ich erkläre am besten erst mal meinen Fall, um euch über mein Krankheitsbild ins Bild zu setzen.
Taubheit linkes Ohr seit Geburt (1975) an durch eine Gehörgangsatresie. Feststellung defintiv das erste mal 2002 im Bundeswehrkrankenhaus Ulm (wurde mit 2 gemustert, weil die Behörden wohl gepennt haben). Operation wegen eventuell auftretender Komplikationen und unklaren Erfolgsaussichten nicht durchführbar. Im Jahr 2007 setzt rechtsseitig ein deutlich wahrzunehmender Hörverlust ein, ein Jahr später ein mittlerweiler chronischer Tinnitus. Der Tinnitus wurde seit Erhalt eines Hörgeräts Anfang 2011 noch schlimmer. Logische Schlußfolgerung: Tinnitus wahrscheinlich ausgelöst durch Schalltrauma -> Hörgerät ist eben nur ein Schallverstärker -> Hörleistung nimmt zwar ab, aber die Schallintensität wird erhöht -> Tinnitus wird schlimmer.
Im Mai 2012 hat es dann bei mir so richtig schön eingeschlagen, als sich der Tinnitus zu unerträglicher Lautstärke aufbaute und durch ein Druckgefühl auf dem rechten Ohr verstärkt wurde. Daraufhin bin ich nach Frankfurt in die HNO Uniklinik eingewiesen worden. Standardverfahren bei akutem Tinnitus, inklusive Cortison Behandlung, Erfolg = 0.
Wie auch immer, im Zuge der Behandlung kam die erneute Frage auf, wie denn mit meiner linksseitigen Taubheit weiter umgegangen werden soll. Angeordnet wurden ein MRT und dann CT, einerseits um eventuelle Innenohrtumore rechtsseitig auszuschliessen, andererseits um den Aufbau des linken Mittel- und Innenohres zu ergründen.
Nach mehreren Hör- und Tinnitusbestimmungstests, sowie zig Beratungsgesprächen und diversen anderen, nicht weiter auszuführenden, lustigen Medizinpraktiken, wurde dann in einem weiteren Beratungsgespräch mit den HNO Spezialisten die Verpflanzung eines Vibrant Soundbridge Implantats erörtert. In den Genuss zu kommen das erste mal in meinem Leben Stereo zu hören, klang natürlich sehr attraktiv. Man versprach sich natürlich dadurch auch eine Entlastung für das stark geschädigte rechte Ohr, und im Optimalfall eine Verbesserung des Tinnitus, wenn nicht sogar das Verschwinden des Selbigen.
Sodelle, daraufhin folgten mehrere technische Beratungsgepräche, noch mal zig Hörtests, lustiges rumreichen des "Studienobjektes"in der gesamten Uniklinik und ein abschließendes Gespräch mit Herrn Dr.Stöver, seines Zeichens Chefarzt der HNO Klinik Frankfurt. Das Ergebniss dieses Gesprächs, im dem auf positive Art und Weise die meisten Zweifel ausgeräumt wurden, war, dass ich morgen 2.08.2012 um 8:00 ein
- Macht der Chefarzt/Operateur einen kompetenten, seriösen und beruhigenden Eindruck? Jup, der weiss was er macht.
- Ist die HNO Klinik FF bewandert in der Verpflanzung von bionischen Implantaten? Jup, nebst Hannover die Klinik mit den meisten Operationen dieser Art, und obendrein allesamt erfoglreich.
- Wie ist das Risiko mit dem Nutzen aufzuwiegen? Das Risiko umfasst das normale Risiko einer jeden normalen Operation. Bei einer Blinddarm Operation kann der Darm perforiert werden, bei einer Hautransplantation das Transplantat abgestossen werden, bei einer Ohroperation der Geschmacksnerv angeditscht werden. Aber wie oft passiert sowas im Jahr, oder überhaupt? Die Kompetenz des Chefarztes wahr de facto über jeden Zweifel erhaben.
Eine allerletzte Frage bleibt allerdings noch, auf die mir keine sinnvolle Antwort gegeben wurde. Warum muss für ein Silikonimplantat, dass unter der Haut eingepflanzt wird, Schädelknochen ausgefrässt werden? Reicht es nicht einfach das Silikonkissen unter die Haut zu schieben, dass verwächst doch sowieso alles mit Bindegewebe?
Wer hat hier sonst noch ein
Ach ja, habe mich bewusst gegen die Bonebridge und für die Soundbridge entschieden. Erstens ist Bonebridge eben nur Knochenleitungshören, und zweitens würde die Bonebridge direkt in den Knochen, etwa 1 cm tief, eingepflanzt werden. Zudem ist die Bonebridge immer noch im Experimentalzustand.
Wichtig ist wahrscheinlich auch noch, dass meine Atresie den Übergang von Gehörgang zu Trommelfell verknöchert hat, bzw. dort nicht das Loch reingewachsen ist, was da in der embrionalen Phase reinwachsen soll. Jenseits des Trommelfells ist das Mittelohr bzw. Innenohr aber voll intakt, inklusive der Hörknöchelchen.