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sprechen lernen und andere fragen

Verfasst: 29. Jun 2003, 13:41
von hadhami
Hallo!
bei meinem sohn (10 monate) wurde eine an die taubheit grenzende schwerhörigkeit festgestellt. wir wissen nicht, ob er hörreste hat oder nicht. am donnerstag bekommt er seine ersten hörgeräte.

wir haben morgen einen termin im landesbildungszentrum für hörgeschädigte in hildesheim, um seine frühförderung zu besprechen.
meine (dumme) frage ist:
könnte mein sohn, auch wenn er keine hörreste hätte, die lautsprache lernen?
ich möchte mit der lautsprache anfangen und erst viel später die gebärdensprache.

die andere frage ist:
wie/was kann ich mit meinem sohn spielen?
ich habe das gefühl, dass er sich langweilt. er kolpft manchmal mit der faust am kopf. ich mache mir sorgen und bin verzweifelt, weil ich nicht weiss, ob die kommunikation zwischen uns jetzt ausreichend ist.
er ist mein erstes kind, so dass ich nicht mit einem hörenden kind vergleichen kann. ich möchte irgendeine therapie (vielleicht ergotherapie) mit ihm anfangen, um einfach tips zu bekommen.

dazu kommt, dass seine tagesmutter den vertrag gekündigt hat, weil sie keine nerven und keine zeit für ein taubes kind hat!!
ich bin wirklich sehr traurig. mein armes kind muss sich nun an eine situation (hörgeräte)und neue bezugsperson gewöhnen :(

liebe grüße
hadhami

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[Editiert von hadhami am: Sonntag, Juni 29, 2003 @ 01:43 PM][/size]

Re: sprechen lernen und andere fragen

Verfasst: 29. Jun 2003, 22:40
von Maike
Hallo Hadhami,

es ist tatsächlich möglich, auch ohne Hören das Sprechen zu lernen.
Allerdings ist das unheimlich schwer. Man braucht da sehr viel Konsequenz
und Geduld... - ich bin selbst ein solches Beispiel:

Mein mittlerer Hörverlust von Geburt an betrug beidseitig knapp 120 dB
(links sogar drüber). Trotzdem habe ich das Sprechen gelernt. Aber es war
knallharte Arbeit für meine Mutter - ich habe Dir ja meinen
Erfahrungsbericht bereits per eMail zugeschickt. Jeden Tag außer sonntags
arbeiteten wir drei Stunden miteinander - morgens von 6-7 Uhr 1 Stunde, dann
am Mittag udn am Abend nochmals. Das Ergebnis: Ich besaß bereits im
Kindergartenalter eine den Hörenden ebenbürtige Lautsprachkompetenz. Meine
Eltern haben sich nur lautsprachlich mit uns Kindern (ich bin gehörlos
geboren, meine mittlere Schwester schwerhörig und die jüngste hörend)
verständigt. Sie waren nie gegen die Gebärdensprache, aber sie können sie
nicht - und das hat mir bei ihnen auch nie gefehlt.

WENN Dein Sohn jetzt in den kommenden 3-4 Monaten NICHT auf seine Hörgeräte
anspricht bzw. keine allzu großen Fortschritte macht, ist er vermutlich
tatsächlich CI-reif. Dann würde ich nicht mehr lange zögern, sondern ihm ein
CI geben lassen. Da würde ich mich von einer wirklich kompetenten Klinik
beraten lassen... - wenn ich damals als Kleinkind bereits ein CI hätte
bekommen können, hätte meine Mutter nur einen Bruchteil an Arbeit mit mir
gehabt...

ich würde auch zu anderen Eltern Kontakt aufnehmen. Es gibt
Elternvereinigungen, z.B. die "Kleinen Lauscher" etc. - hier im Forum gibt
es auch Adressen...

Ich finde es unheimlich klasse, wie viele Fragen Du hast - und da Du
wirklich nach Antworten suchst, wirst Du sie auch bekommen!

