Hörgeräte Weiterentwicklung in 5 Jahren?

hans68
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Hörgeräte Weiterentwicklung in 5 Jahren?

#1

Beitrag von hans68 »

1. Frage: Bin 73 und trage seit 5 Jahren ein "Bernafon Chronos 5 Nano Rite (HdO)". Von meiner Krankenkasse könnte ich ein neues in Anspruch nehmen.
Meine Akustikerin sagt natürlich, dass in der Zwischenzeit die HG's deutlich verbessert wurden. Stimmt das oder ist das nur Verkaufsargument?
Meine Frage richtet sich vor allem an HG-Träger mit langjähriger Erfahrung.
2. Frage: Händlerwahl: Mein dzt. Händler führt nur 2 Marken (Starkey und Bernafon). Ist es ein Vorteil, wenn mehr als 2 Marken zur Verfügung stehen?
Gruß Hans
Ohrenklempner
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Re: Hörgeräte Weiterentwicklung in 5 Jahren?

#2

Beitrag von Ohrenklempner »

1. Das stimmt auf jeden Fall! Inzwischen liegt der Innovationszyklus bei durchschnittlich 1,5 bis 2 Jahren. Deine Chronos-Geräte haben zwischenzeitlich die Nachfolger Acriva (2013), Juna (2015) und ganz aktuell Zerena (2017).

2. Zwei Hersteller sind eine etwas lasche Auswahl. Damit man vernünftig vergleichen kann, sollten mindestens vier verschiedene Hersteller im Portfolio sein.
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Hoffi
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Re: Hörgeräte Weiterentwicklung in 5 Jahren?

#3

Beitrag von Hoffi »

Hallo Ohrenklempner,

dass die Hersteller neue Hörgeräte in einem gewissen Zeitraum herausbringen ist klar. Inwieweit es sich dabei um Innovationen handelt, wage ich zu bezweifeln.
Innovationen sind Einführung und Anwendung neuer Verfahren und Techniken.

In den neueren HG sind leistungsstärkere bzw. schnellere chips.
Ansonsten hat sich an der Technik (Hardware, Software) doch kaum viel verändert (außer das Zubehör und die technischen Anbindungsmöglichkeiten z. B. i-phone, TV usw. ).

Die Hörer/Lautsprecher sind das schwächste Glied der HG-Kette. Dort hat es in den letzten 10 Jahren kaum Veränderungen gegeben. Die Technik ist wohl ausgereizt. Außerdem gibt es nur einen (oder zwei ?) Hersteller.
Bei den Mikrofonen sind mir auch keine Neuerungen bekannt.

Ich habe die Phonak-HG NAIDA mit S-,Q-,V-chip und Oticon-Geräte (Chili, Dynamo, Opn) in den letzten 6...7 Jahren ausgiebig getestet. Leider konnte ich keine Verbesserung feststellen.

Natürlich muss man den Grad der Schwerhörigkeit bei allen Bewertungen mit einbeziehen.
Wie stark ist der Hörverlust bei dir, hans ?
Meine Erfahrungen basieren auf einen starken bis hochgradigen Hörverlust. Power-HG werden von den Herstellern nicht in den Vordergrund gestellt. Meist kommen die neuen Geräte erst 1 bis 1,5 Jahre nach den anderen auf den Markt.

Wenn der Händler nur zwei Marken zur Verfügung hat, ist das inakzeptabel. Eigentlich müsste er von allen gängigen Firmen (Phonak, Oticon, Widex, Siemens, Starkey, Audioservice usw.) Geräte zur Verfügung haben.

Gruß
Hoffi
Starsky
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Re: Hörgeräte Weiterentwicklung in 5 Jahren?

