Erfahrungen mit Knochenimlantation von BAHA etc

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Beate und Cornelius
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Erfahrungen mit Knochenimlantation von BAHA etc

#1

Beitrag von Beate und Cornelius »

Hallo,
wir wollen unserem Sohn, 6 Jahre alt, der eine beidseitige Gehoergangsatresie hat, vor seiner Einschulung nächsten Sommer seine BAHAs knochenverankern lassen. Wer kann uns Erfahrungen berichten, wie die Übergangszeit verläuft, wo man während des Einheilungsprozesses das Stirnband platziert, wie das Hören klappt, ob beide Seiten gleichzeitig operiert werden sollten oder nicht? Zur Zeit testet er das Ponton, seine eigenen sind BAHA divino, er gibt eigentlich keinen Unterschied an. Wir wollen gern, dass es auch noch das neues BAHA testet. Hat jemand da Erfahrungen, vor allem beim Kind?
Danke
Beate
EinOhrHase
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Re: Erfahrungen mit Knochenimlantation von BAHA etc

#2

Beitrag von EinOhrHase »

Salut Beate & Cornelius,

was die Erfahrungen beim Kind betrifft kann ich leider keine Auskunft geben.... hoffe aber trotzdem, dass nachstehendes euch helfen könnte.

Laut einigen Berichten hier wird das Implantat in einer OP eingesetzt. Ob beide Implantate in einer OP gemacht werden, weiss ich nicht ob das üblich ist.
Während der Einheilungsphase von mind. 3 Monaten hatte ich damals kein HG getragen - weder das herkommliche noch ein BAHA-Stirnband / Bügel.

Von meiner Seite aus würde ich Euch eher zu dem Oticon Ponto raten aus folgenden Gründen:
Das Ponto bietet mehr Einstellmöglichkeiten in den einzelnen Frequenzen.
Es sind 4 Programme frei programmierbar.
Die Klangqualität gegenüber dem (neuen) BAHA ist deutlich besser.
Das Ponto ist zwar nicht wasserdicht wie das BAHA, aber da das Batteriefach auf der Innenseite liegt, besser spritzwassergeschützt (also keine echte Wasserdichtheit).
Der Metallring des Pontos hält stabiler an der Implantatkupplung wie die Plastikkupplung am BAHA.
Ein kleiner Nachteil hat das Ponto:
Es braucht sehr lange (mehrere Besuche beim Akustiker), bis alle Frequenzen (und Programme) möglichst optimal eingestellt sind.
Denke aber im Vergleich zu den Einstellmöglichkeiten des BAHAs ist dieser Nachteil kaum erwähnenswert.

Ganz wichtig:
Falls ihr euch für BAHA entscheiden solltet, wird das Ponto später nicht auf diese Kupplung passen !!!
Dazu müsste dann beim Kauf eines Ponto die Kupplung dazubestellt werden.

Habe das neue BAHA parallel zum Ponto getestet und laut meiner (subjektiven) Hörmessung und der Freifeldmessung beim Akustiker schnitt das Ponto deutlich besser ab.
Der Klang des BAHAs ist im Vergleich zum Vorgängermodell unwesentlich anders (hatte das Vorgängermodell des BAHAs bis dieses Jahr getragen).

Meines Erachtens setzt die Firma Cochlear, die ja das BAHA vertreibt, andere Produktschwerpunkte.
Sie möchte aber gegenüber der Firma Oticon insoweit "konkurrenzfähig" bleiben in der Form der hauseigenen Schnappkupplung für das BAHA.

Die vielen Pluspunkte des Ponto werden auch euch sicher positiv überraschen und die Wahl der Geräte entscheidend leichter machen :-):-)

Grüssle
Wer nicht (gut) hören kann, sollte genauer hinsehen ;)
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Höregern

Re: Erfahrungen mit Knochenimlantation von BAHA etc

#3

Beitrag von Höregern »

Hallo und guten Morgen!
Bei dem Thema kann EinOhrHase absolut Recht geben.
Die Besuche beim Akustiker sind bei mir eher immer mit einem positiverren Ergebnis abgeschlossen worden. Immer optimaler eingestellt.
Hatte auch einige Jahre das BAHA, aber das PONTO ist um Welten besser.
Unbedingt auf die Kupplung von Oticon bestehen, sollte es zu einer
Implantation kommen.
Auch wenn es jetzt noch BAHA´s sind.
Die passen genau so drauf, aber wenn Ihr die bessere Technologie zukünftig für euer Kind haben wollt, dann wäre das durch das "hauseigene" Implantat der Fa. Cochlear verwehrt, und euer Sohn wäre das Leben lang auf diese Firma fixiert, und könnte nicht mehr wechseln!!!
Den Unterschied als Kind an einem Stirnband zu beurteilen ist sicherlich nicht einfach. Dabei solltet ihr euch wirklich auf die Erfahrungen der Menschen verlassen, die beide Geräte schon getragen haben. Wenn ihr das bessere Gerät für euren Sohn wollt, dann entscheidet euch für das PONTO.
Liebe Grüsse
Gabi
EinOhrHase
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Re: Erfahrungen mit Knochenimlantation von BAHA etc

