SH Kind und Familienfeiern

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Bina
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SH Kind und Familienfeiern

#1

Beitrag von Bina »

Hallo,
ich möchte Euch mal fragen, wie es bei Familienfesten Eurem SH-Kind geht.
Heute war es wieder mal ganz typisch: Jonas (8) sitzt am Tisch, Opa erzählt was und er bekommt nichts mit. Also fragt er mich dauernd, was Opa denn nun erzählt hat. Oft sage ich es ihm dann, aber manchmal habe ich nicht die Zeit oder die Ruhe, weil viele auf einmal reden und es sowieso nichts Wichtiges von Opa war.
Opa wiederholt auch nicht, das ist ihm zu anstrengend, seine Stimme trägt auch nicht mehr so.

Bei größeren Festen verzieht er sich meistens nach dem Essen, wo er vom Gespräch kaum etwas mitbekommt, in sein Zimmer. Das tut mir total leid, aber ich kann es nicht auffangen, wenn Gäste da sind. Da er leider das einzige "große" Kind in der Familie ist, ist auch keiner da, der mit ihm geht.

Wie ist es bei Euch, wenn Ihr feiert oder am Tisch sitzt?

Danke für Eure Antworten
Sabine
Andrea Heiker
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Re: SH Kind und Familienfeiern

#2

Beitrag von Andrea Heiker »

Ätzend, ist das. Befriedigend kann man das kaum lösen. Aber ich finde es wichtig, dass die Familie darauf zumindest etwas Rücksicht nimmt. Wenn es Opa zu anstrengend ist zu wiederholen, dann sollte das Gespräch zumindest eine Pause machen, bis ihr Eurem Sohn das Ganze kurz wiederholt habt. Ohne Rücksichtsnahme wird Euer Sohn spätestens als Teenager auf Familienfeiern verzichten. Ich habe das auch eine Weile getan. Mittlerweile gehe ich wieder hin, aber ich sehe zu, dass ich das Meiste mitbekomme.
Seit ich ein CI habe, ist das aber leichter geworden.

Was absolut Scheiße ist, wenn andere entscheiden, ob das Wichtig genug ist, um wiederholt zu werden. Das möchte ich schon gerne selbst entscheiden. Ich finde den Satz "War nicht so wichtig" eine Bevormundung und nehme das den Leuten ziemlich übel.

Gruß
Andrea
seit Geburt an Taubheit grenzend schwerhörig, im Alter von zwei Jahren mit zwei Hörgeräten versorgt, seit 2002 ein CI
Sabine
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Re: SH Kind und Familienfeiern

#3

Beitrag von Sabine »

Hallo Sabine,

schön, wieder von Dir zu lesen.

Ich kann zu dem Thema nicht viel beisteuern, da Christian auch in größerer Runde recht gut zurechtkommt.
Ich möchte aber auf jeden Fall Andrea zustimmen, dass es für den Betroffenen traurig bis ärgerlich ist, wenn das Umfeld entscheidet, was wichtig ist und was nicht.
Christian akzeptiert eine Vorauswahl durch andere nicht. Wenn er nachfragt und jemand sagt Sachen wie: War nicht so wichtig/ist schon gut/ich habe nur mit XY gesprochen ...
reagiert er penetrant:
Aber WAS hast du denn gesagt?
Ich habe was gefragt, gib mir eine Antwort (manchmal mit "bitte", meistens nicht *g*).

Ich finde das vollkommen in Ordnung und unterstütze ihn darin. Nicht alles ist für Kinderohren gedacht, aber das, was er hören könnte/sollte, wenn er normalhörend wäre, soll er jetzt auch hören und verstehen können, zur Not nach mehrmaligem Wiederholen.

Könnte man vielleicht Kommunikationsregeln aufstellen für Familienfeiern oder ähnliche unübersichtliche Situationen? Das z.B. immer nur einer spricht?
Wir sind eine sehr laute, gesprächige Familie. Einer quatscht eigentlich immer, meistens zwei. Manchmal wird selbst mir das zuviel, und dann übernehme ich das Prinzip aus dem Kiga/der Schule der Jungs. In Kreisgesprächen meldet man sich da, wenn man etwas sagen möchte.
Nun denke ich nicht, dass Opa erst die Hand heben sollte, um zu Wort zu kommen, aber Erwachsenen sollte es doch möglich sein, solche Regeln einzuhalten, wenn damit Deinem Sohn geholfen werden könnte?

