Hallo
Otoplastik,
otoplatik hat geschrieben:Da wird er wohl recht haben...
...ist eher eine vage Aussage. Aber unten äussere ich mich noch dazu.
Otoplastik hat geschrieben:fast-foot hat geschrieben:...und ein Gehör, welches in der Lage ist, differenziert Harmonien zu erkennen, wird mittels CI wohl erst recht nicht ermöglicht (damit meine ich nicht bloss eine gefühlsmässige Reaktion auf gewisse HarmonieFOLGEN, sondern das exakte Erkennen auch komplexer einzelner Harmonien mit diversen Obertönen).
Um diese Kernaussage ging es mir hier hauptsächlich. Diese hat bislang noch niemand widerlegt.
Otoplastik hat geschrieben:Oder habe ich Dich da auch falsch verstanden? Halbtonschrittdifferenzierung bedient sich ja wohl des tonalen Gehörs.:
Nicht unbedingt. Ich kann mittels einer digitalen Klangbearbeitung die einzelnen Töne eines bspw. Synthesizers so verändern, dass bei jeder Taste nach Drücken eine völlig andere Tonhöhe wieder gegeben wird, als es bspw. der wohltemperierten Stimmung entspricht (sagen wir, dass sogar Achteltonintervall-Unterteilungen (und noch beliebig feinere) vorkommen. Und vielleicht liegen zwei benachbarte Tasten um sechs Halbtöne auseiander, und die Tonhöhen insgesamt sind erst noch ungeordnet.
Je nachdem kann ich trotzdem lernen, welche Taste genau gedrückt wird, wenn ich einen Ton höre (ich erkenne also die Töne) und mit mühsamem, aufwendigem Einsatz sogar bsps. Intervalle durch sätmtliche (hörbaren) Oktaven erlernen.
Das spricht ja auch für Deine Aussage:
Otoplastik hat geschrieben:Musik und CI kostet viel Mühe oft und kann Jahre dauern.
Dies hat jedoch nichts mit tonalem Gehör zu tun, da ich ja völlig andere Spannungen zwischen den einzelnen Tönen höre bzw. spüre. Ob sich bei konsequenter Verwendung dieses "absolut verstimmten" instrumentes irgendwann ein "Musikempfinden, welches dem eines Normalhörenden ("der vieles hört und intuitiv richtig versteht") entspricht, halte ich für sehr fraglich.
Otoplastik hat geschrieben:Dur- und Mollterzen lassen sich auch erlernen, zumindest in unserem Fall:
1. Heisst dies nicht, dass das uneingeschränkte Erkennen von Harmonien möglich ist (es muss noch ungemein viel mehr möglich sein).
2. Weiss ich dann immer noch nicht, ob die Terzen nicht nur unterschieden werden, sondern auch "richtig gehört" werden können (das habe ich an anderer Stelle bereits ein mal kurz angesprochen).
Otoplastik hat geschrieben:Von z.B 130 bis 260 Hz kann sich eine Oktave der linken Hand auf dem Klavier bewegen. Das nimmt sicher nicht die ganze Cochlea in Anspruch.
Ich habe geschrieben:
fast-foot hat geschrieben:Nur schon dieser Akkord müsste dann nahezu auf die gesamte Cochlea verteilt (oder aber zeitlich aufgeteilt) werden.
Wegen des Uebersprechens der Ekektroden, bedingt durch die Perilymphflüssigkeit, in welcher sich die Ströme relativ stark ausbreiten (deshalb MUESSTE ich den Akkord nahezu auf die gesamte Cochlea verteilen, um eben diese Interaktionen zu vermeiden). Eine zeitliche Aufteilung kann dem entgegenwirken. Hierzu stelle ich folgende Ueberlegungen an:
Also, wenn wir 22 Elektroden zur Verfügung haben, dann ergibt dies pro Oktave etwa vier. Also werden die fünf Grundtöne auf vielleicht vier Eklektroden abgebildet*. Also müssen die weniger "lauten" Obertöne weiteren Elektroden zugeordnet werden. Diese werden sich auch in diesem Falle "mehr oder weniger" auf die ganze Cochlea verteilen (vielleicht werden auch noch Unterschwingungen erfasst).
Dies, wenn ich nur die linke Hand alleine benutze. Wenn ich mit der rechten Hand noch Tasten anschlage oder gar eine ganze Band/Orchester spielt, wird ein Teil bis alles von den Oberschwingungen "untergehen", und die Elektroden werden auf Grund der Grundtöne der Instrumente, welche in den höheren Tonlagen spielen, angesteuert (sofern sie nicht "zu leise" sind).
Und es können dann sogar einige der vier ("angesteuert" durch die mit der linken Hand angeschlagenen Klaviertasten) bis sogar alle nicht mehr angesteuert werden, wenn in höheren Frequenzbereichen "mehr los ist" ("lauter" und mehr Frequenzen). Dann hört man unter Umständen gar nichts mehr von der mit der linken Hand des Pianisten angeschlagenen Tönen.
Mittels FSP kann zwar die Zeitstruktur bis zu einer Frequenz von etwa 300 Hz abgebildet werden; das ist allerdings nicht sehr hoch (die meisten Instrumente dürften normalerweise in einem höheren Frequenzbereich spielen).
Hier kann ich nicht ganz ausschliessen, dass sogar ein ganzer Akkord nur durch die durch eine einzige Elektrode übertragenen Informationen erkannt werden könnte (bspw. wegen der periodischen Anordnung der Nulldurchgänge); aber wie realistisch dies ist, weiss ich nicht. Das würde dann aber nur für einen ziemlich tiefen Bereich (Bassbereich) gelten, also nicht uneingeschränkt.
Bezüglich der Unterscheidung von Dur- und Mollterz in verschiedenen Konstellationen und Situationen habe ich ja bereits geäussert; und, wie gesagt, das ist ja nur ein elementares Beispiel.
Natürlich kann durch Anwendung von Current Steering der Bereich der Stimulation besser eingegrenzt werden, was die Möglichkeit zu einer besseren Auflösung der Tonhöhe zur Folge haben kann.
*) diese Elektroden sprechen aber ziemlich breite Bereiche des Hörnervs an, welche etwa dem Umfang einer Oktave entsprechen, und es stehen deutlich weniger Elektroden pro Oktave zur Verfügung, als sie Töne enthält
Otoplastik hat geschrieben:Ich hoffe nur sehr, dass niemand sich durch Deine Beiträge davon abschrecken lässt, sich trotz CI mit Musik zu beschäftigen oder sie seinem Kind anzubieten.
Ob sich jemand durch eine realistische Darstellung abschrecken lässt , oder ob er meine Darstellung als nicht realistisch einstuft, ist seine Sache.
Ich habe nie geschrieben, man solle mit
CI keine Musik machen bzw. auch, man könne keinen Spass an Musik haben.
Für mich ist es aber mit sehr grossen Einschränkungen verbunden. Von daher fände ich es eigentlich sinnvoll, über die Frage nachzudenken, ob es nicht sinnvoll wäre, eine Musik (einen Musikstil, eine Kunstform), welche den Möglichkeiten des
CIs viel eher gerecht wird, neu zu definieren. Eine Musik, welche sich abhebt von den Musik, welche "für und von Normalhörende(n) geschaffen wurde.
santiago hat geschrieben:Persönlich denke ich mir dass wir weder das CI mit Argumenten wie "Musik klingt aber nicht so toll..." ablehnen...
Dem kann ich nur beipflichten. Ich lehne das
CI nicht ab.
Gruss fast-foot