Tympanometrie auswerten

Für Ratsuchende, Erfahrungsaustausch, Hilfestellungen
Antworten
lattemania
Beiträge: 8
Registriert: 16. Aug 2016, 20:20
9

Tympanometrie auswerten

#1

Beitrag von lattemania »

Hallo zusammen!

Beschäftige mich gerade wieder mit evtl. Zusammenhängen meiner Erkrankungen. Dabei bin ich darauf gestoßen, dass eine Schwerhörigkeit auch auf einen Unterdruck im Mittelohr zurückgeführt werden kann.

Hörverlust rechts liegt bei mir bei 11%, links bei 62%. Soweit ich das herausgefunden habe, sieht man auf dem Tympanogramm den Unterdruck im Mittelohr (Linksverschiebung).

Kann mir jemand bei der weiteren Auswertung helfen? Was bedeuten z. B. die Zahlen zum Volumen (links im Bild) und die Angaben zur Sonde (rechts im Bild)?

Lieben Dank!
Dateianhänge
tympanometrie.jpg
Ohrenklempner
Beiträge: 11410
Registriert: 20. Feb 2015, 13:08
10

Re: Tympanometrie auswerten

#2

Beitrag von Ohrenklempner »

Hallo,

die maximalen Ausschläge der beiden Tympanogramme sind etwa bei "Null" (horizontale Achse). Die minimale Verschiebung nach links ist vernachlässigbar. Das heißt, in der Umgebungsluft und im Mittelohr herrschen etwa die gleichen Druckverhältnisse.

Allerdings ist der Ausschlag (die "Compliance", aufgezeichnet als relatives Volumen) etwas zu gering. Der Normalbereich fängt bei ca. 0,3-0,5 ml an und geht bis 2 ml. Grund für einen geringeren Ausschlag ist i.d.R. eine geminderte Beweglichkeit von Trommelfell und Gehörknöchelchen, oft bei Otosklerose oder steifen Trommelfellnarben.

Die Volumenangaben sind die theoretisch errechneten Gehörgangsvolumina vom Sondenkopf bis zum Trommelfell.

Die Angaben zur Sonde rechts im Bild sind bei der Stapediusreflexaudiometrie wichtig. So eine Reflexaudiometrie wird gemacht, wenn ein Verdacht auf eine Schädigung der Hörbahn vorliegt. Sind die Felder leer, wurde keine Stapediusreflexaudiometrie durchgeführt.
edit: Oh Sorry, ich hab nicht gründlich geguckt. Mein Blick war weiter unten rechts. ;)
Also, die Zahlen geben die maximale Compliance und die Luftdruckdifferenz an. Du hast also rechts eine maximale Compliance von 0,25 ml bei -21 daPa (also bei einem normalen Umgebungluftdruck von 10.000 daPa war im Mittelohr zum Zeitpunkt der Messung ein Luftdruck von 9.979 daPa).
...zufällig bin ich Experte auf diesem Gebiet... 🤓

Zu audiologischen Ratschlägen, Anpassberatungen oder Hörgeräte-Offerten fragen Sie nicht mich sondern Ihren Hörakustiker (m/w/d)! 👍
lattemania
Beiträge: 8
Registriert: 16. Aug 2016, 20:20
9

Re: Tympanometrie auswerten

#3

Beitrag von lattemania »

Danke, Ohrenklempner, für die vielen Infos. Werde mich damit näher befassen, wenn ich wieder mehr Zeit habe.
Ohrenklempner hat geschrieben:Grund für einen geringeren Ausschlag ist i.d.R. eine geminderte Beweglichkeit von Trommelfell und Gehörknöchelchen, oft bei Otosklerose oder steifen Trommelfellnarben.
Tja, dazu kann ich leider nichts sagen. Ich kann mich nicht erinnern, dass in diese Richtung spezielle Untersuchungen gemacht wurden.

Bisher hieß es nur, die Schwerhörigkeit komme wohl von einem bestehenden Hirntumor; ebenso wie meine Gleichgewichtsprobleme, Schwankschwindel etc.