Noch etwas anderes ... ich war auch lange Zeit immer das älteste Kind auf solchen Feiern (meine älteren Geschwister sind viiiiel älter, und meine "kleine" Schwester ist viiiil jünger).
Ich durfte mir damals immer eine oder zwei Freundinnen einladen, um die ganze Angelegenheit für mich etwas attraktiver zu gestalten.
Wäre das vielleicht eine Möglichkeit für Euch?

Liebe Grüße und alles Gute,
Sabine
Maike
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Re: SH Kind und Familienfeiern

#4

Beitrag von Maike »

Hallo Bina,

ja, ich kann Andrea und Sabine nur vollstenst zustimmen. Andrea, weil es
einfach nicht geht, dass andere entscheiden, was wichtig ist und was nicht.
Das geht einfach nicht - und es ist die sicherste Garantie, dass Jonas
später Eure Familienfeiern komplett boykottieren wird. - Den "Klatsch des
Nachbarn" nicht mitzukriegen - unabhängig vom Wichtigkeitsgrad - das geht
schlicht und einfach nicht.

Natürlich kann man nicht alles mitkriegen, das ist auch etwas, was das Kind
oft genug erfährt - und womit es auch klar kommen lernen muss, z.B. draußen
auf der Straße, in Geschäften, auf Ämtern. ABER: Bei Familienfeiern oder
Festen, in denen die GANZE Familie außer dem Kind was mitbekommt, ist es
sehr übel für das Kind.

Mein Glück war, dass ich zwei Schwestern habe und davon die mittlere selber
hörgeschädigt ist, so dass ich nicht alleine war mit dem Nichtverstehen. Da
ist es ein echtes Geschenk für mich gewesen, dass meine Schwester auch
hörbehindert ist. Deshalb ist die Idee von Sabine absolut SUPER (könnte
Dich, Sabine, dafür dicke drücken!!!), ein oder zwei hörgeschädigte Freunde
auf die Feier mitzubringen. Das hat doppelt gute Wirkung: a) ist Jonas nicht
alleine und b) zeigt Jonas damit der übrigen Verwandtschaft: auch ich kann
mich vollwertig mit unterhalten (das ist sehr sehr wichtig und wird oft von
Hörenden unterschätzt - oft erinnere ich mich, wie ich bei Treffen mit nur
Hörenden vor dem CI gedacht habe: Wenn ich jetzt mit Hörgeschädigten
zusammen wäre, die Hörenden hier würden sich wundern, wie das abgeht...)

Später, als ich Jugendliche wurde, wurden die Konflikte bei Besuchen/Feiern
immer größer bei uns: "Was hat XY gesagt?" Meine Mutter war komplett
überfordert, wollte es mir recht machen - und die Feier ging aber weiter...

Da hat mein Vater dann die supergute Idee gehabt: ALLE bei Tisch müssen so
reden, dass ich sie verstehen kann, wenn etwas Neues erzählt wird. D.h.,
dass sie mich dabei auch anschauen müssen, obwohl sie eigentlich das meinen
Eltern erzählen wollen. - Diese Regelung wurde von manchen Besuchern nicht
immer konsequent eingehalten, aber solche waren dann für mich "unten durch",
ganz besonders unser damaliger Pfarrer! (= der redete immer superdeutlich
mit mir alleine, aber zu Tisch mit anderen schämte (!!!) sich der Kerl - da
war er sowas von untendurch bei mir - hab noch nie einen größeren
"Redewaschlappen" als ihn erlebt...). Wer sich dann an die Regelung hielt,
der wurde von mir hoch geachtet - und dann konnte ich auch problemlos
akzeptieren, wenn er mal "kleine Schwätzchen" mit meinen Eltern am Tisch
hielt, von denen ich nichts mitbekam, denn bei interessanten Neuigkeiten
wusste ich, dass ich sie auch mitbekommen würde.

Also ich bin meinem Vater sehr dankbar, dass er das verstanden hatte und
hier für "Ordnung" sorgte, wenngleich es ihm nicht immer gelang bei
bestimmten Leuten - er hat dann immer selber deutlich geredet, dass ich
zumindest ihn verstehen konnte. Aber das war dann kein Problem mehr für
mich.

Vielleicht, Bina, hilft es, wenn Ihr selber da mit gutem Beispiel voran geht
und z.B. selber deutlich redet, dass Jonas verstehen kann. Das zieht dann
eher die anderen mit. Oder wenn einer nicht deutlich sprechen kann, dann
Gesprächspausen einlegen, in denen Jonas alles weiter erzählt wird. Wenn er
dann noch 1-2 Spielkameraden (möglcihst hörgeschädigt, denn hörende würden
wieder "alles" verstehen) dabei hat, dann wird er eh nicht mehr so daran
interessiert sein, ALLES mitzubekommen.

