Woran erkenne ich einen guten Pädakustiker?

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Tanja72
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Woran erkenne ich einen guten Pädakustiker?

#1

Beitrag von Tanja72 »

Mit 4 Jahren wurde bei meiner Tochter festgestellt dass Sie leicht bis mittelgradig schwerhörig ist und eine Hörgeräteversorgung beidseitig benötigt (BERA unter Narkose). Sie hört die hohen Töne nicht (zwischen 40 und 60 db). Das Säuglings- Hörscreening im Krankenhaus war bei Ihr nicht normal und seitdem laufen wir von HNO zu HNO, lassen Paukenergüsse operieren, Polypen entfernen, kriegen vom Kinderarzt gesagt: Die hört doch... und vor kurzem haben wir dann erfahren dass Sie 2 Hörgeräte benötigt. Also wir haben genug Ärzte erfolglos durchprobiert, jetzt möchte ich aus Erfahrungen anderer lernen.
Hat jemand gute Erfahrungen gemacht mit einem Pädakustiker (ich wohne Nähe Saarbrücken), worauf muß man achten! :help:
Gruß Tanja :)
meine Tochter "9" :angel: ( mittel- bis hochgradig schwerhörig) beidseitig Hörgeräte
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Momo
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Re: Woran erkenne ich einen guten Pädakustiker?

#2

Beitrag von Momo »

Hallo Tanja
erstmal herzlich willkommen hier.

Da habt Ihr ja einges hinter euch... Leider ist es gerade bei leichter bis mittelgradiger SH so, dass Laien (dazu zähle ich auch mal Kinderärzte und normale HNOs) eine solche SH nicht ohne weiteres erkennen. Meist ist es ja so, dass ein leichtgradig sh Kind im Grunde das meiste hören kann und daher auf die übleichen Rassel- und Klingeltests relativ normal reagiert. Das Problem ist aber, dass eben vieles gehört, aber gleichzeitig nicht verstanden wird, denn bei einem sh Kind klingt Sprache verzerrt und das erschwert ein Verstehen. SH Kinder entwickeln natürlich ungleubliche Strategien, um trotzdem zu verstehen. Das ist aber sehr anstrengend und in vielen Situationen (bes. wenn sie älter werden: Kindergarten, Schule etc.) stossen sie mit diesen Strategien an Grnezen und dann fällt auf einmal auf da stimmt was nicht. Deshalb werden solche Kinder leider oft erst sehr spät diagnostiziert und das teilweise trotz aufälligem Neugeborenenscreening, weil die Ärzte dem Screening nicht trauen und nicht konsequent dem Verdacht nachgehen, weil das Kind eben in den unzuverlässigen (!!!) Rasseltest Reaktionen zeigt! Das ist echt traurig!

Umso wichtiger, dass deine Tochter jetzt eine gute HG Versorgung bekommt, denn auch das erfordert seitens des Akustikers ein gutes Einfühlungsvermögen, da es gerade bei leichter SH schwierig sein kann das HG so gut einzustellen, dass das Kind einen Nutzen daraus ziehen kann.

Empfehlen kann ich dir konkret keinen in eurer Ecke, aber ein paar Punkte nennen auf die man achten kann (ohne Garantie auf Vollständigkeit):
-als erstes würde ich andere erfahrenere Eltern fragen (falls ihr Kontakte habt), denn eine Arztempfehlung muss keine gute sein. (wir haben bei uns auch einen Arzt der immer zu einem Aksutiker schickt, der wirklich nichts taugt- über die Gründe, wahrscheinlich finanzieller Art, kann man nur spekulieren!)

-eine andere Anlaufstelle wäre die nächste SH Schule und dort nachfragen mit welchem Akustiker die zusammenarbeiten

-vielleicht kennt hier jemand einen??

-ansonsten sollte der Akustiker auf deine Tochter eingehen: Sie ist die Kundin!

-er sollte Verständnis dafür haben, dass er es mit einem Kind und nicht mit einem Erwachsenen zu tun hat: das erfordert manchmal Phantasie, um sinnvolle Werte rauszubekommen, aber oft auch Geduld!

- dann sollte es selbstverständlich sein, dass ihr das notwendige Handwerkszeug für zuhause mitbekommt. dazu zählt:ein Stethoclip, mit dem du in die HGs reinhören kannst ob alles ok ist; ein Batterietester; Batterien zum Wechseln; eine Trockendose; ein Blaselbalg zum Asupusten der HGs. Die oft mitgegebenen Reinigungstabs lieber nicht benutzten, die sind sehr scharf: Wasser und Spüli reicht aus, um die Ohrstücke zu reinigen.

-er solte euch erklären, was er warum wie macht

-es sollte selbstverständlich sein, dass ihr mehrere (mind. 3) verschiedene kindgerechte (!) HGs, möglichst verschiedener Firmene testen könnt und dass er die Erfolge kontrolliert (vergleichende Hörtests). Das dauert natürlich eine Zeit. Am Ende sollte er seine HG Empfehlung gut begründen können.

