kanalanzahl in Hörgeräten

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Maria10
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kanalanzahl in Hörgeräten

#1

Beitrag von Maria10 »

könnte mir bitte jemand von den Experten hier etwas zu den Kanälen
in den Hörgeräten schreiben, auf was hat die Kanalanzahl einen Einfluss?

danke schon mal
grüsse Maria
janni0688
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Re: kanalanzahl in Hörgeräten

#2

Beitrag von janni0688 »

Die Frage lässt sich ganz einfach beantworten: Je mehr, desto besser!

Bei Hörgeräten spricht man von einem Kanal, wenn sich in einem Frequenzbereich Verstärkung und Kompression frei einstellen lassen.
Von einem Band spricht man, wenn sich die Verstärkung einstellen lässt.

So ist es möglich, dass ein HG z.B. 8 Kanäle und 16 Bänder hat.

Je mehr Kanäle und Bänder, desto besser kann das HG an den Hörverlust angepasst werden.
asterix79
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Re: kanalanzahl in Hörgeräten

#3

Beitrag von asterix79 »

Hallo maria, hallo Janni,

prinzipell hat janni recht, wobei ich es etwas anderes formulieren würde. Je mehr Kanäle ein HG hat um so feiner lässt es sich regulieren. Das bedeutet aber auch nicht unbedingt das es besser sein muss!
Das kann z.B. daran liegen das bei Geräten mit sehr vielen Kanälen die Trennfrequenzen (das ist die Frequenz an der sich zwei Kanäle "treffen") für einen bestimmten Hörverlust ungünstig liegen und so mehr Nachteile als Vorteile generieren. Ich habe das schon öfters in meiner Arbeit mit Hörgeräten erlebt.

Viele Kanäle bedeuten also in der Regel ein mehr an Einstellmöglichkeiten für den Akustiker aber sie bedeuten nicht zwingend ein mehr an Vorteilen für den Schwerhörigen. Ob das aber im Einzelfall wirklich so ist kann nur ein Praxistest zeigen. Im zweifelsfall sollte man, falls es mit z.B. einen 12 Kanalgerät des Herstellers X Probleme gibt mal ein vergleichbares Gerät des Herstellers Y testen. Denn das kann schon einiges ausmachen.

:jump: just my 2 Cents.
Asterix79, HG-Akustik-Meister, Augenoptiker
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Ich tue Recht und scheue keinen Feind. (aus "Wilhelm Tell", Friedrich Schiller)
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hoeckendorfer
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Re: kanalanzahl in Hörgeräten

#4

Beitrag von hoeckendorfer »

Also mit dem besser Einstellen auf den Hörverlust das ist zwar nicht ganz falsch aber trotzdem Bullshit. Mehr wie 6 Kanäle braucht keiner, denn man hört den Unterschied eh nicht raus. Wofür es Vorteile hat ist für Richtmikrofon, also die gezielte lärmunterdrückung: Je mehr Kanäle ein Gerät hat, desto feiner kann das gerät Störgeräusche unterdrücken, also genaueres Absenken von Lärm in einem Bestimmten Winkel, je weniger Kanäle desto großflächiger wird gedämpft, was einen Infoverlust für den Schwerhörigen bedeutet.
Maria10
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Re: kanalanzahl in Hörgeräten

#5

Beitrag von Maria10 »

ok danke , meine haben 16 Kanäle habe ich rausgefunden, das ist
ja schon mal was. wisst ihr eigentlich ob bei den vielen Features, die
so ein Gerät der wohl gehobenen Mittelklasse ab Werk drin hat, ja-- ob
man da einen Teil auch wieder problemlos rausprogrammieren kann???

danke für die Info
grüsse Maria
janni0688
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Re: kanalanzahl in Hörgeräten

#6

Beitrag von janni0688 »

Es ist richtig, 6 Kanäle reichen normalerweise aus um das HG anständig einstellen zu können. Trotzdem kann man z.B. mit einem 20-kanaligen HG auch kleine Resonanzen herausregeln. Ob man das nun heraushört ist natürlich wieder eine andere Sache.
Und die Wirkungsweise einer Störgeräuschreduzierung/Sprachhervorhebung und Richtmikrofontechnik darf nicht zusammengeworfen werden. Das sind 2 völlig verschiedene Features, welche aber letztlich einen ähnlichen Zweck verfolgen: Nämlich das Sprachverstehen im Lärm zu verbessern.
Und dabei gilt ganz klar: Desto feiner aufgelöst (viele Kanäle) um so schmalbandiger kann ein Störgeräusch reduziert werden bzw. desto mehr Störgeräusche können verfolgt und abgesenkt werden.