#4

Beitrag von Starsky »

Weiterentwicklung sehe ich eher in der Nano-Medizin, das aber noch lange dauert, da es erst am Anfang ist.
Soll heißen Nano-Roboter werden irgendwann alles reparieren können, sowohl das Gehör, die Nervenbahnen (neuronale Verbindungen Cochlea als auch NACH der Cochlea) und auch z.B. Augennervenfasern (selber Teil als "Andockstelle" im Kleingehirn). Nennt sich 1. Neuron des Kleingehirnbrückenwinkels, wen es intessiert.
Das wäre eine Weiterentwicklung, Anfänge ja, aber noch sehr sehr früh alles. Weit ist man damit noch nicht. Ich denke in 10 Jahren und mehr wird man da mehr wissen und auch umgesetzt haben.
Die bisherigen "Dinge" sind Krücken, mehr nicht. Auch wenn die Werbung viel verspricht, es ist nonsens. Das wirklich interessante ist "wie behebe ich Fehler dauerhaft und zwar biologisch" und weniger, wie "passe ich eine Prothese an". HG sind Prothesen. Ein "nachwachsen der Nerven in der Cochlea ist bisher unmöglich, ebenso dahinter (noch schwieriger). Aber ich denke das ist eine Sache die schon ernennenswert ist. Grds. sind die Sinneszellen von der Cochlea oder auch dem Auge nicht mehr erneuerbar, sie erneuern sich nicht, schlichtweg sie müssen ein Leben lang halten. Aber (!) früher wars unmöglich DMA zu clippen. Das geht ja nun z.T. schon. Also vielleicht geht irgendwann (bald?) doch bestimmte Nervensequenzen zu reaktiivieren/heilen? Ich glaub schon.
Grüße, Starsky
Rondomat
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Re: Hörgeräte Weiterentwicklung in 5 Jahren?

#5

Beitrag von Rondomat »

Wenn die Medizin es dereinst schaffen würde, die Haarzellen in der Cochlear nachwachsen zu lassen, wäre das ein ganz grosser Schritt nach vorne. Ich sehe das für meine noch verbleibende Lebenszeit nicht mehr im praktischen Einsatz.

Aber die Forschung im CI-Bereich geht in die Richtung, die aufnehmenden Hörnerven, die den Output eines zukünftigen optoelektrischen Implantats mit einer Vielzahl kleinster LEDs an die Hörnerven weiter geben (derzeit hat ein Cochlear-Implantat 12 bis 22 Elektroden je nach Hersteller, aufgespreizt auf den Frequenzbereich von ca. 70 bis um die 8500 Hz, diese bedienen die Hörnerven dementsprechend mehr oder weniger grob aufgelöst, und so klingt das dann auch ...). Damit wäre auch eine enorme Verbesserung im Klang möglich, vor allem für das möglichst natürliche Hören von Sprache und allem anderen, auch für das Hören von Musik wäre das ein Riesenfortschritt. Dafür würde ich mich sogar nochmal implantieren lassen ... (-:

Dazu müssen aber erstmal die Hörnerven für diese optischen Reize präpariert werden. Das ist die grosse Herausforderung dabei. Entstehende Wärme, Übertragungsunschärfen bei der Übergabe zwischen LED und Hörnerv und noch einige andere Hürden wie die Verdrahtung eine grossen Anzahl von LEDs müssen noch überwunden werden. Die Cochlear ist ja nunmal in ihrer Länge und Ausdehnung begrenzt. Auch müssen völlig neue Codierungs-Strategien entwickelt werden, und dazu eine Hardware, die diesen Input auch in Echtzeit sauber verarbeitet.

Es gibt also noch viel zu tun und ich bin gespannt, wie das weiter geht.

Für die Hörgeräte-Entwicklung sehe ich Fortschritte in der Verbesserung der Mikrofontechnik: Richt-Mikrofonie, dazu eine automatische akustische Umfeld-Erkennung in Echtzeit würde es ggf. ermöglichen, mit nur einem Programm das Hörgerät einfach "machen zu lassen". Eine Feedback-Erkennung ermittelt den Hörverlust und gleicht diesen automatisch aus. Der Akustiker müsste dann noch Anpassungs-Feinarbeit leisten und natürlich muss das Ganze auch in das Ohr gebaut werden. Die Akustiker werden also sicherlich nicht arbeitslos.

