Ab wann ist Schluss

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Talbicker1
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Ab wann ist Schluss

#1

Beitrag von Talbicker1 »

Hallo Alle
War heute beim Akustiker. Unter anderem wegen eines Hörtests, also Töne und Wörter erkennen. Als Ergebnis wurde mir gesagt, dass ich rechts nur noch 50% verstehe und links 60%. Dies müsste dann der HNO auch noch prüfen.
Der Akustiker sagte mir, dass wenn mein Hörverlust stärker wird, Hörgeräte auch nicht mehr viel ausrichten können, vorbehaltlich kommender technischen Weiterentwicklung an den Hörgeräten wie z.B. ein verbesserter Sprachprozessor. Ich hatte die Aussage hinterfragt aber der Akustiker blieb bei der Aussage.
Frage an an Forum: kann man das so stehen lassen?
Ist das wirklich so?

Grüße aus dem Oberbergischen Land
--125--250--500--750--1K--1,5K--2K--3K--4K--6K--8K Luftleitung
R-25---30---35----40---45---52----55--55--60--60--75
L-55---55---55----65---70---72----75--80--95--85--85

L Oticon OPN1 HdO RIC
R Oticon OPN1 HdO RIC
Irrelevant

Re: Ab wann ist Schluss

#2

Beitrag von Irrelevant »

Ich habe Rechts ne schlechtere Kurve als du, links eine ziemlich ähnliche bis auf die Badewanne statt nach recht abfallen (55 -> 85) , und ich habe NULL Probleme selbst in schwierigen Situationen zu hören. Ich höre sogar meine Kollegen ohne Sichtkontakt im Grossraumbüro jedes Wort sagen.

Akustiker wechseln.

Das einzige was mich wundert: Meine HNO Ärztin meinte auch irgendwann von CI wenns schlechter wird. Dachte mir in dem Augenblick - wtf, was soll ich mit einem CI? Ich habe das Gefühl, dass eben die Kurve nicht alles ist, sondern auch wie stark das Gehirn noch arbeiten kann.
Mukketoaster
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Re: Ab wann ist Schluss

#3

Beitrag von Mukketoaster »

Hallo

Ja, grundsätzlich kann man das so stehen lassen.
Hören passiert mit dem Ohr, verstehen mit dem Kopf. Wenn zu lange zu wenig Informationen ans Hirn geleitet werden, geht die Diskrimination verloren. Diese Tests sind aber mit Vorsicht zu betrachten. Zum einen werden nur einzelne Wörter gemessen und zum anderen nur einseitig. Sicherlich wirst Du, wenn Du beide Ohren gleichzeitig nutzt besser hören -> verhält sich wie das Auge, das bessere hilft dem schlechteren.

Aber unterm Strich kann man sagen, du wirst wohl mit Hörgeräten keine 100% Sprachverstehen erreichen. Klingt richtig mies, ist aber leider ein Fakt. Das Hörgerät kann das beste Gerät der Welt sein, wenn dein Kopf die Reize nicht verarbeiten kann, bringt es nix.
HG007
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Re: Ab wann ist Schluss

#4

Beitrag von HG007 »

...100% Sprachverstehen hat ja wohl kein Mensch nach dem 12 Lebensjahr würde ich mal locker sagen.
Ich denke, dass man sich von diesem Begriff 100% Sprachverstehen verabschieden sollte, sonst hast du eben den Effekt, dass Leute 2 Jahre Hörgeräte testen auf der Suche nach einem Wunder.

Meinen Hörverlust - siehe Signatur - kann man für mich zufriedenstellend mit einem Hearlink 3050 korrigieren. Der Akustiker von Talbicker würde wohl sagen, dass ich da dringend das 9050 benötige !

Also ich würde auf jeden Fall den Akustiker wechseln.
l 35 - 40 - 55 - 70 - 65 - 65 - 70 - 75
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Irrelevant

Re: Ab wann ist Schluss

#5

Beitrag von Irrelevant »

Grad geschaut, ich habe folgendes Sprachverständnis:

85db 40%
95db 75%
105db 100%

Gruss
HG007
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Re: Ab wann ist Schluss

#6

Beitrag von HG007 »

Bei mir

60db 50%
70db 30%
80db 80%
100db 90%
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Mukketoaster
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Re: Ab wann ist Schluss

#7

Beitrag von Mukketoaster »

Tut mir leid, aber ich muss klar widersprechen, ein normalhörender Mensch sollte bei ca. 48dB 100% verstehen.