-ein Audioeingang für den evtl. nötigen Einsatz einer zusätzlichen Funkanalge (in der Schule) sollte selbstverständlich sein

-bei einer unkomplzierten leicht bis mittelgradigen SH sollte eine zuzahlungsfreie Versorgung möglich sein!

Ansonsten kann man nur sagen- hör auf dein Gefühl: fühlst du dich gut aufgehoben und beraten oder geht alles so schnell und er/ sie hat kaum Zeit!

Solltest du noch Fragen (auch zu speziellen Geräten) haben, bist du hier im Forum auf jeden Fall auch richtig.

Viel Erfolg.

Gruß
Wiebke und Sohn (fast 21 Jahre) mit 1 HG und 1 CI
Tanja72
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Re: Woran erkenne ich einen guten Pädakustiker?

#3

Beitrag von Tanja72 »

Hallo Momo,
vielen Dank dass Du mir geschrieben hast! Wir sind im Hörzentrum Saar (Pädakustiker) und meine Tochter hat von Phonak "extra" Hörgeräte an. Ihr gefallen Sie sehr gut, denn Sie sind lila. Die Sachen die Du aufgezählt hast (Batterietester, Blasebalg, Trockendose etc.) haben wir. Auch den "OTTO" haben wir bekommen. Er sieht aus wie ein Stofftierhamster und hat 2 Hörgeräte an. Von Ihm haben wir auch ein Computerspiel bekommen (mit Otto muß man dann z.B. auf dem Bauernhof verschiedene Tierstimmen erkennen). Otto ist immer dabei und hilft Ihr mit der neuen Situation klar zu kommen. Morgen gehn wir nochmal hin, denn Sie will keinen Hörtest machen. Wegen den ganzen OP?s hat Sie keine Lust mehr.... Verständlich. Liebe Grüße Tanja
Zu den Reinigungstabletten: Soll man besser, oder kann man ein Ultraschallreinigungsgerät (wie für Schmuck) benützen???
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Barbara
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Re: Woran erkenne ich einen guten Pädakustiker?

#4

Beitrag von Barbara »

Hallo Leamabea!

Lass bloß die Finger von den Reinigungstabletten. Sie sind sehr scharf, und manche empfindlichen Gehörgänge mögen das gar nicht. Am besten geht es mit Nagelbürste, Wasser und ein bisschen Spüli, und hinterher Ohrstück abtrocknen und Schlauch und Belüftungsbohrung mit dem Puster durchpusten. Die Methode ist auch noch die billigste!
Liebe Grüße
Barbara selber hochgradig schwerhörig mit hochgradig schwerhöriger Tochter (*12/97)
Momo
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Re: Woran erkenne ich einen guten Pädakustiker?

#5

Beitrag von Momo »

Hallo

Otto haben wir auch :) .
Von Reinigungstabletten lass bloß die Finger. Spüli und Wasser tut es auch. Sollte mal eine Desinfektion nötig sein, tut es Schnaps... Ein Ultraschallreinigungsgerät tut sicher auch gute Dienste (ich nutze es selten).

Zu den HGs: die Farbe sollte nicht entscheidend sein! Ihr solltet mehrer versch. Geräte, möglichst versch. Hersteller testen und dann entscheiden. Die Farbe lässt sich je nach Geschmack bestellen, wenn ihr euch entschieden habt, da die meisten Anbieter Gehäuse in versch. Farben anbieten.

LG
Wiebke und Sohn (fast 21 Jahre) mit 1 HG und 1 CI
Tanja72
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Re: Woran erkenne ich einen guten Pädakustiker?

#6

Beitrag von Tanja72 »

Hallo Momo,
wir entscheiden natürlich nicht nach der Farbe!
Schön dass Ihr auch einen Otto habt, der hat schon gute Dienste geleistet. Auf dem Spielplatz haben Sie ein paar große Mädchen angesprochen was Sie da in den Ohren hat (ich hatte Angst, dass Sie veräppelt wird und dann die Teile auszieht "Sie hatte die Hörgeräte erst 2 Tage) und an Otto hat Sie dann erklärt dass man damit besser hört. Die Mädels fanden den kleinen Kerl "voll Cool"!

Hallo Barbara,
das ist ein guter Tip mit den Reinigungstabletten. Ich soll nämlich 1x wöchentlich, die ganze Nacht die Ohrstücke einweichen. Meine Tochter hat sehr empfindliche Haut und auch oft Paukenerguß und Mittelohrentzündung. Also ich benutze die Tabletten jetzt nicht mehr! VIELEN Dank für Euren Tip!!! Ich bin froh, dass ich Euer Forum gefunden habe. Grüße Tanja
meine Tochter "9" :angel: ( mittel- bis hochgradig schwerhörig) beidseitig Hörgeräte
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