@Maria10: Was meinst du mit rausprogrammieren?
Uli R.
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Re: kanalanzahl in Hörgeräten

#7

Beitrag von Uli R. »

@ hoeckendorfer,
ob 6 oder 20 Kanäle spielt eine untergeodnete Rolle. Der Störschallunterdrückung werden Leistungen untergeschoben die sie nicht bringt, nicht bringen kann,
Es klingt mit Störschallunterdrückung angenehmer, aber das Mehrverstehen spielt sich in bescheidenen Grenzen ab.
Derzeit ist die Technik nocht nicht so weit. Die Störschallunterdrückung nutzen die Akustkker um ordentlich aufschlagen zu können.
Uli
Maria10
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Re: kanalanzahl in Hörgeräten

#8

Beitrag von Maria10 »

http://www.german.youth.hear-it.org/Hin ... horigkeit-

da habe ich einen interessanten Link gefunden, der das Problem
Störlärm / Schwerhörigkeit behandelt. Hat jetzt nicht unbedingt mit
Hörgeräten- Kanälen zu tun, ist aber trotzdem intessant

@janni, mit rausprogrammieren meinte ich wohl eher
etwas löschen.
Zuletzt geändert von Maria10 am 1. Mär 2013, 16:39, insgesamt 1-mal geändert.
janni0688
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Re: kanalanzahl in Hörgeräten

#9

Beitrag von janni0688 »

Uli R. hat geschrieben:@ hoeckendorfer,
ob 6 oder 20 Kanäle spielt eine untergeodnete Rolle. Der Störschallunterdrückung werden Leistungen untergeschoben die sie nicht bringt, nicht bringen kann,
Es klingt mit Störschallunterdrückung angenehmer, aber das Mehrverstehen spielt sich in bescheidenen Grenzen ab.
Derzeit ist die Technik nocht nicht so weit. Die Störschallunterdrückung nutzen die Akustkker um ordentlich aufschlagen zu können.
Uli
grrmmmm... Ganz toller Beitrag den ich leider nicht unkommentiert stehen lassen kann!

Wer hat gesagt, dass sich durch eine Störgeräuschunterdrückung das Sprachverstehen verbessert? Wie du schon richtig sagst: Es geht hierbei vorwiegend um Komfort. Mittlerweile hat aber sogut wie jedes HG aber auch eine Sprachhervorhebung. Letztlich macht es dann die kombination aus Störgeräuschunterdrückung und Sprachhervorhebung, sodass ich im Lärm besser verstehen kann.
Wie groß der Verstehgewinn durch solche Features ausfällt ist sehr unterschiedlich. Vorwiegend hängt es von der Art der Schwerhörigkeit ab. Nicht zu vergessen sind die kognitiven Fähigkeiten des Kunden. Wenn der Kopf einfach zu langsam ist kann das Hörgerät das Hörvermögen noch so gut aufbereiten, trotzdem versteht man schlecht!
Und ich wiederhole mich nochmal, für die Störgeräuschunterdrückung aber auch für die Frequenz- und Dynamikanpassung eines HG sind möglichst viele Kanäle sehr gut. Und definitiv lässt sich ein 20-Kanaler (Bsp. Phonak High-End) besser und feiner Anpassen als ein 6-Kanaler (Bsp. Phonak Economy-Class).

An sonsten verwenden viele Hersteller eine Art parallele Kompression. D.h. es laufen 2 Kompressionssysteme gleichzeitig. Bei Sprache im Lärm arbeitet die grobe (z.B. 4-kanalige Kompression) für hohe Trennschärfe und optimales Sprachverstehen. Und in akustisch überschaubaren Situationen Arbeitet das feine Kompression, z.B. in 10 und mehr Kanälen.

