Hallo zusammen,
Angenommen, man hätte beim Hörtest einen bestimmten Gehörfrequenzgang gemessen: Wie sieht dann der optimale Frequenzgang des Hörgerätes aus? Müsste das nicht die Gegenkurve der gemessenen Gehörkurve sein, damit beide Kurven sich zusammen zu ein linearer Frequenzgang ergibt?
Was ist davon zu halten, wenn die Akustikerin bei 1,2 KHz einen Buckel mit einer Verstärkung von ca 15dB mit mittlerer Breite ins Gerät einprogrammieren will und das mit Knochenleitung und damit, dass dieser Bereich für die Sprachverständlichkeit wichtig wäre erklärt?
Im Tontechnik-Bereich sagt man eigentlich, dass die Frequenzen von sagen wir 4-8KHz wichtig für die Sprachverständlichkeit wäre.
Meine Mutter findet den Klang nämlich extrem unerträglich. Besonders ihre eigene Stimme und auch Geschirr-Klirren oder Geräusche wären unerträglich. Kann es einen Zusammenhang mit dem Buckel geben? Was hat es mit dem Knochenhören auf sich?
Danke und Viele Grüße
Karl
Klang wie in eine Blechdose gesprochen: Frequenzgang von Hörgeräten
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Re: Klang wie in eine Blechdose gesprochen: Frequenzgang von Hörgeräten
Müsste man einfach nur das Audiogramm einlesen und könnte daraus die perfekte Anpassung berechnen, gäbe es längst keine Akustiker mehr sondern man würde die Hörgeräte fertig eingestellt im Internet bekommen.
Das Tonaudiogramm ist die Grundlage für die Anpassung der Hörgeräte, entscheidend ist jedoch, ob die Einstellungen angenehm sind oder, wie im Fall deiner Mutter, unangenehm. Dann muss halt der Akustiker nochmal ran und die Hörgeräte so lange anpassen, bis Geräusche nicht mehr unangenehm laut sind und dennoch eine brauchbare Sprachverständlichkeit erreicht wird.
Das wird in den meisten Fällen ein Kompromiss sein.
Wenn deine Mutter Klirren unerträglich findet, werden wahrscheinlich die Höhen zu stark verstärkt, d.h. der Akustiker müsste den oberen Frequenzbereich etwas zurücknehmen. Das muss sie ihm sagen, und sie sollte ihm auch beschreiben, in welchen Situationen sie welche Probleme hat. Anhand dessen wird der Akustiker dann, aufgrund seiner Erfahrung, versuchen, einen Kompromiss zu finden.
Auf keinen Fall aufgeben, es ist völlig normal, dass man in der Anfangszeit quasi täglich beim Akustiker auftaucht. Und ich hoffe, ihr habt nicht das erstbeste Hörgerät genommen, sondern 3-5 Modelle getestet.
Viele Grüße, Mirko
Das Tonaudiogramm ist die Grundlage für die Anpassung der Hörgeräte, entscheidend ist jedoch, ob die Einstellungen angenehm sind oder, wie im Fall deiner Mutter, unangenehm. Dann muss halt der Akustiker nochmal ran und die Hörgeräte so lange anpassen, bis Geräusche nicht mehr unangenehm laut sind und dennoch eine brauchbare Sprachverständlichkeit erreicht wird.
Das wird in den meisten Fällen ein Kompromiss sein.
Wenn deine Mutter Klirren unerträglich findet, werden wahrscheinlich die Höhen zu stark verstärkt, d.h. der Akustiker müsste den oberen Frequenzbereich etwas zurücknehmen. Das muss sie ihm sagen, und sie sollte ihm auch beschreiben, in welchen Situationen sie welche Probleme hat. Anhand dessen wird der Akustiker dann, aufgrund seiner Erfahrung, versuchen, einen Kompromiss zu finden.
Auf keinen Fall aufgeben, es ist völlig normal, dass man in der Anfangszeit quasi täglich beim Akustiker auftaucht. Und ich hoffe, ihr habt nicht das erstbeste Hörgerät genommen, sondern 3-5 Modelle getestet.
Viele Grüße, Mirko
Re: Klang wie in eine Blechdose gesprochen: Frequenzgang von Hörgeräten
Hallo Karl-Alfred Römer,
die Sprachverständlichkeit kann mit Anheben der Frequenzen im Präsenzbereich (meiner Meinung nach zwischen 1 kHz und 2 kHz) verbessert werden (habe mich als Kind mit Aufnahmetechnik beschäftigt).
Das ist aber auch der Frequenzbereich, der den Geräuschen einen metallischen, knalligen Charakter verleihen und sie dadurch agressiv machen kann.
Der Bereich zwischen 4 kHz und 8 kHz trägt sicher auch für die Sprachverständlichkeit bei, vermutlich aber nicht so effektiv wie der Präsenzbereich (zumal ja einige kaum mehr bis 4 kHz, geschweige denn 8 kHz hören).
Die Kurve richtet sich meines Wissens grundsätzlich nach der Hälfte des Hörverlusts, wobei die ucls zu berücksichtigen sind. Zudem wird noch komprimiert, was das Ganze auch nicht übersichtlicher macht. Und wenn in einem Bereich die Haarzellen so im Eimer sind, dass sie mehr stören, wird man dort natürlich gar nicht verstärken (sofern man das feststellt).
Darauf aufbauend versucht man dann eine gute Feineinstellung zu finden (gemäss meiner Vorstellung und Schilderungen von Akustikern).
Gruss fast-foot
die Sprachverständlichkeit kann mit Anheben der Frequenzen im Präsenzbereich (meiner Meinung nach zwischen 1 kHz und 2 kHz) verbessert werden (habe mich als Kind mit Aufnahmetechnik beschäftigt).
