Grüße euch

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Syrinx
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Grüße euch

#1

Beitrag von Syrinx »

aus Schleswig-Holstein.
Bin einseitig Hs-Trägerin seit ca. 3 Jahren und wenn ich RiWaSos Beitrag hier lese, kann ich mich dem stückweit anschließen, was die Trauer über den Hörverlust angeht.
Ich bin hier wohl eher ein leichter Fall, jedoch ist mein Sprachverständnis sehr eingeschränkt und ich bemerke immer noch sehr oft, dass mich das Hören in Gesellschaften stresst oder im Umgebungslärm und werde sehr traurig, wenn ich mein HG ablege und mich dann einseitig so "taub" fühle und merke, dass der Verlust immer gravierender wird.
Bei mir gab eine Schlüsselszene den Schubs mich um ein Gerät zu kümmern. Ein Gespräch im Frühstücksraum eines Hotels mit viel Tellergeklapper im Hintergrund und dem Freund, der auf der "falschen" Seite saß. Kennt ihr so etwas? Und ich bekam kaum etwas mit, fing schon an zu "schummeln", gestand schließlich ein, dass ich nicht mal wusste, worüber er schon Minuten gesprochen hatte.
Da fühlte ich mich echt mies und irgendwie minderwertig- blöd sowas .
Habe dann alles angeleiert und sofort so einen aha-Effekt gehabt beim Probetragen. Erst sollte das Gerät so klein wie möglich sein (was ich heute bereue, weil es keinen Steller hat, nur über Fernbedienung geht) und heute trage ich durchaus verschieden Schalen, auch in wilden Farben, denn ich habe auch Xavers Erfahrung gemacht, dass viele Menschen dann behutsamer mit mir kommunizieren. Wenn ich gar nichts verstehe, wie letztens im Flugzeug die Stewardess, zeige ich nur auf mein Gerät und bitte sie deutlicher zu sprechen.Wenn das Gerät trotz meiner Mähne sichtbar ist, werde ich auch oft interessiert angesprochen, auch von Leuten, die teure Geräte zuhause in der Schublade haben.
Trotzdem ich positiv dazu stehe und dankbar bin für die Geräteversorgung, ist die Trauer immer weiter zu verlieren, wirklich da und manches mal groß, tagesformabhängig, besonders, weil ich gern Menschen treffe, ins Kino gehe oder über Bücher diskutiere und kommuniziere, Kino mag, Musik, Wein und Tanz.

Vielleicht habt ihr Tipps. Freue mich auf nette Kontakte.
Grüssle
beidseitig mit Phonak Audeo V versorgt und
zum Hörjunkie mutiert :D
Pevau
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Re: Grüße euch

#2

Beitrag von Pevau »

Das glaube ich die gerne. Seit wann bist Du denn schwerhörig? Und hast Du keine Alternative, bist Du inoperabel schwerhörig? Du tust Dir leid, weil Dir etwas fehlt zum glücklich sein. In deinem Fall ein intaktes Gehör. Ich wurde mit 16 langsam schwerhörig. Hab es 4 Jahre an mir beobachtet. Diese unglaubliche Zeit sitzt mir heute noch in den Knochen. Und deshalb bin ich heute noch total dankbar und erleichtert das es sich bei mir um eine Otosklerose beidseitig handelte, die operativ behoben werden konnte und ich bis heute - 30 Jahre später keine Verschlechterung mehr hatte und keine Hörgeräte tragen muss.
Mein Sohn ist 13 Jahre und von Geburt an hochgradig schwerhörig. Er trägt seine Hörgeräte selbstverständlich. Ist extrem aufmerksam und immer bedacht Blick Kontakt zu haben. Seit er die Haare kurz trägt ist es ja offensichtlich. Aber genauso auffällig ist es das seine Umwelt Null Rücksicht auf ihn nimmt. Nicht mal innerhalb der Familie. Und das nur weil er sich enorm anstrengt alles mitzukriegen. Was natürlich nicht klappt. Und wenn ich erkläre, "das hat er nicht gehört oder nicht richtig verstanden oder nur zum Teil verstanden und falsch zusammen gereimt", dann glaubt das wieder keiner, da er ja ansonsten keinen "behinderten" Eindruck macht. Wir haben nun im Freundeskreis noch eine Frau die ebenfalls hochgradig schwerhörig ist und nun ein Ci trägt. Sie beobachtet meinen Sohn gerne und nur Sie weiss welche enorme Anstrengungen das für ihn sind um sich nicht selbst auszugrenzen.
In der Schule wird seine Mitarbeit bemängelt. Den Lehrern ist nicht bewusst das "Zuhören und Lippen lesen" schon Mitarbeit ist. Ich bin Stolz auf ihn. Und das kannst Du auf dich auch sein. Dein Leben ist ein ganzes Stück anstrengender. Sei traurig darüber, aber halte Dir auch immer die positiven Seiten deines Lebens dagegen.
Viele Grüße von mir
Petra mit 18 und 25 J. erfolgreiche Otosklerose OP mit Sohn Nikolas (*04.2000) seit Geburt beidseitig mittel-bis hochgradig schwerhörig.
Syrinx
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Re: Grüße euch

