Minderung des GdB wegen "gutem Zahlwörter-Verstehen"?

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cooper
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Minderung des GdB wegen "gutem Zahlwörter-Verstehen"?

#1

Beitrag von cooper »

Hallo,

ich bin jetzt mal ins Detail gegangen und hab mir die Gutachten des HNO-Arztes des Versorgungsamts kommen lassen. Zudem hab ich ein neues Tonaudiogramm, hier mal die wichtigen Werte:
0,5 kHz: 35 dB / 50 dB
1 kHz: 80 dB / 75 dB
2 kHz: 115 dB / 90 dB
3 kHz: 115 dB / 100 dB
4 kHz: 115 dB / 110 dB

Das vom Versorgungsamt sieht ähnlich aus, der HNO-Arzt des Versorgungsamts hat damals in seinem Gutachten einen Hörverlust von 83% rechts und 72% links bescheinigt. Somit hätte mir nach Gutachtertabelle eigentlich ein GdB von 50 zugestanden.

Beim Gesamtwortverstehen kommt er auf einen für mich schleierhaften Hörverlust von 30% rechts (also der schlechteren Seite!) und 50% links. Bei den Zahlwörtern liege der Verlust bei nur 25 dB rechts und 20 dB links.

Aufgrund der vergleichsweise guten Verständlichkeit der dreisilbigen Zahlwörter gegenüber der einsilbigen Wörter schlägt er dann in seiner Beurteilung nur einen GdB von 30 vor.

Er hat sich also den kleinsten Wert aus allen Tabellen rausgesucht.

Ich habe das starke Gefühl, dass diese Beurteilung ziemlich im Sinne des Versorgungsamts abgefasst und ausgelegt wurde! Bei einem Hörverlust von 70-80 Prozent (aktuell ja beidseitig über 80) kann man doch kaum aufgrund guten Zahlenverstehens (bei gleichzeitig miserablem Wortverstehen) auf nen GdB von 30 kommen oder?

Achja, die Sache ist ja nun gut 3 Jahre her. Gibt es da noch irgend eine Anfechtungsmöglichkeit? Weil das Gutachten ist nachweislich fehlerhaft -- da steht z.B., dass die Mandeln unauffällig seien, dabei habe ich seit meinem 6. Lebensjahr gar keine mehr (weder Gaumen- noch Rachen-)...

Viele Grüße, Mirko
fast-foot
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Re: Minderung des GdB wegen "gutem Zahlwörter-Verstehen"?

#2

Beitrag von fast-foot »

Hallo cooper,

ich habe das Gefühl, dass Dein Sprachverstehen für Deinen Hörvelust ziemlich gut ist. Waren das Einsilber? Zweifelst Du die Richtigkeit dieser Werte an?
Natürlich wird in der Regel einfach das Audiogramm als Grundlage genommen. Ich weiss aber nicht, ob das Beiziehen des Sprachtests nicht rechtens ist.
Es kann durchaus sein, dass Du auf dem vom Reintonausiogramm her gesehen schlechteren Ohr besser Sprache verstehst als auf dem anderen.
Wenn Du das Gutachten zerpflücken willst, ist der Punkt mit den Mandeln vemutlich ein Vorteil.
Hast Du noch andere Beeinträchtigungen, wie z. B. Tinnitus?

Gruss fast-foot
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Uli R.
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Re: Minderung des GdB wegen "gutem Zahlwörter-Verstehen"?

#3

Beitrag von Uli R. »

Hallo,
das sind ein HV von 86% und 89%. Da wird zur Festlegung des GdB nur das Audiogramm genommen.
Das Wortverstehen bzw. Zahlenverstehen spielt nur bis zu einem HV von 40% eine Rolle. Das VA ist seit 01.01.09 zwingend an diese Bewertung gebunden.
Der Umfang der Herabsetzung des Sprachgehörs wird durch Prüfung -ohne - Hörhilfen bestimmt.
Ich habe alleine für den HV einen GdB von 80%. Mit meinem CI verstehe ich bei 65 dB Zahlen zu 100% und Einsilber auch fast 100%.
Selbst bei 65dB, unterlegt mit 10dB Störschall, verstehe ich ca. 80%.
Das spielt aber alles keine Rolle, denn ohne CI verstehe ich nichts und das alleine ist ausschlaggebend.
Wer schützt uns vor den Gutachtern????
Eigentlich ist die GdB Festlegung nirgends so klar festgelegt wie beim Hörverlust. Auch für Laien ist das alles leicht nachvollziehbar. Man muss sich halt mal die Unterlagen besorgen und mit der Materie beschäftigen. Es ist immer gut wenn man sich selber helfen kann.
Uli
fast-foot
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Re: Minderung des GdB wegen "gutem Zahlwörter-Verstehen"?

#4

Beitrag von fast-foot »

Hallo Uli R.,

was bedeutet 10 dB Störschall? Heisst das, dass dessen Pegel 10 dB unter dem Nutzschall liegt?

Gruss fast-foot
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cooper
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Re: Minderung des GdB wegen "gutem Zahlwörter-Verstehen"?

#5

Beitrag von cooper »

Ich glaube bei den Zahlwörtern und den einsilbigen Wörtern (Mehrsilber hat der Arzt damals erst gar nicht versucht) habe ich vor allem den Fehler gemacht, zu raten. Und ich fürchte, wenn von den zwei oder drei Möglichkeiten, die ich aufgrund des Klangbilds und dem Wissen, was ich nicht höre, geraten habe, richtig war, hat der Arzt einfach "verstanden" angekreuzt.

Also werde ich in Zukunft nicht mehr raten (muss ich mich wirklich bremsen, weil im Alltag tu ich das ja ständig), sondern die Worte nur dann wiederholen, wenn ich sie tatsächlich und ohne drüber nachzudenken verstanden habe.

Na, das Versorgungsamt wird in Kürze von mir hören! Und diesmal wird richtig vom Leder gezogen. Die Schwerhörigkeit allein macht schon 70 Prozent, hinzu kommen Tinnitus rechts und links, dafür wären auch nochmal 10 Prozent fällig. Und dann ist da noch eine ziemlich ausgedehnte Sklerodermie, die laut Gutachtertabelle mit nochmals 20-40 Prozent zu Buche schlägt...

Kann man eigentlich auch mehr als 100 Prozent kriegen, oder wird man dann automatisch vom Versorgungsamt ins Pflegeheim eingewiesen :lol:

Viele Grüße, Mirko
fast-foot
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Re: Minderung des GdB wegen "gutem Zahlwörter-Verstehen"?

#6

Beitrag von fast-foot »

Hallo cooper,

wie willst Du mehr als 100 kriegen, wenn Du selbst nicht ganz 100 bist? ;)
Ich denke, dass das Raten im Test inbegriffen ist (wenn Du bei einem Wort zwei Möglichkeiten hörst, ist das immer noch viel besser, als wenn Du gar nichts hörst).
Ich glaube auf jeden Fall, dass Dir ein viel höherer Grad zusteht. Allerdings kann man nicht einfach alle Werte addieren, wie Du ja z. B. bei den Werten für die einzelnen Ohren sieht. Ich wünsche Dir viel Erfolg!

Gruss fast-foot
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