Im Moment würde ich völlig normal mit Deinem Sohn weiter sprechen. Also ihn
auch anschauen, mit ihm sprechen. Auf Gegenstände zeigen und dazu deutlich
und klar sprechen, nicht übertrieben, nicht zu schnell. Immer wieder die
gleichen, einfachen Sätze, damit er deren Sinn sieht und versteht. Ich würde
mit ihm auch singen, ihn dazu z.B. im Arm halten udn ihm vorsingen - er wird
Deine Stimme spüren können.

Es gibt auch Bücher, wie man mit hörgeschädigten Kindern lautsprachlich
kommunizieren kann...

Alles Gute für Euch!
Maike

Re: sprechen lernen und andere fragen

Verfasst: 29. Jun 2003, 22:42
von Maike
P.S.: Ich lese gerade, daß Ihr wohl in der Nähe von Hildesheim wohnt. Mir
fällt ein, daß Du wohl auch in Hannover arbeitest. Da würde ich mich mal mit
Andrea Heiker treffen, außerdem mal ins CIC gehen - dort könntest Du mal
einen unverbindlichen Beratungstermin mit Dr. Bertram ausmachen, wenn Du
Dich schon mal vorab über die Möglichkeit eines CI*s, FALLS es überhaupt für
Deinen Sohn mal infrage kommen sollte, informieren...

Re: sprechen lernen und andere fragen

Verfasst: 29. Jun 2003, 22:43
von Maike
Ja, und noch was: Wenn die Tagesmutter Eures Sohnes gekündigt hat, dann wird
sie es NICHT wert sein, die weitere Entwicklung Eures Sohnes
mitzubekommen!!! So eine schwache Frau aber auch, das ist sehr ärgerlich!

Re: sprechen lernen und andere fragen

Verfasst: 29. Jun 2003, 23:45
von Andrea Heiker
Hallo Hadhami,

warten wir doch erstmal ab, was die die Hörgeräte bringen. Die CI-Voruntersuchung steht ja auch schon recht bald an. Wenn Du Deinen Sohn beim Sprechen im Arm hältst und/oder ihn anschaust, dann merkt er, dass Du Dich mit ihm beschäftigst und er lernt auch die Bedeutung der Wörter. Stark hörgeschädigte Kinder sind visuell orientiert, also zeige ihm viel, schau ihn an beim Sprechen und rede langsam mit Zimmerlautstärke (bloß nicht schreien). Du kannst auch probieren, ob er reagiert, wenn Du direkt mit Zimmerlautstärke ins Ohr sprichst (natürlich nur ohne Hörgeräte!). Wenn er noch etwas Restgehör hat, wird er dann zumindest mitbekommen, dass da eine Stimme ist.

Wenn die Hörgeräte ihm etwas nutzen, dann wird er sich vermutlich Nullkommanix daran gewöhnen. Wenn er intelligent ist, wird er aber auch bemerken, dass beim Hörgeräte Rausnehmen die Mutter sofort angelaufen kommt, was auch eine mordsmäßige Gaudi ist. Nur wenn er sich permanent verweigert, dann bringen sie ihm wohl nicht so viel. Der Kleine ist aber wirklich jung genug, so dass Du in Ruhe Hgs probieren kannst, bevor die CI-OP nötig ist.

Ich habe auch mit einem starken Hörschaden sprechen gelernt. Meine Mutter erzählt, als ich im Alter von zwei und ein Viertel Jahren (also spät!) mein erstes Hörgerät bekam, damals noch ein Taschenhörgerät, habe ich große Augen gemacht und es auch einmal gründlich zerlegt. Ich habe es dann aber akzeptiert und von nun an von morgens bis abends getragen. Trotzdem ließ meine Sprache noch auf sich warten, da das Hören erst insgesamt gelernt werden musste. Als ich dann anfing zu sprechen, kam die Sprache sehr sehr schnell und innerhalb von zwei bis drei Jahren hatte ich den Rückstand aufgeholt. D.h., der Wortschatz war ebengebürtig, an der Aussprache wurde noch gefeilt und wurde erst perfekt, als ich Lesen lernte. Wenn das Hg dann mal kaputt war, was als Kleinkind schon mal ab und zu passierte, dann gab es Terror.

