Was für Prozessoren und Hörer verwenden die Hörgeräte?

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forgoden
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Was für Prozessoren und Hörer verwenden die Hörgeräte?

#1

Beitrag von forgoden »

Ich möchte herausfinden warum die Qualität der digitalen Hörgeräte im Bassbereich schlechter sind. Generell kenne ich von Lautsprechern der Handys und Smarthphones dass die extrem blechernd sind. Wenn der Hörer eines Hörgerätes noch kleiner ist, dann dachte ich mir das so, aber ich kenne es von analogen Hörgeräten dass der Bass doch noch einigermaßen gut rüberkommt. Woran liegt das? Wenn die digitalen nicht schlechtere Hörermodule genommen haben, dann ist es vlt der digitale Verstärker (Prozessor?). Gibt es irgendwo Daten von welchen Prozessorhersteller und was für ein Prozessortyp die Hörgerätehersteller hernehmen? Mich interessiert es insbesondere bei Phonak, Widex und Starkey. Ich kann mir nicht vorstellen dass so kleine Prozessoren überhaupt noch guten Sound bearbeiten wie bei den PCs... Ich frage mich, wo ich solche Hörer von Hörgeräten herkriegen kann, vlt könnt ich mir selbst ein Hörgerät zusammenbauen.
Zuletzt geändert von forgoden am 14. Dez 2012, 03:41, insgesamt 1-mal geändert.
60-100dB Verlust
Gast

Re: Was für Prozessoren und Hörer verwenden die Hörgeräte?

#2

Beitrag von Gast »

Hallo,

die Chips sind Eigenentwicklungen der Hersteller und nicht mit Soundchips von Computern vergleichbar.
Es gibt gerade bei Power-Hörgeräten eine Funktion Bassboost, da in diesen besonderen Fällen ein hoher Verstärkungsbedarf in den tiefen Tönen notwendig sind. Die Hersteller verwenden dann Hörer (von Noels, so ziemlich der einzige Hersteller von Hörgerätehörern) die am besten zu ihrem Chip passen.
Wenn du mal deine Hörkurve einstellst, dann kann man eher eine Aussage machen welches Hörgerät in der Lage wäre, deine Anforderungen zu erfüllen.

Zum Vergleich Hörgerätehörer zu Handylautsprecher.
Es gibt zwei Arten von Lautsprechern:
Elektromagnetische Wandler die meistens bei Hörgeräten Verwendung finden. Sie arbeiten mit einer Bandbreite von ca 400 bis 8000 Hz machmal auch bis 10000 Hz. Das tiefe Töne bei den heutigen digitalen Hörgeräte schwächer klingen, als bei den früher analogen Geräten liegt an den für digitalen Hörgeräten neu entwickelten Verstärkungsalogarythmen, die für möglichst optimales Verstehen in allen Hörsituationen ausgelegt sind.
2. ) Piezolautsprecher. Diesen werden im Handys eingesetzt, da diese klein und preiswert in großen Stückzahlen produziert werden können.
Hier ein Ausschnitt aus Wikipedia:
Die aus Masse und Elastizität des Ferroelektrikums resultierende Resonanzfrequenz und ihre Harmonischen führt zu einem wenig linearen Frequenzgang und aufgrund von Nichtlinearitäten kommt es zu unerwünschten Oberwellen. Die Steifigkeit bestimmt die untere Grenzfrequenz auf etwa 1 kHz. Ferroelektrische Lautsprecher haben oft einen eingebauten 6-dB-Hochpass, man kann sie jedoch auch ohne Weiche betreiben, wenn die zulässige Spannung nicht überschritten wird: tiefe Frequenzen unterhalb des Übertragungsbereiches führen nur zu einer geringen thermischen und mechanischen Belastung.

Wie zu lesen ist, können diese Art von Lautsprechern keine Frequenzen unter 1000 Hz erzeugen, deshalb fehlen die Bässe.

Gruß

Ein mitlesender Gast
T Bone

Re: Was für Prozessoren und Hörer verwenden die Hörgeräte?

