Hochtonschwerhörigkeit

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Lilly74
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Hochtonschwerhörigkeit

#1

Beitrag von Lilly74 »

Hallo, ich bin Sonderschullehrerin und hätte eine Frage zur Arbeit mit einem 6-jährigen Mädchen mit Hochtonschwerhörigkeit. Meine spezielle Aufgabe ist, sie sprachlich zu fördern.
Der Grad der Störung ist eher gering, sie kann alle Laute gut bilden (auch die Zischlaute), nur in der Spontansprache spricht sie sehr undeutlich. Bei den einzelnen Sprachübungen und beim Lesen artikuliert sie sehr gut.

Da ich keine Erfahrungen mit Hochtonschwerhörigkeit habe, würde ich mich freuen, wenn ihr mir ein paar Tipps mitgeben könntet, die ich bei der Arbeit mit dem Mädchen beachten sollte. Und gibts spezielle Programme für die sprachliche Förderung für Menschen mit Hochtonschwerhörigkeit?

Ganz liebe Grüße,
Lilly
:)
Birgit
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Re: Hochtonschwerhörigkeit

#2

Beitrag von Birgit »

Hallo Lilly,
was hast Du denn für eine Fächerkombination,dass Du für dieses Mädchen zuständigbist?
Bin neugierig.
Tschüss
Birgit +
Christiane 5/86
Claudia 10/92, an Taubheit grenzend,fast blind und....
Cornelia 06/97
Gudrun
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Re: Hochtonschwerhörigkeit

#3

Beitrag von Gudrun »

Hallo Lilly,

dieser Link ist vielleicht interessant, vor allem die Seiten 13 und 14, sie zeigen, bei welchen Frequenzen die Sprachlaute angesiedelt sind. Es kommt nun drauf an, bis zu welcher Frequenz das Mädchen mit Hörgeräten (oder hat sie keine?) hört. Falls du dich mit so etwas nicht auskennst, müsstest du dich allerdings erst etwas einlesen, die Seiten 10 bis 16 finde ich dabei nützlich (dass es sich bei diesem Link eigentlich um Werbung einer Firma handelt, übersiehst du jetzt bitte mal ;)).

Ansonsten würde ich auch nicht vor Hörübungen zurückschrecken.

Sollst du nur die Artikulation verbessern oder auch am Wortschatz arbeiten?

Wenn es nur um die Spontansprache geht und die Hörstörung eher gering ist, würde ich mit ihr auch so arbeiten, als wäre sie hörend; sie wird es dir zeigen, wenn sie an Grenzen stößt. Ich würde beim Üben auch bei der Spontansprache ansetzen, wenn das Mädchen, wie du sagst, beim Lesen deutlich artikuliert. (Aber ich frage mich, ob das nicht normal ist bei Kindern, dass sie beim spontanen Sprechen undeutlicher sprechen? Das müsste sich doch langsam verlieren?)

Vielleicht interessiert dich auch das Büchlein "Lauter Laute - Eine Handreichung zu den phonetischen Grundlagen der Hör-Sprecherziehung" von Gerlinde Renzelberg, es zeigt, wie die Sprachlaute bei hörgeschädigten Menschen angebahnt werden können. Bei Bookbutler kannst du es suchen (es ist bei Amazon nicht zu kaufen). Aber wenn die Sprachlaute wirklich alle astrein ausgesprochen werden, ist das Buch vielleicht nicht so hilfreich? Dort findest du eine Rezension zum Buch.

Gudrun[size=small]

[Editiert von Gudrun am: Freitag, März 16, 2007 @ 21:50][/size]
Lilly74
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Re: Hochtonschwerhörigkeit

#4

Beitrag von Lilly74 »

Liebe Gudrun,
du bist spitze! Danke für den tollen Buchtipp, ich werde es mir sobald ich die kostengünstigste Variante gefunden habe (ich bin aus Österreich) sofort bestellen.

