In einem solidarisch finanzierten System geht es allerdings nun mal nicht, dass jeder Versicherte die teuerste / technisch fortschrittlichste Versorgungslösung für sich selbst beansprucht oder argumentiert, er will nur für Leistung zahlen, die er auch in Anspruch nimmt (so von Ihnen in # 71 geschehen).
Ich habe bereits mehrfach darauf hingewiesen, dass nicht ICH für die "Luxuspreise" in diesem Land verantwortlich bin. Sondern dass der nichtvorhandene Markt dafür verantwortlich ist. Das Problem der "teuren Luxusversorgung" ist hausgemacht und systemimmanent. Die Versicherten können dafür nichts.
Es wäre Aufgabe der Krankenkassen, den Anpassungsaufwand für jeden individuell zu übernehmen. Es kann nicht angehen, dass all jene, welche notgedrungen draufzahlen müssen, weil ihnen die aufzahlungsfreien Geräte nicht weiterhelfen, quasi einen zweiten Kassenbeitrag für dieses Versäumnis der KKn auf den Tisch des Hauses legen müssen. Denn das "Anpassungsrisiko" für umständliche Programmierungen oder das Finden der richtigen Geräte ist eingepreist. Alles andere wäre betriebswirtschaftlicher Unfug.
Dies wird konsequent ignoriert.
Dass es anders und mit etlichen 1000 Euro weniger geht, zeigt der Blick über die Grenzen.
Ebenso konsequent ignoriert wird die geltende Rechtslage!
Es gibt keine "Grundversorgung", so geht's los.
Mit der Verwässerung eindeutig definierter und völlig unstrittiger
Ansprüche (jawohl, Ansprüche) geht's weiter.
Und es endet jetzt bei Ihnen mit
"Auch die gesetzliche KV hat sich unternehmerischen Grundsätzen zu unterwerfen." (..) Alles andere wäre nicht nachhaltig und würde das System ruinieren.
Aaah. Und die "Solidargemeinschaft der Steuerzahler" bezahlt dann den Aufwand für verlorene Prozesse, Rechtsanwälte, die Überlastung und Außerkraftsetzung der Sozialgerichte in diesem Land sowie die sonstigen volkswirtschaftlichen Folgeschäden, die sich mit Produktionsausfällen und Leistungsminderung mal locker auf 130 Milliarden Euro jährlich allein für Deutschland belaufen.
Von den individuellen gesundheitlichen Folgeschäden einer unversorgten bzw. unterversorgten Schwerhörigkeit ganz zu schweigen. Wieviel wissen Sie über den Zusammenhang von unversorgter bzw. unzureichend versorgter SH und Demenz? Herr Spahn jedenfalls hat damit alle Hände voll zu tun. Der nächste große Punkt ist das erhöhte Burnout Risiko unter den Schwerhörigen. Burnout führt i.d.R., wenn die Stressoren nicht beseitigt werden können, zur völligen Arbeitsunfähigkeit. Ansteigende Immundefekte, Herz-Kreislauf-Blutdruck Probleme sind weitere Folgen. Ich könnte noch etliche solcher Zusammenhänge anführen, die sehr wohl die "Solidargemeinschaft" über Gebühr und weit über die Kosten für vernünftige Hörsysteme hinaus belasten.
DAS ist betriebs- und volkswirtschaftlicher Unfug!
Das können Sie doch nicht ernstlich ignorieren wollen, wenn Sie schon mit erhobenem moralischen Zeigefinger solche Rechnungen aufmachen.
Allerdings was ist die Alternative? Hierzu habe ich von Ihnen nichts gehört.
Sorry, aber es gibt derzeit keine Alternative.
Aber auch das kann den Versicherten nicht angelastet werden. Ebenso wenig wie das Finden einer solchen.
Nur auf ein subjektives Feedback zu setzen, dass ein Hörgerät A besser sei als Hörgerät B, kann es ja wohl nicht sein.
Da es keine andere Alternative gibt, kann und muss es das sehr wohl sein. Dies ist auch Tenor der gegenwärtigen Rechtsprechung.
Man könnte jetzt natürlich bei jedem Antragsteller noch einen unabhängigen Beobachter ins Freifeld schicken, der händisch notiert, wie oft in welchen Situationen nachgefragt werden oder sogar ganz kapituliert werden muss vom Hörgeräteträger. Man könnte die Betroffenen aufwändig verkabeln und Pupillenreaktion sowie andere Stressparameter messen, um deren Angaben nachvollziehbar zu machen.
Es ist machbar! Das ist der Punkt.
Nur dürfte dieser Aufwand den Anschaffungspreis eines tauglichen Hörsystems selbst in Deutschland bei weitem übersteigen.
So würde Missbrauch nur Tür und Tor geöffnet –
Ach, herrje, woher nehmen Sie nur Ihr Menschenbild über Behinderte?
Es kann im Rahmen der geltenden gesetzlichen Bestimmungen keinen Missbrauch geben, da der gesetzlich garantierte Anspruch! besteht, im Fall von Hörgeräten mit dem Hörvermögen Gesunder gleichziehen zu können und das System deutliche Gebrauchsvorteile im Alltag aufweist.
womit wir wieder bei dem Thema Anspruchsverhalten gegenüber einer Solidargemeinschaft wären.