Noch kleiner gestaltete Hörgeräte kommen so langsam an die Grenze des ergonomisch Machbaren, man muss das Ding ja auch noch in die Hand nehmen könnnen und die steigende Prozessorleistung benötigt auch ihren Platz und ihren Energiebedarf will man auch noch praxisgerecht stillen.

Trotz allem Fortschritts bleibt es aber dem Gehirn überlassen, auch aus dem besten Input etwas Verständliches zu generieren. Also ist weiter Training angesagt.

Auch hier beobachte ich weiter und bin gespannt.
Viele Grüsse, Rainer
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svenyeng
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Re: Hörgeräte Weiterentwicklung in 5 Jahren?

#6

Beitrag von svenyeng »

Hallo!

Also 2 Hersteller sind viel zu wenig. Auch 4 halte ich noch für zu wenig.
Normalerweise sollte ein Akustiker auch alle Hersteller liefern können.
Der Akustiker hat nicht zu entscheiden mit welchem Gerät ich am besten hören kann. Mein Akustiker ist auch ein eher kleinerer, kann aber alles liefern.
Sicherlich hat ein Akustiker auch Favoriten, das ist ganz klar.

In 5 Jahren tut sich technisch viel. Normalerweise bekommt man lt. KK alle 6 Jahr den Zuschuss für neue Hörgeräte.
Und ich würde auch raten alle 6 Jahre neue Geräte zu nehmen.
Nach 6 Jahren sind die Geräte einfach ausgelaucht und am Ende.
Man muss mal überlegen, die Geräte hat man den ganzen Tag in Benutzung.
Rechnen wir mal 14h pro Tag. Macht pro Woche 98h, im Monat 392h, im Jahr 4704h und in 6 Jahren 28224 Betriebsstunden.

Ich finde es sehr schade, das die 0% Finanzierung nur bis max. 3 Jahre geht.
Eine Hörgeräte-Flat über 6 Jahre wäre genau richtig. Monatlich 50 Euro und man hat alle 6 Jahre richtig gute Hörgeräte. Oder eben weniger, dafür gibt's dann eben eine andere Hörgeräteklasse.
In der Richtung müsste was passieren!

Gruß
sven
Lchtschwrhrg
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Re: Hörgeräte Weiterentwicklung in 5 Jahren?

#7

Beitrag von Lchtschwrhrg »

Hoffi hat geschrieben:In den neueren HG sind leistungsstärkere bzw. schnellere chips.
Ansonsten hat sich an der Technik (Hardware, Software) doch kaum viel verändert
Gruß
Hoffi
Selbst wenn es "nur" ein leistungsfähigerer und schnellerer Chip ist - das ist m.E. deer wesentliche Fortschritt für ein HG! Mit besserem Chip können selbst bei gleichen Inputdaten die Häufigkeit der Daten-Erfassung gsteigert werden, die auch verarbeitet werden kann und ebenso besser ausgegeben werden kann. Gerade die Komplexität der Veerarbeitungsprogramme macht die Unterschiede in den Generationen - hierin leigen doch die größten techischn Fortschritte! Dies gibt einen gewaltigen Unterschied für den HG-Nutzer.
Schade ist nur, dass seitens der Hersteller leider auch so viele alte Schläuche mit neuem Etikett verkauft werden. Marketingtechnische Verbesserungen kosten den HG-Hersteller viel Geld, bringen aber dem HG-Nutzer nichts.
svenyeng
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Re: Hörgeräte Weiterentwicklung in 5 Jahren?

#8

Beitrag von svenyeng »

Hallo!

Die Hersteller Entwicklern ja weiter, nicht nur bei der Hardware, sondern auch bei der Software. Das darf man nicht vergessen.

Ich habe bisher immer alle 6 Jahre ein neues Gerät genommen.
Mal sehen, vielleicht wird's mit den aktuellen anders.
Wenn die nach 6 Jahren noch ohne Probleme Ihren Dienst tun, kann es gut sein das ich dann noch bisschen warte.
Bei den Oticon gings halt nicht anders bei den ständigen Defekten.

Gruß
sven
Ohrenklempner
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Re: Hörgeräte Weiterentwicklung in 5 Jahren?

