Mit Selbstvertrauen Hörgeräte tragen

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Frans
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Re: Mit Selbstvertrauen Hörgeräte tragen

#26

Beitrag von Frans »

Leute die mir gegenüber dumme Kommentare geben verbanne ich aus meinem Leben und würde das auch jeden anderem Empfehlen. So lebt es sich viel angenehmer.[/quote]


Kann man natürlich auch so machen.
Wallaby
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Re: Mit Selbstvertrauen Hörgeräte tragen

#27

Beitrag von Wallaby »

Die "dummen" Kommentare sind nicht immer so zu sehen und gemeint wie manche hier vermuten/denken. Aber es gibt einige Personen die fies sein können - daher sollte man dies nicht so per se verallgemeinert werden. Hier schreiben auch die Spätschwerhörigen und fragt man sich selbst bevor man selbstbetroffen wurde, hatte Ihr gewusst wie es mit Hörschädigung auf sich hat bzw. kannte Ihr zuvor Hörgeschädigte Personen? Oder wieviel Zeit lies man verstreichen bis man das HG oder CI testet bzw. annimmt.
Es ist oftmals nicht böse gemeint - da auch viel unwissenheit gibt und wie will man den Hörenden zu verstehen geben wie was wann mit Hörgeräte und/oder CIs hört, klingt etc. Man kann es nicht realistisch simulieren um die Mitmenschen aufzuzeigen.
Mir wurde von eine Hörende Vereinskollegin innerhalb des Schwerhörigenvereins gesagt, dass ich mal zuhören sollte und das ganze zb. im Bowlingscenter. Ich hab nach gewisser Zeit ignoriert, da es Mühselig war zu erklären, dass man als Hörgeschädigte vor kommen kann warum man hier nichts verstehen kann und anderswo klappt es, da die gegebene Umstände nicht hergab o.ä. Diese besagte Person aus dem Verein wurde dann selbst wenn auch "nur" leicht schwerhörig und sagte irgendwann zu mir, dass in Lärmbereich das verstehen schon anstrengend ist. Da sagte ich "sooo und ich die fast Taub bin soll dass kompensieren" - da war sofort ruhig und konnte dann besser nachempfinden.
Dani!
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Re: Mit Selbstvertrauen Hörgeräte tragen

#28

Beitrag von Dani! »

emilsborg hat geschrieben: 1. Feb 2025, 13:32 Lustigerweise sehe ich mehr Akzeptanz unter den Menschen die formal keine sozialen Arbeitsaufgaben haben sondern rein technische. Die können brutal ehrlich sein wenn es ihnen wichtig ist, aber haben was das anerkennen von unterschiedlichen Bedürfnissen angeht oft mehr Anstand wie die so sozialen Menschen die sich voll eine drauf einbilden dass sie vom Fach sind.
Diesen starken Kontrast wie du ihn beschreibst, den kann ich nicht bestätigen. Ich sehe da den Unterschied nur in der einzelnen Person, möglicherweise auch in welchem Freundeskreis diese Person sich aufhält. Den Unterschied in der Berufsgruppe sehe ich jedoch nicht.
cleo99 hat geschrieben: 27. Jan 2025, 18:54 Das ist interessant, ist es nicht meist umgekehrt?
Jonas hat darauf nicht geantwortet, daher tu ich das mal für mich:

Kommt darauf an, wen man mit "Familie" meint. Ich trage wie emilsborg auch seit Kindergartenalter Hörgeräte und daher kennt man mich nicht anders. Aber es gibt auch andere Behinderungen, die man mit auffälligen Hilfsmitteln abmildern kann.

Diese Hilfsmittel in völlig fremder Umgebung zu nutzen ohne Gefahr zu laufen, Bekannte zu treffen, ist am einfachsten. Danach kam der engste Freundeskreis dran, die noch am allerehesten Verständnis zeigen (diejenigen, die es nicht taten, zählen dementsprechend auch nicht ansatzweise mehr zu den engsten Freunden; hier kann man problemlos aussieben).

Danach kam der engste Familienkreis von zu Hause dran, mich mit Hilfsmittel zu zeigen. Schwerer fiel es mir am Wohnort oder gar in der Nachbarschaft. Mich in der Verwandtschaft auf Familienfeiern zu zeigen hat mir nochmal enorme Überwindung gekostet.

Warum? Das ist meine Erklärung für mich:
Mir ging es jedenfalls so, dass ich darauf nicht immer und immer wieder angesprochen werden wollte, was ich durchaus als potentiel möglich ansah. Ich war es aus Erfahrung (in anderen Bereichen) Leid, mich ständig erklären zu müssen. Darauf hatte ich nun bei diesem Thema keine Lust, dem wollte ich einfach aus dem Weg gehen (klappt auf Dauer natürlich trotzdem nicht...)

Nachdem ich überraschend gut auf Familienfeiern angekommen bin und ich sogar aktive Unterstützung erfahren habe, ist in mir endlich der Knoten geplatzt und hatte keine Hemmung mehr, auch bei meinem Arbeitgeber und auch beim wichtigsten Auftraggeber mit Blindenstock zu erscheinen. Das erleichtert mir weit mehr meine Bewegungsfreiheit als mir die Überwindung des doch eher gigantischen Hemm-Bergs gekostet hat.