Der Hörgeräteakustiker kalkuliert den Verkaufspreis eines Hörgeräts nach seinen Kosten. Und ein technisch besser ausgestattetes HG ist nunmal im Einkauf für den Hörakustiker teurer als ein technisch einfaches HG. Diese Unterschiede in den Kosten machen sich selbstverständlich auch im Verkaufspreis maßgebend bemerkbar.
Das hat aber nichts mit Taschen vollmachen oder was auch immer zutun.
Ich stehe nicht auf solche weltfremden Aussagen "um ordentlich aufschlagen zu können".
Uli R.
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Re: kanalanzahl in Hörgeräten

#10

Beitrag von Uli R. »

Das ist schon richtig, dass man mit 10 Kanälen besser filtern kann als mit 4. Aber ich bleibe bei meiner Behauptung, dass es verdammt wenig ausmacht. Mit
10- versteht man halt 1% mehr als mit 4 Kanälen ;o)
Vor eingen Wochen wurde im TV eine Ehrung für besondere Entwicklungen gezeigt. Da wurde auch ein Preis vergeben für Störschallunterdrückung. Man konnte ganz klar entnehmen, dass die heutige Technik mehr vorgaukelt als nutzt. Ansonsten würde man nicht so viel Gehirnschmalz in die Entwicklung stecken.
Vom Aufpreis haben die Hersteller mehr als die Akustiker. Das stimmt.
Ich bin auch niemand der den Akustikern das Auskommen nicht gönnt.
theOnewhomustnotbenamed

Re: kanalanzahl in Hörgeräten

#11

Beitrag von theOnewhomustnotbenamed »

Uli, Du hast zu 100% recht. Diese ganzen Störschalldingsbums da, machen maximal 5% im Verstehen aus.

Nach dem Hörverlust an sich, sind die kognitiven Fähigkeit entscheidender für das Sprachverstehen. Auch das stimmt.

Janni vergisst mehr oder weniger zufällig zu erwähnen, dass die meisten Schwerhörigen einen breitbandigen oder moderat abfallenden Hochtonverlust haben, da braucht kein Mensch 20 Kanäle.

Jetzt eine ganz steile These, von denen ich absolut überzeugt bin: Hätte man die analoge Hg-Technik behutsam fortentwickelt, hätten viele ein noch besseres Sprachverständnis! Heutzutage wird viel Geld für Hg ausgegeben, wo man früher mit einem analogen Kassengerät genauso gut zurecht kam.
fast-foot
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Re: kanalanzahl in Hörgeräten

#12

Beitrag von fast-foot »

Nach dem Hörverlust an sich, sind die kognitiven Fähigkeit entscheidender für das Sprachverstehen. Auch das stimmt.
Hm, berücksichtigt für mich nicht die bereits in der Cochlea beginnende Filterung von Stör- und Fokussierung auf Nutzgeräusche, welche um so besser statt finden kann, je besser der aktive nichtlineare Verstärungsmechanismus (vor allem auf Grund der Funktionsweise der OHCs) zu Stande kommt.

Natürlich werden hierfür die kognitiven Fähigkeiten in den retrocochleären Hörbahnen ab dem Nucleus Cochlearis beansprucht (steht zwar teilweise im Widerspruch zu gewissen Aussagen von Forschern, welche ich jedoch nicht 1:1 teile). Wenn aber die Cochlea bereits nur noch eine eingeschränkte Selektion zulässt, ist auch mit noch so stark ausgeprägten kognitiven Fähigkeiten nur noch bedingt etwas auszurichten (in wie weit und wie schnell diese irreversibel abgebaut werden, ist ein anderes Thema).

Noch in Bezug auf Störschallunterdrückung:

Ich denke auch, dass hier noch nicht wirklich effiziente Verfahren (in Bezug auf Verbeserung des Sprachverstehens) existieren.

Ich denke aber, dass dies an der mangelnden Rechen-/Speicherkapazität liegt. So habe ich gelesen, dass es mobile Geräte gibt, welche gesprochene Sprache in störschallreicher Umgebung in einen geschriebenen Text übersetzen. Diese nutzen jedoch die Kapazität eines zentralen Grossrechners (dessen Ressourcen sie über Internet/Funkverbindungen abrufen), welcher seine Fähigkeiten durch seinen Einsatz laufen verbessert. (a)

Etwas Aehnliches könnte man sich für Hörgeräte vorstellen, nur dass statt des geschriebenen Textes eine gesprochene Version abgerufen wird. Das Hörgerät müsste natürlich per funk mit dem Internet verbunden sein. Allerdings würde eine wohl kaum zu tolerierende Verzögerung auftreten. Und man müsste Standardstimmen benutzen.

Wenn sich die Rechenleistung und speicherkapazität enorm verbessert (auf Grund der gigantischen Hirnforschungsprojekte wäre es denkbar, dass dies als ein Resultat hiervon geschehen kann), könnte man dies vielleicht sogar mittels relativ kleiner (in Hörgeräten; allenfalls Zusatzgeräten) unterzubringenden Mikroprozesoren (bzw .Controllern) realisieren.