Ich finde es klasse, dass Du das hier zum Thema machst. Ich kenne nämlich
SchulkameradInnen, die genau deshalb Familienfeiern boykottieren - bis
heute.

Liebe Grüße
Maike
von Geburt an gehörlos, lautsprachlich aufgewachsen (kann aber auch DGS), 2 CI's seit Dez 2000 und Juli 2003
Gudrun
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Re: SH Kind und Familienfeiern

#5

Beitrag von Gudrun »

Hallo Bina (um mal von der anderen Sabine zu unterscheiden :): ),

ich kenne das Problem von mir selbst. Der Satz "Ist nicht so wichtig" macht mich wirklich wahnsinnig wütend. Es sind oft gerade die "unwichtigen Dinge", die am interessantesten sind.

Ich kann nur einen schwachen Trost vermitteln, dass Vieles, was die "Großen" untereinander erzählen, auch für hörende Kinder uninteressant und zum Teil nicht verständlich ist; ich erlebe das z.B. bei einer 10jährigen Cousine.

Sabines Idee, an dem Tag Freunde einzuladen, finde ich toll. Das können ja auch hörende Kinder sein, wenn sie das hörgeschädigte Kind nicht ausgrenzen.

Den Ansatz von Maike, dass jeder "hörgeschädigtengerecht" spricht, finde ich auch sehr gut, aber nicht einfach zu realisieren. In meiner Familie spricht keiner gezielt hg-gerecht mit anderen Hörenden. Ich kann meine Mutter jedoch nahezu problemlos verstehen, auch wenn sie Dialekt spricht. Mein Vater und mein Bruder können perfekt mit mir sprechen, doch wenn sie mit anderen sprechen, verstehe ich nur noch Fetzen, weil sie mit kleinem Mundbild sprechen (off topic: das ist einer der wichtigsten Gründe, warum ich mich für die auditiv-verbale Förderung so sehr einsetze!).
Aber wenn mich was interessiert, klinke ich mich ein und dann achten Vater und Bruder auch darauf, dass ich die Inhalte mitkriege. Ich muss dazu sagen, dass ich nicht der Typ bin, der Wert darauf legt, 100% mitzubekommen; denn Familiengespräche finden fast immer bei Essen statt, und ich widme mich lieber meinem Essen als auch noch aufmerksam zuzuhören.

Ich habe festgestellt, dass vor allem Leute, mit denen ich problemlos Dialoge führen kann, mich in einer größeren Runde gezielter einbindeten, erst recht dann, wenn ich zeigte, dass mich das Gespräch interessierte.

Wie gut kann sich Jonas mit deinem Opa verständigen? Wie sind seine Empfindungen, stört es ihn auch, nichts oder nur wenig zu verstehen?

Du kannst das machen, was Sabine und Maike schrieben, Freunde einladen, hg-gerecht sprechen; wenn Jonas aber am Tisch sitzen "muss" und es keine anderen Kinder gibt (z.B. bei einem Fest in einem Lokal), kannst du auch Materialien mitnehmen, mit denen er sich notfalls allein beschäftigen kann (z.B. Malen, Basteln ohne Kleber, Spielen).

Außerdem würde ich Jonas dazu erziehen, nicht nur dich, sondern auch andere zu fragen. Dann sagst du laut und deutlich (dass es jeder hören kann): "Lass' dir das vom Opa erzählen."

Ich würde außerdem versuchen, den Dialog zwischen Opa und Jonas zu fördern, um Hemmschwellen abzubauen; du kannst Jonas z.B. etwas geben, das er seinem Opa zeigen soll (und dann entspinnt sich daraus hoffentlich ein Gespräch). Wenn Opa dich dann dazu etwas fragen sollte, sagt du z.B.: "Das musst du den Joans fragen." Ist eine Mutprobe für schüchterne Kinder, erst recht, wenn sie auch noch hg sind, aber es lohnt sich!

