Regelschule

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Sly
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Regelschule

#1

Beitrag von Sly »

Hallo Zusammen,

ich war bisher nur stiller Mitleser, aber inzwischen ist der Drang nach weiteren Meinungen/Erfahrungen so groß, dass ich mich doch mal traue, selbst zu schreiben.
Wir haben eine 7jährige Tochter die als extremes Frühchen auf die Welt kam und vermutlich durch Gabe von Sauerstoff und/oder antibiotischen Therapien während ihres Aufenthaltes auf der Intensivstation an taubheitgrenzend sh wurde. Die Diagnose SH wurde nach einem Jahr gestellt, eine endgültige Aussage über den Grad der SH konnte erst kurz vor ihrem 3ten Geb. gestellt werden. Mit knapp 3,5 Jahren bekam sie ihr erstes CI, 1,5 Jahre später dann das Zweite.
Sie hat mittlerweile eine sehr gute Hörkurve, sogar auch im Störschall. Ihr Sprachverständnis hat sich sehr gut entwickelt, nur ihre eigene Sprache ist noch sehr stark reduziert und schwer verständlich.

Sie war zunächst im Regelkindergarten (3 Jahre) als I-Kind, letztes Jahr dann in der VK der SH Schule und wurde jetzt in die 1 Klasse der SH Schule eingeschult, in eine Klasse für Kinder mit erhöhtem Förderbedarf.

Die Grundschule bei uns am Ort hat sich unserem Wunsch gegenüber einer Einschulung dort sehr aufgeschlossen und engagiert gezeigt, nur wir haben uns bisher noch nicht getraut, es zu versuchen, weil wir so verunsichert sind, was unsere Tochter schaffen kann und was nicht.

Online habe ich mitterweile schon Berichte von ehemaligen SH gelesen, die die Regelschulen erfolgreich absolviert haben, obwohl sie eigentlich nichts hören und wohl selbst auch nicht so gut sprechen konnten. Allerdings weiß man bei diesen Schülern natürlich nicht, wie hoch intelligent diese evtl. sind und ob sie ohne die SH evtl. echte Überflieger in der Schule gewesen wären. Unsere Tochter ist sicher kein überdurchschnittliches Kind, sie ist auch nicht wirklich ehrgeizig und sie geht auch nicht gerne zur Schule. Andererseits geht sie vielleicht auch deshalb nicht gerne hin, weil sie dort zur Schule geht und nicht bei uns daheim, wo alle anderen auch hingehen. Aufgrund ihrer Kommunikationsprobleme, aber auch weil sie ein wenig eigenbrödlerisch ist und nur ihren kleinen Bruder als echten Spielkamerad sieht, hat sie eigentlich bei uns am Ort keine wirklichen Freunde, aber sie kennt immerhin einige Kinder näher und diese Kinder kommen alle nächstes Jahr in die Schule, so dass sie hier zumindest nicht völlig fremd wäre. Sie hat auch an der SH Schule keinen echten Kontakt zu anderen Kindern. Sie ist eben eine Einzelgängerin oder hängt sich gerne an die Erwachsenen.
Im Grunde würde ich sie an der SH Schule zunächst lassen, um ihre weitere Entwicklung abzuwarten, aber mittlerweile wurde mir vermittelt, dass ein späterer Wechsel noch viel unwahrscheinlicher sein würde, weil die Lehrpläne, die ja eigentlich gleich sein sollen, eben nicht gleich sind und die SH Kinder dann im Regelunterricht gar nicht mehr klar kommen. Außerdem wäre dann der Vorteil einer gemeinsamen Einschulung mit Kindern die sie kennt, dahin. Ganz auf der SH Schule zu bleiben, scheint mir allerdings auch keine attraktive Lösung zu sein, denn hier sehe ich nicht, dass die Bildung wirklich gleichwertig sein wird.
Durch das viele Lesen im Internet bin ich so verunsichert, dass mir wirklich der Kopf raucht beim Abwägen der ganzen Fürs und Widers.
Hat jemand von Euch irgendeinen guten Ansatz, der uns vielleicht weiterbringt oder nochmal einen neuen Denkanstoß gibt?? Ich würde mich freuen.
Viele Grüße
Sly
Pevau
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Re: Regelschule

#2

Beitrag von Pevau »

