Fehlbildung des Gleichgewichtsorgans und taub!

Minui13
Beiträge: 14
Registriert: 10. Okt 2015, 21:06
10

Fehlbildung des Gleichgewichtsorgans und taub!

#1

Beitrag von Minui13 »

Guten Morgen ihr Lieben,

ich bin Mama von Zwillingen die bei 27+4 zur Welt kamen. Beide haben sich prächtig entwickelt, aber Einer der beiden fiel durch alle (6) BERAs.
Die letzte wurde am Montag in Vollnarkose durchgeführt und da kam raus dass er bis 105db NICHTS hören kann. Er ist jetzt 7 Monate, korrigiert 4 Monate alt.
Was mir aber noch mehr Sorgen bereitet ist dass sie keinen eindeutigen Hörnerv finden konnten - was immer das heißen mag - und das beidseits die Gleichgewichtsorgane fehlgebildet sind. "Klumpig" sozusagen.

ICh würde nun gerne wissen ob das von euch jmd kennt? Hat jmd angeboren fehlgebildete Gleichgewichtsorgane? Denkt ihr er kann jemals frei sitzen oder stehen und gehen?
Mach mir ne Menge Sorgen gerade :-(

Da Regensburg so einen Fall noch nie hatte werden wir sobald die Befunde fertig sind nach Hannover überwiesen. Ich hoffe so man kann uns dort helfen.

Liebe Grüße,
Minui
otoplastik
Beiträge: 517
Registriert: 12. Jan 2011, 14:20
14

Re: Fehlbildung des Gleichgewichtsorgans und taub!

#2

Beitrag von otoplastik »

Hallo,
herzlich willkommen hier!
Ich kann zu den Gleichgewichtsorganen folgendes erzählen:
Mein Sohn hatte mit knapp 15 Monaten eine Gehirnhautentzündung.
Dabei sind auch die Gleichgewichtsorgane in Mitleidenschaft gezogen worden. Auf der einen Seite hat er einen Totalausfall, auf der anderen ist es auch nicht in Ordnung.
Er konnte nach der Erkrankung nicht mal mehr sitzen, weil er immer umgefallen ist.
Wir haben zuerst KG, dann Ergo gemacht und er hat nach und nach gelernt, den Verlust zu kompensieren.
Er war allerdings immer sehr gefährdet, beim Hinfallen sofort auf den Kopf zu fallen, weil er sich nicht abgestützt hat.
Das Gleichgewichtsorgen gibt Auskunft darüber, wie die Lage des Kopfes im Raum ist und ist verantwortlich für unwillkürliche Abstützreaktionen, wenn man z.B. hinfällt.
Das hat er nicht mehr. Aber auch aus den Muskeln gibt es Rückmeldung über die Lage, allerdings nur bei Bewegung, soweit ich weiß.
Und den Rest kompensieren seine Augen.
Er hat es gut geschafft, aber es gibt viele schwerhörige Kinder, denen man die Gleichgewichtsbeeinträchtigung beim Sport schon anmerkt.
Ich hoffe, dass Ihr in Hannover gute Beratung und Hilfe findet!
Es wäre sicherlich gut, sich schon mal um Gebärden zu kümmern, damit Euer Sohn eine Kommunikation mit Euch hat. Und Ihr mit ihm!
Liebe Grüße, Otoplastik
Otoplastik
Sohn, 17 Jahre, mit 14 Monaten Meningitis, seitdem re. hochgradig und links taub, rechts HG (Naida S IX UP), links CI seit 01/14 (Naida Q70), vorher links viele Jahre PhonakCros :)
Karin
Beiträge: 1772
Registriert: 18. Okt 2002, 10:36
23
Wohnort: Schauenburg bei Kassel
Kontaktdaten:

Re: Fehlbildung des Gleichgewichtsorgans und taub!

#3

Beitrag von Karin »

Hallo Minui!
Es gibt einige Kinder, die keine Hörnerven haben. Diese Kinder können nicht mit Cochlear Implantaten versorgt werden. Sie sind in jedem Falle auf Gebärdensprache angewiesen.

Schaut bitte hier welche Rechte ihr zur Unterstützung habt:
http://www.kestner.de/n/elternhilfe/rec ... -recht.htm

Es kann durchaus sein, dass euch in Hannover ein Hirnstammimplantat empfohlen wird, dies wird bei Erwachsenen ertaubten NF 2 Betroffenen hin und wieder eingesetzt. Es ermöglicht aber in der Regel kein Hören, dass damit Lautsprache erlernt werden kann. Bei Kindern ist es eher ein Versuchsstadium und die OP ist wirklich gefährlich.

Ich weiß, dass dies alles ein großer Schock für euch ist, kann euch aber versichern, dass Kindern, die Gebärdensprache lernen, alle Wege im Leben offen stehen.

