Ohrenklempner hat geschrieben: ↑24. Mai 2025, 16:14
......... Ich will den Online-Handel mit Hörgeräten nicht per se verteufeln, aber manchmal ist es doch besser, wenn man eine vernünftige Hörgeräteanpassung mit kompletter Ton- und Sprachaudiometrie und bestenfalls noch Insitu-Perzentilanalyse bekommt. Sonst spart man am falschen Ende und du hast dann ein ü-geiles Hörgerät gekauft, aber ziehst aus den teuren Extrafeatures keinen Vorteil.
Heute will ich auch noch den Rest beantworten.
Ich war vor mehr als einem Jahrzehnt nach Asien ausgewandert, die beste Entscheidung meines Lebens und habe es auch nie bereut. Dort bin ich nur für Krankenhausaufenthalte versichert. In Europa habe ich keine Versicherung, aber das ist NICHT das Problem, da ich die Kosten selber tragen kann. Ganz anders sieht es mit Nachfolgendem aus. Da meine englischen Sprachkenntnisse relativ ungenügend sind, insbesondere hapert es an der Aussprache, ist das bei einer Audiologie sehr hinderlich, z. B. das Verstehen von einsilbigen Wörtern, die mir dann selber bei gutem Gehör nicht geläufig wären.
Wie ich weiß, gibt es bei Akustikern große Unterschiede. So suchte ich im Internet sehr lange und intensiv nach einem guten HNO-Arzt in Verbindung mit einem guten Akustiker, die an einem Ort in den D-A-CH Staaten angesiedelt sind. Da ich bei meiner Reise nach Europa nicht ortsgebunden bin, war es mir auch egal, in welchem deutschsprachigen Land ich dann fündig werde.
So stieß ich auf einen Arzt und einen Akustiker, die schon jahrzehntelang praktizieren und ausgezeichnete Bewertungen haben. Der Akustiker teilte mir per Mail mit, dass ein Höregerät “Signia Pure Charge&Go IX BCT 7” bei ihm 3.980 Euro kostet, bei zwei Geräte für links und rechts sind das 7.960 Euro. Hinzu kommen dann noch Ausgaben für diverse Zusatz- und Reinigungsutensilien, was dann nach meiner Schätzung vielleicht insgesamt rund 8.500,00 Euro ergibt.
Wie schon erwähnt, lebe ich in Asien, wo es noch dazu sehr warm und feucht ist. Auf Grund dessen erwog ich ein weiteres Paar als Ersatzgerät zu erwerben. Das wären dann 15.920 Euro, mit Zubehör vielleicht 16.500 Euro, eine enorme Summe! Falls ich nach einem Probetragen die Geräte zurückgeben sollte, verrechnet dieser Akustiker 120,00 Euro pro aufgewendete Stunde, die ich dann auf jeden Fall bezahlen muss. Eine Onlinewartung über das Internet gibt es nicht, so dass ich bei Problemen wieder vor Ort anreisen muss.
Durch Zufall stieß ich dann im Internet auf eine Online Firma. Ein Hörgerät von genau dem gleichen Fabrikat kostet dort 1.490 Euro und beinhaltet auch noch diverse Zusatzteile. Vorab muss ein Audiogramm übersendet werden. Die Feineinstellungen werden dann per Videochat vorgenommen. Auch spätere kostenlose Nachjustierungen sind in dem Paket ohne Begrenzungen enthalten, was insbesondere auch online bei meinem Wohnsitz in Asien erfolgen kann. Eine Rückgabe ist innerhalb von 30 Tagen möglich, ohne Angabe von Gründen. Es wird der volle Kaufpreis zurückerstattet. Die Kosten bei vier Hörgeräten sind 5.960 Euro gegenüber rund 16.500 Euro bei dem Akustiker vor Ort. Das entspricht einer Ersparnis von rund 10.500 Euro!
Nun wollte ich aber auch einen guten Akustiker haben, was der eigentliche Sinn der Sache war. Bei der Online Firma war ich mir nicht sicher, ob der Mitarbeiter über eine entsprechende Qualifikation verfügt und ob das Onlineverfahren wirklich schon so ausgereift ist, dass es eine gute Qualität bietet. Also fragte ich schriftlich bei dem von mir gewählten Akustiker vor Ort an, was er für das Einstellen von bereits vorhandenen Geräten berechnet. Für die Grundeinstellungen 698,00 Euro und jede weitere Stunde 120,00 Euro. Das sind dann vielleicht rund 1.000 Euro mehr, bei einer Ersparnis von rund 10.500 Euro. Selbst wenn ich die nächsten Jahre nochmal alles überprüfen lasse und dann noch ein paar Mal weiter 120,00 Euro pro Stunde bezahle, komme ich bei weitem nicht an die Differenz von rund 10.500 Euro ran.
So habe ich mir dann gesagt, dass ich beides ausprobieren werde, schließlich verfüge ich dann über zwei Pärchen und kann immer noch sehen, welche Einstellungen besser sind, die von der Online Firma oder von dem Akustiker vor Ort.
Mit den Problemen der zwei Bluetoothkanäle, die sich gegenseitig stören, hat aber offensichtlich auch nicht der Akustiker vor Ort gerechnet.
Im Gegenteil, er teilte mir nachfolgendes mit, was mich dann sogar noch in meinem Kauf bestärkte:
‘Die BCT IX Serie unterscheidet sich akustisch nicht von der IX Serie, der Unterschied liegt in der Bluetooth-Anbindung. BTC bedeutet Bluetooth Classic (4.2). Damit ist das BCT Gerät besser für die Anbindung an Android-Handys geeignet. Besitzen Sie jedoch ein Apple I-Phone, dann sollten wir beim Pure7 IX bleiben.’
Inzwischen suchte ich den Akustiker vor Ort auf. Er hat mir bestätigt, dass die Hörapparate von der Online Firma genau die gleichen Geräte sind, die er mir sonst auch bestellt hätte. Ich sprach ihn auf die enorme Preisdifferenz an. Er meinte, das liegt an der Versicherung. Ich sah daraufhin mal nach, was eine Versicherung der Online Firma kostet. Es sind für vier Jahre 150 Euro, wobei der Selbstbehalt 30 Prozent beträgt.
Bei der Online Firma hatte ich bereits zwei Sitzungen bezüglich den Einstellungen. Zahlreiche weitere Kontakte betrafen dann nur die zwei sich gegenseitig störenden Bluetooth-Kanäle. Ich verfüge über einen sehr starken Tinnitus, dessen Töne sehr hoch sind. Ein Selbsttest ergab, dass er um die 8 KHz liegen müsste. Mein stärkster Hörverlust liegt bei 2 KHz mit 60 dB, bei 6 und 8 KHz habe ich nur 30 dB, wobei links und rechts etwa indentisch sind.
Die zweite Einstellung der Online Firma hat den Tinnitus zwar etwas gemindert, aber nur sehr geringfügig. Ich habe gelesen, dass der Tinnitus in der Frequenz des größten Hörverlustes auftritt. Das trifft bei mir auf keinen Fall zu. Kann es daran liegen, dass ich deshalb den sehr hohen Tinnituston immer noch stark wahrnehme?
Bei dem Akustiker vor Ort habe ich erst nächste Woche einen Termin bezüglich den Einstellungen, wobei ich dann noch nicht über die neuen Geräte ohne BCT verfüge.
Kann der Akustiker vor Ort die gleichen Einstellungen später auf die Geräte ohne BCT übertragen oder müssen die dann nochmal neu eingestellt werden?