#4

Beitrag von EinOhrHase »

Salut nochmal

Gabi (Höregern) erwähnte nochmals das Stirnband - zum Test eines neuen BAHAs / Pontos.
Hierzu hätte ich folgenden Rat (denk das wird euch der Akustiker ebenso empfehlen).
Während der Testphase mit einem Stirnband / Klemmbügel ist das subjektive Hörvermögen zwar besser wie mit einem alten Gerät bzw ohne Gerät, aber:
Der Hautwiederstand macht eine vernünftige Testphase (egal wie lange diese dauert) vieles zunichte.

Wie Gabi erwähnte, besteht unbedingt auf die Oticon-Kupplung (hiermit ist auch eine Bestellung des Pontos quasi inbegriffen).
Wenn die OPs und die Einheilungsphase abgeschlossen ist, dann kann die eigentliche "Testphase" beginnen, da der Hautwiederstand nicht mehr gegeben ist.

Ich hatte das "Glück" ein früheres Ponto zu testen und bis mein eigenes Gerät geliefert wurde, hatte das schon sämtliche Updates mit drinn.
Meine Hörkurve wurde auf das Testgerät übertragen und so hab ich das mit einem Bügel getestet. Leichte Optimierungen konnten zwar getätigt werden, aber waren nicht befriedigend.
Bei der Anpassung meines eigenen Gerätes (angekoppelt an das Implantat) wurden die Einstellungen vom Testgerät auf mein Gerät übertragen.
Der Klang war insgesamt gleich, aber doch anders. Da ich trotz hochgradiger Schwerhörigkeit ein sehr gutes Hörgefühl habe, war der Akustker etwas enttäuscht - er hoffte auf "Arbeitserleichterung".
Da mein Gerät ein Neues ist, ist es folglich auch nicht so verschlissen wie das Testgerät. So mussten die ganzen Einstellungen nochmals vorgenommen werden.
Das wird bei eurem Sohn gewiss der selbe Fall sein, da man die Einstellungen, die mit Hautwiederstand gemacht wurden, nicht 1:1 auf das neue Gerät übertagen kann.

Und zum Schluss:
Lasst euch nicht irgendwas aufschwatzen wie "das BAHA garantiert ein besseres Hörgefühl wie alle anderen Geräte".
Auch wenn es bei Euch den Eindruck erweckt, Gabi und ich würden das BAHA schlecht reden - nein. Das BAHA bietet für manche Menschen auch Vorteile - evtl sogar dem Ponto gegenüber.
Ihr werdet am Ende wirklich froh darüber sein, das Ponto gewählt zu haben. Nichts ist nerviger, wie über Jahre schlecht versorgt zu sein mit einem HG - egal ob als Kind oder Erwachsener.

Sollten noch Fragen offen sein - gerne :)

Grüssle
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karasi
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Re: Erfahrungen mit Knochenimlantation von BAHA etc

#5

Beitrag von karasi »

Anzumerken wäre vielleicht, dass es noch das Alpha M von Otomag gibt. Auch eine Möglichkeit, vor allem, wenn man an einen eventuellen späteren OMA denkt. Da sollte das Gewebe ja möglichst nicht vorgeschädigt sein.
Höregern

Re: Erfahrungen mit Knochenimlantation von BAHA etc

#6

Beitrag von Höregern »

Hallo an alle,
die Anmerkung von karasi finde ich wichtig, allerdings muss man wissen, dass die Firma Otomag nicht mehr existiert und durch Sophono (einer amerikanischen Gesellschaft) übernommen wurde. Ich glaube, die haben in Deutschland die Aktivitäten wohl eingestellt, weil kaum jemand mit dem System arbeiten mag. Die Komplikationen sind wohl nicht zu unterschätzen. Dabei muss der Schall auch durch die Haut... mit allen Nachteilen, die EinOhrHase auch sehr schön beim Stirnbandgebrauch beschrieben hat. Dazu kommt noch, dass man mit dem System, sollte man die verhältnismässig grossen Magnete unter Haut haben, nicht mehr in einen Magnet-Tomographen kann. Also im Notfall ein echtes Problem hat.
Die Website der Sophono gibt da nicht viel her, und einen echten fachkundigen Ansprechpartner gibt es wohl auch nicht!
Das System gab es als ich meine erste Verankerung bekam auch noch nicht, aber ich glaub bei all den Nachteilen hätte ich mich auch nicht dafür entschieden.
Wenn man die Berichte im Internet verfolgt, kommt das Alfa auch nicht besonders gut weg.
LG
Gabi
Sharon
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Re: Erfahrungen mit Knochenimlantation von BAHA etc

