Kann man die HG direkt bei Hersteller kaufen und selbst anpassen? Dürfen Hersteller HG verkaufen an Leuten, die keinen HG-Meisterbrief besitzen? Die Anpass-Schnittstelle wie NOAHlink ist im internet frei verkäuflich (800 €). Selbstverständlich sind Akustikgrundkenntnisse für Selbstanpassen vorausgesetzt. Ansonsten sind die Anpass-Software intuitiv verständlich und bieten immer Anpassvorschläge an. Bei Premiumgeräten wird es sich finanziell lohnen, die Schnittstelle (800 €) zahlt sich aus. Zweitens: Ich selber könnte viel flexibler und feiner meine HG anpassen.
Das wäre keine schlechte Lösung für technisch/medizinisch fortgeschrittene Leuten.
Der Link wäre auch nützlich http://hearing.s-p-s.de/
Zuletzt geändert von max158 am 18. Sep 2010, 19:30, insgesamt 1-mal geändert.
soweit ich weiss, kann man bislang noch keine Hörgeräte direkt vom Hörsteller kaufen (Ausser die Wegwerfhörgeräte, die nur eine Batterieladung halten, aber dennoch 100 Dollar kosten) . In den USA gibt es allerdings Bestrebungen in diese Richtung, aber selbst da muss man vorher noch eine Ausbildung absolvieren...
Bestimmte Hörgeräte-Software geht ebenfalls in die Richtung der Selbstanpassung (z.B. Phonak), aber es wird wohl noch dauern, bis man selbst die Anpassung machen darf, wenn es denn überhaupt dazu kommt.
Und zu den Anpassvorschriften: Die sind wirklich nicht schlecht und treffen auch für ca. 95% der Leute nach einer Feinanpassung zu.
Und hier ist genau das Problem: Eine Feinanpassung selbst am eigenen Hörgerät schafft man wirklich nur mit guten Hörgeräteakustik-kenntnissen und Kenntnissen über die Sprache. Die meisten Leute haben diese nicht. D.h. die einzige Lösung um selbst was anzupassen, wären Lautstärkeregler für leise/mittlere/laute Pegel für hohe/tiefe/mittlere Töne. Dies wäre quasi eine kleine Erweiterung zu den möglichen Anpassungen von alten analogen Hörgeräten (einige Schräubchen, die man auch selbst hätte anpassen können. Aber wie viele haben das (erfolgreich) gemacht?).
Und diese "Freiheit" drei Regler zu verändern, ist natürlich keine Feinanpassung, wenn moderne Hörgeräte von 2 bis zu 20? verschieden einstellbare Kompressoren haben und 5 verschiedene Umgebungen klassifizieren können und und und...
Hinzu kommt natürlich die Gefahr der Ohrschädigung, gerade in Verbindung mit eingeschränkter Hördynamik. Extremes Beispiel: 90 dB Ausgangspegel bei allen Frequenzen wird als normallaut empfunden, wird aber das Gehör mit ziemlicher Sicherheit schädigen, wenn das HG 10 Stunden pro Tag / 7 Tage die Woche getragen wird...
Zuletzt geändert von JND am 18. Sep 2010, 20:24, insgesamt 1-mal geändert.
so lange der Beruf des Hörgeräteakustikers zu den gefahrengeneigten Handwerksberufen mit Meisterzwang gehört, werden Hörgeräte nicht für jedermann direkt Käuflich sein. Zudem fallen Hörgeräte und auch die Programmiergeräte unter die Medizinprodukte. Diese dürfen ähnlich wie Röntgenaparate, Kernspinntomografen u.v.m nur von ausgebildeten Fachpersonal bedient werden.
Und das ist auch gut so, denn ein misslungener Versuch kostet die Allgemeinheit der Versicherten wesentlich mehr Geld als eine normale Anpassung, wenn dann eventuell ein CI oder sonst was benötigt wird.
Das im Blog aufgezeigte Verfahren ist ein minimaler Bruchteil dessen, was für eine gute Anpassung benötigt wird. Zudem hat man nur ein Hörgerät und kann nicht mit anderen Vergleichen. Der vorgestellte Programmer und die Software ist nur für Phonakgeräte geeignet und kann bei anderen Herstellern nicht verwendet werden. Drei bis vier solcher Programmiergeräte mit passender Software relativiert wieder den Preis.