Und noch immer sind wir dies nicht.
Siehe Rechtslage.
Im Laufe der Diskussion ist es sicherlich nicht nur mir aufgefallen, dass der Ton in der Diskussion gegenüber Ohrenklempner immer unsachlicher geworden ist. Ohrenklempner ist es sehr aktives und hoch hochkompetentes Mitglied dieses Forums, das Vielen hier schon mit Rat und Tat zur Seite gestanden ist.
Ihn persönlich anzugreifen, seine Kompetenz und Wissen in Frage zu stellen, finde ich nicht OK.
Ich glaube, verzeihen Sie die Offenheit, dass die Empfindlichkeiten für eine Deutung als Angriff hier sehr unterschiedlich gesteckt sind, je nachdem, auf welcher Seite Sie sich in dieser Debatte verorten.
Die fachliche Kompetenz von @Ohrenklempner ist von mir mit keiner Silbe in Frage gestellt worden. Die sachliche Grundlage seiner Argumentation für technisch veraltete
Kassengeräte hingegen sehr wohl. Und ich stelle fest, dass er sich aus diesem Strang mit einem nebulösen
"Okay, jetzt wird mir einiges klar.
Sorry, ich verabschiede mich aus der Diskussion.
rausgezogen hat, nachdem ich ihm den Vertrag der
GKV mit den Akustikern unter die Nase gerieben habe, der ja nun einmal eindeutig, s/w, bestätigt hat, dass der Wortlaut des Versorgungsvertrages zwischen GKV und Akustikern alles andere ist als von mir "frei erfunden", wie von ihm unterstellt.
Ich frage mich bis heute, was ihm klar geworden ist.
Wüsste ich wirklich gern.
Mir ist auch nun schon mehrfach aufgefallen, auch in anderen Zusammenhängen, dass er (nicht ich!) von "Deppenstellern" bei den modernen Hörsystemen sprach und im Prinzip die "Kassenargumentation" vertritt, dass eine gesetzes!konforme (nicht kassendefinierte) Versorgung mit aufzahlungsfreien Geräten möglich sei. Vorausgesetzt, der Akustiker verstünde sein Handwerk.
Dies stelle ich in Abrede.
Kein noch so guter Handwerker wird Dinge hervorzaubern können, die das Gerät selbst nicht mitbringt. Es lässt sich sicherlich aus einem Gerät das Maximum rausholen. Aber eben auch nur das Maximum innerhalb der Grenzen, die das Gerät selbst setzt. Dass dies nichts, aber auch gar nichts mit dem aktuellen Stand von Wissenschaft und Forschung zu tun haben kann, leuchtet, denke ich, doch unmittelbar ein.
Und dass Situationsautomatiken überflüssiger Luxus seien, ist nun wirklich nicht mehr up to date! Für den Beruf nicht und auch nicht für das Privatleben.
Wenn es kein persönlicher Ehrgeiz ist, kein berufliches Selbstverständnis, dass durch "Deppensteller" in Gefahr gerät, und abgewehrt werden muss, was ist es dann?
Lassen Sie mich zuletzt kurz auf das Thema Feedback Kultur eingehen. Sie schreiben, einer Ihrer Arbeitsschwerpunkte sei die Moderation von Gruppen. (..)
Ich bin nur hier nicht als Moderator unterwegs.
Das ist ungefähr so, als dürfe beim Klempner kein Wasserhahn tropfen. Ich kannte mal einen, dessen Klospülung im Gäste WC war über Jahre hinweg defekt und hat seine Frau in den Wahnsinn getrieben. "Da draußen" war er perfekt in seinem Job. Es war der Running Gag im Freundeskreis schlechthin. Schade, dass er sich irgendwann doch die Zeit für eine Reparatur genommen hat.
Die Verweigerungspolitik und Verzögerungstaktik der
KK hat in den vergangenen 18 Monaten, die das Gezerre um alltags- und berufstaugliche Hörgeräte nun schon andauert, nicht nur die Allgemeinheit locker mit knapp 21.000 Euro Ersatzeinkommen belastet, sondern sie bedroht außerdem meine freiberufliche Existenz in einem ganz erheblichen Ausmaß. Um nicht zu sagen: sie vernichtet sie geradezu. Meine Altgeräte sind defekt, dazu können sie nicht an den jüngsten Hörverlust angepasst werden (eine Stressfolge übrigens durch die anhaltende Unterversorgung), ich habe erhebliche Umsatzeinbußen, kann nicht arbeiten, ich kann nicht mal mehr akquirieren, mir laufen die Auftraggeber davon, während geschäftliche Kosten weiterlaufen, Marketinmaßnahmen verpuffen, und dann muss ich mich hier auch noch mit denselben fadenscheinigen Argumenten und Verdrehungen befassen, wie sie von der KK kommen.
Da kommen einem Contenance und Lustigkeit schon mal abhanden.