#3

Beitrag von Syrinx »

Danke, aber leid tue ich mir nicht und wirklich unglücklich bin ich insgesamt auch nicht. Mein Leben ist sehr ok so wie es ist. Es macht mich mitunter einfach nur traurig, also der Verlust, und Blickkontakt halte ich schon seit jeher, beobachte meine Mitmenschen genau. Für deinen Sohn ist es sicher um Längen anstrengender. Ich bin eigentlich seit Kindertagen schwerhörig. Aber es wurde lange von der "besseren Seite" gut kompensiert.In der Schule habe ich immer einen Platz frontal zur Tafel und zum Lehrer gewählt, vieles schon unbewusst. Mitunter schalte ich einfach innerlich ab, wenn es mir zu viel wird, zu anstrengend. Es macht mir einfach kein gutes Gefühl, dass ich immer schlechter höre und mitunter stresst es, Gesprächen folgen zu wollen.
Danke für deine aufmunternden Worte, Petra!
Grüssle
beidseitig mit Phonak Audeo V versorgt und
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Syrinx
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Re: Grüße euch

#4

Beitrag von Syrinx »

Übrigens habe ich jetzt ein E-buch entdeckt, das ich einigen engeren Mitmenschen neuerdings ans Herz lege, wenn sie mich fragen, wie das so ist....immer schlechter zu hören.
Von Ulla Schultens-Katheuner: Ich bin schwerhörig - und das ist auch gut so
Der Titel täuscht aber die Autorin beschreibt viele meiner eigenen Erfahrungen. Leider bin ich in Punkto Akzeptanz, also Annahme des Verlustes noch nicht so weit wie sie. :( Aber ich trage mein Gerät wirklich vom Aufstehen bis in die Nacht und werde voraussichtlich nun doch mit einem zweiten versorgt .
beidseitig mit Phonak Audeo V versorgt und
zum Hörjunkie mutiert :D
serik
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Re: Grüße euch

#5

Beitrag von serik »

Hallo Syrinx,
Der Titel täuscht aber die Autorin beschreibt viele meiner eigenen Erfahrungen. Leider bin ich in Punkto Akzeptanz, also Annahme des Verlustes noch nicht so weit wie sie. Aber ich trage mein Gerät wirklich vom Aufstehen bis in die Nacht und werde voraussichtlich nun doch mit einem zweiten versorgt .
um irgendwelchen Verlust zu akzeptieren, hieße es nicht, man müsse ihn durch etwas Andere ausgleichen - aber auch nicht, dass es rund um die Uhr sein müsse. Sonst könnte man den Eindruck bekommen: Je länger ein Verlust ausgeglichen wird, umso größer dürfte die Akzeptanz sein - innere Einstellung kann man aber nicht (nach Stunden) "ausmessen".
Außerdem gäbe es hier nicht nur die Akzeptanz eines Verlustes, sondern die des Ausgleichs zu betrachten. Es gäbe grob und oberflächlich betrachtet vier mögliche Situationen:
1. Akzeptanz sowohl des Verlustes wie des Ausgleichs
2. Akzeptanz weder des Verlustes noch des Ausgleichs
3. Akzeptanz entweder des Verlustes oder des Ausgleichs
4. Akzeptanz nicht des Verlustes oder des Ausgleichs
Deine Situation wäre die Mischung von 3. und 4.:
Akzeptanz des Ausgleichs, aber nicht des Verlustes.
Zwar beeinflussen sich die beiden Arten der Akzeptanz indirekt gegenseitig, direkt aber nicht. Auch wäre "die Größe" der einen Akzeptanz von "keiner" der anderen abhängig (aber vielleicht irre ich mich).
Mitunter schalte ich einfach innerlich ab, wenn es mir zu viel wird, zu anstrengend. Es macht mir einfach kein gutes Gefühl, dass ich immer schlechter höre und mitunter stresst es, Gesprächen folgen zu wollen.
Möglicherweise liegt die Ursache des Problems darin (zumindest teilweise):
Aber ich trage mein Gerät wirklich vom Aufstehen bis in die Nacht
Damit will ich meinen: Es ist nicht egal, wann, wo, wie (lange), warum du dein Verlust ausgleichen lässt – nur von nichts dürfte ja nichts kommen.