#3

Beitrag von T Bone »

Bekannte Hersteller von BA Treiber (Balanced Armature=Hörgerätelautsprecher) sind KNOWLES und SONION. Die kann man durchaus als Normalsterblicher käuflich erwerben (einfach danach googeln). Dass gute Soundqualität mit oben genannten BA Treiber möglich ist , beweisen die Hersteller von Universal/Custom In-Ears Kopfhörer. Das wären Compact Monitors, Ultimate Ears, Westone , Shure und einige mehr. Meistens werden mehrere verschiedene Treiber verwendet um das ganze Frequenzspektrum abzudecken. Kann bedeuten bis zu 8 Treiber/Lautsprecher pro Ohr. Die Bassschwäche ist nicht technisch bedingt, sondern dient dazu die Sprachverständlichkeit zu verbessern. Die meisten Störgeräusche befinden sich nämlich im Bassbereich.
forgoden
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Re: Was für Prozessoren und Hörer verwenden die Hörgeräte?

#5

Beitrag von forgoden »

Whow! Genau das was ich mir vorgestellt habe. Der Hammer. Also gibt es doch noch Hoffnung.

Es kann doch nicht sein, dass alle digitalen Hg auf den fetten Bass verzichten?

Die Universal/Custom In-Ears Kopfhörer sind vermutlich nicht laut genug, oder doch?

Erst mal suche ich eine Lösung, starke Hörer für meine hochgradige Schwerhörigkeit auszusuchen und den direkt am PC anzuschließen. Wegem Musikgenuß. Gibt es da eine Fertiglösung oder wird doch ein bißchen Lötarbeit und Elektronik-know-how verlangt? An der Hörkurve anzupassen ist glaub ich weniger ein Problem, weil es z.b. Software-Equalizer und -Begrenzung gibt.
Zuletzt geändert von forgoden am 15. Dez 2012, 19:51, insgesamt 1-mal geändert.
60-100dB Verlust
T Bone

Re: Was für Prozessoren und Hörer verwenden die Hörgeräte?

#6

Beitrag von T Bone »

Die Universal/Custom In-Ears können sehr laut aufspielen, da sie meist einen guten Wirkungsgrad und niedrige Impedanz haben. Es git auch portable Verstärker mit Akku, die auch für Schwerhörige respektable Lautstärken erzielen können. Da die Impedanz von Multi BA InEars über den gesamten Frequenzbereich schwankt, sollte man einen Verstärker verwenden der eine Ausgangsimpedanz nahe 0 Ohm hat. Optimal wären 0,1 bis 0,9 Ohm. Ansonsten kann man mit seltsamen Frequenzgängen rechnen (abfallende Höhen oder Bässe oder beides). Ist sehr individuell und kommt immer auf das Modell drauf an, wie stark es auf hohe Verstärkerimpedanz reagiert. Ein solcher InEar ist im Prinzip eine HiFi Variante einer RIC (Receiver in Canal) Otoplastik wie von Widex Fusion. Ich verweise auch auf meinen Beitrag hier:
http://www.schwerhoerigenforum.de/phpbb ... php?t=6361
Die Bassschwäche bei Hörgeräten ist eher ein Feature, denn ein Bug.
Wichtige Informationen zum Sprachverstehen sind im Bassbereich nicht enthalten,sondern eher Störgeräusche die Sprache überdecken können.
Auch muss für eine starke Basswiedergabe mehr Energie aufgebracht werden was zu leistungsstärkeren Verstärkern (größere Hörgeräten) und höherem Energieverbrauch (kürzere Betriebsdauer) führt.
Man sollte nicht vergessen dass Hörgeräte zum Sprachverstehen entwickelt werden. Für HiFi Genuss sollte man eher auf Geräte zurückgreifen, die ich im andern Thread aufgeführt habe. Insofern muss man gar nicht selber dergleichen entwickeln, sondern kann auf fertige Lösungen in jeder Preisklasse zurückgreifen.
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