Ich weiss jetzt nicht, in welcher Silbe geschrieben wurde, das der Akustiker was teureres verkaufen wollte. Es ist eben nur noch ein bedingter Erfolg zu erzielen. Genau DAS sind Gründe, warum zu langes warten schlecht ist. Es sind und bleiben irreparable Schäden und ein Hörgerät kann die Umsetzung im Kopf einfach nicht ersetzen.
Der Akustiker hat einfach dein Gehör und deine Diskrimination getestet und dir das Ergebnis mitgeteilt. Du solltest sogar recht happy sein, das er dies getan hat. So kann man einfach die Erwartungshaltung anpassen. Leider wird, zumindest hier in der Schweiz, nur eine Tonaudiometrie gemacht und dem Kunden das blaue vom Himmel versprochen.

Ich empfehle dir, die Hörgeräte immer zu tragen, um die bestehende Substanz zu erhalten. Lasse sie mit Otoplastiken und einer Insitu anpassen.
HG007
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Re: Ab wann ist Schluss

#8

Beitrag von HG007 »

@Mukketoaster
okay ich habe da vielleicht etwas polemisiert :-)

Also weil die Schwelle des 100 %igen Einsilberverstehens bei einem
Normalhörigen nicht bei 60 dB sondern bei 48 dB liegt, heisst doch nicht, dass die meisten Menschen 100% Sprachverstehen haben. Das besagt lediglich, dass die Schwelle eben bei 48db und nicht bei 60db liegt und dies bei den Tests berücksichtigt werden muss.

"Der Akustiker sagte mir, dass wenn mein Hörverlust stärker wird, Hörgeräte auch nicht mehr viel ausrichten können" das stimmt so einfach nicht. Dass man mit einem Hörgerät keine Wunder erreichen kann ist klar und finde ich gut wenn die Erwartungen durch die Akustiker nicht so hoch geschraubt werden.

Und ja die Versprechen durch die Akustiker welche ich bisher hatte waren immer sehr hoch und finde ich auch nicht in Ordnung.
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Irrelevant

Re: Ab wann ist Schluss

#9

Beitrag von Irrelevant »

Mukke, ich verstehe viele Aussagen von dir nicht.

Zwar wurde hier Bezug genommen auf Sprachverständnis ohne Hörgeräte, aber der Akustiker hat das Sprachverständnis mit Hörgeräte ebenso verneint. Und diese Aussage ist eine Falschaussage des Akustikers - in meinen Augen. Die Hörkurve müsste noch Raum für Sprachverständnis mit Hörgeräte bieten, die notwendigen Verstärkungen sollten normale Hörgeräte bieten können. Ich selbst habe beim Intent noch nicht mal den stärksten Hörer, sondern den mittleren - und selbst hier noch Reserven.

Bezüglich Diskrimination - das ist ein valider Punkt, der ein weiches Kriterium ist der sich anhand der Kurve nicht alleine bestimmen lässt, aber ohne Kenntnis der Dezibel zu den Prozenten raten wir hier nur ins Leere. Auch - eine normale Diskiminations-Testung umfasst mehr als ein Prozentsatz pro Ohr, wie HG007 und ich in unseren Statistiken beschrieben haben.
Ohrenklempner
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Re: Ab wann ist Schluss

#10

Beitrag von Ohrenklempner »

Ich kenne jetzt die genauen Randbedingungen nicht, aber eine Verstehensquote von 50% und schlechter (bei optimalem Schallpegel) ist durchaus möglich.
Frag mal die Leute hier im Forum, die ein CI tragen. ;)
Und es ist auch möglich, dass ein Hörgerät ab einem gewissen Hörverlust nicht mehr ausreicht.
Frag mal die Leute hier im Forum, die ein CI tragen. ;)

