Nachbarin...

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Wildrose
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Nachbarin...

#1

Beitrag von Wildrose »

Hallo Leute,

wir waren Gestern mit meinem Kleinen wieder mal auf dem Spielplatz (mit Hörgeräten). Eine Nachbarin von mir machte sich erstmal lustig darüber.
N:"So was kann also vererbt sein und es hat Deinen Sohn getroffen." (hahahaha)
Ich:"Was gibt es da zu lachen, das ist eine ernste Sache, zumal ich es langsam akzeptiere".
N:"Oh armer Oguzhan, er hört also nichts".
Ich:"Was soll den das erst auslachen und jetzt mitleid. Was hast Du für eine Einstellung. Natürlich hört er auch ohne HG. Aber damit hört er besser."

So ihr habt bestimmt auch mit solchen Leuten zutun gehabt. Oder erlebt ab und zu solche Situationen. Ich bin natürlich Sachlich geblieben, am liebsten hätte ich der was erzählt.:mad:.

Die hat doch keine Ahnung. Für mich sind solche Menschen intolerant und ich denke mit denen werde ich noch öffter zutun haben. Ich stehe zu meinem Sohn und solche Sprüche werde ich nicht zulassen. Auch in Zukunft nicht!

Wie soll man sich dabei am besten Verhalten? Ohne, dass einem der Deckel hochfliegt.

LG

Wildrose :computer:
Sohn: mittelgradig bis zur hochgradigen Schwerhörigkeit angrenzend :worm:
Nina M.
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Re: Nachbarin...

#2

Beitrag von Nina M. »

Hallo Wildrose,

ja, leider gibt es immer noch Leute die so blöd reagieren...

An deiner Stelle hätte ich ihr ganz einfach gesagt: "Haben Sie schon mal überlegt, dass das jedem passieren kann? Auch IHREN Kindern?"

Am besten ist es man versucht sachlich drüber aufzuklären, aber wenn mir jemand doof kommt werde ich schon auch mal sauer. Schließlich hat sich keiner von uns die Hörbehinderung gewünscht!!!

Gruß,
Nina :rolleyes:
Schwerhörig seit dem 11. Lebensjahr, beidseitig mit CI's versorgt (1. CI 6/2003, 2.CI 10/2006)
Wildrose
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Re: Nachbarin...

#3

Beitrag von Wildrose »

Hi Nina,

ja es gab da schon ein Thema. Bei ihrem Sohn wurden die Polüpen entfernt. Da meinte Sie "ich hatte über meinen Schwager gelacht, weil er so komisch redet, es lag an seinen Polüpen. Jetzt hat es mein Sohn auch gehabt. Mann soll halt nicht über andere lachen." Daraufhin habe ich ihr betonend gesagt: "Ja, man sollte nicht über anderes Leid lustig machen. Es kann auch einen selbst treffen." Woraufhin sie mich so komisch angeguckt hat. Ich denke sie hat es verstanden, was ich damit gemeint habe.

LG :)
Sohn: mittelgradig bis zur hochgradigen Schwerhörigkeit angrenzend :worm:
Gudrun
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Re: Nachbarin...

#4

Beitrag von Gudrun »

Genau, Wildrose, ich glaube, das sind die besten Antworten, die du geben kannst.

Ich verstehe aber auch nicht, warum manche Leute sich so verhalten... Warum verhält sich die Nachbarin so, gab es mal Quereleien zwischen euch?

Leute, die sich über "Behinderte" lustig machen, sind nicht selten Leute, die probleme mit ihrem Leben haben, die Außenseiter sind, die irgendwie neidisch sind usw. Manchmal trägt man mit dem eigenen Verhalten auch dazu bei, dass man Auslöser von Spott wird, aber manchmal lässt sich das eben nicht steuern.

Eine schön deftige Antwort wäre auch: "Ich hoffe nicht, dass du mal dein Gehör verlierst." oder: "Stell dir vor, dein Kind wird taub und muss auch Hörgeräte tragen. Wie wäre es für dich, wenn ich mich dann darüber lustig machen würde?"
Natürlich ist es besser, zuerst freundlich zu reagieren, und wenn das nicht hilft, sind solche Kommentare sehr wirksam.