Gruß
Andrea

Re: sprechen lernen und andere fragen

Verfasst: 29. Jun 2003, 23:52
von Gudrun
Liebe Hadhami,

wie Maike schon sagte, Sprechen lernen ohne Hören und ohne Gebärdensprache ist möglich, aber für die Mutter aufwändig.

Sprich mit deinem Kleinen normal weiter, so wie früher auch, denn er hat es so kennengelernt, für ihn ist es auch eine Art Zuwendung. Denn wenn du dich veränderst und dein Verhalten veränderst, spürt er das. Geh mit ihm genauso um wie früher, nur mit minimalen Unterschieden:

Solange er keine Hörgreäte hat, sprich mit deutlichen Lippenbewegungen mit ihm und zwar genau dasselbe, was du zu einem hörenden Kind in diesem Alter auch sagen würdest. Schaue ihn beim Sprechen an, damit er deine Lippen sehen kann.
Sobald er Hörgeräte bekommt, kannst du beim Sprechen auch ab und zu aus seinem Blickfeld gehen, damit sein Gehör gefördert wird.

Maike sagte es auch, dass man die Stimme fühlen kann, und zwar an deiner Brust, am Hals, am Gesicht. Wenn du mit deinem Kleinen im Arm sprichst, spürt er deine Stimme. Du kannst auch seine Hände während des Sprechens an dein Gesicht legen.

Ich schreibe es nur ungern, aber je mehr du mit dem Kind sprichst, desto besser sind die Chancen, dass er Lautsprache entwickelt. Kommentiere jede Handlung: "So, und jetzt ziehen wir dir das Jäckchen an, hei, ja, das Jäckchen, das mit den lustigen Knöpfen." (Sorry, ein besseres Beispiel fiel mir auf die Schnelle nicht ein.)

Volltaube Hörgeschädigte, die Sprechen gelernt haben, haben das Lesen oft sehr früh gelernt. Man kann schon ab dem 2. Lebensjahr ganz spielerisch mit den ersten Worten beginnen, z.B. einzelne Gegenstände im Haus mit einem Zettel und dem dazugehörigen Begriff versehen, z.B. einen Zettel mit der Aufschrift "Kissen" auf ein Kissen legen. Aber darüber würde ich mir jetzt noch keine Gedanken machen. Andere Hörgeschädigte haben das lesen auch erst mit 7 Jahren gelernt. Ich lernte es mit 4,5 Jahren.

Ein gutes Buch für die Sprachförderung hörgeschädigter Kinder ist:

Susanna Schmid-Giovannini: Sprachfördernde Spiele für hörgeschädigte und sprachentwicklungsgestörte Kinder

Dieses Buch bekommst du bei dieser Adresse, Preis auf Anfrage:

Internationales Beratungszentrum für Eltern hörgeschädigter Kinder
Sekretariat
Zollikerstr. 41
CH-8702 Zollikon
Tel. 0041 (0) 1 391 49 14

Wenn du Fragen zur Förderung hörgeschädigter Kinder hast, kannst du dich auch telefonisch an das Sekretariat wenden, das ist dafür da und kann dir eventuell auch Adressen in Deutschland nennen, an die du dich wenden kannst.

Liebe Grüße,
Gudrun

Re: sprechen lernen und andere fragen

Verfasst: 29. Jun 2003, 23:59
von Gudrun
Eine Ergänzung: Ich schrieb ja, dass du mit deinem Kleinen normal weitersprechen sollst, bloß mehr als früher. Du wirst denken, dass er dich doch nicht verstehen wird. Nein, das nicht, aber ein hörendes Kind versteht auch nicht jedes Wort, das man ihm sagt!

Wenn du mit ihm viel sprichst, wird dein Kleiner die Wörter irgendwann erkennen und auf diese Weise Begriffe entwickeln.

