Stapesplastik

Für Ratsuchende, Erfahrungsaustausch, Hilfestellungen
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Beni
Beiträge: 11
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Stapesplastik

#1

Beitrag von Beni »

Hey liebe Community,

ich leide unter einer schweren Schallleitungsschwerhörigkeit und habe eine Tubendysfunktion. Mein IdO-Hörgerät (Oticon Own 1) gleicht den Hörverlust in den meisten Hörsituationen gut aus. Jedoch habe ich Schwierigkeiten in Gruppensituationen oder bei Nebengeräuschen. Da der Hörverlust wahrscheinlich auch durch eine verknöcherte Gehörknöchelchenkette mit verursacht wird, habe ich pberlegt, ob es eine Stapesplastik sinnvoll wäre. Viele machen diese OP bei einer Otosklerose. In meinem Fall handelt es sich nicht um eine fortschreitende Otosklerose, trotzdem würde ich mein Hörvermögen gerne verbessern.

Ich suche nach Menschen, die bereits eine Stapesplastik hinter sich haben?
Wo habt Ihr Euch operieren lassen?
Welche Erfahrungen habt ihr gemacht?
Gab es Schwierigkeiten oder Komplikationen?
Wie zufrieden seid ihr mit dem Ergebnis?
Wie ist Eurer Hörvermögen und Sprachverständnis jetzt?

Ich freue mich über einen Austausch!

Beni
Ohrenklempner
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Re: Stapesplastik

#2

Beitrag von Ohrenklempner »

Ich kann nur von einem nahen Familienangehörigen und einem ähnlichen Fall berichten. Die Vorgeschichte waren Polypen und Paukenergüsse. Durch die mehrfachen Trommelfell-Drainagen ("Röhrchen") und nicht komplett verheiltem Trommelfell wiederholend Probleme beim Hören und öfter Mittelohrentzündungen. Das hat die Gehörknöchelchenkette irgendwann so sehr in Mitleidenschaft gezogen, dass wir uns letztlich für eine Tympanoplastik entschieden haben. Die Gehörknöchelchen wurden ersetzt durch eine Prothese aus Titan, das Trommelfell wurde mit körpereigenem Gewebe (Knorpelhaut) rekonstruiert. Das ist jetzt schon einige Jahre her. Das Hörvermögen ist aber weitestgehend normal und es gibt null Probleme. Die OP wurde in der HNO-Abteilung eines ganz normalen Wald-und-Wiesen-Uniklinikums gemacht, also nichts Besonderes. ;)
Beni
Beiträge: 11
Registriert: 18. Jun 2023, 19:59

Re: Stapesplastik

#3

Beitrag von Beni »

Danke fürs Teilen der Erfahrung. Das klingt ermutigend. Ich habe leider auch gehört, dass es massive, wenn auch seltene, Nebenwirkungen bei Mittelohr-Ops geben kann: Taubheit, Gesichtslähmung, Geschmacksverlust,... alles schrecklich! Das verunsichert mich sehr und ich frage mich, wie man da als Betroffener zu einer informierten guten Entscheidung kommen soll. Auch frage ich mich, ob wie das Hören mit der Prothese ist. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es dem "natürlichen" Hören sehr ähnlich ist. Wie findet man sowas heraus? Gibt es vielleicht noch andere Erfahrungen?

Freue mich über weitere Beiträge....
Ohrenklempner
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Re: Stapesplastik

#4

Beitrag von Ohrenklempner »

Jede OP birgt auch Risiken und auch der Erfolg ist nicht bei jedem exakt gleich. Läuft es gut, ist das Gehör nach der OP aber wieder annähernd normal.
Birkbot
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Wohnort: Erlangen

Re: Stapesplastik

#5

Beitrag von Birkbot »

Beni hat geschrieben: 12. Dez 2023, 22:09 Ich habe leider auch gehört, dass es massive, wenn auch seltene, Nebenwirkungen bei Mittelohr-Ops geben kann: Taubheit, Gesichtslähmung, Geschmacksverlust,... alles schrecklich! Das verunsichert mich sehr und ich frage mich, wie man da als Betroffener zu einer informierten guten Entscheidung kommen soll.
Das Problem ist, dass der Arzt natürlich über die Risiken aufklären muss - und dabei schwerwiegende Komplikationen, selbst wenn es nur einen von 1.000.000 Patienten betreffen würde, nicht auslassen darf. Macht er es nicht, und es passiert was, ist der Arzt persönlich dran, da nimmt ihm keine Versicherung das Schmerzensgeld ab. Ggf. landet er auch im Knast. Möchte natürlich keiner, deswegen kriegste bei ner Pipifax-Blinddarm-OP auch erzählt, dass du möglicherweise einen künstlichen Darmausgang bekommst, schwere innere Blutungen kriegst, irgendwelche Keimverschleppung bis zur Blutvergiftung auftreten kann, du stirbst oder oder oder... Sind halt alles Sachen, die bei wahrscheinlich Milliarden Blinddarm-OPs auf der Welt schon mal vorgekommen sind ODER sich irgendwer mal überlegt hat, dass sie passieren könnten. Die Wahrscheinlichkeit ist extrem niedrig, aber nicht unmöglich.
Insofern würd ich mich darauf konzentrieren, was der Arzt als "eher häufiger" klassifiziert. (Ich kann da aus meiner Abteilung aus dem Nähkästchen plaudern... Wir implantieren im Jahr so 600 bis 700 Ports, das ist n System, mit dem man z.B. Chemotherapeutika sicher in die Blutbahn kriegen kann. Ein oder zwei Mal im Jahr passiert es, dass wir bei dem Eingriff die Lunge verletzen - ist letztendlich meist nur unangenehm für den Patienten und heilt ohne Folgen von selbst wieder ab. Trotzdem müssen wir den Patienten explizit drauf hinweisen, dass das zum Problem werden kann - und zwar so, dass sicher 20% der Patienten mit einem "ohgottogott, hoffentlich überstehe ich das" in den Untersuchungsraum gehen.
Bin mir relativ sicher, dass die o.g. Probleme wie Taubheit und Lähmungserscheinungen verdammt selten sind. Wenn du den Eingriff machen lassen willst, wirst du über die Risiken aufgeklärt werden, dann kannst du auch nachfragen, wie häufig sowas auftritt usw. Wenns dir dann immer noch nicht geheuer ist, dann kannst du immer noch sagen "nö, will ich nicht". Geht sogar noch direkt vor der OP (auch, wenn der Arzt und sein OP-Team eher unglücklich wären, wenn du da den OP-Plan sprengst...)
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