regelschule oder nicht ??

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mamafynn
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regelschule oder nicht ??

#1

Beitrag von mamafynn »

hallo zusammen, ich war vor ca. 3 jahren schon mal mit dabei, kurz nachdem wir die diagnose schwerhörigkeit bei unserem sohn bekamen. unser sohn, jetzt 6 jahre alt, ist ein frühchen aus der 25. ssw und dadurch bedingt hochgradig schwerhörig. er ist seit fast 4 jahren mit hg beidseitig ausgestattet und kommt auch prima damit zurecht. er wurde auf meinem wunsch von der schule zurückgestellt, weil ich ihm noch dieses jahr kiga geben wollte. aufgrund verschiedener tests (sprachtest, intelligenztest, hörtest usw.) wurde er als intelligent und "tauglich" für eine regelschule befunden. uns freut das natürlich sehr, aber manchmal beschleichen mich zweifel. ich zweifle nicht daran, dass er sich verständlich ausdrückt oder die sachen nicht versteht. meine grösste angst ist, dass er einfach vieles nicht mitbekommt und dadurch immer hinterherhängt. die schule ist sehr motiviert (wir hatten bereits ein gespräch) und freut sich, ein kind wie ihn zu unterrichten und zu begleiten. also alles eigentlich optimal.
jetzt meine frage: wer hat erfahrungen mit einem schwerhörigen kind in der regelschule? und ist einen integrationskraft für die schule sinnvoll?
danke für eure hilfe. gruss heike
Norbert_S
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Re: regelschule oder nicht ??

#2

Beitrag von Norbert_S »

Hallo Heike!

Dann melde ich mich mal, weil ich solche Kinder schon durch die Regelschule begleitet habe.
Frage 1.: Der Junior kommt jetzt, nächsten Monat, in die Schule? Oder nächstes Jahr?
Frage 2,: Welches Bundesland? Da soll es ziemliche Unterschiede geben.
Frage 3.: Was sagt denn die spezialisierte Schule? Die kann das mit Abstand am besten beurteilen.
Frage 4.: Wer hat denn diese Tests gemacht (und wann?)

Deine Frage, ob eine Integrationskraft / Lernhilfe sinnvoll ist, ist nicht ganz richtig gestellt. Die richtige Frage wäre, ob dein Sohn eine solche Hilfe überhaupt (gezahlt) bekommt. Du kennst den Behörden-Weg? Und weißt, dass der Monate dauert?
Eine Lernbegleitung hängt ganz extrem von deren Qualifikation / Erfahrung ab und fast noch mehr davon, dass die Chemie stimmt, und zwar nach allen Seiten (Eltern – Kind – Schule.)

Sofern du in deinem Bundesland eine echte Wahlmöglichkeit hast, alle zu beteiligenden Stellen auch wirklich beteiligt wurden und dann immer noch die Regelschule offen steht: Mach den Versuch, aber handle eine Probezeit aus. Wenn dein Schulamt / Landratsamt / Bezirksamt nämlich eine spezialisierte Schule empfiehlt und du das ablehnst, verlierst du in der Regel auch den Anspruch auf jegliche Unterstützung an der Regelschule. Das muss vorab geklärt werden.

Aber zu deiner Frage: Manche dieser Kinder kommen super mit, mansche schwimmen so mit und andere kommen nur eine bestimmte Zeit lang mit. Fremde Erfahrungen nützen dir wenig, jedes Kind ist anders.
Die Regelschule zu befragen ist richtig, aber das ist die letzte Instanz, die dich vor Fehlern bewahren kann. Deine Frage gehört in die Hände von Fachleuten, die es an Regelschulen nicht gibt.

Gerne lese ich von dir.

Nette Grüße
von
Norbert_S.
mamafynn
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Re: regelschule oder nicht ??

#3

Beitrag von mamafynn »