Das Buch vorhinhabe ich empfohlen, weil du wegen Spiele gefragt hast.
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[Editiert von Gudrun am: Sonntag, Juni 29, 2003 @ 11:59 PM][/size]

Re: sprechen lernen und andere fragen

Verfasst: 30. Jun 2003, 02:24
von Birgit
Gudrun hat das Lesen schon erwähnt. Ist zwar jetzt noch zu frh, aber: Sobald ihr Bilderbücher habt (die ersten haben ja nu Bilder, keinen Text) schreib in Druckbuchstaben das richtige Wort dazu und sag auch immer das Wort, das Du hingeschriben hast. Also wenn ein Ball abgebildet ist und du "der Ball" sagst, dann schreib auch "der Ball" drunter und nicht nur "Ball". Aber du kannst natürlich auch nur "Ball" sagen und scheiben. (Ist fürs Lesenlernen einfacher).
Außerdem kannst du bereits jetzt anfangen, deine Familie zu beschäftigen: Die wollen nämlich sowieso irgendwann wissen, was sich der kleine denn zum Geburtstag, Weihnachten etc. wünscht: Man kann wunderschöne Leselottos und memorys etc. selber basteln (mit laminierten Fotos der Verwandtschaft und der Lieblingsspielsachen). Das kann man dann sogar als Kommunikationshilfe benutzen und wenn man passend dazu den text schreibt und eine Karte ohne Bild hat, ber nur mit dem Text....reicht für viele Spiele, auch noch im Grundschulalter und fördert schon sehr früh das Lesen.
Claudia spricht auch viel besser, seit sie lesen kann. Trotzdem kann sie noch viele Laute nicht richtig aussprechen )erstens, weil sie nicht sieht, was wir mit dem Mund machen, und zweitens, weil sie ein etwas "konfuses" Gebss hat - mit nicht angelegten 2. Zähnen, noch zwei milchschneidezähnen etc. was die Zungenstellung doch erschwert).
Ach ja, Musik ist auch sehr wichtig! Claudia fand unser Klavier so interessant, dass sie dortauch das Stehen gelernt hat! Inzwischen spielt sie selber Klavier (wie sie das trotz hochgradiger Schwerhörigkeit macht versteht niemand, aber ich denke einfach, dass sie die meisten Töne fühlt.
(Ich selbst durft mal bei einem Musiktherapeuten auf dem Flügel liegen und kann daher sagen, dass man die unterschiedlichen Tonhöhen in vershiedenenKörperregionen ganz deutlich spürt. Tiefe Töne vor allem im Bauch, aber auch in der Brust und im Kopf wegen der Obertöne, die ja immer mitschwingen, ganz hohe nur im Kopf).

Jezt drück ich Dir die Daumen, dass Dein Sohn die HG gleich akzeptiert.
tschüss
und weiterhin viel spaß mit dem Kleinen
Birgit
:rolleyes:

Re: sprechen lernen und andere fragen

Verfasst: 30. Jun 2003, 10:35
von Sabine
Liebe Hadhami,

zum eigentlichen LS-Erwerb ist ja schon viel geschrieben worden.
Ich hätte noch ein paar Literaturtipps für Dich.
Sehr empfehlen kann ich das Buch von Gisela Batliner (Hörenlernen im Spiel oder so ähnlich, ich kann es jetzt leider nicht nachsehen, da es in dem Zimmer ist, in dem mein Jüngster gerade schläft). Guck mal bei amazon.de oder buecher.de, da wirst Du's finden.
Du schriebst ja auch im HCIG-Forum, dass Du einige Sprachen sprichst.
Falls Du auch im Englischen fit bist, kann ich Dir nur sehr den correspondence course der John Tracy Clinic empfehlen (www.jtc.org).
Da bekommst Du unzählige Anregungen, wie Du den Alltag mit Deinem hörgeschädigten Kind gestalten kannst. Und psychischen Beistand bekommt man auch noch in Form von sehr persönlichen Briefen.

Liebe Grüße,

Re: sprechen lernen und andere fragen

Verfasst: 30. Jun 2003, 10:55
von Andrea Heiker
Hallo Birgit,

als hochgradig SH hört man das Klavier mit Hg schon. Das Problem ist ja nicht so sehr das Hören, da sind Hgs eben sehr hilfreich, sondern das Verstehen.

Gruß
Andrea

Re: sprechen lernen und andere fragen

Verfasst: 1. Jul 2003, 12:30
von Karin
Hallo Hadhami, ich hab nur eine Frage:
warum möchtest du erst viel später Gebärdensprache lernen.
Lieben Gruß Karin

Re: sprechen lernen und andere fragen

Verfasst: 1. Jul 2003, 14:38
von Andrea Heiker
Hallo Karin,

weil Hadhami das will. Man muss sich Dir gegenüber nicht rechtfertigen!

