Hallo Bina,
Du sprichst ein sehr weites Feld an, und ich finde es schwierig, hier über's Internet Tipps zu geben, ohne Deinen Sohn, Eure Situation näher zu kennen.
Es gibt sie, die Kinder, die wirklich "rein" hörgeschädigt sind. Im englischsprachigen Raum nennt man sie "vanilla deaf children"

Da gibt's also extra eine Bezeichnung dafür.
So ein Kind haben wir mit Christian nicht. Er ist durch Meningitis ertaubt und hat in der Tat zusätzliche Schwierigkeiten.
Es stimmt natürlich, was Ralph sagt. Ein unbedingter Zusammenhang zwischen Hörschädigung und (schwacher) Gedächtnisleistung besteht nicht. Zumindest nicht auf den ersten Blick.
AAABER - oft ist ja z.B. das Gleichgewichtsorgan mitbetroffen, was zusätzliche Fragen nach sich zieht. Viele sh Kinder haben zusätzliche SI-Probleme (und nicht-sh Kinder auch *g*).
Ich habe das jetzt hier nur angerissen. Wir beschäftigen uns seit zwei Jahren intensiv mit diesem komplexen Thema.
Kannst mich gerne anmailen dazu.
Teilleistungsstörungen bei hörgeschädigten Kindern finden sich häufig.
Kennst Du vielleicht das Buch von Broesterhuizen zu dem Thema? Ich hab's gerade verliehen, aber ich meine, es ist z.B. auf der HP vom LKHD unter Literaturhinweisen aufgeführt (Gudrun?).
Vielleicht liegt bei Deinem Sohn nichts von alledem vor, sondern es ist nur so, wie Gudrun ja schon sagte, dass nämlich Euer Sohn schon soviel Konzentration und Mühe auf das Verstehen von Lautsprache aufwendet, dass für weitere Inhalte keine Kapazität mehr da ist.
In diesem Fall: Sind die technischen Möglichkeiten voll ausgeschöpft? Wird er in der Regelschule von einer Kraft der Hörgeschädigtenschule mitbetreut?
Gudruns Tipp mit der Rhythmik ist Gold wert. Wir singen z.B. sehr viel mit Christian, und zwar die "herkömmlichen" Lieder, aber dann auch selbstgemachte mit Inhalten, die ich ihm gerade vermittele.
(Nur ein Beispiel, entschuldige, fällt mir gerade so ein: Ich bin der CHRIStian, MEIN großer BRUder IST AleXANder.
Und da kommt der KLEIne, gerade um die ECKe. Er kann noch nicht LAUfen, dafür aber KRAbbeln.
Klingt jetzt ziemlich dämlich, aber die Kinder haben total viel Spaß dabei und denken sich jetzt schon immer ihren eigenen "Rap" aus.
Christian hat Riesenprobleme mit dem auditiven Gedächtnis. Es ist ihm nur unter größter Anstrengung möglich, z.B. aus 5 gut bekannten Gegenständen zwei nach Ansage auszuwählen.
Aber alles, was ich ihm rhythmisch entgegenschmettere, ist kein Problem für ihn. Da merkt er sich achtsilbige Wörter auf Anhieb.
Zum 1x1 kannst Du Dir ja auch Reime ausdenken. Ansonsten kannst Du auch mit Farben arbeiten (Aufgabe und Ergebnis jeweils in der gleichen Farbe).
Es ist immer gut, Lernen mit Motorik zu verbinden. Lass ihn mit den 1x1-Karten hantieren, lass ihn zum Ergebnis hinlaufen, -hüpfen, -rutschen.
Hast Du Fotos von allen Klassenkameraden? Wir haben Christians Kindergartengruppe vor seinem Start dort fotografiert, und als er dann dort anfing vor knapp drei Wochen, kannte er 80% der Kinder mit Namen.
Findest Du die Gedächtnisleistung Deines Sohnes auch im Alltag auffällig, oder kann er sich Dinge da gut merken?
Viele Grüße und alles Gute,
Sabine