#9

Beitrag von Ohrenklempner »

"Innovation" klingt vielleicht ein wenig euphemistisch. Ich meinte tatsächlich die Zeitspanne, die vergeht, bis neue Chipgenerationen herausgebracht werden. Die liegt bei ca. zwei Jahren.

Im Vergleich von vor sechs Jahren zu heute ist die Entwicklung aber schon deutlich vorangeschritten. Wenn man mal überlegt: Hörgeräte mit mehr als vier Kanälen, Automatikmikrofon, Störlärmreduzierung, evtl. binaural synchronisiert, und das zuzahlungsfrei? Das hätte es vor sechs Jahren noch nicht gegeben.
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Hoffi
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Re: Hörgeräte Weiterentwicklung in 5 Jahren?

#10

Beitrag von Hoffi »

Hallo,

einige Anmerkungen zu den "Innovationen":

Kanäle: mehr als vierkanalige HG gibt es seit vielen Jahren (z. B. NAIDA S 9 SP - Baujahr 2012/2013 hat 20 Kanäle)

Automatikmikrofon: ist gehe davon aus, dass damit die Automatik und/oder die Surroundfunktion gemeint ist. Diese Funktion gibt es doch auch schon lange ? Bei mir (hochgradig hörgeschädigt, Hörkurve bei 80 dB im Sprachbereich) hat dies zu keiner Verbesserung geführt, da alle Nebengeräusche besonders wahrgenommen werden.
Der Computer "eiert" bei diesen Hörverlusten eh nur rum.

Störlärmreduzierung: Hatte ich schon bei meinen 10 Jahren alten Riva Duo2.
Verbesserungen habe ich bei den Geräten der neueren Generationen nicht festgestellt.

binaural synchronisiert: Ist auch nicht sehr neu. Für mich war dies leider kein Erfolg in Bezug auf verbesserte Sprachwiedergabe.

Liebe Grüße
Hoffi
Lchtschwrhrg
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Re: Hörgeräte Weiterentwicklung in 5 Jahren?

#11

Beitrag von Lchtschwrhrg »

Hoffi hat geschrieben:Hallo,

einige Anmerkungen zu den "Innovationen":

Kanäle: mehr als vierkanalige HG gibt es seit vielen Jahren (z. B. NAIDA S 9 SP - Baujahr 2012/2013 hat 20 Kanäle)

Automatikmikrofon: ist gehe davon aus, dass damit die Automatik und/oder die Surroundfunktion gemeint ist. Diese Funktion gibt es doch auch schon lange ? Bei mir (hochgradig hörgeschädigt, Hörkurve bei 80 dB im Sprachbereich) hat dies zu keiner Verbesserung geführt, da alle Nebengeräusche besonders wahrgenommen werden.
Der Computer "eiert" bei diesen Hörverlusten eh nur rum.

Störlärmreduzierung: Hatte ich schon bei meinen 10 Jahren alten Riva Duo2.
Verbesserungen habe ich bei den Geräten der neueren Generationen nicht festgestellt.

binaural synchronisiert: Ist auch nicht sehr neu. Für mich war dies leider kein Erfolg in Bezug auf verbesserte Sprachwiedergabe.

Liebe Grüße
Hoffi
Hallo Hoffi, mit diesen Begriffen wie Kanal etc. bin ich sehr vorsichtig -
Bernafon arbeitet mit Channelfree - Technologie - hat dennoch viele einstellbare Frequenzbänder
Ich hatte ja (in Hinblick auf 6 Jahre Nutzung) überlegt, ob und wie ein höherpreisiges HG, das werblich zumindest auf den ersten Blick wesentlich mehr umfangreichere und detailliertere Einstellmöglichkeiten zu bieten schien. Erst der Blick in den Technikdatenkatalog des Herstellers für den Aku zeigte, dass am Ende keine hardware-technischen Unterschiede bstehen. In Folge kann dann eigentlich nur über die Algorithmen der Software geregelt werden. Das würde z.B. beim Unitron Moxi Flexi Modell als logische Bedingung folgen.
Der Wegfall physischer Frequenzweichen. damit bzw. durch verbesserte Chipleistung mögliche Auswertungen über das gesamte Frequenz spektrum erscheint mir die bessere Leistung für das "Verstehen" zu liefern. Die Selektion rein nach Frequenz killt den Informatiosngehalt von Stimmfarbe etc.
pascal2
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Re: Hörgeräte Weiterentwicklung in 5 Jahren?

