Verhaltensauffälligkeiten bei hörgeschädigten Kindern??

Hier kann man sich vorstellen oder eigene Erlebnisse berichten
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Tinka
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Verhaltensauffälligkeiten bei hörgeschädigten Kindern??

#1

Beitrag von Tinka »

Hallo,

in meiner Diplom- Arbeit beschäftige ich mich zur Zeit mit dem Thema „Verhaltensauffälligkeiten und Entwicklungsverzögerungen bei hörgeschädigten Kindern“.
In der älteren Literatur heißt es, dass Verhaltensauffälligkeiten bei hörgeschädigten Kindern eher auftreten können. In der neuen Literatur spricht man jedoch dagegen davon, dass sich hörgeschädigte Kinder durch frühzeitige Diagnose und Therapie völlig normal entwickeln, ohne irgendwelche Auffälligkeiten im Verhalten oder in der Entwicklung zu zeigen. Jedoch heißt es ebenfalls, dass eine Diagnose und beginnende Therapie im ersten Lebensjahr einsetzen sollte, im Schnitt liegt der Zeitpunkt aber bei knapp 2 Jahren.

Nun fände ich es super, wenn mir Angehörige hörgeschädigter Kinder oder selbst Betroffene eine Stellungnahme dazu liefern könnten., da mich sehr interessiert, was sie, da sie ja schließlich mitten in der Praxis stehen, darüber denken!
Ist eine Hörschädigung ein Faktor dafür, dass sich Verhaltensauffälligkeiten entwickeln können?
Kann es zu allgemeinen Entwicklungsverzögerungen kommen, wenn die Kommunikation eines Kindes durch eine Hörschädigung beeinträchtigt ist?
Sind sie der Meinung, dass diese verhindert werden können, wenn frühzeitig eine Diagnose und Therapie einsetzt?
Welche Erfahrungen haben sie gemacht?

Auf ihre Meinungen bin ich sehr gespannt!

Liebe Grüße,
Tinka

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[Editiert von Tinka am: Samstag, Juli 26, 2003 @ 11:41 AM][/size]
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[Editiert von Tinka am: Samstag, Juli 26, 2003 @ 11:41 AM][/size]
Andrea Heiker
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Re: Verhaltensauffälligkeiten bei hörgeschädigten Kindern??

#2

Beitrag von Andrea Heiker »

Liebe Tinka,

ganz eindeutag ja. Hörgeschädigte Kinder haben ein erhöhtes Risiko für Verhaltensauffälligkeiten. Ich glaube nicht, dass eine frühzeitige Diagnostik das Risiko vermindern kann. Es gibt jede Menge schwerhörige Schüler, die dank der frühen Diagnose und der Förderung lautsprachlich einwandfrei sprechen können und aufgrund dessen zur Regelschule gehen. Oft klappt es super in der Regelschule, aber es gibt auch viele Fälle, bei denen die Schüler aufgrund des Nichtsverstehens in der Gruppe und aus der Hörbehinderung resultierendes Verhalten (z.B. nicht grüßen) in das soziale Abseits geraten. Daraus resultiert verstecktes und offenes Mobbing, das wiederum zu mehr Absonderung und "komischen" Verhalten des Schülers führt. Ich konnte in der BHSA einige dieser Leute treffen, die z.T. haarsträubendes erlebt haben. (Auf Sh-Schulen gibt es aber auch Außenseiter und Verhaltensauffällige.) Ich selbst war auch auf der Regelschule und rein äußerlich integriert, aber innerlich war ich alles andere als integriert. Wenn ich nicht trotzdem eine beste Freundin und einen nahezu gleichaltrigen hörenden Bruder gehabt hätte, dann hätte ich mit Sicherheit auch einige Ticks entwickelt.

Die Hörbehinderung ist eine Kommunikationsbehinderung und da der Mensch Kommunikation wie Luft zum Atmen braucht, ist eine Einschränkung der Kommunikation sehr schwerwiegend.

Gruß
Andrea
seit Geburt an Taubheit grenzend schwerhörig, im Alter von zwei Jahren mit zwei Hörgeräten versorgt, seit 2002 ein CI
Barbara
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Re: Verhaltensauffälligkeiten bei hörgeschädigten Kindern??

#3

Beitrag von Barbara »

Hallo Tinka!

Auch ich bin der Meinung, dass die Wahrscheinlichkeit von Verhaltensauffälligkeiten durch eine frühzeitige Diagnose und Therapie nicht verringert wird. Es mag sein, dass Kinder dadurch besser sprechen und vielleicht auch besser verstehen, aber trotzdem ist und bleibt Schwerhörigkeit eine Kommunikations- und damit eine soziale Behinderung.