Andererseits besteht aber auch Arthrose im Knie und ein Verdacht auf Osteoporose, was ein Problem mit den Knochen bzw. der Knochenmasse nahelegt...
Ohrenklempner
Beiträge: 11410
Registriert: 20. Feb 2015, 13:08
10

Re: Tympanometrie auswerten

#4

Beitrag von Ohrenklempner »

Vielleicht mal eine Mittelohrgeschichte in entfernter Vergangenheit gehabt? Trommelfell gerissen, oder eine Paukendrainage? Mittelohrentzündung evtl.? Das kann alles Auswirkungen auf die gesamte Schwingfähigkeit haben.

Hast du zufällig ein Audiogramm vorliegen, wo auch die Knochenleitung gemessen wurde?
...zufällig bin ich Experte auf diesem Gebiet... 🤓

Zu audiologischen Ratschlägen, Anpassberatungen oder Hörgeräte-Offerten fragen Sie nicht mich sondern Ihren Hörakustiker (m/w/d)! 👍
lattemania
Beiträge: 8
Registriert: 16. Aug 2016, 20:20
9

Re: Tympanometrie auswerten

#5

Beitrag von lattemania »

Trommelfellriss und Paukendrainage kann ich eigentlich ausschließen. Mittelohrentzündung etc. evtl. in der Kindheit. Da müsste ich mal meine Mutter fragen.

Messung der Knochenleitung im Audiogramm wird durch gestrichelte Linie mit </> gekennzeichnet? Dann ist ein Teil davon im aktuellen Audiogramm drin. Ich hänge es mal an.
Dateianhänge
audio.jpg
(131.94 KiB) 196-mal heruntergeladen
Ohrenklempner
Beiträge: 11410
Registriert: 20. Feb 2015, 13:08
10

Re: Tympanometrie auswerten

#6

Beitrag von Ohrenklempner »

Sieht ja eigentartig aus. Die Knochenleitung wird auf dem linken Ohr mit >---> dargestellt, und wenn ich das richtig lese ( \/\/\ sind Vertäubungspegel auf der Gegenseite? Kollegen, wisst ihr weiter?), war bei 1 und 2 kHz keine Knochenleitungshörschwelle messbar (=abgeknickte Pfeile nach unten), und bei 4 kHz liegt sie noch unter der Luftleitung.

Ich mutmaße aber, dass kein Schallleitungsanteil erfassbar ist. Würde aber lieber nochmal messen lassen. Mit den kurzen horizontalen Strichen bei 2, 4 und 6 kHz kann ich spontan gar nichts anfangen.
...zufällig bin ich Experte auf diesem Gebiet... 🤓

Zu audiologischen Ratschlägen, Anpassberatungen oder Hörgeräte-Offerten fragen Sie nicht mich sondern Ihren Hörakustiker (m/w/d)! 👍
lattemania
Beiträge: 8
Registriert: 16. Aug 2016, 20:20
9

Re: Tympanometrie auswerten

#7

Beitrag von lattemania »

Oh je, "Eigeninitiative" bei einem Arzt... Da hab ich ganz schlechte Erfahrungen damit...

Bei mir wird halbjährlich das Hörvermögen kontrolliert. Bin mal meine ganzen Unterlagen durchgegangen. In den letzten Jahren hat die Knochenleitung praktisch immer so ausgesehen. Die 1. "Abweichung" findet sich Anfang 2015 (hänge die Bilder mal an). Da war anscheinend noch auf beiden Ohren etwas messbar :help:
Dateianhänge
tympanometrie2015.jpg
(96.47 KiB) 152-mal heruntergeladen
audio2015.jpg
(143.51 KiB) 227-mal heruntergeladen
Ohrenklempner
Beiträge: 11410
Registriert: 20. Feb 2015, 13:08
10

Re: Tympanometrie auswerten

#8

Beitrag von Ohrenklempner »

Das sieht schon besser aus :)

Man müsste jetzt noch ein paar Zusatztests machen, vielleicht SISI und Carhart. Die gehen ganz schnell und können etwas mehr Aufschluss geben. Schon mal bei einem Akustiker deines Vertrauens messen lassen? ;)