#12

Beitrag von pascal2 »

Mir würde es vollkommen reichen, wenn ich endlich mehr im Störlärm verstehen würde.
Aber da wird schon Jahrelang dran rumgedoktert und die kriegen das nicht hin.
Zum Glück hat der weise Trittin die Entwicklung des Deutschen Rentensystems früh erkannt und das Flaschenpfand eingeführt !
Faber

Re: Hörgeräte Weiterentwicklung in 5 Jahren?

#13

Beitrag von Faber »

moin,
da sehr viel dessen was man wahrnimmt "psycho-logisch" ist, wird eine spürbare Verbesserung dann eintreten, wenn die Technik die weitestgehende "Anpassung der Hörsysteme durch den Nutzer selbst" erlaubt.
weil:
nur der Nutzer selbst kann beOHRteilen, wann's ihm gut tut.
weil:
"alles ist Perzeption", auch Placebo's.
LG
Gewichtl
svenyeng
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Re: Hörgeräte Weiterentwicklung in 5 Jahren?

#14

Beitrag von svenyeng »

Hallo!

@gewichtl:
Es nervt langsam, das hatten wir auch schon ausführlich diskutiert.
Ein normaler HG Nutzer kann kein HG anpassen, dazu braucht man viel Fachwissen. Wäre das so einfach, bräuchten die Akustiker keine Ausbildung.

Gruß
sven
Ohrenklempner
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Re: Hörgeräte Weiterentwicklung in 5 Jahren?

#15

Beitrag von Ohrenklempner »

Mehrkanaligkeit ist in der Tat keine neue Technologie, jedoch werden die Chips immer kleiner, schneller, leistungsfähigeer und billiger.

Was damals an Technik bei Phonak Spice IX verfügbar war, ist größtenteils im Belong 30 (Einstiegsklasse) drin. Die Innovationen verteilen sich verständlicherweise zunächst in der High-End-Klasse und werden im Laufe der Zeit dann an die unteren Technologiestufen weitergereicht. Um beim Beispiel zu bleiben, nach Spice kam Quest, dann Venture, dann Belong. Die Chips sind also bereits drei Mal überholt.
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Hoffi
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Re: Hörgeräte Weiterentwicklung in 5 Jahren?

#16

Beitrag von Hoffi »

HALLO,

Belong-chip gibt es bei den Naida (noch?) nicht.
Das beweist, dass die Geräte für hochgradig Schwerhörige immer sehr im Verzug sind. Der Kundenkreis ist ja auch kleiner und demzufolge der Gewinn bei Neuentwicklungen geringer.

Die Schnelligkeit der Signalverarbeitung ist für eine gute Sprachwiedergabe nach meinen Erfahrungen nicht entscheidend.

Ich habe bei meinen Test der verschiedenen Entwicklungsstufen von Naida und Oticon Geräten keine Verbesserung der Störschallunterdrückung feststellen können. Das ist mir unverständlich, da Störschall eine ganz andere Modulation als Sprache hat.

Gruß
Hoffi
Skunkdude
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Re: Hörgeräte Weiterentwicklung in 5 Jahren?

#17

Beitrag von Skunkdude »

Hey,

bisschen Senf kann ich auch dazugeben.
"Innovation" ist - in meinen Augen - ein reiner Marketingbegriff, was aber nicht heißt, dass es keine Entwicklung gibt.
Neben technischen Ausstattungen wird von den Herstellern (teil sogar gemeinsam) Grundlagenforschung z.B. in der Neurolinguistik betrieben. Es fließen jährlich hohe zweistellige Millionenbeträge in diese Forschungsfelder. Das was da bei rum kommt werden wir erst in ein paar Jahren in den Händen halten können, aber es passiert ständig etwas.