Ich sehe es immer wieder an meiner 5jährigen Tochter. Sie hat eine Hörkurve um die 75 dB, geht in einen Regelkindergarten mit Integrationsgruppe und hat trotzdem größte Schwierigkeiten, in einer Gruppe mit normalhörenden Kindern Anschluss zu finden. Als sie kleiner war, hat sie gemeinsam mit andern gespielt, da kam es nicht so aufs Hören und Verstehen an, aber jetzt, wo alle älter werden und die Kinder immer öfter auf den Schaukeln sitzen und einfach über Gott und die Welt reden, stößt sie an ihre Grenzen. Die Fähigkeit, Gespräche zu führen und dadurch mit anderen in Kontakt zu kommen, lernt man aber gerade in dem Alter durch den Dialog mit Gleichaltrigen. Und wenn man nicht die Möglichkeit dazu hat, wird man ganz schnell zum kontaktarmen Außenseiter und dadurch kommt es bei dem einen oder anderen schon zu Verhaltensauffälligkeiten.

Man kann noch so oft mit den Kindern darüber reden, wie sie einem schwerhörigen Spielkameraden das Verstehen erleichtern können. Kinder sind eben Kinder und spielen lieber mit "bequemeren" Kindern, wo sie spontan sein können und nicht dauernd darauf achten müssen, dass das schwerhörige Kind auch was versteht.

Diese Erfahrungen prägen ein schwerhöriges Kind natürlich. Mir kann keiner erzählen, dass das an einem Kind spurlos vorübergeht. Ich denke, auch ich wurde durch die Auswirkungen meiner Schwerhörigkeit geprägt. Wie es mit sozialen Kontakten in meiner Kleinkindzeit war, daran kann ich mich nicht erinnern. Kurz bevor ich zur Schule kam, sind wir leider umgezogen. Ich war neu am Wohnort und war nur am Wochenende zu Hause. Die anderen hatten alle ihre Klassenkameraden, mit denen sie spielten, so dass ich keine Möglichkeit hatte, Kontakte zu finden geschweige denn sie zu pflegen. Im Internat fühlte ich mich auch nicht wohl, ich litt sehr unter der Abwesenheit von zu Hause, ich stand eher abseits und wurde zum Einzelgänger, obwohl ich so gerne Freunde gehabt hätte.

Auch jetzt als Erwachsene bin ich extrem kontaktarm, habe Schwierigkeiten, Kontakte anzubahnen und sie in Gang zu halten, weil ich es meiner Meinung nach als Kind einfach nicht gelernt habe, auf andere zuzugehen und zu kommunizieren. Die äußeren Umstände, die ich geschildert habe, haben meine Kontaktarmut begünstigt, aber Wurzel allen Übels ist und bleibt meine Schwerhörigkeit und das damit verbundene Nichtverstehen und Ausgegrenzt sein.

Das alles, was ich eben geschildert habe, ist mir eigentlich erst durch meine Tochter so richtig bewußt geworden, weil ich es bis dahin eigentlich eher verdrängt habe.

Ich hoffe, ich habe keinen gelangweilt und auch keine Eltern verschreckt, aber so kann es einem eben ergehen, wenn man schwerhörig ist. Und da helfen auch frühzeitige Diagnose und Therapie nicht und diese ganzen Bemühungen um Regelbeschulung und Integration. Schwerhörig bleibt schwerhörig mit all seinen Folgen.

Gruß
Barbara
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[Editiert von Barbara am: Samstag, Juli 26, 2003 @ 06:53 PM][/size]
Liebe Grüße
Barbara selber hochgradig schwerhörig mit hochgradig schwerhöriger Tochter (*12/97)
Ulli
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Re: Verhaltensauffälligkeiten bei hörgeschädigten Kindern??

#4

Beitrag von Ulli »