Noch so als Information. Die meisten Hörgeräte lassen sich mit einem Passwort schützen. Der Grund dafür ist, das die Einstellung des Hörgerätes geistiges Eigentum des Akustikers ist und wie bei einem Softwareprogrammierer einen finanziellen Wert darstellt.
Gruß Akudi
Zuletzt geändert von akudi am 18. Sep 2010, 21:58, insgesamt 1-mal geändert.
ohne jetzt eine große Diskussion lostreten zu wollen habe ich dazu aber rein interessehalber ein paar Fragen:
1. Warum läßt sich ein Hörgerät überhaupt auf eine Lautstärke einstellen die ein Hörgeräteakustiker dann gar nicht nutzen darf? Wäre es nicht sinnvoller, wenn man gleich nur eine maximale Lautstärke zulassen würde die das Gehör nicht schädigt?
2. Sicherlich sind Akustiker bemüht eine gute Einstellung zu finden. Aber es gibt sicher auch welche, die sich nicht mit allen Einstellungen genau auskennen. Und da er ohnehin auf die Rückmeldung des Kunden angewiesen ist, warum darf dann der Kunde diese Einstellungen nicht selber vornehmen?
Mich nervt das nämlich auch ungemein eine neue Einstellung auszuprobieren, auf der Arbeit festzustellen dass es mal in einer großen Halle, mal unter dem Headset nicht perfekt ist, am nächsten Tag wieder einen Termin... Ich glaube viele Leute leben dann irgendwann auch einfach mit einer suboptimalen Einstellung weil sie einfach keine Lust mehr haben immer zu Akustiker zu laufen.
Ich möchte damit aber keine große Diskussion lostreten (ich glaube das war schon oft genug ein Thema im Forum) und ich brauche auch keine Detailinformation über Digitale Signalprozessoren (DSP) und die Signalverarbeitung, das habe ich vor über 10 Jahren schon zur Genüge gehabt Und den Punkt mit dem geistigen Eigentum halte ich für das am besten nachzuvollziehende Argument (auch wenn ich es lieber selber machen würde)
Klaus
Zuletzt geändert von Mungo am 25. Sep 2010, 11:45, insgesamt 1-mal geändert.
Rechts / Links schwerhörig von Kindheit an
0,5 KHz = 25 / 20 db
1 KHz = 30 / 30 db
2 KHz = 45 / 50 db
4 KHz = 55 / 60 db
ich kann die Frustrierung über suboptimale Einstellungen aus eigener Efahrung bestätigen...
Allerdings greife ich mir dann meistens an die eigene Nase, und sage mir, ich hätte die Situationen, in denen ich mich akustisch aufhalte, doch genauer beschreiben sollen. Oder genauer sagen sollen, welche Hinweistöne verändert werden sollen...
Zu deinen Fragen,
1) Man soll zwar nicht mit einer Gegenfrage antworten, aber ich tue es mal: Ab welchem Pegel tritt bei einer Person 100% eine Hörschädigung auf? Und schon hat man das Dilemma: Es gibt "Glasohren", "Eisenohren", die einen Ohren machen schon bei 100 dB SPL für 1 Minute vollkommen schlapp, die anderen können 40 Stunden die Woche vor Maschinen mit 100 dB SPL Lautstärke sitzen, ohne irgendwelche Hörschädigungen davonzutragen.
Und darf man den "Eisenohren", die Hörgeräte benötigen, Einschränkungen im Hörgenuss auflegen? Muss man dann nicht auch allen Normalhörenden Hörgeräte/Gehörschutz verordnen, weil eventuell irgendwann im Laufe des Tages grosse Lautstärken gehört werden und man die Leute davor schützen muss? (Vllt. etwas überspitzt formuliert...)
Das Ziel von Hörgeräte ist es ja, das gesunde Ohr möglichst wieder herzustellen. Und dazu gehört meiner Meinung auch, laute Geräusche zu hören ohne künstliche Schranken.