Gruß
Andrea

Re: sprechen lernen und andere fragen

Verfasst: 1. Jul 2003, 14:42
von Karin
Andrea, sie soll sich doch nicht rechtfertigen!!! Mich interessieren die Beweggründe.
Gruß Karin

Re: sprechen lernen und andere fragen

Verfasst: 1. Jul 2003, 17:37
von hadhami
"viel später" ist relativ!
ich möchte/wünsche/hoffe, dass mein kind zuerst die lautsprache lernt. für die gebärdensprache ist es nie zu spät.
liebe grüße
hadhami

Re: sprechen lernen und andere fragen

Verfasst: 1. Jul 2003, 17:50
von Karin
HI Hadhami, hier ist es doch etwas beschaulicher als drüben:-)
Ich hab das schon verstanden, dass du erst mit der Lautsprache beginnen möchtest.
Meine Frage zielt eigentlich darauf hinaus, ob dir jemand abgeraten hat zusammen mit der DGS anzufangen. Denn es stimmt nicht, dass die DGS die Lautsprache ver-oder behindert.
Lieben Gruß Karin

Re: sprechen lernen und andere fragen

Verfasst: 1. Jul 2003, 18:41
von Sabine
Hallo Karin,

gibt es da irgendeine Studie, möglichst halbwegs objektiv (träum), die das belegen könnte?
Ich kenne bisher nur die konträren Aussagen (DGS erschwert die LS oder eben nicht).

Und eine Meinung habe ich auch, die daraus entstanden ist, was ich mir so vorstelle, was mir quasi logisch erscheint.
Lasse mich da aber gerne informieren.


Re: sprechen lernen und andere fragen

Verfasst: 1. Jul 2003, 19:26
von Karin
HI Sabinschen :-)
http://www.rwth-aachen.de/lfed/Ww/taub.html

Frag ihn mal, woher er seine Weisheit hat...
Nein im Ernst, schau doch mal bitte in die amerikanische Literatur. Hier der Bericht von Günther liegt immer noch nicht vor. Es ist alles immer in englisch, da bist du bewanderter.
In Japan und USA liefen Studien in der Richtung.
Ich warte imemr noch auf Günther.

Prof Butzkamp schreibt die Geschwister sind Beweis genug... ich weiß es nicht. Ich kann nur von den Eltern berichten, die mir beim Erstkontakt sagten, es kommt nichts an Lautsprache, und nach einem halben Jahr ganz begeistert anriefen und sagt - und jetzt fängt er mit Hilfe der DGS an zu sprechen....

Hab leider in deutscher Sprache nichts anzubieten, was nach Studie riecht. Man darf mich aber korrigieren... vielleicht gibt es ja was, was ich noch nicht entdeckt habe.
:-)

hier noch was:
http://www.gehoerlosen-bund.de/download ... t_paed.PDF

Gruß Karin

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[Editiert von Karin am: Dienstag, Juli 1, 2003 @ 07:29 PM][/size]

Re: sprechen lernen und andere fragen

Verfasst: 1. Jul 2003, 19:37
von Sabine
Habe den Link bisher nur überflogen.
Ich denke nicht, dass hörende Geschwister Beweis genug sind.
Wir sind ja nun eine zweisprachige Familie. Klar ist es Kinder möglich, zwei Lautsprachen zu erwerben.
Mit Sicherheit ist es auch für hörende Kinder kein Problem, LS und DGS gleichzeitig zu erwerben.
Bei hochgradig hörgeschädigten Kindern kommt ja aber noch hinzu, dass die minimalen Hörreste ausgenutzt werden müssen, und da stellt sich DGS dann ja wohl doch in den Weg.
Jedenfalls erscheint mir das nur logisch.

Ich weiß, dass in den USA irgendwann der Boom aufkam, dass hörende Eltern auch mit ihren hörenden Kindern rudimentär gebärdeten, um die Sprachentwicklung voranzutreiben.
Erschien mir immer etwas merkwürdig. Hatte bei meinen Kindern nie den Eindruck, dass ich da künstlich eingreifen müsste.