Hallo Sly,
bin heute mal wieder zufällig auf dieser Seite und muss auch gleich mal wieder "meinen Kommentar" abgeben. Mein Sohn (10) hat 2 jahre eine Hör- und Sprachförderschule besucht und ist jetzt auf einer Regelschule hier vor Ort. Deine Überlegungen waren auch meine. Für die "Einschulung" fand ich, war es der richtige Weg. Auf Grund seines "anders sein, wie die anderen", war es ihm schon recht auch in einer "anderen" Schule zu sein. Vor allem aber hat er in diesen 2 Jahren sein "Sprachdefizit" enorm aufgeholt.
Das haben wir in 3 Jahren Logo nicht annähernd geschafft.
Nur - eben wie Du schon befürchtest - der Lehrstoff hinkt im Vergleich zu anderen Schulen - schwer hinterher.
Daher hab ich nach 2 Schuljahren einen Wechsel gewollt.
Die 2. Schulklasse musste er auf jeden Fall wiederholen. (Als Schwerhöriger stehen ihm sowieso 5 Grundschulklassen zu).
Ich fand es immer noch einfacher nach 2 Grundschuljahren einen Wechsel wie nach 4 oder 5 jahren.
Da er auch überhaupt nicht zu den lernwilligen, ehrgeizigen Kindern gehört, hab ich ihn schon auf der SH - Hauptschule gesehn - weil er gar keine andere Chance gehabt hätte.
Mein Anliegen war, das er eine normale Grundschule besucht, damit er danach alle Chancen hat.
Wenn er auf Grund seiner schulischen Leistungen trotzdem zur Hauptschule wechselt, dann ist das auch ok.
Du nennst deine Tochter eine Eigenbrötlerin, die lieber mit Erwachsenen zusammen ist. Ich vermute mal, das es mit Ihrer "sprachverzögerung" zusammen hängt. Bei uns war es die selbe Situation. Und wie gesagt, je besser seine Aussprache wurde, desto "offener" und selbstbewußter mein Sohn.
Und letztendlich war er auch bereit mit einem Wechsel in die normale Schule.
Auch dort hat er als schwerhöriges Kind immer wieder alle möglichen Probleme . Wichtig ist, das Du gleich einen mobilen Förderdienst anforderst die sich um einiges Einsetzten was für die Kinder wichtig ist.

Nun nochmal in Kurzform. Die Regelschule ist schon schwierig und ein Stück anstrengender für unsere Kinder, aber sicher zu schaffen.
Zur Einschulung und Sprachverbesserung ist eine Sonderschule mit kleinen Klassen aber bestimmt sehr hilfreich.
Ich denke, wir sind bisher den richtigen Weg gegangen.
VG Petra
Petra mit 18 und 25 J. erfolgreiche Otosklerose OP mit Sohn Nikolas (*04.2000) seit Geburt beidseitig mittel-bis hochgradig schwerhörig.
Irina Haun
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Re: Regelschule

#3

Beitrag von Irina Haun »

Hallo,
Auch unser Tochter wechselt jetzt in die Regelschule, sie war 4 Jahre auf einer KB das hatte aber auch noch andere gründe.

Sie sitzt in der ersten reihe und auch wir haben eine Mobielen Dinst an userer Seite
Bis jetzt klappt alle ganz gut uns auch sie muß die 3 Klasse wiederhollen.
Klar müssen unsere Kinder viel zu Hause üben und wiederhollen auch unsere ist nicht gerade vom schlag lernen freiwillig

Lg Irina
Sly
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Re: Regelschule

#4

Beitrag von Sly »

@Pevau
Hallo Petra, bin sehr dankbar für Deinen Kommentar, denn dieser, genauso wie der von Irina, gibt mir zu Denken, ob ich mich nicht doch zu sehr auf den nächstjährigen Wechsel versteife, nur weil dann die Kinder eingeschult werden, mit denen wir bekannt sind. Vielleicht wäre es auch ok, so wie bei Irina und Euch, dann doch noch ein Jahr SH Schule dranzuhängen, weil es sprachlich einfach so viel bringt, jedenfalls zur Zeit (ist wie bei Euch) und dann erst versuchen die Schule zu wechseln. Dann müßte man jedoch überlegen, ob sie nochmal die 1ste Klasse macht (also dann 3 Jahre 1 Klasse)...irgendwie sollte sie so mit 18 Jahren ja wenigstens mal die Grundschule abgeschlossen haben :-)) (kleiner Scherz) Vielen Dank jedenfalls für Deine Nachricht. Euch weiterhin viel Erfolg und gutes Lernen :-) Viele Grüße Sly
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