Technisch war die letzte Neuerung m.E.n die adaption der MEMS Mikrofone in Hörsysteme. Erst dadurch sind überhaupt so Geräte wie das OPN möglich, weil ein anderer audiologischer Ansatz verfolgt wird, als es bisher mit klassischen Elektret-Mikrofonen machbar war.
Dass jeder Einzelne auch wirklich einen Mehrwert durch neue Technologien erfährt ist nach wie vor nicht der Fall. Es gibt (noch) physikalische und biologische Grenzen, die den Charakter eines Hilfsmittel prägen.
Ich bin mir sehr sicher wenn ich sage, dass wir in fünf oder sechs Jahren ganz andere Möglichkeiten haben werden. Sachen wie Funk, Bluetooth etc. werden längst Standard sein, wenn gewünscht wird es Vitaltracking-Funktionen geben und auch was andere Wandler angeht machen mir Fortschritte. Vielleicht war letztes Jahr jemand von den Akustikern hier auf der EUHA und hat Fachvorträge besucht. "Hören mit Licht" war zum Beispiel ein Thema.
Kann man mit etwas suchen alles im Internet nachlesen...

Grüße euch!
Rondomat
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Re: Hörgeräte Weiterentwicklung in 5 Jahren?

#18

Beitrag von Rondomat »

Ja, Hören mit Licht hat noch einige Hürden vor sich, aber klingt im wahrsten Sinne des Wortes vielversprechend. Ich trage CIs und verfolge das sehr interessiert. Aber ob ich das noch erleben darf, dass mir sozusagen beim Hören ein Licht aufgeht ....
Viele Grüsse, Rainer
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Ohrenklempner
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Re: Hörgeräte Weiterentwicklung in 5 Jahren?

#19

Beitrag von Ohrenklempner »

Vorsicht, ich muss mal was zu den Mikrofonen schreiben. MEMS-Mikrofone sind vom Prinzip her nichts anderes als Kondensatormikrofone. MEMS bezeichnet nur die Integration eines Mikrofons in einen Halbleiter. Die MEMS-Technik macht also das Mikrofon nur kleiner und (auf die Masse gerechnet) billiger. Mit der Signalverarbeitung wie im Opn hat das nüscht zu tun. ;)
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Skunkdude
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Re: Hörgeräte Weiterentwicklung in 5 Jahren?

#20

Beitrag von Skunkdude »

Ohrenklempner hat geschrieben:Vorsicht, ich muss mal was zu den Mikrofonen schreiben. MEMS-Mikrofone sind vom Prinzip her nichts anderes als Kondensatormikrofone. MEMS bezeichnet nur die Integration eines Mikrofons in einen Halbleiter. Die MEMS-Technik macht also das Mikrofon nur kleiner und (auf die Masse gerechnet) billiger. Mit der Signalverarbeitung wie im Opn hat das nüscht zu tun. ;)
Hat es sehr wohl, wenn der Ansatz der Nullstellensteuerung verfolgt wird. MEMS Mikrofone driften bauartbedingt gleich und bilden so gut wie keinen Mismatch aus.
Du hast recht, rein theoretisch wäre das zwar auch mit normalen Elektretmikrofonen machbar - über einen längeren Zeitraum stabil aber nur in Räumen ohne Luftfeutigkeit.
Da steckt mehr dahinter.
fast-foot
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Re: Hörgeräte Weiterentwicklung in 5 Jahren?

#21

Beitrag von fast-foot »

Hier meine Sichtweise zur einen oder anderen Aussage:
skunkdude hat geschrieben:Es fließen jährlich hohe zweistellige Millionenbeträge in diese Forschungsfelder.
Wenn man bedenkt, dass jemand bei Phonak Milliardenbeträge für sich alleine abgezweigt hat, ist dies ein Klacks (aber auch sonst)...