2) Gerade bei den moderneren und "einfacheren" Hörgerätesoftwaren kommt man sich als Kunde (und auch als Hörgeräteakustiker) veräppelt vor, wenn man sieht, wie z.B. der Mauscorsor auf "Problem"->"Zu laut in ruhiger Umgebung"->"Problem beheben" geklickt wird und es tatsächlich das Problem behebt.
Es gibt allerdings auch schwerwiegendere Probleme, die nicht so einfach behoben werden können. z.B. "Ich höre mit meinem Hörgerät Flötentöne nur ganz leise.Andere Musikinstrumente allerdings schon."
Mögliche Lösungen: Hohe Frequenzen stark anheben, oder Rückkoppelungsmanager ausschalten (ist noch einer von der alten Sorte gewesen, ohne akustischen Fingerabdruck etc.). Ein "Laie" wird wohl eher auf die erste Lösung verfallen, ein Hörgeräteakustiker (hoffentlich) auf die zweite.
Und gerade für solche schwereren Probleme bin ich dann auch dankbar, wenn man jemanden hat, der über mehr Erfahrung verfügt, denn bis mal alle "Schalter" durchhat, wird es bestimmt sehr viel länger dauern (und mehr Nerven kosten).
Und wegen des Einwand der Unkenntnis der Einstellungen: Wie wäre es einfach damit, den Akustiker auch danach auszusuchen, ob er die eigenen Hörgeräte hauptsächlich anpasst?
Also gerade beim zweiten Punkt gebe ich Dir völlig Recht. Das dürfte die meisten Kunden überfordern. Allerdings ist es verdammt schwer überhaupt einen Akustiker auszuwählen. Bin noch in der Anpassphase und wenn ich noch nicht mal weiß, welche Marke mir mehr zusagt, woher soll ich dann wissen ob der Akustiker sich mit den Funktionen überhaupt auskennt oder nur die Standards ausprobiert? Außerdem ist mein Arbeitsbereich (Besprechungen, Telefonieren, Frontalunterricht, im Lärmbereich mit Headset und viel in "halligen" Räumen)anscheinend auch eine echte Herausforderung für Hörgeräte... Mit "Standardeinstellungen" bin ich jedenfalls noch nicht weitergekommen.
Beim ersten Punkt bin ich immer noch skeptisch. Woher weiß denn der Akustiker wer "Eisenohren" hat und wer eher den "Glasohren" zuzuordnen ist? Bei mir ist es noch nicht so schlimm, aber wenn ich dem Akustiker sage ich hätte es gerne lauter, wird er dann irgendwann sagen "Sorry, das ist zu laut für Sie" und woran wird er das festmachen?
Viele Grüße
Klaus
Rechts / Links schwerhörig von Kindheit an
0,5 KHz = 25 / 20 db
1 KHz = 30 / 30 db
2 KHz = 45 / 50 db
4 KHz = 55 / 60 db
Mungo hat geschrieben:
Beim ersten Punkt bin ich immer noch skeptisch. Woher weiß denn der Akustiker wer "Eisenohren" hat und wer eher den "Glasohren" zuzuordnen ist? Bei mir ist es noch nicht so schlimm, aber wenn ich dem Akustiker sage ich hätte es gerne lauter, wird er dann irgendwann sagen "Sorry, das ist zu laut für Sie" und woran wird er das festmachen?
Viele Grüße
Klaus
deutsche Hörgeräteakustiker haben weltweit die beste Ausbildung. Als allen Ländern kommen nach Lübeck und schauen sich die Art und Weise der Ausbildung dort an, um diese dann in ihren Ländern ein zu führen.
Zur Ausbildung gehört auch die Psychologie des Schwerhörigen. Schwerpunkt dabei ist das analysieren der Aussagen des Schwerhörigen und das umsetzen in die Anpassung. Zudem erlernt man die Körpersprache des SH zu deuten.