Hallo Tinka,

meiner Meinung bzw. meiner Erfahrung nach hat sowohl die alte als auch die neue Literatur Recht und eigentlich widersprechen sie sich auch nicht in ihren Aussagen.
Für eine ausgeglichenen Entwicklung ist es notwendig, dass von Geburt an alle Sinne gleichmäßig angeregt und gefördert werden. Fällt wie bei hörgeschädigten Kindern der Hörsinn weg, gerät die gesamte Wahrnehmung ins Ungleichgewicht, so dass die sogenannten Wahrnehmungsstörungen oder auch Verhaltensauffälligkeiten auftreten. Mein Sohn wurde mit zunehmenden Alter ziemlich aggressiv. Er schlug alle Kinder, die sich ihm in den Weg stellten und zerstörte alles, wenn er in Wut geriet. Ich war ziemlich verzweifelt und am Ende meiner Kräfte, als ich jedoch die Diagnose endlich erfuhr, war mir auch klar, dass dies seine Art war zu kommunizieren.
Zu seiner Aggressivität kam noch hinzu, dass er ziemlich schmerzunempfindlich war und er erst Schmerz spürte, wenn die Verletzung recht übel aussah.
Da ich in Vergangenheit erzähle kannst du dir denken, dass es mittlerweile - dank der Hörgeräte und der Therapien - viel besser geworden ist. Er schlägt nicht mehr zu, um sich mit anderen Kindern zu verständigen und er weint bei der kleinsten Schramme und lacht lauthals, wenn ich ihn durchkitzel. Die einzige Verhaltensauffälligkeit ist seine schlechte Aussprache und in allem, was mit dem Sprechen zusammenhängt, ist er auch eindeutig entwicklungsverzögert. Ansonsten würde ich allerdings sagen, ist er so "normal", wie alle anderen Kinder auch.
Daher vertrete ich den Standpunkt, dass durch eine Hörschädigung auf jeden Fall Verhaltensauffäligkeiten auftreten können, diese aber durch eine frühzeitige Therapie auch wieder ausgemerzt bzw. verhindert werden können. Da durch die Hörschädigung bedingt die Sprache sehr spät gelernt wird, verzögert sich natürlich auch deren Entwicklung. Allerdings entwicklen sich andere Bereiche nach meiner Erfahrung umso schneller. Mein Sohn ist in der Motorik den Jungs in seinem Alter z.B. weit voraus und er begreift auch Zusammenhänge sehr viel schneller als seine Altersgenossen.
Allerdings ist er auch "nur" hörgeschädigt. Das wäre sicherlich auch ein wichtiger Aspekt in deiner Arbeit, den du berücksichtigen solltest. Manchmal treten bei Kindern mit einer Hörschädigung auch andere Behinderungen auf, die vielleicht nicht eindeutig diagnostiziert sind, aber die die Entwicklung eher beeinträchtigen als die Hörschädigung selbst.
Oder aber die Wahrnehmungsstörungen, die ein hörgeschädigtes Kind hat, werden auf die Hörschädigung zurückgeführt. Dies kann sein, aber es kann auch aus anderen Gründen die Wahrnehmunsstörungen haben, denn wieviel Kinder gibt es momentan, die das sog. ADS haben, die aber nicht hörgeschädigt sind.
Sicherlich können viele Verhaltensauffälligkeiten durch die Hörschädigung begründet sein, vor allem, wenn sie erst spät diagnostiziert wird, aber es haben nicht pauschal alle hörgeschädigten Personen dieselben Symptome, da viele andere Dinge auch noch berücksichtigt werden müssen.

Die Verhaltensauffälligkeiten, die Andrea anspricht, sind auch ein wichtiger Aspekt, der sicherlich viele Hörgeschädigte betrifft und mit denen mein Sohn bestimmt auch noch konfrontiert wird. Allerdings sehe ich nicht die Ursache in der Hörschädigung, sondern in der Gesellschaft, die immer noch nicht bereit ist, Menschen mit Behinderungen oder auch anderer Hautfarbe zu akzeptieren und zu integrieren und sie daher gerne ins Abseits verfrachten, was dann wiederum zu Widerstand führt.
Aber bevor ich mich darüber weiter auslasse, beende ich dieses Posting und hoffe, dass ich dir weiterhelfen konnte.

Liebe Grüße
Ulli :rolleyes:
Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden.
Ulli
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Re: Verhaltensauffälligkeiten bei hörgeschädigten Kindern??

#5

Beitrag von Ulli »

Ich habe gerade erst den Beitrag von Barbara gelesen und möchte auch noch mal kurz etwas dazu ergänzen.
Mir ist aufgefallen, dass wir unsere Ansichten zum einen unter dem sozialen Aspekt und zum anderen unter dem biologisch/medizinischen Aspekt darstellen.
Zum sozialen Aspekt möchte ich noch erwähnen, dass es anscheinend auch eine Unterscheidung zwischen den Geschlechtern gibt. Es ist tatsächlich so, dass die Mädchen sich sehr viel intensiver auf kommunikativen Ebene austauschen, d.h. Gespräche auf der Schaukel oder auf dem "Spaziergang" mit dem Pupenwagen führen, während die Jungen sich durch Sport und Bewegung verständigen und behaupten und ohne viel Worte miteinander klar kommen. Vielleicht haben es Jungs tatsächlich leichter mit ihrer Sh durchs Leben zu kommen als Mädchen?????
Ist nur mal so eine Überlegung von mir und auch sehr pauschalisiert. Und außerdem weicht es vom Thema ab.....
Ich wünsche euch eine gute Nacht
Ulli :upsidown:
Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden.
waldfee
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Re: Verhaltensauffälligkeiten bei hörgeschädigten Kindern??

