Mit dem Phonak war das Verstehen letztlich noch am besten, allerdings um den Preis sehr unangenehmer Störgeräusche. In der Kabine beim Akustiker war immer alles in Ordnung, das von mir gehörte Rauschen wurde auf den PC-Lüfter zurückgeführt. Aber schon draußen auf der Straße begannen für mich die Probleme. Den Straßenverkehr höre ich wie plätscherndes Wasser, unangenehm laut. Nach einigen Sekunden scheint das Gerät die Lautstärke herabzusetzen, wobei auch Stimmen wieder unhörbar, mindestens wieder unverständlich werden. ist ein Auto vorbei gefahren, wird die Lautstärke wieder abgehoben - jedenfalls bis zum nächsten Fahrzeug. Einem längeren Satz kann ich jedenfalls nicht vollständig folgen, insbesondere wenn Sprecher und Störgeräusche in der gleichen Richtung stehen.
Vollständig irritiert bin ich, wenn mehrere Menschen um mich herum sprechen. Abhängig von der Stimmlage scheint sich das Gerät einen Sprecher herauszupicken, den ich dann auch gut verstehen kann, leider oft nicht den Sprecher, dem ich zuhören möchte.
Helle Kinderstimmen haben bei allen Geräten alle anderen Geräusche übertönt. Bei Musik waren bei rauchig tiefen Frauenstimmen nur Vokale hörbar, der Gesang als solcher nicht verstehbar. Ich hatte auch immer das Gefühl, daß Töne auf der Hörgeräteseite verspätet und zu langgezogen sind.
Ich habe vor einer Woche einen zweiten Akustiker aufgesucht, der sich deutlich mehr Zeit für mich genommen hat (knapp 2 Stunden beim Erstgespräch, gegenüber ca. 30 Minuten). Gestern hat er eine Stunde lang versucht, mir ein Audioservice Mood 16 anzupassen, ist auch mehrfach mit mir auf die Straße gegangen, aber auch hier hatte ich das Gefühl, die Störgeräusche sehr laut zu hören, die Stimmen gingen dabei fast unter. Also keine Verbesserung zu den bisher getesteten Geräten.
Dann holte er ein Oticon OPN aus dem Schrank. Leider passte die Thermotec-
Mit diesem Oticon, ohne jede weitere Anpassung, höre ich ganz ausgezeichnet! Der Unterschied war sofort hörbar, bei geöffneter Tür der Anpasskabine waren die Geräusche von außen zwar deutlich hörbar, aber lange nicht so dominant, wie bei den anderen Geräten. Auch auf der Straße konnte ich mich auf verschiedene Sprecher konzentrieren, ohne den Kopf drehen zu müssen. Auch abends in Gesellschaft konnte ich auch Sprechern auf meiner schlechten Seite folgen, ohne sie direkt ansehen zu müssen.
Heute morgen hat meine Frau beim Tischdecken geklappert und mir abgewandt gesprochen - ohne Hörgerät und mit den bisher getesteten Modellen habe ich sie bislang nicht verstehen können - mit dem OPN war das kein Problem.
Ich bin jetzt sehr verunsichert. Der Preis des OPN ist mit 2700 € schon eine heftige Ansage. Auch wenn meine Krankenkasse 1500 € übernimmt, bleiben für mich 1200 € übrig. Alle anderen getesteten Geräte hätten eine Aufzahlung von maximal 500 € bedeutet, das Nera wäre sogar ganz ohne Zuzahlung ausgekommen.
Sind meine Ansprüche übertrieben hoch angesetzt? Reicht es, wenn ein Hörgerät Grundbedürfnisse erfüllt und das Leben in vielen Situationen leichter macht, gelegentlich aber an unüberwindbare Grenzen stößt, oder muß es eine eierlegende Wollmilchsau sein?
Zur Verunsicherung trägt auch bei, daß die zuerst aufgesuchte Akustikerin meine, das Oticon OPN sei für meinen Hörverlust nicht geeignet, weil der Lautsprecher für meinen Hörverlust nicht stark genug sei (ich selbst empfinde ihn als durchaus stark genug). Die unterschiedliche Arbeitsweise beider Akustiker (Engagement, informationen, Erklärungen und nicht zuletzt die unterschiedlich langen Termine) geben mir auch zu denken. Besser aufgehoben fühle ich mich beim zweiten Akustiker. Kann ich der ersten Akustikerin einfach sagen, daß ich mich anderswo wohler fühle? Oder stelle ich auch hier wieder zu hohe Ansprüche?