Gudrun
Momo
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Re: Nachbarin...

#5

Beitrag von Momo »

Hallo zusammen
ich habe bisher eigentlich Glück gehabt und mehr tolerante Leute getroffen, die höchstens- wenn sie sich denn trauen- interessiert nachfragen, was Tjark hat. Allerdings meinte meine ältere Nachbarin neulich auch zu mir, dass es ja eine Schande sei ein so kleines Kind schön mit HGs zu belasten und man könne ja auch warten bis er älter wäre und besser verstehe warum er sie tragen müsse. Ich habe sie dann nur freundlich gefragt, wie er denn ohne sie verstehen lernen soll. Das war ihr dann ziemlich peinlich:D.
Zur Ursache der SH hatte sie auch eine interessante Theorie: Ich hätte mich wohl in der SS sehr über irgendwas erschrocken und mir dabei an die Ohren gefasst und dass habe sich auf mein Kind übertragen. Sie hätte sich im Schreck in der SS auch ans Herz gefasst und ihr Sohn hatte dann an der Stelle ein Feuermahl:eek:
Also schon interessant was man noch so lernen kann, oder?;)
LG
Momo
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Wildrose
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Re: Nachbarin...

#6

Beitrag von Wildrose »

Hallo Gudrun und Momo,

die Nachbarin hat sowieso eine blöde Art an sich. Von der man wirklich denken könnte, sie kommt vom Dorf. Ehrlich gesagt, interessiert mich solche negative Gedanken von anderen nicht. Nur war mir nicht bewusst, dass Menschen so gedankenlos reden können. Mir ist eher geholfen mit Verständnis und Rat. Lustig wird es erst richtig im Urlaub. Wir fahren am 28.07. in die Türkei. Erst dort werde ich bestimmt unglaubliche Sprüche hören. Aber ich bin gerüstet. Mein Sohn gibt mir Kraft, egal um was es geht. Und ich bin sein "Mund" bis er Anfängt selbst zu sprechen. Ich hoffe nur, dass ich nicht in die Luft gehe. Da ich sehr Empfinglich bin, wenn es um meinen Kleinen geht.

Danke, dass ihr mit mir solche Themen teilt.

Viele liebe Grüsse

:jump: Wildrose&Oguzhan :jump:
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Karin
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Re: Nachbarin...

#7

Beitrag von Karin »

Ich würde antworten, er hat Gklück, denn er kann die HG rausnehmen, wenn solche Sprüche wie Ihre kommen, dann braucht er sie nicht zu hören.
ODER
Durch seine Schwerhörigkeit bekommt er Gott sei Dank nicht jeden Mist mit, der so von Nachbarinnen (Leuten) gesagt wird.

Es gibt viele Menschen auf der Welt, die einfach nur dumm sind. Daran muss man sich gewöhnen, es hilft nichts... man muss sich dann überlegen, ob einem diese Menschen wichtig sind oder nicht. Dann kann man entscheiden, geb ich ihr/ihm einen auf den Deckel oder kläre ich auf.

Schrecklich, aber solche Sprüche sind nicht selten.
Lass dich nur nicht unterkriegen!
Lieben Gruß Karin

http://www.kestner.de/ - alles rund um die Gebärdensprache
pea
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Re: Nachbarin...

#8

Beitrag von pea »

Hallo!
Naja.. ich glaube die Hälfte der dämlichen Kommentare kommt daher, daß die Leute viel zu wenig über Schwerhörigkeit wissen und schlichtweg unsicher im Umgang mit jeder Form der "Behinderung" sind.

Ach... "Friede sei mit ihnen!"

Andererseits wenn Dir "der Hut hochgeht" - dann laß ihn doch einfach "steigen" :f_ck:

Vieleicht lernt dann mancheiner schneller :harhar:
"lieber schwerhörig - als dämlich"

:D chichi sagt pea
Wildrose
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Re: Nachbarin...

