Berufsunfähig!?

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HW775
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Berufsunfähig!?

#1

Beitrag von HW775 »

Hallo,
ich habe zwei HdO Geräte die ich seid über zwei Jahren trage. Auch nach etlichen Einstellungen etc. komme ich nicht damit klar. Mittlerweile ist es so, dass ich meinen Beruf ( Krankenschwester) im Altenheim nur noch unter Stress ausüben kann. Ich bin dort die Schichtleitung und ich kriege immer schon Panik wenn z.B. das Telefon geht. Und es geht OFT! Verstehe dann teilweise nur die Hälfte und das ist ja schon echt Fahrlässig!!!! Da es pro Schicht oft nur eine Ex Kraft gibt, kann ich die Aufgaben nicht deligieren. Was macht man denn, wenn man als HG Träger nicht mehr arbeiten kann???? Gibt es da Behörden an die man sich wenden kann? Wie sieht es mit dem Geld aus, wenn ich wirklich nicht mehr meinen Beruf ausüben kann?????? Habe echt Zukunftssorgen!!!!!
otoplastik
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Re: Berufsunfähig!?

#2

Beitrag von otoplastik »

Hallo,
auf berufsrechtliche Fragen kann ich Dir nicht antworten.
Ich weiß aber durch meinen Sohn, dass es verschiedene Möglichkeiten gibt, mit denen HG-Trägern das Telefonieren erleichtert werden kann.
Eigentlich sollte Dein Akustiker Dich darüber informieren.
Es gibt in vielen Hörgeräten ein Programm, das heißt Induktionsprogramm. Das Induktionsprogramm bewirkt zusammen mit einem induktionsfähigen Telefon, dass Du den Schall nicht über den Telefonlautsprecher und den Luftweg ins Hörgerät bekommst, sondern er wird direkt ins HG gesendet.
Das ist sehr hilfreich.
Eventuell muss man den Arbeitgeber dann mit ins Boot holen, damit Du ein passendes Telefon bekommst.

Wahrscheinlich ist es auch gut, wenn Du hier schreibst, welche HG Du hast. Dann kannst Du genauere Infos dazu bekommen. Ist denn die Alltagskommunikation sonst ganz gut machbar für Dich?

Mit herzlichen Grüßen, Otoplastik
Otoplastik
Sohn, 17 Jahre, mit 14 Monaten Meningitis, seitdem re. hochgradig und links taub, rechts HG (Naida S IX UP), links CI seit 01/14 (Naida Q70), vorher links viele Jahre PhonakCros :)
franzi
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Re: Berufsunfähig!?

#3

Beitrag von franzi »

Hallo

Hast du einen Schwerbehindertenausweiß? Wenn ja kannst du dich ja mal an den Intergradtionsfachdienst wenden, die Beraten dich oder schicken dich dann an die richtige stelle.

lg franzi
seit geburt schwerhörig. erste Hörgeräte mit 11jahren, mittlerweile Hochgradig sh bis an taubheitgrenzende schwerhörig
Links seit 12.2010 CI , re-implantation Mai.2011 und recht oktober.2014 CI.
maryanne
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Re: Berufsunfähig!?

#4

Beitrag von maryanne »

Hallo HWW,

1. es gibt technische Zusatzgeräte, die das TElefonieren und die TEilnahme an Konferenzen erleichtern. Wenn du einen GdB von 50 und mehr hast und den SChwerbehindertenausweis, kannst du die Kostenübernahme für derartige Geräte beim Integrationsamt geltend machen (vorher beantragen)
2. überprüfe unbedingt, ob deine HG für dich optimal sind, ob es vielleicht stärkere gibt und ggf. ob ein CI infrage kommt.
3. evtl kannst du zunächst am Arbeitsplatz klären, ob jemand anders für dich das Telefonieren übernimmt.
4. Berufsunfähigkeitsrente (= Erwerbsunfähigkeitsrente) nur auf Schwerhörigkeit, das dürfte extrem schwierig sein. Zuständig für Fragen und Antrag ist die Rentenversicherungsanstalt. Aber: diese Rente ist sehr gering, man kann nicht wirklich davon leben, wenn man nicht anderweitig versorgt ist.
5. Möglich auch: Umschulung.
6. Tipp: lasse dir eine Reha verordnen, geh dann in eine Spezialklinik z.B. Kaiserbergklinik Bad Nauheim und dort wird man dir auch wegen der Rente raten können - allerdings, eine Empfehlung zur Berentung gibt es sehr selten.