Ich soll das Mädchen sprachlich fördern, da eben die Spontansprache sehr verwaschen ist. Es ist keinesfalls eine schwerwiegende Störung. Das Mädchen versteht ohne Hörgerät alles, was wir mit ihm sprechen. Ich arbeite schon seit ca. 3 Monaten mit ihm, hatte aber bisher eigentlich keine Zeit für sie bekommen, ich hab sie freiwillig zusätzlich mitbetreut. Nun habe ich für sie eine Stunde in der Woche bekommen und möchte sie eben so gut wie möglich fördern. Deshalb meine Frage, da ich auf der Suche nach "geheimen" Tipps bin.:)

Bisher habe ich mit ihr kybernetisch ("Kybernetische Methode" nach Dreher und Spindler) gearbeitet (besonders die Laute mit den Mundbildern besprochen, die Laute geklopft, Wörter dehngesprochen etc.), nebenbei habe ich die Lautgebärden nach dem Lesebutz mit ihr gemacht. Zischlautespiele und deutliches Artikulieren bei verschiedensten Sprechzeichnungen waren auch im Programm.

Das Buch klingt sehr vielversprechend. Vielen vielen Dank für deine interessante Antwort!!!

Ganz liebe Grüße,
Lilly

@ Birgit:
ich bin Sonderschullehrerin und nehme mir Kinder, die besondere Förderung brauchen aus der Klasse.
Gudrun
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Re: Hochtonschwerhörigkeit

#5

Beitrag von Gudrun »

Lilly, ich weiß nicht, ob das Buch für dich etwas ist, da es um die Anbahnung der Sprachlaute geht. Aber das Mädchen spricht sie alle richtig aus, wie du schreibst? In diesem Buch sind auch handzeichen abgebildet, aber die sind alle deutsch, ich weiß nicht, ob ihr in Österreich dieselben Zeichen habt, aber vielleicht spielt das keine Rolle.

Ich denke, Birgit meinte, welche sonderpädagogische Fachrichtung du hast: Bereich Hörschädigung, Lernbehinderung, geistige Behinderung, ...
Lilly74
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Re: Hochtonschwerhörigkeit

#6

Beitrag von Lilly74 »

Bei uns in Österreich gibts keine Fachrichtungen. Wir haben als Grundstudium zurzeit noch die Pädak (Pädagogische Akademie) und werden dann eingesetzt, wo wir benötigt werden (ASO - Klassen, S - Klassen, Integration in HS, VS, spezielle Betreuung für Kinder).
Im Herbst wird die Pädak eine Pädagogische Hochschule. Was sich dann genau ändert, wird man sehen.

Das Buch klingt total interessant, besonders, wie man hörbeeinträchtigten Kindern die Sprachlaute vermittelt. Auch wenn ich es viell. jetzt nicht gerade für dieses Kind brauche, ist es doch Grundwissen, das ich sicher einmal gut einsetzen kann.

Vielen Dank für deine Antworten!!
Lg, Lilly

:)
Birgit
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Re: Hochtonschwerhörigkeit

#7

Beitrag von Birgit »

Gudrun hat Recht; mich hat die Fachrichtung interessiert; denn es ist doch ein gewaltiger Unterschied, ob ich z.B. blinde Kinder unterrichte, hörgeschädigte oder aber geistig behinderte etc.....Denn Kind ist zwar Kind, aber die Einschränkungen müssen ja doch sehr unterschiedlich angegangen werden. Auch die Kenntnis der einzelnen Hilfsmittel (z.B: Lesegeräte, Lupen, Ilvesheimer Tafel, Punktschriftmaschinen, etc für sehbehinderte und blinde Kinder, Sprachausgabegeräte im Rahmen der unterstützten Kommunikation bei nichtsprechenden Kindern, die auch nicht gebärden können, Gebärdensprache, usw.....) ist ja sehr wichtig. Müsst ihr euch das dann alles selbst aneignen? Halte ich für extrem aufwendig, wenn jeder das Rad immer wieder neu erfinden muss.
tschüss
Birgit +
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Lilly74
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Re: Hochtonschwerhörigkeit

#8

Beitrag von Lilly74 »

Ja leider, so ist es bei uns zurzeit noch. Grundausbildung und dann im Beruf spezialisieren. Dann muss man selber schauen, wie man klarkommt mit Hilfe von Kursen, netten Kollegen, Fachbüchern...

Natürlich gibts nach der Grundausbildung Lehrgänge für Legasthenie (den mach ich z. B. gerade), Sprachheilkunde, u. a.... die aber nicht Pflicht sind.

Bin gespannt, was sich mit der Hochschule ändert...

Glg, Lilly
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