Wenn ihr Fragen habt, dürft ihr mich gern anrufen.
Karin
http://www.kestner.de/ - alles rund um die Gebärdensprache
fast-foot
Beiträge: 5624
Registriert: 12. Okt 2008, 15:55
17

Re: Fehlbildung des Gleichgewichtsorgans und taub!

#4

Beitrag von fast-foot »

Hallo Minui13,
Minui13 hat geschrieben:Die letzte wurde am Montag in Vollnarkose durchgeführt und da kam raus dass er bis 105db NICHTS hören kann. Er ist jetzt 7 Monate, korrigiert 4 Monate alt.
Es ist so, dass in diesem Alter die Hörschwellen immer noch erhöht sind um ca. 25 dB (bei Kindern mit sich normal entwickelndem Gehör).

Welche weiteren Untersuchungen wurden durchgeführt (eigentlich wären TEOAEs, DPOAEs, Tympanometrie und ev. frequenzspezifische und/oder Knochenleitungs-BERA angezeigt)?

Je nach Ergebnissen kann man auch auf eine bestimmte Schallleitungskomponente schliessen (bspw. ist dies nur schon auf Grund von möglicherweise vorhandenen Paukenergüssen einigermassen einigermassen wahrscheinlich - wurden diese ausgeschlossen?).

Bezüglich Hörnerv:

Wurde eine MRT oder eine CT durchgeführt? Die Frage lautet insbesondere auch, wie weit er in diesem Alter entwickelt wäre (bei normaler Entwicklung). Der Gleichgewichtsnerv gehört zum selben Nerv. Diesbezüglich stellt sich des weiteren die Frage, ob dieser unauffällig ist (oder ob der Nervus vestibucochlearis gemeint war (was ich vermute))?

Damit ich mir ein umfassenderes Bild machen und präzisere und aussagekräftigere Aussagen machen kann, fände ich es gut, wenn Du sämtliche Untersuchungsergebnisse (insbesondere auch die Potentialkurven der BERAs ("Zick-Zack-Linien")) und Berichte anonymisiert hier hochladen könntest (Ergebnisse aus bildgebenden Verfahren sind für mich nicht so wichtig).
Minui13 hat geschrieben:ICh würde nun gerne wissen ob das von euch jmd kennt? Hat jmd angeboren fehlgebildete Gleichgewichtsorgane?
Ein fehlgebidetes Gleichgewichtsorgan alleine muss nicht unbedingt mit einer ("wesentlichen") Beeinträchtigung des Gleichgewichts zusammen hängen.

Was genau ist denn fehlgebildet? Das Vestibulum labyrinthi? Es kann je nach Fehlbildung gut sein, dass man das gar nie bemerken würde, wenn nicht wegen des Gehörs entsprechende Untersuchungen durchgeführt worden wären (wichtig sind aber diesbezüglisch auch die Fragen bezüglich des Gleichgewichtsnervs).

Und als Erwachsener kann man ganz auf beide Gleichgewichtsorgane verzichten, wobei dies gewisse Einschränkungen zur Folge hat (in Bewegung, Radfahren, Sport allgemein etc. - man ist mehr auf optische Informationen angewiesen (Einschränkungen bei Dunkelheit).
Wie es jedoch aussieht, wenn der Gleichgewichtssinn aus betimmten Gründen "gar nie normal entwickelt werden konnte", weiss ich nicht. Ich gehe allerdings davon auss, dass Kompensationsmechanismen auch in sehr frühen Entwicklungsphasen statt finden werden.

Dies vorerst.

Gruss fast-foot
Ausgewiesener Spezialist* / Name: Wechselhaft** / Wohnsitz: Dauer-Haft (Strafanstalt Tegel) / *) zwecks Vermeidung weiterer Kollateralschäden des Landes verwiesen / **) Name fest seit Festnahme
Minui13
Beiträge: 14
Registriert: 10. Okt 2015, 21:06
10

Re: Fehlbildung des Gleichgewichtsorgans und taub!

#5

Beitrag von Minui13 »

Oh ich danke euch für die schnellen und hilfreichen Antworten.

otoplastik, Ich finde gut dass dein Kind trotz dieser doch schweren Erkrankung so gut zurecht kommt. Da es bei unserem Baby ja angeboren scheint hoffe ich nun auch einfach das Beste. Er bekommt schon Physio und ich möchte so schnell es geht noch Ergotherapie dazu. Aber da kümmert sich unser super Kinderarzt sicher.

