Hallo Julia,
ich freue mich sehr, wenn du dich von der teilweise -in meinen Augen- harschen Kritik nicht verschrecken lässt und hier weiter berichtest!
Fast-foot: ich habe jetzt keine Lust (und Zeit) weiter zu diskutieren, was hier nun Thema ist oder nicht.
Fakt ist, es gibt wohl kaum etwas über das so viel diskutiert, um nicht zu schreiben gestritten, wird wie um die Frage
CI ja oder nein und bei welcher Indikation.
Ja, es ist sch… , dass viele Kliniken –meist die die selber auch die OPs anbieten- oft vorschnell und ohne wirkliche Aufklärung in Richtung
CI drängen. Es ist auch gut, wenn das hier weiter kritisch beleuchtet wird und wenn Eltern darum wissen, um eine CI-Entscheidung kritischer zu sehen.
Ich will mich auch gar nicht darüber streiten, ob ein
CI bei einem „nur“ einseitig tauben Kind sinnvoll und indiziert ist oder nicht. Ich kann die Gründe die du und Karasi anführen gut nachvollziehen und finde diese Kritik auch berechtigt.
Auf der anderen Seite wird hier geschrieben, (Zitat) „die lebenslange Abhängigkeit an ein technisches Gerät gegenüber stellen, das so medizinisch erstmal nicht indiziert ist.“
Wer entscheidet denn was medizinisch indiziert ist? Mal ganz nüchtern betrachtet: Das Ohr ist taub, also besteht zunächst durchaus eine medizinische Indikation für dieses (zugegeben) einzeln betrachtete Ohr. Natürlich muss man dann, wenn man das festgestellt hat, auch mit einbeziehen, dass die reine Aufgabe des Hörens vom anderen Ohr (zumindest zum großen Teil) mit übernommen wird. Hier kommt dann die Abwägung der Therapeuten, Ärzte usw. ins Spiel und die Entscheidung der Eltern, ob sie diese Einschränkung „nur“ mit einem Ohrzu hören so groß ist, dass sie sich für ihr Kind ein
CI wünschen.
Auch da kann ich Karasis Argumente verstehen, dass allein das Stereo Hören nicht unbedingt ein ausschlaggebender Grund sein sollte, aber ich glaube auch das ist zu einfach gedacht. Es ist nicht allein das Stereo Hören und das wissen wir alle hier, denke ich. Ich kenne mittlerweile einige einseitig ertaubte und bekomme ganz unterschiedliche Meinungen dazu: die einen empfinden es nicht als so tragisch, wobei auch sie –auf Nachfrage- zugeben, dass es sie in einigen Bereichen (Hören im Störlärm, Richtungshören, Ansprechbarkeit) einschränkt, aber sie das nicht als große Einschränkung für ihre Lebensqualtität empfinden. Aber es gibt auch die, die sich dadurch sehr eingeschränkt fühlen und sogar angeben darunter zu leiden. Was ich damit sagen will ist, dass es immer eine sehr individuelle Betrachtung ist, ob und wie sehr man etwas als „schlimm“ ansieht.
Ich will hier –nicht das es falsch verstanden wird- kein Plädoyer für die
CI Indikation bei einseitig Ertaubten halten, sondern vielmehr das Recht auf eigene Entscheidungen (zugegeben nach gründlicher, und oft besserer, Aufklärung, vor allem zu den Risiken) hervorheben, auch wenn wir vielleicht anders entschieden hätten….
Und noch mal zur neutralen Aufklärung: ich finde schon dass auch das hierher gehört: ich bekomme in letzter Zeit immer mal wieder von Eltern mit, die sich bei Gehörlosen haben aufklären lassen, dass ihnen auch Horrorgeschichten über
Cis erzählt werden, die so heute nicht mehr stimmen. Ja die Risiken sind da, aber es ist keine Gehirn-OP (wie tatsächlich immer noch behauptet wird), es wird nicht der halbe Schädel aufgeschnitten (wie es wohl in einem Vortrag gerade aktuell dargestellt wurde- zum Entsetzten aller Anwesenden wie man dann seinem Kind das zumuten kann) und es wird auch noch immer gerne der Eindruck erweckt, dass
CI-Kinder nur ganz schwer und mit ganz intensiver Therapie und täglichem Üben in die Lautsprache kommen (so wie es früher mit
HGs war). Letzteres kann sicherlich in manchen Fällen so sein und ja, es ist richtig, dass nicht alle Kinder „normal“ sprechen lernen (daher plädiere ich auch immer für ein zusätzliches Gebärdenangebot, um immer eine Sprache zu haben), aber Sprach- und Hörtherapie läuft heute ganz anders ab als früher- spielerisch, auf den kindlichen Alltag bezogen. Von daher denke ich, muss auch in diese Richtung Aufklärung betreiben werden, denn auch die CI-Technik entwickelt sich weiter, auch die OP-Technik und die Therapieansätze. Viele Gegenargumente gegen ein CI (die immer noch kursieren) treffen so nicht mehr zu wie es manchmal noch behauptet wird, wobei natürlich das OP Risiko auch nicht verharmlost werden sollte- ganz klar.
So, jetzt doch so ein megalanger Post, aber das war es dann dazu von meiner Seite. Es ist nur so, dass es bei uns vor Ort gerade (mal wieder) eine riesige Diksussion ist
CI ja oder nein und es da von beiden Seiten mehr Gerüchjte als Fakten gibt, absolut unsachlich und teilweise beleidigend und man versucht das für Eltern, die echt zwischen den Stühlen stehen, irgendwie gerade zu rücken...
Ich höre jetzt besser auf, sonst schreib eich mich noch ibn Rage
Grüße