#9

Beitrag von Wildrose »

Hi Karin und Pea,

ihr habt recht. Wenn die Menschen zu verklemmt sind für manche (un)normale Sachen dieser Welt, was ja eigentlich vollkommen Normal ist. Dann kann man denen auch nicht helfen.

Dann sage ich auch nur :f_ck: und geniesse das Leben mit meinem Jungen und den Menschen die das verstehen können.

Viele Liebe Grüsse

Wildrose :jump:
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waldfee
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Re: Nachbarin...

#10

Beitrag von waldfee »

Hallo Ihr!!
Ich wollte dazu eigentlich nur mal sagen, dass mir das Unverständnis von Menschen, die nicht wissen wovon sie reden, so was von auf den Keks geht.
Die denken nicht darüber nach, ob es den Kindern oder uns Müttern weh tut!
Da muss man sich echt ein dickes Fell anschaffen und die passenden Komentare auswendig lernen.
Mir ging es so, als ich mich noch dauernd dafür gerechtfertig habe, warum meine Tochter auf einer Inernatsschule für Schwerhörige gekommen ist.
Ich habe selber so unendlich unter der Situation gelitten , mein Kind weggeben zu müssen und nicht mitgehen zu können, und habe mir immer noch die doofen Sprüche von Eltern ,die diese Probleme nicht haben, anhören müssen.Zuerst habe ich jedesmal geheult und mich gerechtfertigt. Jetzt kann ich gut damit umgehen(auch wenn ich immer noch traurig bin,wenn sie weg ist,)weil ich nicht aus reinem Egoismus mein Kind auf einer Regelschule gelassen habe, sondern alles versuche um ihr eine vernünftige Schulbildung zu ermöglichen. Und wenn das der Preis ist den wir dafür zahlen müssen, dann ist das eben so!!!!
liebe Grüße...
Uta
Nina M.
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Re: Nachbarin...

#11

Beitrag von Nina M. »

Hallo Uta!

Da hast du sicher recht, dass das eine ganz schwierige Situation ist, nicht nur für die Kinder, sondern auch für die Eltern. Und da tun solche Kommentare sicherlich weh...

Selbst meine Mutter hatte ganz komische Gefühle dabei mich aufs Internat zu lassen, obwohl ich zu dem Zeitpunkt schon 17 Jahre alt war, also wirklich nicht mehr "klein".
Aber sie hat sich damals auch die Schule angeschaut und ich war schon 2 Tage vor ihr dort, zum hospitieren. Als sie dann kam hat sie mich gesucht und gefunden als ich auf der Treppe fast in sie rein gerannt bin, weil ich mit irgendjemandem redend da hoch gesaust bin. Später hat sie mir gesagt, dass das für sie ein ganz komischer Moment war, weil sie sofort gespürt hat "dass ich dahin gehöre", aber sie wohl auch wusste, dass sie mich dann eben loslassen muss um mir das zu ermöglichen.

Ich denke man darf da echt nicht unterschätzen, dass das auch für die Eltern schwierig ist. Und je jünger das Kind ist, wie eure Laura z.B. die ja erst 11 ist, desto schwieriger fällt sicher das loslassen...

Gruß,
Nina
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waldfee
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Re: Nachbarin...

#12

Beitrag von waldfee »

Hey Nina!
So war das bei Laura auch.
Als mein Mann sie das erste Mal hingebracht hat(ich habe gekniffen, um ihr das nicht so schwer zu machen), hat sie ihn nach einer halben Stunde weggeschickt.
Vom ersten Tag an hat sie gesagt, dass sie da hin gehört, auch wenn sie trotzdem oft Heimweh hatte.
sie sagt immer dass Schwerhörige und Gehörlos anders sind als wir Hörenden, eine verschworene Gemeinschaft, in die sie eben gehört.
Sie fühlt sich auch unter "ihren Leuten" wesentlich wohler(das merke ich besonders in den Ferien), sie hat Schwierigkeiten mit normal Hörenden umzugehen, genauso wie viele es mit ihr haben.
Oft merke ich, dass Verwandte oder so, ganz bewusst leise oder mit weg gedrehtem Kopf mit ihr sprechen, nur um zu sehen, ob sie reagiert.
Sie tut mir dann so unendlich leid, weil ihr Gesicht so Verständnislos ausssieht!
Ich weiss nur eben auch nicht, wie ich in solchen Situationen reagieren soll, weil sie es ja nicht mag, wenn ich mich da einmische, aber sie sich auch noch nicht alleine wehren kann!
Viele Grüße...
Uta
Nina M.
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Re: Nachbarin...

