Brittany hat geschrieben: ↑17. Aug 2021, 10:39
Ich habe mal gehört, dass von der ersten Erkenntnis oder Diagnose oder was-auch-immer bis zur Anschaffung von Hörgeräten im Schnitt 10 Jahre vergehen. 10 Jahre! Hörgeräte sind einfach total uncool, keiner will sie haben.
In meinem Bekanntenkreis bin ich schon lange "die taube Nuss". Alle (einschließlich mir) hatten das für eine Schrulligkeit gehalten.
Kann mir echt vorstellen, dass das viele Jahre dauern kann, etwas zu tun. Ich habe mir auch schon etliche Jahre lang vorgenommen, endlich mal testen zu lassen - und ich habe es auch testen lassen, das war aber bis letztes Jahr maximal geringfügig (und ich bin da auch nie dran geblieben, gebe ich zu).
Brittany hat geschrieben: ↑17. Aug 2021, 10:39
Bei Dir finde ich nun sehr auffällig, dass Du oft betonst "ich brauche sie ja eigentlich nicht". Ob man "sie braucht" oder nicht, ist ja nicht gottgegeben und hängt letztlich (meiner Ansicht nach) auch nicht an irgendwelchen Zahlen. Die einzige, entscheidende Frage ist: ist das Leben ohne Hilfen wirklich noch "normal" und halbwegs anstrengungslos machbar.
DAS hat bei mir vorhin reingehauen. Du hast nämlich Recht. Das sage ich andauernd, auch im echten Leben. Aber eigentlich, dachte ich, eher, weil ich mich nicht schlimmer darstellen wollte, als es ist. Also im Grunde als "im Vergleich zu EUCH geht es mir doch richtig gut"-Hinweis. Aber da steckt mehr dahinter, ich denke, dass du da einen wirklich guten Punkt hast!
Brittany hat geschrieben: ↑17. Aug 2021, 10:39
In Bad Nauheim hat der Audiotherapeut Oliver Hupka (der viel dazu beigetragen hat, mir über meinen Erstschock hinwegzuhelfen) einmal total genial und ziemlich lustig zusammengefasst und vorgespielt, was man so für "Ausreden" und "Gründe" hat. Darunter auch "Es GEHT ja noch SO!"
Ja, bei mir geht es auch so. Aber trotzdem brauche ich Hörgeräte.
Brittany hat geschrieben: ↑17. Aug 2021, 10:39
Bei Dir habe ich ein bisschen den Eindruck, dass Du Dich auch etwas dagegen sträubst und gerne daran festhalten willst, dass Du nicht "richtig" schwerhörig bist. Ich glaube, wenn man sich selbst eingesteht: "Doch, verdammt noch mal. Ich brauche Hörhilfen" wird es letztlich einfacher.
Das mag tatsächlich eine Rolle spielen. Ich bin einäugig blind und das auch seitdem ich ein Kind bin. Diese "Behinderung" war nicht immer nur spaßig, auch wenn sich meine Probleme damit in Grenzen halten (und gehalten haben, ich hatte tolle Eltern, die viel Zeit und Mühe investiert haben, mit mir bspw. Werfen und Fangen zu üben und so weiter). Vielleicht ist die Einsicht, dass "noch ein Sinn Probleme hat", eine, die mir unterbewusst Probleme macht.
Brittany hat geschrieben: ↑17. Aug 2021, 10:39
Ich hoffe, Du nimmst es mir nicht übel, dass ich sowas "Persönliches" schreibe. Ich kenne Dich ja letztlich gar nicht. Aber ich habe das immer gedacht, wenn ich gelesen habe: "Naja, bei mir ist das ja anders, ich gehöre ja gar nicht richtig zu euch, ich brauche die ja noch gar nicht, ich spiele nur mal so ein bisschen damit rum".
Nein, gar nicht, ich bin dir sehr dankbar für diese klaren Worte!
Silviiie hat geschrieben: ↑17. Aug 2021, 10:44
Ist bei Mir zu Anfang auch so gewesen .. das Ich irgendwas höre aber nicht weiß was es ist
Kann auch nicht wirklich sagen aus welcher Richtung es kommt ..
Alles hörte sich anders an als zuvor gehört und alles nur noch komisch irgendwie
Darin erkenne ich mich voll wieder... genau da stecke ich irgendwie auch. Es hört sich vieles "so komisch" an, insbesondere Geräusche. Sprache verstehe ich ja tatsächlich (wesentlich) besser.