Eine weitere Möglichkeit könnte sein, die Standardstimmen auf Grund des Umfeldes spezifisch zu generieren (Verwandte, Freunde, Bekannte etc.) und vielleicht sogar ein automatisches Umstellen zu ermöglichen, sobald eine solche Stimme erkannt wird.

Als noch weitere Möglichkeit sehe ich gar Algorithmen bzw. Verfahren, welche eine Stimme (auf welche sie trainiert worden sind) automatisch aus dem Umgebungslärm herausfiltern können.
Ich habe Mal einen Grobentwurf für die Architektur eines solchen Verfahrens erstellt.
Natürlich habe ich in diesem die Frage, wie man Silben etc. überhaupt erfasst (welche Merkmale man in welcher Zusammensetzung wie klassifiziert, ja wie man diese Merkmale überhaupt gewinnt (nur schon das Herausfiltern einfacher, ein Mal definierter Merkmale ist nicht ganz einfach) und wie man sie in Beziehung (auch in Bezug auf die zeitliche Abfolge) zueinander setzt und wie die Toleranzschranken (ab wann wird eine Kombination von Merkmalen / Muster) nicht mehr als Element einer Klasse (z.B. als bestimmte Silbe) zugeordnet) fest legt.

Natürlich könnte man auch gesprochene Sprache in Text umwandeln; das kann gemäss (a) bereits heute umgesetzt werden. Neu könnte man dies in ein Högerät (mit Zusatzgeräten) integrieren und allmählich adäquat zum aktuellen technischen Stand in Bezug auf den geschilderten Ausbau der Möglichkeiten umsetzen (am Ende bietet ein kleines Hörgerät die Möglichkeit zum Surfen im Internet, Telefonieren (ohne separates Telefon) etc. inklusive die verschiedenen (je nach Entwicklungsstand) Verfahren der Störschallunterdrückung, Spracherkennung/Wiedergabe etc. bis hin zu sogar einer live-Untertitelung einer Fernsehsendung).

Wie auch immer. Ich sehe eigentlich grosses Potential, wie die Hörgeräte sich weiter entwickeln könnten.

Gruss fast-foot
Zuletzt geändert von fast-foot am 2. Mär 2013, 13:29, insgesamt 2-mal geändert.
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Uli R.
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Re: kanalanzahl in Hörgeräten

#13

Beitrag von Uli R. »

fast-food,
100% Zustimmung.
Ich will mit meinem Beitrag nur sagen, dass der äußerst geringe Zugewinn an Wortverstehen durch die Störschallunterdrückung, den Mehrpreis in keiner Weise rechtfertigt. Aber das muss jeder mit sich selber ausmachen.
Maria10
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Re: kanalanzahl in Hörgeräten

#14

Beitrag von Maria10 »

Ich glaube, ich hatte das System der Störschallunterdrückung bis heute noch nicht richtig verstanden.

Ich kann generell Lärm, Menschenansammlungen nicht leiden, also meide ich das sowieso seit vielen Jahren Unterhalten im Lärm oder hallender Umgebung mit meinem Tinnitus und Hyperacusis auch noch , nein danke. !!

ich dachte die Störschallunterdrückung ist was ganz andereres:
zb. ich bin im Garten, ein Düsenjäger donnert vorbei, die Hörgeräte fahren runter!! Das ist die Störschallunterdrückung, dachte ich .

oder: eine Tür fällt in meiner Wohnung zu, es knallt nicht so laut wie
früher mit meinen früheren Hörgeräten, diese Hörgeräte regeln scheinbar
schnell herunter, der laute Knall des Zufallens der Türe: gedämpft - Störschallunterdrückung ....
Oder Garagentor knallte bisher , Knallgeräusch nun viel schwächer mit
neuen Hörgeräten-

oder alles erdenkliche, nichts klirrt , kein Geschirr klappert - gut das leisteten
die früheren Hörgeräte mit 15 Kanälen auch, wurde alles weggefiltert.

mit denen funktioniert dieses noch besser.

Fazit: Ich wusste nicht, daß diese Störschallunterdrückung Sprachverstehen
in geräuschvoller Umgebung hervorheben sollte.

Hatte damit gemeint, das regelt einfach alles runter, was eben zu laut
wäre , ob Strassenverkehrslärm . ( UND laute Stimmen)

nun gut,mit lauten Stimmen habe ich noch deutliche Probleme, da muss
an den Hörgeräten noch was nachjustiert werden.