Sorry, ist lang geworden, aber ich habe schon gekürzt, wo ich konnte. :rolleyes:

Liebe Grüße,
Gudrun
waldfee
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Re: SH Kind und Familienfeiern

#6

Beitrag von waldfee »

Hallo !!!
Wir hatten gestern eine Familienfeier!!Weil ich Eure Beiträge gelesen hatte, habe ich einfach mal mehr darauf geachtet, wie Laura damit so umgeht!
Sie sitzt zwar immer bei uns, aber kriegt halt auch kaum etwas mit, aber sagt auch nichts.
Ich habe zu ihr gesagt, sie soll es sagen, wenn sie was verstehen möchte.Aber sie sagt, wenn so viele da sind und sie nur noch von den Lippen ablesen kann, ist ihr das zu anstrengend, weil sie sich so konzentrieren muss.Sie hat dann irgendwann angefangen ihren neusten Schwerbehindertenbescheid laut vorzulesen.
Ich denke, sie wollte umbeding die Stelle vorlesen, wo steht, dass laut HNO-Befund noch eine Resthörigkeit vorhanden ist, aber so weit ist sie gar nicht gekommen.Wenn so viele Leute da sind, hält sich einfach keiner an irgendwelche Regeln. Ich denke, es ist bestimmt nicht böse gemeint, weil Laura wirklich von allen sehr gemocht wird, und wir auch wirklich viel,viel Aufklärungsarbeit betrieben haben.
Vielleicht ist unsere Familie auch einfach noch nicht si weit. Keine Ahnung!! Sonntag ist die nächst Familienfeier, mal sehen, wie es dann klappt!!
Viele Grüße...
Uta
Sabine
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Re: SH Kind und Familienfeiern

#7

Beitrag von Sabine »

Hallo Uta,

es wird sicherlich mit zunehmender Gästezahl schwieriger, auf die Einhaltung bestimmter Regeln zu achten. Für die Leute ist es ja auch erstmal ungewohnt.
Es muss aber möglich sein, wenn ich sehe, dass das sogar - wie in Christians Kiga-Gruppe - 16 Dreijährige sehr gut schaffen :-)

Hoffnung besteht immer. Ich erinnere mich an meinen Vater, der nach Christians Diagnose aus irgendeinem Grund schlimmer unter Schock stand als irgendjemand anderes aus der Familie. Er fing irgendwann mal an zu singen und unterbrach sich dann mit dem Kommentar: Das kann ich ja auch lassen, der Junge hört ja nix.
Ich wusste nicht, ob ich heulen oder auf ihn losgehen sollte.
Mittlerweile ist die Kommunikation zwischen Opa und Enkel bestens.
Nächsten Sonntag kannst Du die Übung ja gleich vertiefen :-)

Ich wünsch' Euch viel Glück - vor allem für Laura,

Maike
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Re: SH Kind und Familienfeiern

#8

Beitrag von Maike »

Hallo waldfee,

wenn zu viele Gäste da sind, dann kann sich auch ein Hörender nicht mit
allen unterhalten, meist nur mit seinem tischnachbarn. Das ist auch für SH
o.k. - schwierig ist es nur, wenn so eine Feier oder durch Besuch etc. eine
Gesamtzahl von z.b. 8-10 Leuten an einem Tisch sitzt - also alle
eingeschlossen sind in einen Kreis - in eine Gemeinschaft - udn das sh Kind
sitzt mittendrin und kriegt nichts mit. Das ist das eigentlich Schwierige.

Große Familienfeiern sind eigentlcih weniger bis kein Problem für mich
gewesen, denn da gab es immer genügend Leute, mit denen ich mich unterhalten
konnte.

Ganz abgesehen davon, dass sich die Regeln bei größeren Feiern eh nicht
einhalten lassen und auch nicht dafür geeignet sind.

Liebe Grüße
Maike
von Geburt an gehörlos, lautsprachlich aufgewachsen (kann aber auch DGS), 2 CI's seit Dez 2000 und Juli 2003
Maike
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Re: SH Kind und Familienfeiern

#9

Beitrag von Maike »

P.S.: Was bei Feiern wie Jubiläen etc. immer sehr hilfreich war: Wenn die
Redner angehalten werden, ihre Reden etc. zu kopieren für das sh
Kind/Jugendlichen. - Und dass die Mikroportanlage ggf in Einsatz kommt: Bei
uns in der Familie ist auf Hochzeiten etc. die FM-Anlage für mich und meine
Schwester grundsätzlcih immer in Einsatz - und wir bekommen grundsätzlich
auch immer die Kopien in die hand.
von Geburt an gehörlos, lautsprachlich aufgewachsen (kann aber auch DGS), 2 CI's seit Dez 2000 und Juli 2003
waldfee
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Re: SH Kind und Familienfeiern

#10

Beitrag von waldfee »