#6

Beitrag von waldfee »

Hallo Tinka!!
Da kann ich den Anderen nur recht geben!
Ich denke, da meine anderen beiden Töchter jeweils nur ein Jahr aälter sind als Laura(11), also 12 und 13, fällt es mir leicht beurteilen zu können, dass da in der Entwicklung ein himmelweiter Unterschied liegt!
Laura tendiert dann doch eher zu der Alterstufe ihres 4 Jahre jüngeren Bruders.
Zum Beispiel nuckelt sie immer noch am Daumen, zieht sich immer noch (auch vor Fremden Leuten) völlig aus(das würden ihre Schwestern schon lange nicht mehr tun!), und merkt auch nicht, dass sie sich für ihr Alter total unangemessen verhält.
Mein Mann und ich sitztn oft da, schütteln den Kopf und sagen beide gleichzeitig "die bekommen wir nie groß!".
Da bei Laura die Schwerhörigkeit sehr spät festgestellt wurde, kenn ich auch diese agressiven Verhaltensweisen (man darf seinen Mitschülern nicht im Unterricht ein Veilchen verpassen!),kein Lehrer hatte mehr Lust auf ein Kind, das so aus der Reihe schlägt.
Von Arzt zu Artz sind wir gerannt!
Diagnosen hatten wir ganz tolle:
*ADHS: "das Kind braucht dringend Ritalin, kräftig einen auf den Ar... und eine Verhaltenstherapie"
*Wahrnehmungstörungen, visuell und audiotiv(ach nee!!)
und sonst war ich halt eine überforderte Mutter die eine schlecht Beziehung zu Ihrem Kind hat.
Das Letztere war dann in der Tat irgendwann so!
Ich hatte Schwierigkeiten sie noch wirklich doll lieb zu haben(hört sich entsetzlich an,das weiss ich!)
Freunde und Bekannt (sogar Familie)wollten mit uns wegen ihr nichts mehr zu tun haben, weil sie so ein gruseliges Kind war, das überall angeeckt ist, sich nicht verbal auseinandersetzen konnte,sondern immer gleich geprügelt hat und sich sooo oft daneben benommen hat.
Aber:
Ich habe nicht aufgegeben und nachdem ich schon 2 Jahre vermutete, dass mit ihren Ohren etwas nicht stimmt, endlich die richtige Ärztin gefunden!
Entwicklungsmäßig hat sie riesen Fortschritte gemacht, seit sie Hörgeräte hat.Agressiv ist sie schon lange nicht mehr und wir haben ein supertolles Verhältnis zueinander.
Es tut mir weh, so viele Jahre verschenkt zu haben,die wir nicht mehr aufholen können.
Man soll es nicht glauben!
Ich war lange bei einem Phsychologen in Behandlung,weil ich gedacht habe, mit mir stimmt etwas nicht(wegen dem schlechten Verhältnis zu meiner Tochter).Plätze bei einem Kinderphsychologen sind hier in der Gegend nicht zu bekommen. Also habe ich mich therapieren lassen! Aber, ich bin o.k.
Man sollte gar nicht glauben,was das alles nach sich ziehen kann!
Meine Schwester will bis heute nichts mit mir zu tun haben, weil ich das mit Laura nicht in den Griff bekommen habe und, ihrer Meinung nach in der Erziehung meiner Tochter völlig versagt habe!)
Sch...-Zeiten waren das!
Viele Grüße....
Uta

Gudrun
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Re: Verhaltensauffälligkeiten bei hörgeschädigten Kindern??

#7

Beitrag von Gudrun »

Ich bin der Meinung, dass eine frühzeitigen Diagnose und Frühförderung Verhaltensauffälligkeiten durchaus eliminieren bzw. verhindern können, aber beide genügen nicht. Man denke an guthörende Kinder, die auch Verhaltensauffälligkeiten entwickeln können.

Tinka, kennst du das Buch "Mehrfachbehinderte mit Hörschäden" von Annette Leonhardt? Da wird dieses Thema auch angesprochen.

Ganz entscheidend für die Entwicklung des Verhaltens ist, wie die Familie zum Kind steht, wie die Eltern es erziehen und wie das Kind zu seiner Hörschädigung steht und wie es damit umgeht. Ich glaube, das Entscheidendste ist, wie weit das Kind von seiner Familie und seiner sozialen Umwelt akzeptiert wird.

Natürlich können durch den Besuch der Regelschule Verhaltensauffälligkeiten auftreten (was heißt eigentlich "verhaltensauffällig"? Es ist ein vager Begriff), andererseits kann sich der ständige Umgang mit Hörenden auch positiv auswirken.

Es wird hörgeschädigten Regelschülern nachgesagt, dass sie sich "normaler" als andere Hörgeschädigte aus Hörgeschädigtenschule verhalten, weil sie die sozialen Normen der Hörenden besser kennen und weniger durch ein "absonderliches Verhalten" auffallen. Aber wie Ulli schon sagte, es gehören viele Dinge dazu, die entscheiden, wie sich das Verhalten entwickelt, d.h. Schule, Diagnose und Frühförderung allein können noch nichts darüber aussagen, d.h. der Regelschulbesuch kann auch ein "absonderliches Verhalten" fördern, so wie die Hörgeschädigtenschule diesem Verhalten entgegenwirken kann.