Wie nennt man dann diese Funktion , die ich hier beschreibe?
also die allgemeine Dämpfung von lauten Geräuschen ?

grüsse Maria
Zuletzt geändert von Maria10 am 2. Mär 2013, 21:00, insgesamt 1-mal geändert.
janni0688
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Re: kanalanzahl in Hörgeräten

#15

Beitrag von janni0688 »

Maria,
du beschreibst exakt die Störgeräuschreduzierung bzw. Impulsschalldämpfung. Die störgeräuschbelasteten Kanäle werden reduziert. Wenn gleichzeitig Sprache erkannt wird werden nur die Sprachunrelevanten Kanäle reduziert. Das geht umso feiner je mehr Kanäle zur Verfügung stehen.

Es ist ein Trugschluss zu glauben bei Breitband- oder Hochtonhörverlusten bräuchte man nur wenige Kanäle.
Erstens heißt eine breitbandige Schwerhörigkeit nicht, dass auch in allen Frequenzbereichen gleichermaßen verstärkt werden soll.
Je nach verwendeter Anpassformel und Art der Schwerhörigkeit werden meist die hohen Töne zwischen 2 & 4 kHz mehr verstärkt als z.B. die tiefen Töne.

Dann macht auch ein teures, hochwertiges HG bei ungünstiger Anatomie sehr komische Resonanzen. Und ich wiederhole mich nochmal: Bei einem 10-Kanaler und mehr kann ich diese unschönen Resonanzen gezielt beseitigen.
Vorausgesetzt ich habe die nötige Messtechnik um das Frequenz- & Dynamikverhalten insitu (in Trageposition) zu messen.
Das Zusammenspiel aus Resonanzverhalten des HG, der akustischen Eigenschaften des Passstücks bzw. der Ankopplung ans Ohr des Kunden und die individuellen Klangvorstellungen des Kunden lassen bei jedem halbwegs fähigen Hörakustiker den Wunsch nach möglichst vielen Kanälen laut werden.

Da nur die wenigsten Kunden High-End kaufen wollen bzw. überhaupt das nötige Kleingeld dafür haben, laufen natürlich die meisten HG-Träger mit 4 bis 8 kanaligen Geräten durch die Gegend. Das ist keinesfalls schlecht. Ich will auch nicht die Wertigkeit der Kanalzahl übertreiben.
Wie relevant das nun für den Kunden ist, das kann auch nur ganz allein der Kunde entscheiden. Nun ist es aber so, dass die Kanalzahl nicht der einzige Produktunterschied zwischen Economy und High-End ist.
Somit fällt der Vergleich denkbar schwer, wenn es denn überhaupt möglich ist.
Zugegeben ist das nicht ganz ungewollt von der HG-Industrie. Leider kann ich dagegen wenig bis gar nichts tun, außer bestmöglich beratend tätig zu werden und mich mit all meinem Können in die Anpassung reinhängen um das Maximum an Kundenzufriedenheit zu erreichen.
JND
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Re: kanalanzahl in Hörgeräten

#16

Beitrag von JND »

Hallo, dann will ich auch noch ein wenig was zur Thematik beitragen:

Wie janni schon ganz richtig gesagt hat, muss man bei der
Störgeräuschunterdrückung mindestens zwei Sachen voneinander trennen, die
prinzipiell das Gleiche machen:

Zum Einen die Richtungswirkung (und damit auch eine Störgeräuschunterdrückung!)
der Richtmikrofone, zum Anderen die nach den Richtmikrofon(en) geschalteten
Störgeräuschunterdrückungsalgorithmen.