hallo norbert,
danke für deine antwort.
also, mein sohn ist 6 jahre alt, und kommt nächstes jahr in die schule. wir wohnen in baden-württemberg, kreis pforzheim und sind eng verbunden mit einer sh schule in karlsruhe.
einmal in der woche macht unser sohn auch dort frühförderung. die lehrerin kennt ihn sehr gut und die verschiedenen tests (sprachentwicklung, intelligenz, schulreife) wurde von der leiterin der frühförderstelle dort gemacht.
wir haben dann zusammen mit der sh schule kontakt aufgenommen zur regelschule. die sh schule würde dann auch die regelschule betreuen und bei fragen und problemen zur seite stehen.
die regelschule ist motiviert, baulich muss nichts gemacht werden (überall teppiche, alles sehr ruhig) und sie können es sich sehr gut vorstellen.
mit dem schulamt habe ich schon kontakt aufgenommen, die mitarbeiter dort werden mir bei der beantragung einer integrationskraft zur seite stehen.
eigentlich alles gut, aber meine angst ist einfach, dass er nicht alles mitbekommt. vielleicht wäre ein handmikrofon eine schöne alternative zur fm-anlage?
aber kriegen normal hörende kinder alles mit in der schule? auch oft nicht, oder?
wir liegen ja noch gut in der zeit und eigenltich habe ich schon alles angeleiert.
wie hast du diese kinder durch die regelschule begleitet? als integrationskraft oder lehrer oder elternteil?
liebe grüsse heike
Norbert_S
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Re: regelschule oder nicht ??

#4

Beitrag von Norbert_S »

Hallo Heike!

Das liest sich doch schon mal richtig gut!
Du hast die gesamte Hühnerleiter der zu beteiligenden Stellen korrekt abgearbeitet und sämtliche Kompetenzen mit im Boot. Kompliment! Mehr geht nicht. Und du hast einen zeitlichen Puffer. Wäre schön, wenn das hier im Forum immer so ablaufen würde.

Zu deiner Angst, dass der Junior nicht alles mitbekommt: Angst ist immer ein schlechter Ratgeber! Handmikrofon? Let's cross the bridge when we reach it..

Ob normal hörende Kinder in der Schule alles mitbekommen? Gute Frage, denk mal an deine eigene Schulzeit ;-).
Natürlich haben alle Kinder den Kopf voll mit Träumen, wie man groß und schlau und stark wird. Da spielt der Auftritt der Lehrerin keine so mächtige Rolle ;-). Und der bunte Schmetterling auf dem Schulweg ist doch viel wichtiger als irgend so ein neuer Buchstabe. Weswegen eben kein Kind immer alles mitbekommt.

Ist aber auch gar nicht nötig. Der Unterricht in der Primarstufe erfordert von den Lehrkräften eine Eselsgeduld, weil alles mindestens zehnmal gesagt werden muss (und auch zehnmal gesagt wird). Damit es wenigstens etwa 90% der Zuhörer zu 50% mit bekommen ;-).
Und die Grundschul-Bildungspläne sehen endlose Wiederholungen von allem und jedem vor, im nächsten Monat, im nächsten Quartal, in jedem folgenden Schuljahr. Das nennen die Insider „spiralförmiges Curriculum“.

Wer immer alles sofort mitbekommt, braucht nicht vier Jahre in die Grundschule gehen. Ein halbes Jahr sollte dann völlig reichen.

Aber gerne im Ernst:
Die Aufmerksamkeits-Spanne eines Schulanfängers ist auf wenige Minuten begrenzt. Danach schaltet er auf Erholung und irgendwann später wieder auf Aufpassen. (Ach ja, bei Erwachsenen ist das auch nicht anders, aber wir können das besser tarnen ;-) .) Damit richtig umzugehen, gehört zum Handwerkszeug der Lehrkräfte, denn die haben Lernpsychologie studiert. (Im Gymi ist das dann aber vielleicht doch etwas anders.)

Also mach dir da jetzt besser noch keinen Kopf um Mitkriegen oder nicht. Nach vier Wochen Schule sagt dir die Klassenlehrerin, ob es überhaupt Probleme gibt und dann lässt sich das organisieren. Auch Mütter von Kindern, die wie ein Luchs hören, hängen fünfmal die Woche am Telefon, um bei anderen Eltern rauszubekommen, was denn Hausaufgabe ist. So ist Schule.
Konnte ich helfen?

Nette Grüße
von
Norbert_S

P.S.: Du fragst sehr direkt nach meinem Erfahrungs-Hintergrund. Ich bin in zweifacher Weise Insider. Weswegen ich im Beruf (neben der Bearbeitung der notwendigen Formalien und des Papierkrams) Eltern, Lernhelfern und Lehrkräften die „stille Welt“ unserer SH-Kinder immer gerne erkläre. Wer die selbst nicht kennt, steht ja schnell vor einem Rätsel ;-). Es ist immer eine Freude, wenn man jeden Tag zusehen darf, wie so ein Kind fröhlich und erfolgreich seinen Weg geht!
zweifachemami
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Re: regelschule oder nicht ??

