Eine gleitende Anpassung, also die fachlich festgestellt benötigte Verstärkung erst peu à peu den hörentwöhntem Gehirn wiederzugeben, finde ich menschenfreundlich. Gleich die volle Dröhnung zu geben, würde ich als körperverletzend empfinden. Aber es soll ja auch Menschen geben, die Lust an Schmerz haben.
Dass das u.U. sehr lange dauern kann, leuchtet mir ein. Meine Hörbehinderung hat sich über Jahre hinweg entwickelt, - warum sollte die Gegengewöhnung schon nach nem halben Jahr funktionieren? Schön allerdings für alle, bei denen es so schnell geht. Bei mir dauert das auch nach 2,5 Jahren noch an. Noch immer gibt es Situationen, in denen ich ob der Lautstärke durchdrehen könnte, - aber es wird weiterhin besser, - dauert halt, - gefühlt ewig.
Ich hatte das bislang auch so verstanden, dass die Hörverarbeitung nur im Hirn und nicht auch über die Haarzellen stattfindet. Dass die in der Lage sind, Geräusche zu dämpfen, wusste ich nicht. Ich dachte, die abgestorbenen Haarzellen sind nur dafür verantwortlich, dass ich die hohen Töne nicht mehr (gut) höre. Wieder was gelernt. Danke, Pfadi!
Dann finde ich allerdings eine Einstellung und Verstärkung, - die sogar mittels Perzentilanalyse ermittelt wurde -, die so laut ist, dass sie die Ohren noch weiter schädigt, schon ziemlich fragwürdig. Wurde hier zu meinem Entsetzen ja schon mal neulich gesagt, dass das
HG-Tragen die weitere Hörschädigung durch die Lautstärke beschleunigen kann. Aber wenn das fachlich für richtig erwiesen ist, dann ist es eben so.
Auch die Lautheitsverträglichkeitsprüfung kann und konnte ich mit meinem Laienverstand nicht so ganz nachvollziehen: Wenn man bei dieser Prüfung die Lautstärke in den einzelnen Frequenzen angekündigt und langsam steigernd hochfährt, kann man natürlich, weil erwartend, sehr viel mehr aushalten, als wenn man im natürlichen Leben unvermittelt auf solche Lautstärken trifft. Ich vertrau(t)e da bislang den Experten, die werden ja schon wissen, was da mittels Forschung und Lehre in der Praxis oft angewandt wird.
@Dani - Mit dem Kindergarten: ich bin seit einigen Jahren nicht mehr an der Basis, sondern in übergeordneten Ebenen in dem Bereich tätig. An der Basis wäre ich mit dem Hörschaden und der Hörgeräteversorgung ein Verrentungsfall. Das geht, wie so manch’ anderes im Leben eben nicht mehr. Das Leben mit
HG ist ein Kompromiss. Ich musste lernen: HG sind Behinderungserleichterungen, aber (leider) keine Abschaffungsmöglichkeiten für die Behinderung. Auch das gehört wohl zur Eingewöhnungsaufgabe.