Wie alt bist du denn?

maryanne
HW775
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Re: Berufsunfähig!?

#5

Beitrag von HW775 »

Hallo maryanne.

Zu 3. Nein das geht nicht, bin oft die einzigste ex. Fachkraft, sonst nur Helfer da.
Zu 5. wer ist da Ansprechpartner? Das Arbeitsamt? Da war ich schon mal, die schulen mich nicht um, weil es eh schon zu wenig Ex Fachkräfte gibt. Die versuchen alle Möglichen Leute zur Pflege zu überreden, und sie tun ein Teufel und schulen mich von der Pflege weg. Müßte ganz normal eine Ausbildung neu machen. Aber das kann ich mir NICHT leisten. Also nochmal Lehrlingsgehalt und so. Das geht auf keinen Fall!!!!
Zu 6. Eine Reha wurde vor Jahren schon mal abgelehnt, hätte laut Aussage meines HNO´s auch heute keine Chance.

Im Allgemeinen kann ich sagen das wir eine spezielle Telefonanlage haben, in der auch die Klingelanlage mit drin ist. Also nutzt ein extra Telefon mir nichts.

Ich bin 28 Jahre und seid 20 Jahren in diesem Beruf
HW775
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Re: Berufsunfähig!?

#6

Beitrag von HW775 »

Quatsch..... bin 38 Jahre :-)

Im Alltag bin ich auch sehr eingeschränkt. Ich weiß auch nicht wie oft ich schon bei meinem Akustiker war....... ( hab hier schon mehrfach meine Probleme hochgepostet )
Aber keine Besserung in Sicht.
Habe Oticon agil. Habe einige Geräte getestet, nix war wirklich gut.
hilde_tuchel
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Re: Berufsunfähig!?

#7

Beitrag von hilde_tuchel »

Hallo, (Name ist leider nicht ersichtlich) Berufsunfähigkeit ist meist eine schlechte Option. Besser wäre es, wenn du zum örtlichen Integerationsamt gehst und dort fragst, ob sie dir ein indduktionsfähiges Telefon bieten können. Dann könntest du evtl. dienen Beruf weiter ausüben. Wegen HG habe ich den Eindruck, du hast nicht die richtigen Hörgeräte. Sprich mal deine Kreankenkasse an, ob sie dir helfen können, wenn sie dir erlauben, einen anderen Akustiker zu wählen, denn der jetzige scheint überfordert zu sein. Es darf doch nicht sein, daß man nach 2 Jahren immer noch nicht mit den Geräten zurecht kommt, trotz mehrfacher Umstellung. Ich würde mich damit nicht abfinden. Er hat sein Geld bekommen, dann soll er auch den Kunden zufriedenstellend behandeln.
smallhexi79
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Re: Berufsunfähig!?

#8

Beitrag von smallhexi79 »

Hallo HW775,

wäre es ne Möglichkeit, dass du ein anderes Aufgabengebiet als Krankenschwester im Altenpflegebereich zu arbeiten und als Schichtleiterin zurücktreten kannst? Wäre für dich eine Option?

Du hast ja noch geschrieben dass du unter Stress leidest, das ist nicht gut für deine Gesundheit und auch nicht gut für deine Ohren. Hat dein Hören auch vielleicht verschlechtert, dass du mit deinen jetzigen Hörgerät von hören her nicht mehr so klar kommst?
LG smallhexi Hörgeschädigt seit 1980 durch Meningitis
links: +/- 80 dB versorgt mit GN ReSound Enzo 3D 5
rechts: gehörlos
Gabriele
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Re: Berufsunfähig!?

#9

Beitrag von Gabriele »

Hallo

Und wie sieht es mit einem anderen Arbeitsplatz aus? Im ambulanten Pflegedienst ?
Ich bin selber in einem tätig und ich habe auch Kolleginnen die Hörgeräte tragen...

LG
Gabi
Theresa 27, beids. CI ´08 u.´10 (N5)
Reimplantation re,2011 u. 2012
Lorenz 26, beids. Hg Sophia 23, beids. CI ´09 u.11 (Hybrid L )u.Kolobom
Alle Kinder progredient.
maryanne
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Re: Berufsunfähig!?