Hallo Maike,hallo Sabine!
Es waren gestern 12 Erwachsene (meinen Mann und mich eingeschlossen). Ich hätte eigentlich gedacht, dass das überschaubar ist!! Na ja!
Das mit der Mirkoport ist eine klasse Idee!
Werden wir Sonntag ausprobieren (wenn es klappt!). Im allgemeinem sträubt sich die Familie irgendwelche Sonderwünsche zu berücksichtigen. Da werde ich wieder sehr alleine sein! Aber ich habe mir fest vorgenommen; wenn die nicht mitziehen, dann nehm ich mir meine Tochter und gehe! Ich habe absolut den Punkt erreicht wo ich keine Lust mehr habe, dass ihre Schwerhörigkeit runtergespielt wird. Entweder die liebe Familie (eingentlich eher die meines Mannes), unterstützt uns, oder die können mich mal......
viele liebe...
Uta
P.S.: Eigentlich können sich mich sowieso schon lange....
Sabine
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Re: SH Kind und Familienfeiern

#11

Beitrag von Sabine »

Hallo Uta,

das Problem "Familie des Mannes" kenne ich nur zu gut.
Ich habe dann irgendwann Konsequenzen gezogen, und jetzt geht's es uns besser.
Die Familie zeigt jetzt wieder Interesse an meinem Mann und den Kindern ... wahrscheinlich ist es ihnen jetzt nicht mehr so peinlich, einen Enkel mit Behinderung zu haben, denn offenbar klappt's ja mit ihm im Kiga.
Leider, leider kommt die Einsicht aber ein bisschen zu spät :-)
Bevor ich mich hier noch weiter auslasse, wünsche ich Euch einfach, dass es bei Euch auf friedlichem Wege klappt.

Liebe Grüße,

waldfee
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Re: SH Kind und Familienfeiern

#12

Beitrag von waldfee »

Hallo Sabine!
Na, ich gleube, dass mit dem "friedlichen Weg" wird wohl nichts! Ich bin 1. ja nur angeheiratet, und dann auch noch so veranlagt, immer offen und ehrlich meine Meinung zu sagen (so was gibt es in der Familie nicht!). Die haben Geld und ihnen gehts schlechter als allen anderen! Noch irgendwelche Fragen? Dazu kommt noch, dass Laura leider auch " nur " geheiratet worden ist, weil meine Mädchen aus meiner 1. Ehe sind. Also: Denkbar ungünstige Ausgangssituation !!
Aber, wird schon schiefgehen!!
Für die Kinder kann man sich ja immer leichter gerademachen, als für sich selbst!
Viele Liebe...
Uta
P.S.: Vielleicht werde ich ja doch noch krank!!
hadhami
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Re: SH Kind und Familienfeiern

#13

Beitrag von hadhami »

Hallo!
ich finde solche postings wirklich interessant. als hörende mutter habe ich viel zu lernen, denn egal wie lange und wie oft ich es versuche, mir vorzustellen, wie ist es, wenn jemand nicht hört, bleibt es für mich unvorstellbar.
ich bin dankbar für die vielen hilfreichen tips, obwohl mein sohn eigentlich noch zu klein ist und er steht sowieso immer im mittelpunkt :)
ich bin auch sehr froh, dass sowohl meine eltern als auch meine lieben schwiegereltern super mit der situation und mit ihm umgehen.
es wird gesungen, es wird erzählt, es wird gerufen... sie lieben ihn so wie er ist und wir sind alle super stolz auf ihn.

viele grüße
hadhami
Hadhami
Sohn Taha, geb. 04.09.02, gehörlos, 1 CI seit 11/03, 2tes CI seit 02/07
Sabine
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Re: SH Kind und Familienfeiern

#14

Beitrag von Sabine »

Hallo auch von mir nochmal,

wollte doch nochmal kurz Bezug nehmen auf eines von Maikes Postings weiter oben:

"Deshalb ist die Idee von Sabine absolut SUPER (könnte
Dich, Sabine, dafür dicke drücken!!!), ein oder zwei hörgeschädigte Freunde
auf die Feier mitzubringen."

Es liegt natürlich erstmal nahe, dass diese Freunde am besten auch hörgeschädigt sein sollten.
Genauso gut ist es aber auch denkbar, dass ein hörbehindertes Kind von hörenden Freunden Unterstützung erfährt auf solchen Festen oder sonstwo. Wenn es FREUNDE sind, ist das möglich.

Ich bin bestimmt kein unverbesserlicher Optimist, eher im Gegenteil.
Aber es ist mir ein Anliegen, immer wieder darauf hinzuweisen, dass ein hörbehindertes Kind gut eingebunden sein kann.
Wenn das nicht gleich funktioniert, liegt es nicht unbedingt (nur) an der Hörbehinderung, sondern evtl. am Umfeld, so traurig das dann sein mag.