Ulli, den Geschlechteraspekt finde ich interessant. Ich denke auch, dass das Geschlecht auch eine gewisse Rolle spielen kann. Ich habe da allerdings auch eine Gegentheorie (sehr pauschal gesagt): Mädchen sind oft sozialer und hilfsbereiter, während von Jungen eher Stärke und Wendigkeit erwartet werden. Aber das, was du angesprochen hast, spielt mit Sicherheit auch eine Rolle.

Gudrun
Nina M.
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Re: Verhaltensauffälligkeiten bei hörgeschädigten Kindern??

#8

Beitrag von Nina M. »

Hallo Uta!

Es liest sich wirklich ganz furchtbar was ihr da erleben musstet und es ist wirklich eine Schande, dass heute immer noch Eltern so wenig Ernst genommen werden, obwohl sie meistens sehr sensibel dafür sind wenn mit ihren Kindern etwas nicht stimmt...

Es tut mir richtig weh zu lesen wenn du beschreibst wie an dir als Mutter gezweifelt wurde, wo du doch sicher für Laura immer nur das allerbeste wolltest!!! Einfach schrecklich...

Ich bin richtig froh, dass ihr aus dieser Krise herausgefunden habt und du mit Laura momentan auch positives erlebst... Ich wünsche euch ganz, ganz viel Glück, dass es jetzt bergauf geht und ihr alle Krisen meistern werdet!!!!!

Ganz lieben Gruß,
Nina
Schwerhörig seit dem 11. Lebensjahr, beidseitig mit CI's versorgt (1. CI 6/2003, 2.CI 10/2006)
waldfee
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Re: Verhaltensauffälligkeiten bei hörgeschädigten Kindern??

#9

Beitrag von waldfee »

Hey Nina!
Ist echt alles nicht so günstig gelaufen!
Wie oft habe ich gedacht, sie will mich mit ihrem "habe ich nicht gehört", nur ärgern.
Wie oft habe ich sie deswegen angemacht!
Ich habe mich nach der Diagnose oft soo schlecht gefühlt,weil ich so ein schlechts Gewissen hatte.
Weil Laura kein Wunschkind war (trotzdem war es o.k., und ich habe mich auch gefreut), hat mal ein Arzt zu mir gesagt, dass ihre Schwerhörigkeit daran liegt.Also, war ich auch noch schuld.
Es hat ganz,ganz lange gedauert, bis ich mich nicht mehr so schuldig gefühlt habe.Manchmal bin ich immer noch traurig und frage mich,was ich hätte anders machen können.Aber ändern kann ich auch nichts mehr.
Ihre Klassenlehrerin auf der HG-Schule ist der Meinung, dass sie irgendwann zwischen 5 und 6 Jahren langsam immer weniger gehört hat, weil sie für ihren Schwerhörigkeitsgrad einen aussergewöhnlich hohen Wortschatz und einen viel zu gute Aussprache hat.Aber was habe ich auch mit ihr geübt!Was habe ich für eine Energie in ihre Sprache gesteckt,weil ich alles andere ja nicht ändern konnte!
Und im Endeffekt, weiss ich noch nichtmal, ob es nun ein Vorteil für sie war, dass sie so gut sprechen konnte (jetzt wird es wieder langsam schlechter und schwerer für sie den Sinn von neuen Wörtern zu erfassen), weil das Umfeld natürlich gesagt hat, wer so gut spricht, kann auch gut hören!Selbst ihre Lehrerin auf der HG-Schule hat sie nach der Sprachkontrolle nochmal zum Hörtest geschickt!
Jetzt weiss ich allerdings, dass auch Logopäden in ihrer Ausbildung lernen, dass Sprachschwierigkeiten (und sie hat wirklich schlecht gesprochen)auch an den Ohren liegen können.
Wie nennt man das noch?
"Eine Verkettung unglücklicher Umstände?"
Das Problem ist leider, dass meine anderen Kinder(besonders der Kleine) jetzt mit Hörtesten von mir matretiert werde, damit mir das nie wieder passiert.Nun hat mich aber unsere HNO-Ärztin ausgebremst und mir gesagt, ich könnte mich entspannen. Gar nicht so leicht. Zumal der Kleine audiotive Wahrnehmungsstörungen hat.
Was für ein Glück, dass das alles vorbei ist und nun alles wieder gut wird!!!
viele liebe....
Uta
Chris
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Re: Verhaltensauffälligkeiten bei hörgeschädigten Kindern??