Ich denke mit Hörgeräten ist das ähnlich. Von daher kann ich Jonas und allen anderen nur wärmstens dazu ermuntern, es einfach ein paar Mal durchzuziehen, die Hilfsmittel auch in persönlich unangenehmen Umgebungen zu nutzen. Die pure Gewohnheit stärkt dann schon das Selbstbewusstsein.
Manchmal liegt dir die Welt zu Füßen
und doch bist du zu alt, dich nach ihr zu bücken.
Dominik
R: 20.2.20: Med-el Sonnet2
L: 16.12.20: Med-el Sonnet2
Sesch
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Re: Mit Selbstvertrauen Hörgeräte tragen

#29

Beitrag von Sesch »

Hallo Jonas,

hast du innerhalb der Familie schon mal "blöde Kommis" bekommen, oder warum ist es so dass du in der Komfortzone Schwierigkeiten hast sie zu tragen?

Ich bin von Anfang an sehr offen mit den Geräten umgegangen. Habe teilweise meine Gegenüber sogar drauf hingewiesen und dafür nur positives Feedback bekommen. In der Familie und auch in der Öffentlichkeit.

Da du doch in der Öffentlichkeit keine Schwierigkeiten hast sie zu tragen, versuche in deiner Komfortzone "Familie" genau so positiv damit aufzutreten. Denn wie einige meiner Vorredner schon schrieben, dein Antrieb soll doch sein, dass du sie alle besser hören / verstehen kannst um dich wieder richtig gut an Gesprächen beteiligen kannst. Das hat doch nur Vorteile für alle Beteiligten in der Situation. Vielleicht sind sie sogar stolz auf dich wenn du sie trägst. Das du so mutig bist dazu zu stehen.

Ich denke jeder hier (ausnahmen gibt es immer) hat Anfangs ein bisschen "Zweifel" gehabt wie er / sie so mit HGs ankommt. Doch die meisten, mich eingeschlossen, dürften ganz schnell die Vorteile genossen haben die uns allen ein HG bringt. Dir geht es besser mit dem Gerät - und nur das zählt. Die Meinung der anderen ... soll dich nicht interessieren. Egal ob Öffentlichkeit oder Familie.

Ich für meinen Teil bin ganz schnell soweit gewesen, dass meine HGs bunt werden. "Werden", weil ich mich in den letzte Zügen der Anpassungszeit befinde. Ich will entweder rote oder grüne haben. Möchte offensiv damit umgehen ... Denn es ist doch so, ein HG ist genau so gesellschaftsfähig wie eine Brille.

Deshalb Jonas, versuch über deinen Schatten zu springen. Es wird sich sich lohnen ... ich drück die Daumen - rock das Ding :ily:

Grüße von einem Newbie
Sesch
:sm(16):

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L: 125Hz-20, 250Hz-20, 500Hz-25, 1kHz-40, 2kHz-50, 3kHz-45, 4kHz-65, 8kHz-70
Siri68
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Re: Mit Selbstvertrauen Hörgeräte tragen

#30

Beitrag von Siri68 »

MarionK hat geschrieben: 5. Feb 2025, 17:25 Seit 2 Jahren nervt es mich immens, der Fernseher wird immer lauter, verstehe manches trotz der Lautstärke nicht. In Gesprächen bekomme ich vieles nicht mit, ernte komische Blicke, weil meine Antworten nicht auf die Fragen passen. Mir reicht es. Rezept habe ich schon und am 14.2. geht es endlich zum Akustiker.
Trotz der Entscheidung für HGs werde ich versuchen mit idO klar zu kommen, da ich Brillenträger bin und meine Haare gefühlt 1000 mal am Tag hinter die Ohren streiche. Optisch wäre es mir eigentlich egal.
Hallo Marion,

du wirst es nicht bereuen :-)!

Ich finde es generell ja sehr bedauerlich zu lesen, dass es noch Menschen gibt, die Bemerkungen machen.

Es passiert mir andersherum immer wieder, dass ich entweder auf Menschen treffe, die mir erzählen, eigentlich ein Hörgerät zu brauchen, aber keine Lust darauf haben, oder (andere Frauen) mich verstohlen fragen, wie das denn sei, sie bräuchten auch eines, seien sich aber unsicher. In jeder (Erwachsenen-)Altersstufe.

Mich hatte auch lange die Vorstellung Brille UND Hörgerät zurückgeschreckt, habe mich dann aber dafür entschieden, mit meinem eigenen Umgang damit zu versuchen dazu beizutragen, dass vielleicht auch andere ihre Scheu davor verlieren. Ich habe ein idO-Gerät, was möglicherweise unauffälliger ist.

Ich habe kurze Haare, da wird also nichts verdeckt. Es passiert mir immer wieder einmal, dass ich vergesse mein Hörgerät wieder reinzutun und ohne HG im Büro auftauche. Im Kollg*innenkreis kündige ich es dann an (auch in größerer Runde und ich muss nicht alle bereits kennen), dass ich möglicherweise nachfragen werde, wenn ich akustistisch etwas nicht verstanden habe, da ich mein HG vergessen habe. Manchmal ist ja auch die Akustik so, dass man auch mit HG nicht alles versteht, und dann frage ich auch nach. Nützt mir ja auch nichts, wenn ich etwas nicht mitbekomme.

Ich höre auch mit HG auf einer Seite (Gespräche) besser als mit der anderen, weshalb ich mich z.B. an Konferenztischen immer "strategisch" hinsetze, um mir das Leben leichter zu machen. Dann bitte ich auch schon mal Menschen, mit Hinweis auf meine Hörprobleme, mit mir den Platz zu tauschen. Batterien musste ich auch schon mitten in Gesprächen tauschen :-). Da bin ich inzwischen schmerzbefreit (ich mache den Austausch aber eher unauffällig, nicht jeder findet idO-Geräte so hübsch anzusehen :-))

Ich plädiere also für den offenen und offensiven Umgang. Kein Kokettieren, aber damit so umgehen, was es ist: ein Hilfsmittel. Und steter Tropfen höhlt den Stein. Brille ist ja auch schon lange kein Thema mehr.

Noch einen schönen Sonntag!
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