Die Ausbildung zum Hörgeräteakustiker beschränkt sich also nicht nur auf die Anwendung von Anpasssoftware. Wenn es nach mir ginge, müssten die Anpassprogramme keine Assistenten haben. Allerdings gibt es auf der Welt auch Berufsgruppen, die Hörgeräte anpassen, die keine Ausbildung nach dem deutschen Standard haben (z.B. Arzthelferinnen z.B. beim HNO, Techniker in Kliniken, Optiker (nicht hier in Deutschland)usw. ) Für diese sind solche Assistenten gedacht. Allerdings bieten diese Assistenten nicht die Feinheiten, die eine wirklich gute Anpassung ausmachen.
Glaub mir, die Ausbildung dauert nicht um sonst 3 Jahre + mindestens 1 Jahr Gesellenzeit (vergleichbar mit den Praktikumssemestern im Studium) und 1 Jahr Meisterschule. Das sind 10 Semester praktische und theoretische Ausbildung.
ich stelle ja auch das Ausbildungssystem nicht in Frage (ich war selber jahrelang in einem IHK Prüfungsausschuss und fand unsere Ausbildung [in meinem Fall Kommunikationselektroniker]) auch gut, sondern ich frage mich nur warum jemand selber sein HG zu laut einstellen sollte ohne es zu merken wenn er gleichzeitig dem Akustiker verbal oder durch Körpersprache signalisiert dass es nun zu laut ist? Ich plädiere ja gar nicht dafür das jeder alles macht was er meint machen zu können (und da kann ich aus der Elektrik / Elektronik / EDV ein Lied von singen), glaube aber das es durchaus viele Menschen gibt die beim selber einstellen bessere Resultate erzielen würden. Beispiel: bei mir war das rechte Geräte einen Tick zu leise. Also hin zum Akustiker, erklärt, dass ich über den gesamten Frequenzbereich rechts etwas mehr Lautstärke haben möchte und habe das bekommen. Dann viel mir auf, dass es doch lieber auf beiden Seiten einen Tick leiser sein könnte damit die es in lauterer Umgebung nicht so schnell begrenzt. Also nächster Termin, diesmal bei einer Urlaubsvertretung re und li einen Tick leiser. Dort klang alles gut, am nächsten Tag merkte ich das es rechts wieder zu leise war. Also dritter Termin rechts wieder anheben (Ich vermute sie hatte die ältere Datei geladen)
Wären das nicht alles Punkte die man prima selber machen könnte? Selbst ohne jegliches Fachwissen bzgl. Kompressionsverfahren, Dynamik, Aufbau des Gehörs usw. Jetzt piepsen z.B. beim Einsteigen ins Auto beide Geräte gaaaaanz leicht für ca. 30 Sekunden, insbesondere wenn ich mit der Hand über das Lenkrad streiche... Oft reproduzierbar aber halt nicht immer (scheint darauf anzukommen wie ich vorher die Tür zuschlage) Wäre doch wirklich schön, wenn ich jetzt hier zu Hause, fünf Meter von meinem Auto entfernt verschiedene Einstellungen ausprobieren könnte... ohne jedesmal in die Stadt zu fahren und dann wieder zum Auto laufe, das mehrfach ausprobiere und dann wieder zurück zum Akustiker.
Aber natürlich gebe ich Euch Recht das viele Kunden damit auch alles verstellen würden und hinterher wieder die Grundeinstellungen bräuchten. Mein Vorschlag dafür wäre folgender:
Der Hörgeräteakustiker sorgt für eine Grundeinstellung die abgespeichert wird. Gleichzeitig darf er gerne alle Grenzen festlegen, die er als nicht überschreitbar identifiziert hat. Zuhause kann dann der Kunde nach Herzenslust ausprobieren wie es denn für ihn am besten klingt und wenn er völlig neben der Spur ist, dann lädt er halt die (schreibgeschützte) Originalversion vom Akustiker und fängt von vorne an. Und wenn ich für Adapter und Software 100€ zusätzlich zahlen müsste: Ich würde es machen und viele andere bestimmt auch!
Viele Grüße
Klaus
Zuletzt geändert von Mungo am 26. Sep 2010, 14:04, insgesamt 1-mal geändert.
Rechts / Links schwerhörig von Kindheit an
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1 KHz = 30 / 30 db
2 KHz = 45 / 50 db
4 KHz = 55 / 60 db