Die Richtmikrofone bewirken eine richtungsabhängige Abschwächung des Signales.
Meistens werden Geräusche, die von vorne kommen durchgelassen, während Signale,
die von der Seite kommen oder von hinten, abgeschwächt oder im Idealfall
komplett ausgelöscht werden. Diese Abschwächung ist zusätzlich zur Richtung,
auch noch abhängig von den Frequenzen. Ein Richtmikrofon, das für den Bereich
von 2 bis 3 kHz nur die Richtungen von -20 bis +20° (0° ist da, wo die Nase
hinzeigt) durchlässt, lässt für tiefe Frequenzen wesentlich mehr Richtungen
durch, und für höhere Frequenzen kann es sogar passieren, dass Signale, die z.B.
aus plus/minus 10° kommen, ausgelöscht werden. Um dies zu verhinden, werden
mehrkanalige Richtungsmikrophone verwendet, wie pro Frequenzbereich einen
möglichst schmalen Einfallsbereich haben.
Der Vorteil von Richtungsmikrofonen ist, dass sie funktionieren, egal, wie das
Verhältnis von Stör- zu Sprachschall ist. Sie funktionieren also auch, wenn der
Störschall 20 dB lauter ist als der Sprachschall (wenn die beiden Quellen
räumlich getrennt sind). Auch ist es möglich, den Bereich der Auslöschung
adaptiv zu steuern, so dass z.B. ein vorbeifahrendes Auto auch über
unterschiedliche Richtungen möglichst wenig stört.
Ein Nachteil von Richtmikrofonen ist, dass diese bei tiefen Frequenzen sehr
schlecht funktionieren (was mit dem Abstand der Mikrofone zu tun hat). Bei einem
Hörgerät beträgt der Abstand vllt. einen cm, bei binauralen Hörgeräten im
Idealfall sowas um die 17 cm.

Nun zu den Störgeräuschunterdrückungsalgorithmen. Diese nehmen das Signal aus
dem Richtmikrofon und versuchen es weiter zu optimieren: Störgeräusche sollen
noch weiter abgeschwächt und Sprache soll noch klarer und besser verständlich
sein. Es ist also zuerst notwendig, festzustellen, was Sprache und was
Störgeräusch ist. Die einfachsten Ansätze sind:
Störgeräusche sind tieffrequent und werden über die Zeit gesehen nicht lauter
oder leiser. Sprache dagegen enthält viele Frequenzen und ändert sich über die
Zeit (es gibt laute und leise Anteile, die Frequenzzusammensetzung ändert sich
auch). Als Lösung könnte man jetzt pro Kanal
gucken, wie die Signalenergie in kurzen Zeitabschnitten ist. Wenn die
Signalenergie sich stark verändert, hat man ein Sprachsignal und kann es
dementsprechend verstärken in diesem Kanal, wenn sich die Signalenergie ziemlich
konstant bleibt, liegt ein Störgeräusch vor und man kann die Verstärkung in
diesem Kanal reduzieren. (Oder in mehreren Kanälen, wenn die Störung
tieffrequent ist).

Ein komplexerer Ansatz wäre, dass versucht wird, die spektrale Zusammensetzung
vom Störgeräusch und der Sprache einzeln zu schätzen und aus dem kompletten
Spektrum (das am Ausgang des Richtmikrofones vorliegt)
dann das Störgeräuschspektrum "abzuziehen" und so nur das Sprachspektrum
übrigzulassen. Hier gibt es auch schon seit mehr als 50 Jahren Ansätze und
Lösungen, das Problem ist nur, dass die theoretisch optimalen Störgeräuschfilter
(Wiener Optimalfilter), in der Praxis nachher so schlecht klingen, dass man sie
nicht in ein Hörgerät einbauen könnte. Die Filter müssen also bewusst schlechter
(=mehr Störschall kommt durch) gemacht werden, damit der Hörkomfort halbwegs erhalten bleibt.

Beide Ansätze haben ein Problem: Sie setzen voraus, dass die Sprache gleich laut
oder lauter ist als das Störgeräusch. Derzeit existieren auch noch keine Tests,
um diese Störgeräuschunterdrückungsalgorithmen objektiv zu messen. Selbst die
schwierigsten (deutschen) Sprachtests sind noch "leicht genug", dass die Sprache
leiser gemacht werden kann als das Störgeräusch. Deswegen wird auch eher von
Hörkomfort und "weniger Anstrengung beim Hören" gesprochen.
(@fast-foot: Die
von dir erwähnten Spracherkenner sind in Ruhe zwar schon so gut wie Menschen, im
Störgeräusch kämpfen sie aber noch mit Problemen und sind bei der Erkennungsrate
von Sprachtests im Störgeräusch ungefähr so schlecht wie Menschen, die knapp an
Taubheit grenzend schwerhörig sind)

Ein weiteres Problem sind Störgeräusche, die sich mit der Zeit ändern.
Ein Paradebeispiel wäre ein zweiter Störsprecher. Hier hilft derzeit bei
Hörgeräten am effektivsten eine räumliche Trennung von den beiden Sprechern,
damit die Richtmikrofone den zweiten Störsprecher ausblenden. (Mit ein Grund,
warum Hörtaktik bei Schwerhörenden eigentlich "Pflichttraining" ist).