#10

Beitrag von Chris »

Ein Teil der Schwerhörigkeiten bei Kindern hat ihren Grund in Krankheiten wie z.B. Hirnhautentzündungen, Frühgeburten, Sauerstoffmangel bei der Geburt und Probleme während der Schwangerschaft usw. Daher können auch Bereiche des Gehirns betroffen sein. Dies würde auch manche körperliche Entwicklungsverzögerung erklären. Darüberhinaus ist erwiesen, dass Hörbehinderte allgemein deutlich mehr psychische Probleme haben, die Selbstmordquote ist deutlich höher, jede 2. Ehe zwischen einem Hörbehinderten und Hörenden geht kaputt usw. Ursache sind häufig Isolation, Kommunikationsbarrieren usw.. Ich selber habe bis zum Abitur nur Kontakt zu Normalhörenden gehabt, sicher von Verhalten her war ich so wie Hörende, ich habe allerdings fast nur geschauspielert, habe einen guten Wortschatz usw., aber psychisch geht es mir richtig gut, seitdem ich andere Hörgeschädigte kenne.
Agressives Verhalten kann verschiedene Ursachen haben, zunächst ein Biologisches wie auch bei Hörenden, Serotoninmangel, verursacht Depressionen und Agressionen, man wird schnell wütend, hat sich selbst kaum unter Kontrolle usw., kann gut mit Medikamenten behandelt werden.
Bei hörgeschädigten Kindern ist es oft so, dass sie wütend sind, aber einfach nicht wissen, wie sie damit umgehen sollen. Ganz klasse finde ich da den Ratgeber des Elternvereins hörgeschädigter Kinder Unna, dass man schwerhörigen Kindern frühzeitig ein paar etwas harmlosere Schimpfwörter beibringen soll, so dass sie auch lernen, sie verbal zu verteidigen. Das ist ein guter Tipp, seitdem ich meiner schwerhörigen Tochter ein paar Schimpfwörter beigebracht habe, ist es mit den körperlichen Agressionen deutlich weniger geworden.

Gruß Chris
Gudrun
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Re: Verhaltensauffälligkeiten bei hörgeschädigten Kindern??

#11

Beitrag von Gudrun »

Hallo Uta,

ich finde das unglaublich, was du geschrieben hast:

"Weil Laura kein Wunschkind war (trotzdem war es o.k., und ich habe mich auch gefreut), hat mal ein Arzt zu mir gesagt, dass ihre Schwerhörigkeit daran liegt."

Was ist das denn für ein Arzt? Unglaublich! Jetzt wünsche ich euch, dass es nur noch bergauf geht.

Hallo Chris, das mit den Schimpfwörtern finde ich sehr wichtig - und ich bin der Ansicht, es sollte dieselben sein, die auch hörende Kinder anwenden, d.h. es dürfen auch deftige Wörter darunter sein. Ich finde es enorm wichtig, dass hörgeschädigte Kinder ihre Wut verbal austoben können.

Liebe Grüße,
Gudrun
waldfee
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Re: Verhaltensauffälligkeiten bei hörgeschädigten Kindern??

#12

Beitrag von waldfee »

Hey Gudrun!
Dankeschön!!
War echt ein total blöder Arzt.
Als wenn man ein Kind weniger liebt, oder weniger akzeptiert, nur weil es nicht geplant war.
WUNSCHKIND finde ich sowie so einen doofen Ausdruck. Ich hätte man sagen sollen "ungeplantes Wunschkind", dann hätte ich wohl nicht die Schuld bekommen.(Das heißt: was geht das überhaupt einen Arzt an? Sie ist da, ich liebe sie ohne Ende, also ist doch alles gut,oder?)
Viele Grüße...
Uta
Bina
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Re: Verhaltensauffälligkeiten bei hörgeschädigten Kindern??

#13

Beitrag von Bina »

Hallo Tinka,
auch ich kann bei meinem, durch Meningitis verursacht, hochgradig hörgeschädigten Sohn Entwicklungsverzögerungen und Verhaltensauffälligkeiten feststellen und ich bin froh, dass dieses Thema endlich mal zur Sprache kommt. Ich habe mich oft gefragt, ob sein "Anders sein", seine Wutanfälle und geringe Frustrationsgrenze, sein ganz schlechtes Gedächtnis, seine Kontaktarmut wirklich nur von der SH kommt, oder ob ich etwas falsch gemacht habe, zu lässig in der Erziehung, nicht genügend Eigenförderung etc.
Da wir wenig Kontakt zu anderen SH haben, weil er 2 Jahre auf eine Regelschule ging (er wechselt nach den Sommerferien auf die SH-Schule), konnte ich mich auch wenig mit anderen Eltern austauschen und "vergleichen" (ich weiß, klingt blöde). Und wenn wir auf einem SH-Seminar waren, wurde dieses Thema auch fast nie angesprochen.
Auch in der Literatur ist dieses Thema nicht oft zu finden.

Ich fühle mich häufig allein gelassen und unverstanden mit diesen Problemen und weiß oft auch jetzt nicht, wie wir mit seiner Launenhaftigkeit und seinen Frustationen umgehen sollen.
Wie oft bin ich traurig, wenn er wieder mal alleine spielen muss, weil er kaum Freunde hat oder wenn ich sehe, wie er sich in sich zurückzieht.

Unsere Hoffnung liegt auf der SH-Schule, wir hoffen, dass er dort mehr zur "Ruhe" kommt und sich unter Gleichen gleich fühlt.

LG
Sabine

Andrea Heiker
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Re: Verhaltensauffälligkeiten bei hörgeschädigten Kindern??