Abgesehen davon vermute ich, dass die Hörgeräte aktuell so designet sind, weil man "keinen blassen Schimmer" hat, wie man vorgehen muss, um besseres Sprachverstehen im Störschall zu ermöglichen*. Also würden auch wirklich leistungsfähige Chips nicht viel bringen (wenn man denn wollte, könnte man Hörgeräte entwickeln, welche auf die benötigte Leistungsfähigkeit etc. Zugriff haben).
Würden bedeutend höhere Beträge in die Forschung investiert, wäre man bereits viel weiter (oder könnte es zumindest sein), und sowohl die Werbung als auch die Hörsysteme sähen ganz ander aus...

*) hiermit meine ich, dass die grossen Neuerungen fehlen, welche entscheidende Fortschritte erlauben würden

Von daher gesehen, würde ich folgender Aussage zustimmen:
pascal2 hat geschrieben:Mir würde es vollkommen reichen, wenn ich endlich mehr im Störlärm verstehen würde.
Aber da wird schon Jahrelang dran rumgedoktert und die kriegen das nicht hin.


Denn, so lange sich ausreichend Geld ohne grossen Aufwand verdienen lässt (ev. auch dank illegaler Absprachen), braucht man sich auch nicht sonderlich an zu strengen.
Rondomat hat geschrieben:"Hören mit Licht" war zum Beispiel ein Thema.
Interessant. Hierzu noch eine Bemerkung: ich halte es für möglich, dass sämtliche Informationen, welche beim normalen Gehör an den Hörnerv übertragen werden, auch mittels weniger Elektroden etc. (bzw. den heute üblichen Implantaten) übermittelt werden können. Allerdings ist die Frage, ob das Hirn in der Lage wäre, diese auch zu entschlüsseln, so dass es sie auch entsprechend verarbeiten und interpretieren kann.
Darüber hinaus fehlt auch in diesem Falle der "Rückkanal" (es müsste noch eine Steuerung des Prozessors durch efferente Hörnervenfasern möglich sein - und hier weiss ich nicht, wie man diese realisieren könnte).
Als Fazit aus meiner Sicht ist die Stimulierung des Hörnervs mittels Licht also "gar nicht unbedingt erforderlich, um sämtliche Informationen an den Hörnerv zu übertragen", wie dies beim normalen Gehör der Fall ist, und ausserdem kann ja auch dieses Verfahren das Problem mit der Steuerung durch die durch die efferenten Nervenbahnen weiter geleiteten Informationen nicht lösen.

Gruss fast-foot
Zuletzt geändert von fast-foot am 13. Okt 2017, 12:06, insgesamt 2-mal geändert.
Ausgewiesener Spezialist* / Name: Wechselhaft** / Wohnsitz: Dauer-Haft (Strafanstalt Tegel) / *) zwecks Vermeidung weiterer Kollateralschäden des Landes verwiesen / **) Name fest seit Festnahme
Ohrenklempner
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Re: Hörgeräte Weiterentwicklung in 5 Jahren?

#22

Beitrag von Ohrenklempner »

Darum nehmen die Hörgeräte, wenn noch normale Elektretmikrofone verbaut sind, beim Hochfahren einen Mikrofonabgleich vor. Gut, wenn ein Mikrofon halb zermatscht ist, hilft das auch nicht mehr. ;)
Das Thema wird sich aber in den kommenden Jahren wahrscheinlich gegessen haben, denn Bernafon/Oticon und Sivantos verbauen ja schon seit einiger Zeit MEMS-Mikrofone. Bei den anderen Firmen weiß ich jetzt nicht so genau. Widex würde mich mal interessieren, die hatten ja bei Dream noch den Mehrpunkt-Mikrofonabgleich und die altbackenen zylindrischen Elektretmikrofone verbaut. Hab zwar ein Beyond-F2 hier, aber ich weiß nicht, wie ich dieses verdammte F2-Gehäuse zerstörungsfrei aufbekomme. :D
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hans68
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Re: Hörgeräte Weiterentwicklung in 5 Jahren?