Das ist aber auch der Frequenzbereich, der den Geräuschen einen metallischen, knalligen Charakter verleihen und sie dadurch agressiv machen kann.
Der Bereich zwischen 4 kHz und 8 kHz trägt sicher auch für die Sprachverständlichkeit bei, vermutlich aber nicht so effektiv wie der Präsenzbereich (zumal ja einige kaum mehr bis 4 kHz, geschweige denn 8 kHz hören).
Die Kurve richtet sich meines Wissens grundsätzlich nach der Hälfte des Hörverlusts, wobei die ucls zu berücksichtigen sind. Zudem wird noch komprimiert, was das Ganze auch nicht übersichtlicher macht. Und wenn in einem Bereich die Haarzellen so im Eimer sind, dass sie mehr stören, wird man dort natürlich gar nicht verstärken (sofern man das feststellt).
Darauf aufbauend versucht man dann eine gute Feineinstellung zu finden (gemäss meiner Vorstellung und Schilderungen von Akustikern).
Gruss fast-foot
Ausgewiesener Spezialist* / Name: Wechselhaft** / Wohnsitz: Dauer-Haft (Strafanstalt Tegel) / *) zwecks Vermeidung weiterer Kollateralschäden des Landes verwiesen / **) Name fest seit Festnahme
Re: Klang wie in eine Blechdose gesprochen: Frequenzgang von Hörgeräten
Die deutsche Sprache umfasst die Frequenzen bis etwa 4.500 Hertz - aber der Mensch möchte nicht nur Sprache, sondern auch Geräusche (Vogelstimmen, Musik, diverse Alarmsignale..) hören.
maryanne
maryanne
Re: Klang wie in eine Blechdose gesprochen: Frequenzgang von Hörgeräten
Hallo Karl-Alfred Römer,
ganz so einfach wie die Invertierte Audiogrammfunktion ist die Anpassung eines Hörgerätes leider nicht. Ein wesentliche Rolle spielt das im Gehörgang eingeschlossene Luftvolumen: Je mehr Luft "eingeschlossen" ist durch z.B. eineOtoplastik , desto tiefer ist die Resonanzfrequenz des eingeschlossenen Luftvolumens. Der Gehörgang eines normalhörenden erwachsenden Menschens verstärkt besonders den Bereich um 3-4kHz. Wenn nun der Gehörgang durch eine Otoplastik verstopft ist, ist die Resonanzfrequenz des Gehörganges höher.
Bei der Tonaudiometrie hat man aber einen Kopfhörer auf, der einen noch anderes Restluftvolumen im Gehörgang erzeugt als ein offenes Ohr bzw. eineOtoplastik .
Diese Faktoren werden bei den Anpassregeln der Hörgeräte-Hersteller berücksichtigt. (Und noch viele mehr, wie Anzahl der Kanäle, Zeit, bis sich das Hörgerät auf einen bestimmmten Schalldruck eingestellt hat und und und).
Dazu kommt auch noch die individuelle Lautheitsskala, die berücksichtigt werden muss. Man muss also die Lautstärke frequenzabhängig komprimieren! Und die Kompression pro Frequenz kann auch noch nichtlinear sein.
Zu der Frage nach dem Knochenhören:
Gemeint ist die Leitung des Schalles nicht über die Luft, sondern über den Schädelknochen. Dazu wird ein schwingender Kolben auf den Mastoid (Knochen direkt hinter dem Ohr) aufgesetzt. Die Schwingungen vom Kolben werden auf den Schädelknochen übertragen und wandern von dort aus in beide Schnecken. Der Rest ist wie bei der normalen Schallübertragung. Es wird also das Außen- und Mittelohr samt Gehörknöchelchenkette umgangen.
JND
ganz so einfach wie die Invertierte Audiogrammfunktion ist die Anpassung eines Hörgerätes leider nicht. Ein wesentliche Rolle spielt das im Gehörgang eingeschlossene Luftvolumen: Je mehr Luft "eingeschlossen" ist durch z.B. eine
Bei der Tonaudiometrie hat man aber einen Kopfhörer auf, der einen noch anderes Restluftvolumen im Gehörgang erzeugt als ein offenes Ohr bzw. eine
Diese Faktoren werden bei den Anpassregeln der Hörgeräte-Hersteller berücksichtigt. (Und noch viele mehr, wie Anzahl der Kanäle, Zeit, bis sich das Hörgerät auf einen bestimmmten Schalldruck eingestellt hat und und und).
Dazu kommt auch noch die individuelle Lautheitsskala, die berücksichtigt werden muss. Man muss also die Lautstärke frequenzabhängig komprimieren! Und die Kompression pro Frequenz kann auch noch nichtlinear sein.
Zu der Frage nach dem Knochenhören:
Gemeint ist die Leitung des Schalles nicht über die Luft, sondern über den Schädelknochen. Dazu wird ein schwingender Kolben auf den Mastoid (Knochen direkt hinter dem Ohr) aufgesetzt. Die Schwingungen vom Kolben werden auf den Schädelknochen übertragen und wandern von dort aus in beide Schnecken. Der Rest ist wie bei der normalen Schallübertragung. Es wird also das Außen- und Mittelohr samt Gehörknöchelchenkette umgangen.
JND
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Re: Klang wie in eine Blechdose gesprochen: Frequenzgang von Hörgeräten
Danke für eure Antworten. Werde sie mir morgen in aller Ruhe durchlesen und versuchen, alles zu verstehen.
Viele Grüße
Karl
Viele Grüße
Karl