Christian hat keine hörbehinderten Freunde. Er kennt hörbehinderte Kinder, aber es hat sich keine Freundschaft ergeben.
Aber er hat hörende Kinder an seiner Seite (Nachbarschaft, Kiga), von denen eine einfach eine natürliche Gabe haben, ihn miteinzubeziehen, ohne dass jemals jemand das mit ihnen besprochen oder geübt hätte.
Nun gut, er ist erst 3 Jahre und verschafft sich Aufmerksamkeit, wenn nötig.
Man kann das nicht vergleichen, aber es ist mir einfach wichtig, immer wieder zu sagen, dass es auch anders geht.
Wenn man das weiß, verändern sich vielleicht auch die eigenen Ansprüche, weil man weiß, dass man nicht zuviel erwartet?

Wir machen die Erfahrung, dass viel auch davon abhängt, wie man selber auf die Menschen zugeht, welche Starthilfe man ihnen im Umgang mit der Hörbehinderung gibt/vorlebt.
Ich habe einige Leute aus unserem Umfeld über Bord werfen müssen, aber die, die geblieben bzw. neu dazugekommen sind, geb' ich nicht mehr ab :-)

Hoffe, ich habe mich hier halbwegs verständlich ausgedrückt, falls nicht, bitte einfach Bescheid sagen. Ich versuch's dann nochmal.

Liebe Grüße,

Nina M.
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Re: SH Kind und Familienfeiern

#15

Beitrag von Nina M. »

Hui,

hier gehts ja rund. Da muss ich nun auch mal meinen Senf dazu beitragen. :)

Bei uns war das auch Anfangs sehr problematisch, vor allem weil ich ja eben früher hörend war und dann zunehmend immer schlechter gehört habe. Das ist auch für eine Familie sehr, sehr schwer nachzuvollziehen. Zudem gehts bei uns bei Familienfeiern mit 10 Leuten immer SEEEHR kommunikativ zu, es ist schon ein Wunder, wenn mal NUR 2 Leute gleichzeitig reden. :D
Für mich war das auch eine zeitlang sehr schwierig, vor allem zu der Zeit als ich meine eigene Schwerhörigkeit noch nicht so recht akzeptieren konnte.

Heute geht es besser, weil ich für mich Prioritäten setzen kann. Wenn ich mal gar nichts mehr mitkriege halt ich mich an die Personen die ich gut verstehe und lasse mir das Thema kurz zusammenfassen damit ich den Faden wiederfinde.
Hinzu muss ich aber sagen, dass meine Family in der Hinsicht schon sehr rücksichtsvoll ist, mittlerweile wissen auch alle wie sie damit umzugehen haben und jeder guckt mich an wenn er/sie was von mir will.

Was den Satz "War nicht so wichtig!" angeht kann ich den anderen nur zustimmen! Es ist einfach sch... sowas zu hören.
Der Witz ist aber auch: wenn wir mit 10 Hörgschädigten in der Kneipe sitzen und mir ein hörgeschädigter Sitznachbar sagt "Das war nicht so wichtig." kann ich das akzeptieren. Wenn es aber ein Hörender sagt kriege ich einen dicken Hals!!!
Keine Ahnung warum, aber irgendwie ist diese Bevormundung durch Hörende schlimmer. :)

Die Mirkoportanlage einzusetzen halte ich für ne gute Idee, vor allem weil das auch total zum Ausdruck bringt: Hier sitzt ein Hörgeschädigter!!! Ansonsten ist eine Hörbehinderung ja eher unsichtbar, aber wenn man demonstrativ die FM Anlage auf den Tisch stellt müssen die Leute ja irgendwie reagieren.

Und wenn gar nix geht und sich alle blöd verhalten, dann würde ich auch die Konsequenz ziehen: einfach gehen!

Gruß,
Nina
Schwerhörig seit dem 11. Lebensjahr, beidseitig mit CI's versorgt (1. CI 6/2003, 2.CI 10/2006)
waldfee
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Registriert: 19. Jul 2003, 08:38
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Re: SH Kind und Familienfeiern

#16

Beitrag von waldfee »

Hallo Ihr!
Na, so ein Glück ??
Laura hat eine Mandelentzündung und kann "leider" nicht mit zur Familienfeier!!
so einfach erledigen sich manche Dinge von alleine!!
Viele Grüße....
Uta
Juliane
Beiträge: 19
Registriert: 14. Dez 2003, 13:13
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Re: SH Kind und Familienfeiern

#17

Beitrag von Juliane »

Hallo ihr!