#23

Beitrag von hans68 »

Danke für die informativen Beiträge, hab einiges dazugelernt, in vielen Dingen bin ich etwas überfordert.
1. HNO-Arztbesuch (Kontrolle und Hörtest): Erfreulich, dass sich das Hörvermögen in den letzten 5 Jahren nur wenig verschlechtert hat. Die alten HG's (Bernafon Chronos 5) sind unter guten Bedingungen ausreichend, in speziellen Situationen erwarte ich mir von neuen HG's schon spürbare Verbesserungen, z.B.
Stammtischsituation
Lifemusik
TV, Radio ...... Bin mit einem Funkkopfhörer viel besser bedient als mit HG, warum? Da werden doch alle Frequenzen gleichmäßig verstärkt.
2. Testphase neue HG, z.B. "Bernafon 5-7-9". Sind das 3 unterschiedliche Geräte, oder ist nur die Software anders?
3. Audiogramm, bitte kommentieren!
Dateianhänge
audiogramm2017.jpg
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Zuletzt geändert von hans68 am 28. Nov 2017, 16:44, insgesamt 1-mal geändert.
Ohrenklempner
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Re: Hörgeräte Weiterentwicklung in 5 Jahren?

#24

Beitrag von Ohrenklempner »

Hallo Hans

Kurz mein Senf dazu:

1. Die Verbesserungen, die du dir wünschst, können durch ausprobieren der aktuellen Technik bestimmt etwas besser erfüllt werden als bisher. Immerhin sind deine Chronos schon einige Male überholt: Nach Chronos kam Acriva, dann Juna, jetzt ist Zerena ganz neu.
Zum Kopfhörer: Normalerweise schließen Kopfhörer das Ohr nach außen hin ab, also kommt alles, was der Kopfhörer an Lärm erzeugt, auch im Ohr an. Mit deinen Hörgeräten (ich nehme an, du bist relativ "offen" versorgt) ist das nicht der Fall. Besonders der tieftonige Schall bleibt nicht im Ohr sondern verpufft regelrecht. Daher wird's mit offener Versorgung immer dünner klingen als mit geschlossenen Ohren.

2. Bernafon 5, 7 und 9 sind (wie auch schon bei den Chronos) die Leistungsklassen. 5 ist Mittelklasse, 9 ist High-End. Testest du Juna oder Zerena? Beide unterscheiden sich in ihrem Konzept der Signalverarbeitung ganz stark; während Juna noch den klassischen Ansatz (wie in Chronos) verfolgt, haben wir im Zerena die sogenannte "offene Mikrofontechnik", wie sie auch in den Oticon Opn genutzt wird.

3. Audiogramm: Naja, n bisschen schwerhörig halt... im Mittel- bis Hochtonbereich... so mittelgradig.... Da fehlen ein paar Messungen, daher kann man so viel nicht hineininterpretieren. ;)
Das Sprachaudiogramm (gemessen wurden Zahlen mit Hörgerät) sagt aber, dass deine momentane Hörgeräteversorgung entweder laaaange nicht mehr nachgestellt wurden oder nicht ganz funktionieren. Das Zahlwörterverstehen würdest du wahrscheinlich ohne Hörgeräte genau so gut erreichen.
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hans68
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12

Re: Hörgeräte Weiterentwicklung in 5 Jahren?

#25

Beitrag von hans68 »

Danke Ohrenklempner! Einige Dinge wieder geklärt.
1. Funkkopfhörer (Amplicomms TV 2400) ist zwar kein geschlossenes System, aber die Silikon-Ohrstücke schließen die ziemlich gut.
2. Einstellung der alten HGs: Werde mich beim Akustiker anmelden und die Einstellungen überprüfen lassen. Dann werde ich hoffentlich auch wissen, ob ich für die neuen HGs den Akustiker beibehalte oder wechsle. Bei einem Wechsel würde allerdings Bernafon ausscheiden, da diese Marke in Österreich nur von dieser Kette (Hartl....) vertrieben wird.
3. Nochmals zu Zerena 5/7/9: unterschiedl. Geräte oder unterschiedl. Software?
4. Im ländlichen Raum kauft man oft die HGs bei einem Optiker, der keinen Akustiker anstellt, sondern wo der A. Sprechstunden hat, also ein "Wanderakustiker" vorbeikommt. Die Marken mus man irgendwie herausfiltern (wer hat welche?).
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