Das Hauptproblem sehe ich nach wie vor darin, dass die hörenden Eltern ja erstmal DGS erlernen müssen. Und ich behaupte einfach, dass sich da nicht jeder so gut einfinden kann wie Du. Ich wäre da so ein Beispiel.
Die DGS-Kurse haben mir Spaß gemacht, aber sie hätten mir keine adäquate Kommunikation mit meinem gl Kind ermöglicht, jedenfalls nicht auf absehbare Zeit.


Re: sprechen lernen und andere fragen

Verfasst: 1. Jul 2003, 20:10
von Gudrun
Hallo Karin,

was verstehst du unter Lautsprache? Für mich gehört alles dazu: Kompetenz in Schriftsprache und gesprochener Sprache plus Artikulationsfähigkeit. Hat man bei den von dir erwähnten Studien auch die Fähigkeit des akustischen Verstehens (ohne Hilfe von LBG) erfasst?

Gudrun

Re: sprechen lernen und andere fragen

Verfasst: 1. Jul 2003, 20:12
von Karin
HI, ja, stimmt schon, dass es eben nicht ganz einfach und nicht ganz schnell geht! Aber wenn nun das CI bei dem einen oder anderen Kind nicht hinhaut, gut -das merkt man nach einem Jahr ungefähr, die meisten hoffen aber länger... In dem Jahr hättest du mit einigem Engagement schon die Grundbegriffe lernen können. Ein Baby braucht ja nicht am Anfang schon ganze Vorträge, (1 Jahr verloren!) in 2 Jahren kannst du es wirklich lernen dich mit ihm zu unterhalten. Ich hatte damals noch nicht mal ein Ziel vor Augen, hab nur 2 Stunden Unterricht gehabt und dann einfach mit Büchern Vokablen gelernt. Die Grammatik kam bei mir erst später, denn es gab damals noch keine DGS Kurse nur LBG - um die Hörenden nicht zu verschrecken:-)
Das hat dann noch mal gedauert. Wenn ich aber gemusst hätte, dann wäre ich schneller gewesen. Wenn dein Kind dann 4 oder 5 Jahre ist, kannst du die Sprache auch! Und dann bliebe dir auch nicht viel anderes übrig. Du hättest das auch geschafft. Ja und wenn man dann noch das Glück hat und Gehörlose in die Familie kommen, kann das Kind eine völlig normale Sprachentwicklung durch machen. Intellektuell wäre alles im grünen Bereich, weil eine vollständige Sprache da ist.
Es gilt eben nicht nur die sensible Phase im Hören,(die ja auch strittig diskutiert wird) sondern auch bei Spracherwerb.

Gruß Karin

Re: sprechen lernen und andere fragen

Verfasst: 1. Jul 2003, 20:22
von Karin
Hi Gurdrun, wie gesagt mit Studien kann ich in deutscher Sprache noch nicht dienen..

Ich verstehe unter Lautsprache lautes sprechen und Schriftsprache ist eben geschriebenes deutsch oder englisch oder oder.

Es ist so, wenn ein Kind Hörreste oder mit HG oder auch CI so viel hört, dass es Sprache aufnehmen (hören) kann,dann dürfte die DGS dabei auch nicht stören. Auch wenn es vielleicht etwas langsamer funktioniert oder funktionieren sollte.

Natürlich, ich weiß, es ist weder mit HG noch CI ein völlig normales Hörnen, aber wenn Lautsprache parallel eingestetzt wird zur DGS sehe ich da keine Probleme. Da wäre es wie bei hörenden Kindern von gehörlosen Eltern, die nebenbei DGS lernen.

Wenn aber kein Hören da ist, also gar keins, dann ist auf jeden Fall die Lautsprache schwer zu erlernen. Das weiß nun jeder Gehörlose. Ja aber dann kommt immer die Frage nach der Wichtigkeit. Wie wichtig ist eine gute Aussprache? Artikulation
Gruß Karin

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[Editiert von Karin am: Dienstag, Juli 1, 2003 @ 08:27 PM][/size]

Re: sprechen lernen und andere fragen

Verfasst: 1. Jul 2003, 20:30
von Sabine
>einfach und nicht ganz schnell geht! Aber wenn >nun das CI bei dem einen oder anderen Kind >nicht hinhaut, gut -das merkt man nach einem >Jahr ungefähr, die meisten hoffen aber >länger...