#10

Beitrag von maryanne »

Was REha betrifft: ein Arzt, der sagt, ein Antrag sei sinnlos ist UNFÄHIG. Jeder Mensch mit Hörschädigung ist allein Hörstress so geplagt, dass er, wenn er im Beruf steht, alle paar Jahre eine spezielle Reha machen muss. Natürlich lehnen die Kostenträger erst mal ab, das gehört zum Geschäft. Bei Ablehnung: 1. Widerspruch und wenn dem nicht stattgegeben wird: 2. Klage.
Natürlich solltest du einen Schwebi-Ausweis haben!

Der Job einer Krankenschwester ist extrem stressig, gerade da sollten Hörbehinderte alles Mögliche in Anspruch nehmen, um die Arbeit zu erleichtern. z.B. wie Hilde schon schrieb, induktionsfähiges Telefon.

Und:EU-Rente mit 38: geht gar nicht, damit hängt man unter Hartz IV Satz und vor allem ist man außen vor.

maryanne
santiago
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Re: Berufsunfähig!?

#11

Beitrag von santiago »

Hallo!
maryanne hat geschrieben:Jeder Mensch mit Hörschädigung ist allein Hörstress so geplagt, dass er, wenn er im Beruf steht, alle paar Jahre eine spezielle Reha machen muss.
Zum speziellen Fall kann ich wenig beitragen aber möchte nur mal anmerken dass ich seit über 35 Jahren an Taubheit grenzend SH bin und eigentlich noch nie das Gefühl hatte deswegen eine Reha zu benötigen.

Jeder SH und jede SH ist natürlich individuell und nur schwer vergleichbar. Das Hauptproblem vieler lautsprachlich orientierten HG ist das verringerte Selbstvertrauen und die fehlende Akzeptanz der eigenen SH. Wenn eine Reha den Betroffenen hilft aus ihrer Opferrolle herauszukommen hat sie sicherlich ihre Berechtigung.

Wenn es dabei nur um Hörtraining, Hörtaktik, usw. geht wird man vermutlich nach einer Reha den Enttäuschungen durch die hörende Welt wieder genauso hilflos wie vor der Reha gegenüberstehen und sich mMn dann schnell wieder in der Opferrolle wiederfinden.

Pragmatismus und gesunde Präpotenz gegenüber der eigenen SH ist wahrscheinlich die wirksamste Reha für HG :}

Gruß
santiago
pascal2
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Re: Berufsunfähig!?

#12

Beitrag von pascal2 »

Berufsunfähigkeitsrente gibt es heute sowieso keine mehr.
Es gibt nur noch die volle (unter 3 Std. täglich arbeiten können) und die halbe (3-6 Std. täglich arbeiten können) Erwerbsgemindertenrente.

In deiner Situation war ich vor einiger Zeit auch.
Reha solltest du machen, Schwebi brauchst du.
Beruflich rehabilitiert bin ich auch mit CI nicht.
Den Arbeitsplatz musste ich mir anpassen, da half alles Erklären und Betteln nichts.
Was mir zu anstrengend ist, mache ich einfach nicht mehr.
Dazu gehört auch das Telefonieren.
Diese Freiheit muss sich unsereiner Schwerbehinderter nehmen, sonst geht man kaputt.
Das ist eine Rosskur und man riskiert rausgeworfen zu werden.
Aber besser ohne Arbeit, als psychisch restlebend erledigt.
Momentan passt mein Arbeitsplatz zu meiner Behinderung.
Ich hoffe es bleibt so...................
Zuletzt geändert von pascal2 am 7. Feb 2014, 11:14, insgesamt 2-mal geändert.
Zum Glück hat der weise Trittin die Entwicklung des Deutschen Rentensystems früh erkannt und das Flaschenpfand eingeführt !
maryanne
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Re: Berufsunfähig!?

#13

Beitrag von maryanne »

Hallo Santiago,

ich korrigiere micht: nicht jeder, aber viele Schwerhörige ... Hörstress .... Reha!

Es kommt natürlich immer auf die gesamte Lebenssituation an.

Maryanne
maryanne
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Re: Berufsunfähig!?

#14

Beitrag von maryanne »

Richtig Pascal, Berufsunfähigkeitsrente von der gesetzl. RV gibt es nicht mehr, sondern nur noch die volle oder teilweise Erwerbsunfähigkeitsrente.
Richtig ist auch, dass man mit CI nicht wieder guthörend ist, d.h. man kann trotzdem im Beruf Schwierigkeiten haben. Alles andere hängt vom Einzelfall ab.

maryanne
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