#7

Beitrag von Sharon »

Hallo zusammen. Unser Sohn (fast 3 Jahre) trägt das BAHA BP100. Wir haben auch das Ponto getestet, er hat dabei aber nicht so gut reagiert wie beim BAHA. Deshalb war für uns erst mal klar, dieses zu nehmen. Nach all den Positiv Meldungen fürs Ponto bin ich immer wieder mal im Zweifel obs die richtige Entscheidung war, diese zu nehmen. Nun, es ist wies ist... Aber danke für die Info mit der Zusatzkupplung!
Kann mir denn jemand sagen ab wann man denn Implantieren kann, oder ab wann es Sinn macht und ob man dies auf beiden Seiten gleichzeitig macht? Ist dies ein "Rutineeingriff" und kann man damit in jede Klinik gehen, oder gibts hierfür Spezialisten? Ich hab mal meine ich wo gelesen, dass die OP ambulant gemacht wird, kann das sein? Danke an euch!! lg sharon
Sohn Raphael *17.02.2009* Gehörgangsatresie beidseits / seit 12.05.10 warten auf Kostenübernahme der KK für BAHA - Sozialklage läuft
Höregern

Re: Erfahrungen mit Knochenimlantation von BAHA etc

#8

Beitrag von Höregern »

Huhu Sharon,
wie schon geschrieben wurde, ist eine Differenzierung beider Systeme (BAHA und PONTO) bei Kindern über die das Stirnband sicherlich nicht optimal. Wie soll man das auch schaffen. Aber ich denke es ist extrem wichtig zu wissen, dass die Kupplung von Oticon für beide Systeme passt. Und wenn dann euer Sohn in einigen Jahren wieder neue Geräte bekommt, dann kann der ja immer noch das meiner Meinung nach bessere Gerät testen. Wenns die falsche Kupplung ist, geht ihm im Leben viel verloren. Weil er dann nur die Geräte von einer Firma tragen kann.
Wann man die Schraube bekommen soll, weis ich auch nicht genau, aber das kann sicherlich der Arzt beantworten. Aber ich glaube bei Kindern wird das nicht ambulant gemacht.
Würde aber immer einen Spezialisten aussuchen.
LG
Gabi
karasi
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Re: Erfahrungen mit Knochenimlantation von BAHA etc

#9

Beitrag von karasi »

Sharon hat geschrieben: Kann mir denn jemand sagen ab wann man denn Implantieren kann, oder ab wann es Sinn macht und ob man dies auf beiden Seiten gleichzeitig macht? Ist dies ein "Rutineeingriff" und kann man damit in jede Klinik gehen, oder gibts hierfür Spezialisten? Ich hab mal meine ich wo gelesen, dass die OP ambulant gemacht wird, kann das sein? Danke an euch!! lg sharon
Du solltest auf jeden Fall bei einer beidseitigen Atresie nach Recklinghausen fahren. Dort ist fachkundiges Personal, die täglich Atresie- Patienten behandeln.
EinOhrHase
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Re: Erfahrungen mit Knochenimlantation von BAHA etc

#10

Beitrag von EinOhrHase »

Bezüglich dem Tausch der Kupplung von BAHA auf Ponto bin ich mir nicht 100% sicher, denke aber, sie sind trotz festem Implantat austauschbar.
Hatte früher die BAHA-Kupplung mit der Bajonettkupplung und beim neueren BAHA wurde die Kupplung ausgetauscht.

Ob dann bei Neukauf eines Gerätes nach 7 Jahren der Umstieg von BAHA auf das Ponto die Kupplung mit im Preis ist, wäre anzufragen.....

Es wär ja unlogisch, wenn die Kupplung nicht tauschbar wäre - wenn z.B. diese durch einen starken Stoß vom Implantat abgetrennt würde.
Möglich wäre allerdings, dass hier BAHA auch noch eine eigene Lösung umgesetzt hat, um einen Tausch auszuschliessen..........

Grüssle
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