Bi-Cross und Ci

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frieda
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Bi-Cross und Ci

#1

Beitrag von frieda »

Hallo zusammen,

ich bin recht neu in der Runde und möchte mich daher kurz vorstellen. Ich bin seit ca. 7 Jahren schwerhoerig, dabei habe ich in den letzten Jahren eine steile Karriere hingelegt. Seit Anfang 2012 bin ich mit Oticon Acto Power im-Ohr-Geräten bestückt. Mein rechtes Ohr hat zum Glück noch im Hochtonbereich einen Peak um die 35dB, frist sich ansonsten bei unter 60dB fest.
Mein linkes Ohr hatte im Februar noch breitbandig um die 75dB, zwei Hoerstuerze spaeter scheint es sich aber nun vollends verabschiedet zu haben. Jedenfalls hatte ich heute einen Ausflug zum Akustiker gemacht und dieser konnte das Ohr nichtmehr messen ("La oreille gauche est mort"). Ich bin letztes Jahr umgezogen, deshalb muss ich mir nun erstmal einen HNO hier suchen und werde deshalb erst in 3-4 Wochen (optimistische Schätzung) mit einem Arzt über das weitere Vorgehen und die weitere Versorgung reden können.

Mein Akustiker jedenfalls hat vorhin noch ein Bi-Cross-System ins Spiel gebracht. Meine Frage (sorry für das lange Vorgeplänkel): Wer hat damit Erfahrung? Wann macht das Sinn?

Also so langfristig würde ich ja mein linkes Ohr gerne mitbenutzen (dann also wahrscheinlich CI, Hörnerv war bisher immer in Ordnung), Bi-Cross würde ich also nur als Lückenfüller sehen. Zudem nimmt ja mein rechtes Ohr auch ab, was mit einer "Doppelbelastung" bestimmt nicht besser wird. Und wie lange kann man ein Ohr brach liegen lassen, um bei einer späteren CI-Versorgung das Sprachverstehen nicht unmöglich zu machen?

Ich weiß, alles Fragen für den HNO meines Vertrauens, trotzdem beschäftigt mich das natürlich gerade. Würde mich freuen, wenn Ihr Erfahrungen habt und diese mit mir teilt (und ein bissl Kopfstreicheln tut auch immer gut :) )

Danke,
Franzi
Nach steiler Karriere in die Schwerhörigkeit und einseitige Taubheit nun Borg :p
fast-foot
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Re: Bi-Cross und Ci

#2

Beitrag von fast-foot »

Hallo frieda,

herzlich willkommen!
frieda hat geschrieben:Mein Akustiker jedenfalls hat vorhin noch ein Bi-Cross-System ins Spiel gebracht. Meine Frage (sorry für das lange Vorgeplänkel): Wer hat damit Erfahrung? Wann macht das Sinn?
Ich denke, dass bei Dir eine solche Versorgung indiziert ist.

Beim rechten Ohr könnte man von einer pantonalen Schwerhörigkeit sprechen, welche von einer Tieftonschwerhörigkeit überlagert ist. Treten hier keine Probleme beim Sprachvestehen auf?
frieda hat geschrieben:Also so langfristig würde ich ja mein linkes Ohr gerne mitbenutzen (dann also wahrscheinlich CI, Hörnerv war bisher immer in Ordnung),...
Ist denn der genaue Ort der Störung bekannt? Ich wüsste jetzt nicht, wie man die Funktion des Hörnervs einigermassen präzise überprüfen kann, ausser mittels Promontoriumstests oder allenfalls Elektorcochleografie, welche jedoch selten durchgeführt werden.
Bis zu einem ausschliesslich sensorineural bedingten Hörverlust um 50 dB kann bei auffälligen/nicht auslösbaren DPOAEs allerdings davon ausgegangen werden, dass dessen Funktion im grossen Ganzen nicht eingeschränkt ist etc. (nur als ein Beispiel).

Ist denn der genaue Ort der durch den Hörsturz bedingten Störung bekannt (die Ursache kann es nicht sein, da es sonst kein Hörsturz wäre)?
frieda hat geschrieben:Und wie lange kann man ein Ohr brach liegen lassen, um bei einer späteren CI-Versorgung das Sprachverstehen nicht unmöglich zu machen?
Hier ist es vermutlich schwierig, nur schon eine allgemeine Aussage zu treffen. Jedenfalls kann mit CI mitunter wieder gehört werden, wenn zuvor auf dem betreffenden Ohr zwanzig Jahre nichts mehr gehört worden war. In wie vielen Fällen dies vorkommt und ab wann (insbesondere im individuellen Falle) sich eine spätere Versorgung einen signifikanten Verlust im Sprachverstehen zur Folge haben wird, kann vermutlich niemand sagen.

Allgemein noch:

Die Frage ist auch, ob eine relevante Schallleitungskomponente ausgeschlossen werden kann (vermutlich schon), ob TEOAEs/DPOAEs nicht mehr auslösbar sind etc.

Wurden nach dem Hörsturz keine Untersuchungen durchgeführt?