Da stimme ich doch sogar mal zu. Allzulange sollte man dann wirklich nicht zuwarten, FALLS sich denn abzeichnet, dass es mit dem CI nicht so gut läuft.
Wenn sich abzeichnet, dass das Kind kein Sprachverständnis aufbaut, sollte das schon genauer abgeklärt werden. Dem Sprechen würde ich da noch ein bisschen mehr Zeit geben, aber das Verstehen ist schon wichtig.

>schon die Grundbegriffe lernen können. Ein Baby >braucht ja nicht am Anfang schon ganze >Vorträge,

Das sicher nicht, aber ich habe jetzt bei unserem Jüngsten oft gedacht, dass ich niemals in der Lage gewesen wäre, das, was ich ihm sage/erzähle, innerhalb nur weniger Monate in DGS auszudrücken.
Man könnte natürlich diskutieren, ob das alles so nötig ist, was ich ihm erzähle, aber es ist eben das, was für mich natürlich ist. Ich würde mich da ungerne durch unzureichende Sprachkenntnisse beschränken lassen.

>Grammatik kam bei mir erst später, denn es gab >damals noch keine DGS Kurse nur LBG - um die >Hörenden nicht zu verschrecken:-)

Den Seitenhieb versteh' ich nicht. Hier in Köln sind die DGS-Kurse schon seit Jahren gut besucht - von Hörenden.

>Das hat dann noch mal gedauert. Wenn ich aber >gemusst hätte, dann wäre ich schneller gewesen.

Eben, aber wir mussten ja nicht (ich rede nur von uns hier).
Davon abgesehen war es auf Dauer auch etwas nervtötend, sich immer und immer wieder rechtfertigen zu müssen dafür, dass das Kind CI's hat.

>Wenn dein Kind dann 4 oder 5 Jahre ist, kannst >du die Sprache auch!

Christian ist jetzt 3, und wir reden über alles. Da wäre ich nächstes oder übernächstes Jahr mit meinen dann etwas ausgefeilteren DGS-Kenntnissen etwas zu spät.
Aber ich kann es halt nicht beurteilen, wie leistungsfähig wir gewesen wären, wenn wir wirklich gemusst hätten. Dann hätten wir sicherlich nicht nur Kurse besucht, sondern unser ganzes Leben umgestellt.
Und vielleicht wären wir, wenn die CI's dann also nix gebracht hätten, ja in gewissen Kreisen auch willkommener gewesen.

>wenn man dann noch das Glück hat und Gehörlose >in die Familie kommen, kann das Kind eine >völlig normale Sprachentwicklung durch machen.

Barbara von Gib Zeit war damals wirklich super, das kann ich gar nicht oft genug sagen.
Aber WENN Christians erste Sprache DGS gewesen wäre, hätte ich mehr Unterstützung gebraucht, so gut kenne ich mich.
Wie das zu leisten wäre, weiß ich nicht.

>Hören,(die ja auch strittig diskutiert wird) >sondern auch bei Spracherwerb.

Ich bin auf jeden Fall auch der Meinung, dass ein Kind Sprache braucht. Allerdings kenne ich auch niemanden, der mehrere Jahre zuwartet, um dann beim 5-jährigen Kind (oder so) festzustellen, dass es mit der LS nicht geklappt hat, während in der Zwischenzeit die intellektuelle Entwicklung stagnierte.
Es mag die Leute geben, ich kenne sie halt nur nicht.