#14

Beitrag von Andrea Heiker »

Hallo Bina,

ich glaube, die Kontaktarmut hat sicher etwas mit der Schwerhörigkeit zu tun. Wie soll man Kontakt schließen können, wenn man vorneherein, weiß, dass man nicht verstanden hat. Wenn man schon mal gehänselt worden ist, dann ist es doppelt schwer.

Ich wünsche Euch nun, dass Dein Sohn auf der Schwerhörigenschule besser zurecht kommt und neue Freunde findet. In der SH-Schule haben alle Hörgeräte oder ein CI.

Gruß
Andrea
seit Geburt an Taubheit grenzend schwerhörig, im Alter von zwei Jahren mit zwei Hörgeräten versorgt, seit 2002 ein CI
waldfee
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Re: Verhaltensauffälligkeiten bei hörgeschädigten Kindern??

#15

Beitrag von waldfee »

Hallo Sabine!
Das mit der Kontaktarmut war bei meiner Tochter genauso!
Seit einem Jahr ist sie auf einer Schule für Hörgeshädigte, und hatte da das erstemal richtige Freunde.
Jetzt wo Sommerferien sind, ist sie immer nur alleine (glücklicherweise hat sie fast gleichaltrige Schwestern!).
Ihre Freundin aus dem Internat ruft oft an, weil sie genauso alleine ist!
Seit dem sie auf dieser Schule ist, hat sie in der Entwicklung und im Verhalten wahnsinnige Fortschritte gemacht!Die Agressionen und Wutanfälle sind deutlich zurückgegangen!!
Die Schwerhörigenschule ist eine tolle Entscheidung für Euren Sohn!!
Nur Mut und ganz viel Glück....
Uta
Baily
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Re: Verhaltensauffälligkeiten bei hörgeschädigten Kindern??

#16

Beitrag von Baily »

Hallo Tinka und alle anderen,
die hier geschrieben haben,

als Lehrer an einer Regelschule, der eine einseitig taube Jugendliche unterrichtet (volle 100%, von verschiedenen Ärzten und Kliniken diagnostiziert), interessiert mich das Thema Hörschädigung und Verhaltensauffälligkeit sehr. Meine Frage an euch alle: Gibt es spezielle Literatur zu diesem Thema, eventuell speziell über die Beziehung einseitige Taubheit und Verhaltensauffälligkeit? Diese Kinder fallen ja in der Regelschule oftmals zunächst gar nicht auf, weil sie die Taubheit auf einem Ohr verschweigen und verdrängen und mit einem Ohr zumindest noch eine gewisse, wenn auch deutlich eingeschränkte Hörfähigkeit haben. Dadurch entstehen die von euch ja bereits angesprochenen sozialen Probleme (andere fühlen sich abgewiesen, weil sie nicht wissen, warum die Schülerin auf Zuruf nicht reagiert, Verwirrungen und Missverständnisse auf beiden Seiten usw.) Erst dann fühlt sich, so meine Erfahrungen, ein Schüler/eine Schülerin so missverstanden, oftmals auch in der Familie, dass es zu Verhaltensauffälligkeiten als Ventil für den Frust einfach kommen MUSS. Ich wäre euch sehr dankbar, wenn ihr mir zu diesem Thema entsprechende Literatur oder auch eure eigenen Erfahrungen mitteilen könnt.

Liebe Grüße von Baily
[size=small]

[Editiert von Baily am: Freitag, September 12, 2003 @ 07:05 AM][/size]
Andrea Heiker
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Re: Verhaltensauffälligkeiten bei hörgeschädigten Kindern??

#17

Beitrag von Andrea Heiker »

Hallo Baily,

spezielle Literatur für einseitig taube Kinder gibt es nicht. Aber für diese Kinder gilt das gleiche wie für schwerhörig Kinder, da einseitig taube Kinder bei dem hohen Geräuschpegel auch nichts verstehen. Zum Verstehen im Lärm braucht man leider zwei Ohren.

Die Schwerhörigkeit ist wirklich ein wesentlicher Aspekt. Wenn dieser Jugendlichen das Leben wirklich unerträglich geworden ist, dann würde ich empfehlen, es mal auf einer Schwerhörigenschule zu versuchen. Gymnasien für Hörgeschädigte gibt es im Übrigen in Essen und Stegen bei Freiburg.

Gruß
Andrea
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Re: Verhaltensauffälligkeiten bei hörgeschädigten Kindern??

#18

Beitrag von Barbara »

Hallo allerseits!

Hamburg kann auch mit einem Gymnasium für Schwerhörige aufwarten. Es ist ein Regelgymnasium mit einem Schwerhörigenzweig. Die schwerhörigen Schüler haben einige Fächer gemeinsam mit den hörenden (Kunst, Sport usw.). In den Fächern, wo es aufs Verstehen ankommt, werden sie zum Teil extra unterrichtet.