So, jetzt habe ich auch mal Lust, was dazuzugeben...

Erst mal zu Waldfee:
Ich glaube, du hast dich doch davor gefürchtet, mit Laura zu dieser Familienfeier zu gehen??? Ich finde es schon richtig und wichtig, wie du schreibst, dann eben die Familienfeier samt Tochter zu verlassen, wenn sich keiner darauf einstellt.

Zum Thema Familienfeiern kann ich selber leider kaum etwas beisteuern, weil meine Verwandten sehr weit weg wohnen. Aber ich habe z.B. auf meinen Geburtstagsfeiern die Erfahrung gemacht, dass ein runder Tisch für mich sehr wichtig ist, weil ich dann zumindest jeden sehen kann und immer die Möglichkeit habe, Gesprächen durch Lippenlesen zu folgen.
Ich habe momentan sehr wenig Probleme damit, nicht viel zu verstehen, wenn die Runde groß ist (wir waren das letzte Mal zu zehnt): Ich begnüge mich auch oftmals damit, Menschen zu beobachten, ihre Gestik, ihre Mimik und vor allem immer mal Gesprächsfetzen einzelner Gespräche abzulesen. Meine Eltern halten das für gar nicht gut, sie meinen, ich würde mich zu sehr ausgrenzen - aber mal ehrlich, wenn mir das genügt, auch nur Fetzen mitzubekommen und eher zu beobachten, dann ist das doch nicht schlimm?! Wenn ich will, dann kann ich auch hören.

Zur Mikroport-Anlage und dem Bewusstsein Hörender der Schwerhörigkeit eines Anwesenden:
Ich gehe auf eine Regelschule, meine Klasse benimmt sich normalerweise auch so wie die Chaoten einer Regelschule es nun mal tun... aber sobald sie ein Referat halten oder einfach nur längere Texte vorlesen, fragen sie von selber nach der Anlage, gehen bewusster mit meiner Schwerhörigkeit um. So besch... einige Charaktere meiner Klasse auch sein mögen - ich bin stolz auf die Kooperation, die sie (und auch die Lehrer) mir entgegenbringen! Ich habe neulich im Museum erstmals auch die Mikroport bei einer Führung eingesetzt. Es war zwar anfangs nicht ganz leicht für mich, mich zu überwinden und auf die Frau zuzugehen - aber sie war total offen für meine Problematik. Erstaunt hat mich auch die Begeisterung, mit der sie die Anlage trug! Sie meinte gleich als erstes: "Wow, das Ding verstärkt ja sogar meine Stimme!" (war natürlich eher Suggestion, aber amüsant) Ich habe daraus gelernt, nun in allen Situationen, die sich dafür anbieten, die Mikroport auszuprobieren.
Das Erklären der Mikroport hat mir übrigens schon oft genug die Möglichkeit geboten, mit Hörenden ins Gespräch zu kommen, Missverständnisse und vor allem Hemmschwellen gegenüber der Schwerhörigkeit zu überwinden: Museumsführer (bisher eine), Lehrer, vor allem auch Vertretungslehrer, die sich fragen, "was für ein Ding" da auf dem Lehrerpult liegt. Aber auch hier darf ich meine Klassenkameraden lobend erwähnen: Ich verhalte mich ganz still und antworte nicht - ich lasse die anderen erklären, was eine Mikroport-Anlage ist und warum man und wer sie braucht... Habt ihr so was schon mal erlebt? :)

Sorry, ich weiche hier echt vom Thema ab, aber eines muss ich noch mal los werden. Ich war heute bei einer Fahrschule, mich wegen Motorroller-Führerschein erkundigen. Irgendwann fragte ich dann natürlich auch, welche Bedingungen es für Schwerhörige z.B. bei der praktischen Prüfung gibt. Ich hatte vielleicht 20 Minuten gerade mit der Frau - ohne Mikroport - gesprochen, da guckt sie mich an, als ich sie frage: "Aber hören kannst du?" Haaaaalloo???!!!