Re: sprechen lernen und andere fragen

Verfasst: 1. Jul 2003, 20:35
von Sabine
>Ich verstehe unter Lautsprache lautes sprechen und Schriftsprache ist eben geschriebenes deutsch oder englisch oder oder.<

Wie verhält es sich denn dann mit der Grammatik der deutschen Sprache?
Wenn Du trennst zwischen lautem Sprechen und geschriebenem Deutsch, klingt es für mich ein bisschen so, als wenn man eben, mit DGS als erster Sprache, "nur" nicht laut spechen kann.
Ganz so ist es ja nicht.
Habe zwar irgendwo gelesen (in einem Forum???), dass man mit DGS ja dann die Grammatikphänomene erklären könnte etc., aber ich habe da doch ein paar Beispiele vor Augen, die mich daran zweifeln lassen? Oder sind das nur Relikte aus vergangenen Zeiten?


Re: sprechen lernen und andere fragen

Verfasst: 1. Jul 2003, 20:48
von Karin
HI Sabine
du schreibt:
"Das sicher nicht, aber ich habe jetzt bei unserem Jüngsten oft gedacht, dass ich niemals in der Lage gewesen wäre, das, was ich ihm sage/erzähle, innerhalb nur weniger Monate in DGS auszudrücken."

Man weiß erst wozu man in der Lage ist, wenn man es probiert hat, bzw durchgeführt hat, sagte mein Vater immer :-)

"Man könnte natürlich diskutieren, ob das alles so nötig ist, was ich ihm erzähle, aber es ist eben das, was für mich natürlich ist. Ich würde mich da ungerne durch unzureichende Sprachkenntnisse beschränken lassen."

Darüber gibt es gar nichts zu dikutieren, alles was du heute sagst, findest du wichtig, also ist es wichtig. Du hättest es vielleicht noch nicht so perfekt gesagt, aber dein Kind hätte dich schon verstanden.

"Den Seitenhieb versteh' ich nicht. Hier in Köln sind die DGS-Kurse schon seit Jahren gut besucht - von Hörenden."

Kein Seitenhieb!! Die Wahrheit. Als ich anfing (vor kanpp 12 Jahren )wurde mir das als Begründung gesagt.

"Eben, aber wir mussten ja nicht."

Nein, ihr musstet nicht! Stimmt und es gibt auch andere die es nicht müssen.

Christian ist jetzt 3, und wir reden über alles. Da wäre ich nächstes oder übernächstes Jahr mit meinen dann etwas ausgefeilteren DGS-Kenntnissen etwas zu spät.

Nein, glaube ich nicht. Du bist nicht auf wissenschaftlichem Niveau. Du redest sicher noch über kindgerechte Dinge.

"nicht nur Kurse besucht, sondern unser ganzes Leben umgestellt."

Richtig, man sollte dann schon etwas tun.

"Und vielleicht wären wir, wenn die CI's dann also nix gebracht hätten, ja in gewissen Kreisen auch willkommener gewesen."

Ach komm.

"Barbara von Gib Zeit war damals wirklich super, das kann ich gar nicht oft genug sagen."

Das liest sie sicher gern, wenn sie hier liest!:-)

"Aber WENN Christians erste Sprache DGS gewesen wäre, hätte ich mehr Unterstützung gebraucht, so gut kenne ich mich.
Wie das zu leisten wäre, weiß ich nicht."

Da wären wir wieder bei dem Thema, zu dem ich noch einen Aufsatz schreiben möchte.

"Allerdings kenne ich auch niemanden, der mehrere Jahre zuwartet, um dann beim 5-jährigen Kind (oder so) festzustellen,.."

Und ich zu Hauf!
Und den Eltern wird, wenn die Kinder schon 5 oder 6 sind immer noch gesagt, "wenn ihr jetzt gebärdet, wird es gar nichts mit der LS."
Kruse Göttingen O-TON.

Wie lange hat es eigentlich gedauert, bis zu englisch gut konntest?

Gruß Karin


Re: sprechen lernen und andere fragen

Verfasst: 1. Jul 2003, 20:50
von Karin
ZU Oben: natürlich in der Grammatik der Deutschen Sprache. Klar.

Ich habe es nur für Gudrun so auseinanderklamüsert.

Richtig Relikte, weil viele gar keine Sprache angeboten bekamen. Ihnen wurde weder die Deutsche Grammatik noch die der DGS beigebracht.
Leider auch heute noch oft.

Karin
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[Editiert von Karin am: Dienstag, Juli 1, 2003 @ 08:52 PM][/size]