Gruß
Barbara
Liebe Grüße
Barbara selber hochgradig schwerhörig mit hochgradig schwerhöriger Tochter (*12/97)
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Re: Verhaltensauffälligkeiten bei hörgeschädigten Kindern??

#19

Beitrag von Andrea Heiker »

Hallo Barbara,

die HH-Schule ist doch ohne Internat, oder? In München gibt es ebenfalls ein Gymnasium für Schwerhörige.

Gruß
Andrea
seit Geburt an Taubheit grenzend schwerhörig, im Alter von zwei Jahren mit zwei Hörgeräten versorgt, seit 2002 ein CI
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Re: Verhaltensauffälligkeiten bei hörgeschädigten Kindern??

#20

Beitrag von Julia »

Hallo,

in Berlin gibt es auch ein Gymnasium für Schwerhörige (mit Internat).

Gruß
Julia
- Seit Geburt an Taubheit grenzend schwerhörig, mit 8 Monaten mit Hörgeräten versorgt. Seit März 2007 ein CI -
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Re: Verhaltensauffälligkeiten bei hörgeschädigten Kindern??

#21

Beitrag von Maike »

Hallo Bailey,

ich finde es klasse, wie aufmerksam Du als hörender Lehrer eines
Regelgymnasiums Deine einseitig taube Schülerin beobachtest! Das ist schon
bemerkenswert, da ich selber als von Geburt an Gehörlose und mittlerweile
Doppel-CI-Trägerin selbst immer auf Schulen für Schwerhörige ging und auf
dem Gymnasium für Schwerhörige in Stegen bei Freiburg auch SchulkameradInnen
hatte, die einseitig taub sind und von Regelgymnasien kamen. Diese sind oft
erst mal aufgeblüht auf dem Gymnasium für Schwerhörige... - einfach, weil
sie sozial-kommunikativ nicht mehr benachteiligt waren...

Aber Literatur - das ist wirklich schwierig. Bekannt ist nur, dass man als
einseitig tauber Mensch einfach weder Richtungshören noch räumliches Hören
hat (= d.h., Verstehen im Störlärm ist sehr eingeschränkt) und daher z.b.
Kneipenbesuche scheuen könnte... - oder auch nur mal Familienfeiern...

Beobachtete Folgen sind (abgesehen von sozialen Folgen mit den ganzen
emotionalen Aspekten) z.B. auch rein körperlich eine total verspannte
Nackenmuskulatur, die durch das einseitige Hören in Stresssituationen kommt
(= Kopf wird immer in die betreffende Richtung gedreht, aus der der Ton /
die Sprache etc. kommt).

Viele Grüße
Maike (übrigens inzwischen selber Lehrerin an einer Gehörlosenschule)
von Geburt an gehörlos, lautsprachlich aufgewachsen (kann aber auch DGS), 2 CI's seit Dez 2000 und Juli 2003
Maike
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Re: Verhaltensauffälligkeiten bei hörgeschädigten Kindern??

#22

Beitrag von Maike »

Liebe Andrea,

doch, in HH kann man auch in ein Internat gehen. Jetzt weiß ich leider
nicht, wo genau das Internat ist, meines Wissens nach ist es nicht an das
Lohmühlengymnasium angekoppelt, sondern woanders. Hatte selbst eine
Schulkameradin, die durch Umzug ihrer Eltern nach Norddeutschland von Stegen
nach HH und ins dortige Internat wechselte.

Grüßle
Maike
von Geburt an gehörlos, lautsprachlich aufgewachsen (kann aber auch DGS), 2 CI's seit Dez 2000 und Juli 2003
Baily
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22

Re: Verhaltensauffälligkeiten bei hörgeschädigten Kindern??

#23

Beitrag von Baily »

Hallo Maike,

danke für dein Feedback! Habe dir mittlerweile eine Email geschickt und würde mich freuen, bei Bedarf deinen Rat als Gehörlosenlehrerin in Anspruch nehmen zu dürfen. Unterrichtest du zufälligerweise in Stegen bei Freiburg?

Viele Grüße, Baily
Barbara
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Re: Verhaltensauffälligkeiten bei hörgeschädigten Kindern??

#24

Beitrag von Barbara »

Hallo, ich war seit 3 Tagen nicht mehr bei Euch im SH-Forum, weil ich übers Wochenende bei Freunden in Hannover war. Auf der Rückfahrt nach Hamburg saßen meine Tochter und ich zufällig mit einem schwerhörigen Mädchen im Schwerbehindertenabteil, die aus Göttingen kommt und aufs Lohmühlengymnasium in Hamburg geht. Sie erzählte mir, dass die auswärtigen Schüler des Lohmühlen- gymnasiums bei Gastfamilien wohnen. Es gibt dort anscheinend also nach wie vor kein Internat.

Viele Grüße
Barbara
Liebe Grüße
Barbara selber hochgradig schwerhörig mit hochgradig schwerhöriger Tochter (*12/97)
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