Edit: Ach, das einfachste fällt einem natürlich erst am Ende ein: Unbehaglichkeitsgrenze! Wenn die deutlich verschoben ist, liegt ein Verdacht auf eine Hörnervenschädigung noch näher.
...zufällig bin ich Experte auf diesem Gebiet... 🤓

Zu audiologischen Ratschlägen, Anpassberatungen oder Hörgeräte-Offerten fragen Sie nicht mich sondern Ihren Hörakustiker (m/w/d)! 👍
fast-foot
Beiträge: 5624
Registriert: 12. Okt 2008, 15:55
17

Re: Tympanometrie auswerten

#9

Beitrag von fast-foot »

Hallo lattemania,

hier mein Sichtweise:
lattemania hat geschrieben:Bisher hieß es nur, die Schwerhörigkeit komme wohl von einem bestehenden Hirntumor; ebenso wie meine Gleichgewichtsprobleme, Schwankschwindel etc.
Wurde dieser Hirntumor nachgewiesen und befindet er sich im Hirnstamm?

Falls nicht, könnten folgende Messungen aufschlussreich sein:

BERA, ev. auch Knochenleitungs-BERA, TEOAEs, DPOAEs, je nachdem eine Elektrocochleografie etc.

Ein Akustikusneurinom würde den Hörnerv beeinträchtigen und somit die Hör- und Gleichgewichtsfunktion, tritt jedoch in der Regel nur einseitig auf(I). Laut Audiometrie sind jedoch die Knochenleitungshörschwellen beider Ohren betroffen, wobei der Hörverlust vorwiegend als pantonal zu klassifizieren ist. Letzteres könnte in der Tat durch einen Tumor bedingt sein, welcher sich jedoch wegen (I) eher im Hirnstamm befinden dürfte (vermutlich eher etwas auf der rechten Seite - falls überhaupt vorhanden).

Eine "bedeutende" Schallleitungsproblematik würde ich eher ausschliessen.

Dies vorerst.

Gruss fast-foot
Ausgewiesener Spezialist* / Name: Wechselhaft** / Wohnsitz: Dauer-Haft (Strafanstalt Tegel) / *) zwecks Vermeidung weiterer Kollateralschäden des Landes verwiesen / **) Name fest seit Festnahme
lattemania
Beiträge: 8
Registriert: 16. Aug 2016, 20:20
9

Re: Tympanometrie auswerten

#10

Beitrag von lattemania »

@ Ohrenklempner: Letztes Jahr hatte ich mal ein Hörgerät getestet. Davor hatte der HNO einen Sprachverständnistest gemacht. Beim Akustiker wurden dann nochmal ein paar Tests gemacht (inkl. Unbehaglichkeitsgrenze). Dazu habe ich aber keine Unterlagen.

@ fast-foot: Eigentlich sind es mehrere... Ein Tumor befindet sich im Kleinhirnbrückenwinkel, allerdings links.
Ohrenklempner
Beiträge: 11410
Registriert: 20. Feb 2015, 13:08
10

Re: Tympanometrie auswerten

#11

Beitrag von Ohrenklempner »

Würde ja passen, da schlängelt sich doch der Hörnerv in Richtung Hirnstamm rein.
...zufällig bin ich Experte auf diesem Gebiet... 🤓

Zu audiologischen Ratschlägen, Anpassberatungen oder Hörgeräte-Offerten fragen Sie nicht mich sondern Ihren Hörakustiker (m/w/d)! 👍
lattemania
Beiträge: 8
Registriert: 16. Aug 2016, 20:20
9

Re: Tympanometrie auswerten

#12

Beitrag von lattemania »

Sorry, weiß im Moment nicht, wo mir der Kopf steht...

Passen würde es schon, ja. Ich finde es nur etwas "seltsam", dass der ganzen Sache wohl nie wirklich nachgegangen wurde. Immerhin liegen zwischen den Diagnosen Tumore - Schwerhörigkeit auch mehrere Jahrzehnte.

Hatte einmal meine MRT-Bilder beim HNO dabei; aber die durfte ich ungesehen wieder mitnehmen. Verunsichert mich halt einfach.
Antworten