Silviiie hat geschrieben: ↑17. Aug 2021, 10:44
Man gewöhnt sich daran an das anders klingen der Dingen
Dann fällt das später garnicht mehr ins Gewicht
Hätte Ich auch öfters machen sollen aber hatte Mich an alles gewöhnt und es halt so angenommen wie es ist
Stimmt... man muss vielleicht wirklich die Scheu ablegen, "zu nerven". Eigentlich tut man es ja gar nicht, es ist ja deren Job genau das zu tun...
Johannes B. hat geschrieben: ↑17. Aug 2021, 11:33
also erstens:
ich habe den Eindruck, dass mein Gehirn regelmäßig wieder "runterregelt", was ich ihm an mehr Schall auf´s Ohr knalle.
zweitens:
Ein Psychologe - anlässlich meiner ersten "BurnoutReha" - sagte mir einst:
"Johannes, vielleicht rettet Ihnen ihr unbewusstes "abriegeln von Geschwätz" auch schlicht den A...., weil: es gibt Menschen, die haben diese Gabe nicht, sie riegeln nicht ab und bekommen heftigen Tinnitus".
Sehr interessante Sicht! Gerade, dass das (auch mit) eine Reaktion der Psyche sein könnte, die sich schützt.
Carla hat geschrieben: ↑17. Aug 2021, 11:57
Aber vielleicht hast du dir das Ganze einfacher vorgestellt. Der Kauf der Geräte verbunden mit den Tests, Anpassung etc. und auch das Hören.
Ja. Das habe ich. Ich bin da wohl auch voll den Märchen der Werbung aufgesessen. Dachte im Grunde, Hörgeräte wären so etwas wie "gute Kopfhörer"... "gut" im Sinne von "Equalizer für die Frequenzen, die ich nicht so gut höre".
Man war ich naiv...
Carla hat geschrieben: ↑17. Aug 2021, 11:57
So war das bei mir. Ich bin mit der Verordnung vom HNO Arzt zum Akustiker gegangen und dachte, er legt mir ein oder zwei Geräte vor, die mir gefallen.

So war es natürlich nicht. Und auch das Hören und Verstehen veränderte sich. Ich dachte, ich höre das, was ich so ohne Höris höre, nur lauter und klarer. So ist es natürlich auch nicht. Und so wird es wohl auch nicht wieder sein. Hm.
Schön zu hören, dass andere denselben "Trugschluss" hatten
Carla hat geschrieben: ↑17. Aug 2021, 11:57
So kommt eines zum anderen. Das Tragegefühl; ich hab schon mal geheult, dass ich die Hörgeräte vor einen SUV werfe. Verbunden mit der Maske ist das alles nicht besser. Also Kopf hoch, du bist absolut kein Lügner.
Danke dir
svenyeng hat geschrieben: ↑17. Aug 2021, 13:27
Wenn ich das richtig verstehe, hast Du die HGs schon gekauft und bist jetzt unzufrieden.
Ich hab die im Oktober letzten Jahres gekauft, ja.
svenyeng hat geschrieben: ↑17. Aug 2021, 13:27
Hattest Du denn beim Testen diese Probleme (rauschen hören, ..) nicht?
Wenn das da schon war, hättest Du ja nicht kaufen dürfen/sollen.
Das ist rückblickend für mich kaum noch zu sagen. Ich habe mir die Frage auch gestellt, ob ich das damals nicht gehört habe. Tendenziell sage ich aber: Nein, habe ich nicht, nicht in der Form wie jetzt. Sonst hätte ich sie nicht ausgewählt, da bin ich mir eigentlich sicher.
Aber keineswegs so sicher bin ich mir, ob es jetzt wirklich am Gerät liegt. Oder doch vielleicht an mir, vielleicht hat sich mein "Hören" verändert, wie Johannes im Grunde auch skizziert hat. Das merke ich bei mir ja selbst auch, es ist jeden Tag "irgendwie anders". Heute bspw. rauscht es weniger als gestern... du, ich weiß auch nicht, warum das so ist oder ob ich mittlerweile komplett irre bin...
svenyeng hat geschrieben: ↑17. Aug 2021, 13:27
Dann muss der Akustiker schauen, was er da tun kann.
Genau das läuft momentan auch, er hat mir gestern ein bisschen was in den hohen Frequenzen geändert, das hat ein (bisher hier nicht genanntes) Klirr-Problem sehr gut beseitigt.
svenyeng hat geschrieben: ↑17. Aug 2021, 13:27
Ich habe ja schon einige HGs gehabt und nie gabs ein Rauschen.
Entweder sind Deine HGs defekt oder aber die haben tatsächlich ein Eigenraschen was Du noch hörst, weil Dein Gehör noch gar nicht so schlecht ist.
Freut mich für dich, ehrlich!
Und wenn letzteres zutrifft, freut es mich für mich