#5

Beitrag von zweifachemami »

Mein Sohn besucht jetzt schon seit 1 Jahr die Regelschule und ja es klappt gut, es gibt auch sicherlich manchmal so kleine Hindernisse die noch beseitigt werden müssen. Wichtig ist dass was für dein KIND gut ist alles zu beantragen, FM-Anlagen ausprobieren, andere Technische Hilfsmittel, auch Förderlehrer die zur Schule kommen und die Hintergründe eines Hörproblems erklären und auch er Klasse den Mitschüler näher bringen, ich weiß jetzt nicht wie gut oder schlecht dein Sohn hört, gegebenenfalls gebärdensprachdolmetscher beantragen wenn es insoweit gebraucht wird.

Mein Sohn ist Schwerhörig besucht mit einem gehörlosen Kind zusammen die Klasse, das Gehörlose Kind bekommt den Dolmetscher gutgestellt, mein Sohn sagt dass er es gut findet dass er dort ist, und er entspannter folgen kann den Unterricht, mal schaut er auf den Dolmetscher manchmal braucht er nicht, manchmal wenn er müde ist, schaut er zu ihm damit er alles richtig versteht, er sagt dass es Vorteilhaft für ihn ist, er kann immer wieder überprüfen ob er auch die Lehrerin richtig verstanden hat.

In manchen Fächer ist kein Dolmetscher anwesend, weil das gehörlose Kind dann z.b. Förderunterricht hat. Da merkt er dass es anstrengender ist, aber auch machbar ist.

Englisch ist im moment das FACH was er nicht mag, das hören in Englisch ergibt für ihn große Schwierigkeiten und hat auch Angst selbst auszusprechen, mit dem Gespräch zur Klassenlehrerin, als ich diese ihr erklärte dass es für schwerhörige Kinder sehr schwierig ist, hat das auch verstanden und sobald NOTEN kommen wird auch ein Nachteilausgleich in seinemfall geben. ganz wichtig immer mit der Lehrerin auch darüber offen zu sprechen. Denke dann dürfte die Regelbeschulung keinerlei Probleme machen, gerade weil du auch schreibst dass die Schule sehr offen darüber ist.
Norbert_S
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Re: regelschule oder nicht ??

#6

Beitrag von Norbert_S »

Hallo Heike und Zweifachmama!

Grundschul-Englisch in Baden-Württemberg? Da gibt es keine Noten und folglich keinen Nachteilsausgleich. Da wird viel gesungen, gehopst und alles läuft über Sprache und Hören. Gebüffelt (mit Vokabelheft und so,) wird überhaupt nicht. Das ist nicht so die Spielwiese für SH-Kinder. Aber damit kann man umgehen, wenn man das vorab weiß. Deswegen bleibt jedenfalls niemand sitzen.
Die Regelbeschulung von SH-Kindern ist immer ein Abenteuer. Faire Kontakte zur Schule sind dabei das beste Hilfsmittel. Aber eine Garantie, dass es nach einem erfolgreichen Jahr genauso immer weiter geht, gibt es nicht. Das kann über lange Jahre ein Erfolgsmodell werden oder in vier Wochen einfach nicht mehr gut laufen. Das bleibt immer spannend! Auch wenn die Schule oder die Lehrkraft besonders aufgeschlossen ist (was ja noch nicht das Gleiche wie „besonders erfahren“ ist!), kann die Situation schnell kippen. Z.B. wenn die aufgeschlossene junge Lehrerin eben auch mal selbst Mutter werden möchte ;-).

Nette Grüße
von
Norbert_S
erdbär
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Re: regelschule oder nicht ??

#7

Beitrag von erdbär »

Also, wenn er als "tauglich" für die Regelschule befunden wurde, dann würde ich es auch versuchen. Das Problem, unter Umständen etwas nicht mitzubekommen haben andere Kinder aus anderen Gründen auch. Ob die Integrationskraft sinnvoll ist hängt immer vom Einzelfall ab, hattet ihr den im KiGa eine?
Irina Haun
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Re: regelschule oder nicht ??

#8

Beitrag von Irina Haun »

Hallo unser Tochter besuchtein Regelschule als Inklusions KIind
Sie wird von einer Schwerhörigenschule bedreut.

LG Irina
Momo
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Re: regelschule oder nicht ??

#9

Beitrag von Momo »

Hallo

dieser Thread ist schon ein Jahr alt...

Und Irina: "Inklusionskind" was soll das denn sein? Also wenn ein einzelnes Kind so benannt wird, dann ist die Schule von Inklusion noch weit entfernt...

Grüße
Wiebke und Sohn (fast 21 Jahre) mit 1 HG und 1 CI
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