#13

Beitrag von Nina M. »

Hallo Uta!

Auch so spät noch im Net unterwegs?! ;o)

Ja, das ist halt alles eine ganz schwierige Situation... Anhand ihres Audiogrammes kann Laura auch durchaus noch ganz gut verstehen (sagt das Audiogramm...), aber sowas muss man auch immer vorsichtig auslegen.
So ist es z.B. auch ganz was anderes ob man eben beim Akustiker in einem ruhigen Raum dann so und soviele Einsilber versteht oder eben bei einem Familiengespräch wo laute Umgebungsgeräusche da sind etc.
Gerade für Schwerhörige sind Nebengeräusche teilweise ein wahrer Graus...

Ein hörender versteht selbst dann noch, wenn jemand genauso laut spricht wie die Nebengeräusche sind. Bei einem Schwerhörigen muss die Sprachlautstärke deutlich über den Nebengeräuschen liegen damit er/sie versteht.
Zudem ist auch der Abstand sehr entscheidend, mit jedem Meter mehr Abstand zum Sprecher nimmt das Verstehen eines Schwerhörigen rapide ab...
Das alles ist für Normalhörende meist nicht so einfach nachzuvollziehen...

Zudem denke ich, dass Laura vielleicht auch noch nicht so recht weiß in welche Welt sie will... zwar sagt sie klar, dass sie sich bei den GL/SH wohler fühlt (und das glaube ich ihr auch!), aber auf der anderen Seite, seid ihr eben ihre Familie und ihr seid halt nun mal alle hörend.

Als mein Hörverlust so war wie der von Laura habe ich auch stets alles in meiner hörenden Umgebung mitgemacht (mit hörenden Freunden).
Erst als ich dann nach Essen aufs Internat kam und meine Schwerhörigkeit zunehmend schlimmer wurde habe ich für mich irgendwann Grenzen gezogen und meinem hörenden Umfeld auch klar gemacht was geht und was nicht. Das erfordert halt alles Zeit und Mut und ich denke auch Laura wird sicherlich den Punkt noch erreichen wo sie dann für sich ihre eigenen Grenzen setzt...

Trotzdem kann ich gut verstehen wie hilflos du dich als Mutter da fühlen musst, weil du ihr eben dieses Problem nicht abnehmen kannst...

Gruß,
Nina
Schwerhörig seit dem 11. Lebensjahr, beidseitig mit CI's versorgt (1. CI 6/2003, 2.CI 10/2006)
Birgit
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Re: Nachbarin...

#14

Beitrag von Birgit »

Nun muss ich auch noch meinen Senf dazu geben :)
Also mein Kommentar zu den "schönen Sätzen" wie: muss sie die HG die ganze Zeit tragen, etc...." ist folgender:
NEIN!, Sie darf sie tragen, damit sie uns besser verstehen kann! Außerdem hat sie extra schicke Geräte und Ohrpassstücke, da braucht sie keine Ohrlöcher! (Ist wirksam bei Eltern, deren Kinder schon im Baby- oder kleinkindalter Ohrlöcher gestochen bekommen und sich auch nicht dagegen wehren konnten!)

Und zur Schule: Auch Claudia fühlt sich in ihrer Internatsschule wohl und hofft sehr, dass bald noch mehr Kinder kommen, die zusätzlich zur Sehbehinderung auch hörbehindert sind. (Sie will nämlich nicht anders sein wie die anderen und kann das inzwischen auch klar äußern).

erst mal wieder tschüss
Birgit :rolleyes:
Birgit +
Christiane 5/86
Claudia 10/92, an Taubheit grenzend,fast blind und....
Cornelia 06/97
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