Und nun zur Anzahl der Kanäle in der die Verstärkung/die Kompression eingestellt
werden kann (Achtung! Diese Zahl ist eine andere als die Zahl der
Richtmikrofonkanäle und kann eine andere sein, als die Zahl der
Störgeräuschunterdrückungskanäle (z.B. Bernafones ChannelFree-Technologie)):

Hier gibt es einen Trade-off: Zu wenig Kanäle und es ist nicht mehr möglich, die
optimale benötigte frequenzabhängige Verstärkung einzustellen. Zu viele Kanäle
und die spektralen Kontraste verschwimmen/ werden reduziert (dies kann in
gewissen Grenzen natürlich auch wieder aufgehoben werden, indem z.B. die
Kompression so eingestellt wird, dass Silben optimal hervorgehoben werden).

Für eine möglichst gute Einstellung an den jeweiligen Hörverlust (z.B. über das
Audiogramm annäherungsweise gemessen) gilt sicherlich: Je mehr Kanäle, in denen
die Verstärkung und Kompression eingestellt werden kann, desto besser.
Allerdings sollte die Kompression/Verstärkung von einem Kanal zum anderen auch nicht zu
abrupt geändert werden. (Durch zu viele Kanäle kriegt man unter Umständen auch
zusätzliche Minima/Maxima in der Perzentilanalyse. Die einzelnen Kanäle werden ja
wieder zu einem Kanal zusammengesetzt und dieser wird analysiert.)

Und für eine optimale Einstellung fehlt meiner Meinung nach derzeit noch ein recht wichtiges
Werkzeug:
Bei einem reinen cochleären Hörverlust, der nur die inneren und äußeren
Haarzellen betrifft, gibt es derzeit noch kein gutes diagnostisches Mittel, um
die individuelle Schädigungen von inneren und äußeren Haarzellen getrennt zu messen.
Für eine möglichst optimale Einstellung wäre solch ein Werkzeug wichtig, um z.B.
die Kompression besser anzupassen.
(Jede/r Hörgeräteakustiker/in hat doch schonmal Patienten mit gleichem/ähnlichem
Tonaudiogramm und vollkommen unterschiedlichen Sprachverständlichkeitswerten
gehabt, bei ungefähr gleichen restlichen Voraussetzungen (Alter, Hörbiographie,
etc.))

tl;dr:Zusammenfassung:
-Möglichst viele Kanäle des adaptiven Richtmikrofone
-Möglichst viele Kanäle für Störgeräuschunterdrückungsalgorithmen
-Anzahl der Kanäle, in der die Kompression/Verstärkung einstellbar ist:
Noch bessere Werkzeuge notwendig, um individuellen
Kompressionverlust/Verstärkungsverlust zu ermitteln.

(Dazu kommen noch weitere Faktoren, wie schlechtere Frequenzauflösung,
schlechtere Zeitauflösung, Kapazität des auditorischen Gedächtnises etc.)

Im Anbetracht der vielen Einflussfaktoren sind die Ergebnisse im
Sprachverständnis in Ruhe und im Störschall (und damit natürlich die Arbeit
der Hörgeräteakustiker) doch schon verdammt gut, oder? Besser geht es natürlich
immer;)

Schöne Grüße,
JND
theOnewhomustnotbenamed

Re: kanalanzahl in Hörgeräten

#17

Beitrag von theOnewhomustnotbenamed »

Ihr habt Euch MÜhe gemacht, lange Postings zu schreiben, die sich ganz wunderbar lesen. Ihr vergesst dabei die schnöde Mikrofonalterungen, so dass diese nach ein, zwei Jahren nicht mehr synchron laufen.

Man hat viel Gehirnschmalz in die Entwicklung moderner Hg reingesteckt und möchte diese Mühe verständlicherweise in bares Geld umgesetzt haben.

Dieselben Techniken baut man neuerdings auch in CI-Sprachprozessoren ein, und das Sprachverstehen steigt trotzdem bei den CI-Trägern insgesamt nur marginal. Z.T. lassen sich beeindruckende Verbesserungen unter Laborbedingungen bei monotonen Hintergrundgeräuschen feststellen. Dummerweise merken genau dieselben Leute im Alltag überhaupt keine Verbesserung und verstehen im üblichen inhomogenen Hintergrundgeräuschen nicht besser, einige sogar schlechter, weil diese Strategien viel zuviel wegfiltern. Diese Techniken sind einfach noch immer auf einem sehr, sehr niedrigen Niveau. Bei Ci-Trägern sind die aus meiner Sicht enttäuschenden Ergebnisse durch Vorher-Nachher-Vergleiche sehr viel besser dokumentiert als bei HG-Trägern. Es wäre interessant zu erforschen, wie der Unterschied zwischen einem gut eingestellten analogen Hg und einem modernen HG heutzutage so ausfiele.