Lieben Gruß,
Juliane
waldfee
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Registriert: 19. Jul 2003, 08:38
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Re: SH Kind und Familienfeiern

#18

Beitrag von waldfee »

Hey Juliane!
Stimmt, ich wollte nicht wirklich zu der Familienfeier!!
Wir waren dann aber doch da! Laura krank, aber hochmotiviert und mit der Mikroportanlage unterm Arm. Ich, mit mulmigen Gefühl, aber auch hochmotiviert, im Bauch!
Um es kurz zu machen! Das war das letzte Mal!!!!
Außer, "na Kleine, mit der ganzen Technik um den Hals", wurden Laura und ich, samt Mikroport total ignoriert. Ich bin betreffenden Redehaltern (Onkel meines Gatten) hinterhergelaufen und habe "bitte, bitte" gemacht. Nix, keine Reaktion!! Er hat uns einfach stehen lassen. Nachdem wir uns wieder gsammelt hatten (und überlegten jetz gleich zu gehen!), sind wir nochmal zu meiner Schwiegermutter! Nächster Versuch! O-Ton meiner Schwiegermutter: "Oh nein, damit kann ich nicht umgehen (sollte sie ja auch gar nicht!)!!
Danach hat meine kranke,enttäuschte Tochter die Mircoportanlage wütend ins Auto geschmissen!
Wir haben uns dann in die letzte Ecke gesetzt, uns sind auch bald wieder gegangen. Leider ist mein Mann auch nicht der Mensch, der den Lauten macht, und sich durchsetzt, und für mich (nur angeheiratet), ist es so gut wie unmöglich!
Mein Bauchgefühl hat mir Recht gegeben und ich habe mir im Nachhinein gewünscht, ich hätte Laura das erspart!
Zum Glück ist erstmal keine große Feier von der Familie in Sicht!
Viele Grüße......
Uta
shop-family
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Wohnort: Fürstenfeldbruck

Re: SH Kind und Familienfeiern

#19

Beitrag von shop-family »

Liebe Uta,

dass ist ja mehr als grausam! Es ist für einen Erwachsenen schon schlimm genug an solche Grenzen zu stoßen, aber für Kinder ist es eine deutlich Ausgrenzung. Einfach unfassbar!!

Ratschläge hast Du sicher schon eine ganze Menge gehört. Heute will ich Dir auch keinen geben, nur so viel, ich habe das auch schon einmal erlebt, bin kurzerhand zum Podium und meinem Frust Luft gemacht. Es hat soviel geholfen, dass erst mal alles still war. Nach und nach sind die Leute auf mich zu und haben um die Mikroport-Anlage gebeten. Ist jetzt zwei Wochen her - ich habe immer noch ein komisches Gefühl im Magen.

Kopf hoch und alles Gute weiterhin
wünscht ANKE
Gudrun
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Registriert: 9. Jul 2002, 23:22
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Re: SH Kind und Familienfeiern

#20

Beitrag von Gudrun »

Hallo Juliane,

ich habe es auch bei meiner Klasse erlebt, dass sie meinen neuen Lehrern die FM-Anlage erklärt haben oder mir bei Referaten einfach Skripte in die Hand drückten, damit ich nicht mitzuschreiben brauchte. :)

Hallo Uta, wie war das? Wollten eure Verwandten die FM-Anlage nicht tragen?! Mit welcher Begründung???
Hast du ihnen erklärt, wie das Ding geht?

Ich hätte sie übrigens nicht gefragt, sondern ihnen das Ding angesteckt und Punkt. In der Schule habe ich meine Lehrer nie gefragt, sondern ihnen die FM-Anlage einfach gegeben und sie mussten sie tragen, ob sie wollten oder nicht. Da war ich ganz rigoros.
Im Studium habe ich (ein einziges Mal) eine Abfuhr erhalten, aber da es um eine wichtige Prüfung ging, habe ich mich lieber gefügt (wo man gerade bei einer Prüfung erst recht unter Stress steht!). Ich habe mich nach Erhalt meiner Prüfungsnote deutlich kühl verabschiedet.

Liebe Uta, gib nicht auf, sondern gib deinen Verwandten die Anlage. Die sollen sich nicht so anstellen. Ich finde, es ist keine Lösung, wenn du auf Dauer wegbleibst. Wenn die sich beim zweiten oder dritten Anlauf immer noch so anstellen, würde ich ihre Familienfeiern boykottieren (und sie wissen lassen warum! Das ist ganz wichtig und muss wahrscheinlich jedes Mal bei einer Einladung wiederholt werden!).

Wie gut kommst du denn mit den Verwandten aus und wie sehr mögen sie und Laura sich? Davon hängt's auch ein wenig ab, wie du dich verhalten sollst. Wenn sie sich mögen, würde ich nicht lockerlassen, wenn aber Differenzen an der Tagesordnung sind, dann Familienfeiern ade!

Liebe Grüße,
Gudrun[size=small]

[Editiert von Gudrun am: Samstag, Dezember 20, 2003 @ 06:49 PM][/size]
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