Gruss fast-foot
Ausgewiesener Spezialist* / Name: Wechselhaft** / Wohnsitz: Dauer-Haft (Strafanstalt Tegel) / *) zwecks Vermeidung weiterer Kollateralschäden des Landes verwiesen / **) Name fest seit Festnahme
otoplastik
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Re: Bi-Cross und Ci

#3

Beitrag von otoplastik »

Hallo Franzi,
ich habe durch meinen Sohn Erfahrungen mit der Cros-Versorgung.
Er hatte erst ein Cros auf der tauben Seite und jetzt ein CI.
Ich kann ja mal berichten.
Mein Sohn ist mit 14 Monaten durch eine Erkrankung links ertaubt und rechts hochgradig schwerhörig geworden.
Er bekam Hörgeräte, auch auf dem gehörlosen Ohr. Mit 7 Jahren bekam er sein erstes Cros-Gerät, das eine deutliche Erleichterung in der Ansprechbarkeit von der tauben Seite brachte.
Im letzten Jahr sind wir nochmal das Thema CI angegangen und er hat dann Ende des Jahres ein CI auf der linken Seite bekommen.
Mir war lange nicht klar, dass es für eine spätere CI-Implantation von Nutzen ist, das Ohr weiter zu stimulieren. Ich habe es erst im letzten Jahr erfahren. Ich weiß nicht, wie wir uns sonst damals entschieden hätten.
Er hat jetzt seinen Prozessor seit Ende Januar und kommt mit täglichem Training immer mehr in Richtung Sprachverstehen. So schnell hätte ich gar nicht gerechnet damit. Zum Glück funktioniert es also trotzdem, obwohl er 7 Jahre dort keine Stimulation hatte. Du kannst ja auch ein Wechselmodell versuchen: tagsüber das Cros, abends das alte HG für den Hörnerven ;)
Herzliche Grüße, otoplastik
Otoplastik
Sohn, 17 Jahre, mit 14 Monaten Meningitis, seitdem re. hochgradig und links taub, rechts HG (Naida S IX UP), links CI seit 01/14 (Naida Q70), vorher links viele Jahre PhonakCros :)
frieda
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Re: Bi-Cross und Ci

#4

Beitrag von frieda »

Hi Otoplastik,

danke für deine Erfahrungen. Freut mich, dass dein Sohn trotz der späten Transplantation so tolle Fortschritte macht.
Mein jetziges HG bringt momentan gar nix außer ein bissl brummen. Aber da werde ich mit dem HNO reden, wieviel Sinn ein Superpower-Gerät macht. Ist schonmal gut zu hören, dass das CROS bei euch was gebracht hat, kann mir das noch gar nicht vorstellen. Vllt ist das ja tatsächlich eine "Zwischenlösung".
LG,
Franzi
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fast-foot
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Re: Bi-Cross und Ci

#5

Beitrag von fast-foot »

frieda hat geschrieben:Mein jetziges HG momentan gar nix außer ein bissl brummen. Aber da werde ich mit dem HNO reden, wieviel Sinn ein Superpower-Gerät macht.
So viel ich weiss, kann bei Verwendung einer BI-CROS-Versorgung das taube Ohr nicht versorgt werden.

Eine Alternative würde allenfalls ein (zusätzliches) Knochenleitungshörgerät auf der linken Seite darstellen. Allerdings ist es entweder unpraktisch oder eine Operation notwendig.

Bezüglich Stimulation eine allgemeine Aussage (meine Meinung):

Da man meistens nicht genau wissen kann, wo welche Störung welchen Ausmasses besteht und der subjektive Höreindruck erst in der Grosshirnrinde entsteht, kann eine Versorgung mit Reizen, welche kaum einen bzw. gar keinen subjektiven Höreindruck erzeugen, eine (weitere) Verkümmerung der retrocochleären Hörbahnen (in welchen Abschnitten wie stark auch immer) verzögern. Wie viel dies im Einzelfall bringt, kann vermutlich niemand sagen.

Gruss fast-foot
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frieda
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Re: Bi-Cross und Ci

#6

Beitrag von frieda »

Hallo Fast-foot,

vielen Dank für deinen Beitrag. Mir ging es weniger darum, ob das jetzt bei mir im Speziellen Sinn macht (mit Ferndiagnosen wollte ich euch nicht belästigen), sondern eher ob jemand Erfahrung mit Bi-Cros hat und damit auch bei welcher Indikation das Sinn macht (und das Kopfstreicheln natürlich nicht zu vergessen ;) ). Hatte vor heute davon nur entfernt was gehört und auch immer nur in dem Zusammenhang, wenn ein Ohr gar nicht versorgt werden konnte.

Eine möglichst lange Stimulation finde ich vom Gefühl her auch sinnvoll, denn trotz dass im Moment nur ein wenig brummen auf dem schlechten Ohr ankommt, fühle ich mich mit nur einem Gerät total unwohl und desorientiert. Ist vllt aber auch nur ein Placeboeffekt nach 33 Jahren binaurales Hören ;)
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