Eine deutliche Verbesserung an Sprachverstehen wird vermutlich erst dann erreicht, wenn es möglich ist, Sprache so zu erkennen dass man diese verschriftlichen kann oder ohne Hintergrundgeräusche ins Ohr sprechen kann.

Ob die bisher erreichten kleinen Verbesserungen gleich Tausende von Euro wert sind, muss jeder für sich entscheiden. Ich finde es aber unredlich, wenn Akustiker den Sh einredet, nur mit einer teuren Versorgung sei man technisch bestmöglichst ausgestattet.
fast-foot
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Re: kanalanzahl in Hörgeräten

#18

Beitrag von fast-foot »

Ich sprach vor allem von Potentialen (aus meiner Sicht) und nicht von der Realität und finde es natürlich schade, wenn jetzt CIs in Bezug auf Sprachverstehen erher schlechter werden und Hörgeräte nicht besser, aber teurer etc.

Gruss fast-foot
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janni0688
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Re: kanalanzahl in Hörgeräten

#19

Beitrag von janni0688 »

theOnewhomustnotbenamed hat geschrieben:Ihr habt Euch MÜhe gemacht, lange Postings zu schreiben, die sich ganz wunderbar lesen. Ihr vergesst dabei die schnöde Mikrofonalterungen, so dass diese nach ein, zwei Jahren nicht mehr synchron laufen.
Gegen den sogenannten Mikrofondrift haben alle aktuell erhältlichen Hörgeräte mit Dualmikrofonen einen Mikrofonabgleich!
In regelmäßigen Zeitabständen werden die Mikrofone automatisch abgeglichen (also quasi neu gematcht).

Als viel größeres Problem sehe ich mangelnde Pflege und Wartung. Ich habe quasi täglich Hörgeräte mit verstopften Mikrofonabdeckungen. Dadurch verändert sich die Richtwirkung sogar evtl. ins negative.
Gerade letzte Woche einen Kunden gehabt, der meinte er höre seit einiger Zeit von vorne nicht mehr so gut.
Das Gehör hat sich nicht verändert, aber wenn sich unter dem Mikrofondeckel der Dreck von einem Jahr und länger angesammelt hat... Naja, gibt halt so Kunden die immer erst dann zum Akustiker gehen wenns gar nicht mehr geht.
Maria10
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Re: kanalanzahl in Hörgeräten

#20

Beitrag von Maria10 »

hat mein Phonak Solana auch Abdeckungen der Mikrophone, die regelmässig ausgetauscht werden müssen?

was bedeutet eigentlich Diskriminationsverlust ?
was bedeutet dBopt

danke für die Info
janni0688
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Re: kanalanzahl in Hörgeräten

#21

Beitrag von janni0688 »

Jup, das Solana hat auch solche Mikrofondeckel. Die sollten bei den Serviceterminen ausgetauscht oder zumindest freigebürstet werden.

Diskriminationsverlust ist die entgegengesetzte Skala zur Verständlichkeit.

100% Sprachverständlichkeit entspricht 0% Diskriminationsverlust.

70% Sprachverständlichkeit entspricht 30 % Diskriminationsverlust.

Der dB-opt ist wiefolgt definiert: Punkt des geringsten Sprachschallpegels unter Kopfhörer bei maximalem Sprachverstehen.
Bsp.: Wenn beim Sprachaudio mit 65, 80 und 95 dB gemessen wird, und man bei 65dB 30%, bei 80dB 70% und bei 95 dB 60% richtig nachgesprochen hat, dann liegt der dB-opt bei 80 dB!
Das wäre jetzt auch ein Bsp. für eine sogenannte Helmkurve bzw. Regressionskurve. Aber das ist ein anderes Thema :D
franzi
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Re: kanalanzahl in Hörgeräten

#22

Beitrag von franzi »

ja das solana hat diese Abdeckung am Mikrophon.
seit geburt schwerhörig. erste Hörgeräte mit 11jahren, mittlerweile Hochgradig sh bis an taubheitgrenzende schwerhörig
Links seit 12.2010 CI , re-implantation Mai.2011 und recht oktober.2014 CI.
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