noch nicht wissenschaftlich bewiesen, aber es hat gerade bei Kleinkindern nach Hörgerätetragezeit und einer entsprechenden Hörerziehung schon verbesserte Audiogramme gegeben.
Selbst wenn die Hörkurve bei etwa 2000 oder 4000 Hz abbrechen sollte, können die Laute in den höheren Frequenzen noch gehört werden, aber eben nicht identifiziert werden. Das heißt, dass Sprachlaute in den höheren Frequenzen als identisch wahrgenommen werden.
Bei mir ist es so, dass bei mir die Hörkurve bei 6000 Hz abbricht. Damit hören sich für mich alle Plosive (d, t, g, k, p, b), alle Nasale (m, n, l, g), alle Frikative (f, s, sch, ch) untereinander gleich an. Ich kann aber (ohne Mundablesen) unterscheiden, ob es ein "Zischlaut" (Frikativ) oder ein "Knalllaut" (Plosiv) ausgesprochen wurde. Ich kann nur nicht sagen, welcher Zischlaut oder welcher Knalllaut ausgesprochen wurde. Dafür kann ich die Vokale relativ gut voneinander unterscheiden, nur i und ü verwechsle ich immer.
Aber, jetzt kommt das große Aber: Wenn Wörter gesprochen werden, kann ich die Wörter verstehen, anhand des Rhythmus und der Vokale sowie der Betonung der Vokale. Doch am allereinfachsten ist es für mich, wenn ein ganzer Satz gesprochen wird. Dann kann ich, wenn das Sprechtempo langsam ist und die Lautstärke stimmt, den Satz ohne Mundablesen verstehen, weil ich rasant schnell kombiniere. Das Kombinieren lernt man als Hörgeschädigter automatisch, wenn von klein an Wert auf das Hörerziehung gelegt wird.
Für mich hören sich folgende Worte z.B. gleich an:
Dose = Pose
Bann = Dann = kann
Tasse = Kasse = Gasse
Dafür kann ich zwischen "Gosse" und "Dose" oder zwischen "nasse" und "Kasse" unterscheiden, weil der erste Vokal jeweils anders ausgesprochen und anders betont wird.
Wenn aber ein Satz gebildet wird, z.B.: "Dann kann ich ja morgen kommen", dann kann ich den Satz ohne Mundablesen komplett versehen (vorausgesetzt, Sprechtempo und Lautstärke stimmen) und ich kann die Wörter "dann" und "kann" auch identifizieren, weil Wörter und Buchstaben im Satzverbund besser verstanden werden, als wenn man sie isoliert anbietet.
Deshalb verstehe ich dreisilbige Wörter auch viel besser als einsilbige und Zahlenwörter.
Ich hatte früher auch eine Hörkurve bis etwa 4000 Hz, im Laufe der Jahre wurde meine Hörkurve besser, vermutlich weil ich gelernt habe, mehr Details herauszuhören, die vorher nicht bis zu meinem Bewusstsein vorgedrungwn sind. Ich bin überzeugt, dass der Besuch der Regelschule dazu beigetragen hat. (Das soll kein Plädoyer für die Regelbeschuldung sein, sondern nur eine mögliche Erklärung für mein Sprachverstehen liefern.)
Euer Sohn hat sehr gute Chancen, mich zu übertrumpfen, weil er schon so früh Power-
HG bekommen hat. Nur ist dann leider eine entsprchende Hörerziehung notwendig, von alleine lernt ein hörgeschädigter Säugling das Hören nicht.
Liebe Grüße,
Gudrun[size=small]
[Editiert von Gudrun am: Samstag, September 11, 2004 @ 11:45 PM][/size]