Schöne Grüße,
Sergej
Wie manipuliert man einen Menschen?
Man erzählt ihm nur die halbe Wahrheit.
Syrinx
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Danke!

#6

Beitrag von Syrinx »

Danke und schöne Grüße zurück, Sergej, für deine Gedanken und Ausführungen.
Vielleicht mischt sich das wirklich alles.
Aber ich wäre für Situation 3 abgewandelt in

Nichtakzeptanz des Verlustes mit Akzeptanz des Ausgleichs

Das Gerät ist super. Ich trage es nicht nur, weil ich muss, sondern bin ein bisschen süchtig etwas ins Ohr zu bekommen an Geräuschkulisse usw.
Der Chip ergab beim Auslesen eine durchschnittliche Tragezeit von 12,5 Std. täglich.
Mich macht es nur etwas traurig, wenn ich das Gerät herausnehme und Stille herrscht auf der Seite. Dieser krasse Unterschied.
Ich bin dankbar ,dass ich so eine gute Geräteversorgung bekomme und doch zeigt es auch Abhängigkeiten auf, bloß nicht ohne Ersatzbatterie aus dem Haus z.B..
Die neuesten Messungen lassen vermuten, dass das bessere Ohre nachzieht, also auch nicht mehr lange ohne Versorgung bleibt. Aber es ist nicht mehr das alles beherrschende Thema.
Meine neueste Freude ist die Tatsache, dass die Fernbedienung meines Gerätes nun als Handyfreisprechanlage nutzbar ist - sehr hilfreich unterwegs finde ich. Für mich eine tolle Sache.
Und ich suche nach Empfehlungen zu Kopfhörern für einen mp3 Player, die ich beidseitig tragen kann und sich ggf. mit dem Gerät irgendwie koppeln lassen. Technisch kenn ich mich mit nix aus , wusste nicht mal, dass mein Handy bluetoothfähig war bis der Akustiker es mit der Fernbedienung "gepairt" hatte. Also falls jemand eine Empfehlung hat...gern her damit :) Frau würde so gern mal wieder fein Musik beidseitig hören. Alte Beiträge zu durchstöbern wird wohl nicht so viel bringen, weil die Technik immer weiter dreht.

Allen eine fröhliche Vorweihnachtszeit!
beidseitig mit Phonak Audeo V versorgt und
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Xaver
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Re: Grüße euch

#7

Beitrag von Xaver »

Hallo Syrinx,
Das mit dem Musikhören ist so eine Sache da Du nur auf 1 Ohr ein Hörgerät trägst. Musik hört man normalerweise auf beiden Ohren. Deshalb kommt im Moment für Dich nur einen grösseren geschlossenen Kopfhörer in Frage.
Indunktionskopfhörer. Oder eine Verbindung über z.B. Die Fernbedienung was heute auch schon möglich ist, ist mit einem Ohr nicht so gut möglich. Mann kann auch nicht dort einfach einen Dopelstecker mit einem normalen Ohrhörer nehmen, da die ganze Funkverbindung langsamer ist als ein Kopfhörer.

Was für einen Kopfhörer da am besten ist würde ich im Geschäft testen.

Gruss Xaver
Seit dem 16.Lebensjahr leichte bis mitelgradige Schwerhörigkeit.
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Syrinx
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Re: Grüße euch

#8

Beitrag von Syrinx »

Danke dir, Xaver.
Ist wohl eh so, dass Frau am besten alles vorher ausprobiert. Bei den Hörhelfern habe ich Hörer gefunden, die auf einer Seite mit Knopf, auf der anderen mit Induktionshaken geliefert werden, für einseitige Träger. Aber womöglich erledigt sich das eh demnächst bei mir und ich brauchs auf beiden Ohren.
Grüssle
Syrinx
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