Huch, ich wiederhole mich. Sieht aber hübsch aus, der Beitrag. Fast wie ein Gedicht.
...zufällig bin ich Experte auf diesem Gebiet... 🤓

Zu audiologischen Ratschlägen, Anpassberatungen oder Hörgeräte-Offerten fragen Sie nicht mich sondern Ihren Hörakustiker (m/w/d)! 👍
Mukketoaster
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Re: Ab wann ist Schluss

#11

Beitrag von Mukketoaster »

Warum ist das denn eine Falschaussage des Akustikers?
Der Akustiker macht den allgemein bekannten Sprachtest. Bei diesem wird der maximal zu erreichende Wert der möglichen Diskrimination ermittelt -> Wie gut kann die Testperson das Gehörte noch umsetzen. Wenn bei 110 dB nur noch eine Diskrimination von 50 oder 60 % erreicht werden kann, dann ist das halt das Maximum. Bedeutet unterm Strich, mit einem Hörgerät wirst Du im besten Fall nur noch diese 50 oder 60% Sprachverstehen erreichen - nur eben bei deutlich geringeren Pegeln.

Nicht jeder hat das Glück, wie Du Irrelevant, trotz hohem Hörverlustes noch eine gute Diskrimination zu haben. Was meinst Du, was ich jeden Tag sehe? Leider ist das eine grausame Wahrheit.
HG007
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Re: Ab wann ist Schluss

#12

Beitrag von HG007 »

@Ohrenklempner und @Mukketoaster

da ihr die Ausbildung dafür habt, werdet ihr wohl recht haben.

Danke für eure Erklärungen.
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Irrelevant

Re: Ab wann ist Schluss

#13

Beitrag von Irrelevant »

Wir brauchen die Dezibel Zahl für die Prozente. Alles andere ist raten.
Dani!
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Re: Ab wann ist Schluss

#14

Beitrag von Dani! »

Mukketoaster hat geschrieben: 29. Mai 2024, 17:25 Nicht jeder hat das Glück, wie Du Irrelevant, trotz hohem Hörverlustes noch eine gute Diskrimination zu haben.
Kann ich selbst unterschreiben:

Vor meinen CIs hatte ich 13 Jahre lang ein identisches Tonaudiogramm. Mein Sprachverstehen hingehen ist von Jahr zu Jahr schlechter geworden.
Mein Gehirn ist Jahrzehnte lang darin trainiert, Lückentexte zu lösen. Dennoch habe ich mit 50% Sprachverstehen* (mit Hörgeräten) im Alltag praktisch nichts mehr verstanden. Ganz zu schweigen von dem Lärm davon, den ich meinen Ohren zugemutet hatte.

Für ein CI habe ich erst sehr lange leiden müssen, bis ich die Vorstellung akzeptiert habe und mich in der Folge darauf einließ. Man muss schon selbst den Wunsch für ein CI hegen, sonst ist ein Misserfolg fast garantiert. Aber man muss eben auch Kenntnis davon haben, dass es das gibt und wie es den Alltag beeinflusst.

Mich hat es im echten Leben gesprächiger gemacht, weil ich nicht mehr nur an der Gesellschaft teilgenommen habe (bzw zunehmend gerade eben nicht mehr), sondern inzwischen auch viel mehr mitbekomme als zu HG Zeiten.


*) HG007:
Beim HNO und Akustiker geht es immer um den Freiburger Test, wenn man Sprachverstehen in Prozent ausdrückt. Wie will man (bzw Arzt) denn sonst irgendetwas vergleichen und dann darauf aufbauend eine Entscheidung treffen? Selbstverständlich verstehen auch Normalhörende im Alltag nicht 100%, auch das kann ich aus leidvoller Erfahrung bestätigen.
Manchmal liegt dir die Welt zu Füßen
und doch bist du zu alt, dich nach ihr zu bücken.
Dominik
R: 20.2.20: Med-el Sonnet2
L: 16.12.20: Med-el Sonnet2
Irrelevant

Re: Ab wann ist Schluss

#15

Beitrag von Irrelevant »

wobei hören und verstehen nicht oft dasselbe ist. aus verschiedenen gründen
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