Karin, dass wir anrufen dürfen ist total lieb, da komme ich bei Gelegenheit gerne darauf zurück. Regensburg war sich eben so unsicher. Sie sagten nicht es sei kein Hörnerv vorhanden, sondern sie sind sich nicht sicher. Und deshalb schicken sie uns weiter. Wir haben schon über die Hirnstammimpantate AMI und ABI gehört. Aber dahin ist es noch sehr weit.... und ich bin davon auch nicht überzeugt. Gebärensprache wollen wir unbedingt so und so erlernen. Auch seinem Bruder natürlich, der ja gut hören kann. Danke auch für den Link...da muss ich ja einiges lesen wie ich sehe... aber das lohnt sich. Ich weiß ja bis jetzt zu diesem Thema wirklich gar nichts. :-(

fast-foot, ich danke dir sehr für diese Erklärungen. Einiges weiß ich, vieles aber auch nicht. Ich weiß dass üner die Luft und über die Knochen gemessen wurde und dass vorher eine Paracentese (oder so ähnlich) gemacht wurde. Also Es wurde ein Löchlein ins Trommelfell gemacht um Ergüße auszuschließen.

Das bildgebende Verfahren war eine MRT. 160 Bilder von allen Seiten haben wir mit nach Hause bekommen. Und der Professor war sich mit dem Nerv dann auch sehr unsicher, hat auch etwas vom Gleichgewichtsnerv gesagt und naja.... irgendwie war das alles etwas schwammig.
Beim Gleichgewichtsorgan fehlen die Bögen. Es sieht aus wie ein "Klumpen" sagte man uns.
Und ich lade gleich im Anschluss alle Befunde hoch die wir bis jetzt haben. Bilder vom MRT auch?
Vielen Dank nochmal.

Ganz liebe und dankbare Grüße an euch 3 :-)
Minui
Minui13
Beiträge: 14
Registriert: 10. Okt 2015, 21:06
10

Re: Fehlbildung des Gleichgewichtsorgans und taub!

#6

Beitrag von Minui13 »

Ach ja. Er "redet" bis jetzt auch wie sein Bruder nur nicht ganz so viel. Ich versuche jetzt mal das mit den Anhängen.
Dateianhänge
img010.jpg
(67.63 KiB) 349-mal heruntergeladen
img009.jpg
(67.14 KiB) 400-mal heruntergeladen
img008.jpg
(123.29 KiB) 356-mal heruntergeladen
Minui13
Beiträge: 14
Registriert: 10. Okt 2015, 21:06
10

Re: Fehlbildung des Gleichgewichtsorgans und taub!

#7

Beitrag von Minui13 »

noch einer:
Dateianhänge
img011.jpg
(64.31 KiB) 339-mal heruntergeladen
fast-foot
Beiträge: 5624
Registriert: 12. Okt 2008, 15:55
17

Re: Fehlbildung des Gleichgewichtsorgans und taub!

#8

Beitrag von fast-foot »

Vielen Dank für die Informationen!

Ich habe mir die Dateien kurz angesehen (die Schrift ist relativ klein und etwas mühsam zu erkennen) und auf Grund dessen meine ich:

1. Die TEOAEs sind nicht auslösbar*. Es sieht also nach einer innenohrbedingten Problematik aus (zumindest die äusseren Haarzellen scheinen nicht zu funktionieren - möglicherweise sind auch noch weitere Probleme vorhanden).
Dies würde bereits die Höhe eines Hörverlusts von etwa 40 dB erklären. Hinzu kommen noch die etwa 25 dB, welche "altersbedingt" sind.

*) dies kann auch daran liegen, dass Paukenergüsse vorhanden sind. Diese fliessen nach einem Trommelfellschnitt nicht sofort ab (manchmal werden sie abgesaugt (was auch nicht immer in vollem Umfange möglich ist)

2. Die "Kurven der Tympanometrie" scheinen mir sehr flach (siehe auch unter *). Ich muss allerdings die Dateien vergrössern, damit ich mehr erkennen kann. Steht im Arztbericht, ob die Tympanometrie unauffällig war (die Gipfel sind auch nach rechts verschoben, was allerdings auf einen Druckunterschied zwischen Gehörgang und Mittelohr hin deutet - möglicherweise in Folge einer Belüftungsstörung (die Resultate der Tubenfunktionsprüfung kann ich nicht erkennen (steht etwas darüber im Arztbericht?))?

3.Bezüglich BERA:

Es sieht nicht danach aus, als würden irgend welche Hirnstammreaktionen statt finden**. Insbesondere eine Welle V kann ich nicht erkennen (diese ist in der Regel gut erkennbar und deutet darauf hin, dass das akustische Signal in ein elektrisches umgewandelt und im Hirnstamm verarbeitet wird). Wie die Ausschläge bis zum Zeitpunkt von etwa 5 Millisekunden "nach dem Reiz" zu interpretieren sind, kann ich nicht sagen.

** dies kann auch als Folge einer kompletten Dysfunktion des Innenohres der Fall sein (wurde etwas geschrieben, ob dieses überhaupt angelegt ist? Ich nehme an, dass dies der Fall ist).

Noch zum Gleichgewichtsorgan: Wenn die Bogengänge fehlen, dann dürfte die Gleichgewichtsfunktion nicht ausgebildet werden können.

Die MRT-Bilder brauche ich nicht, danke.

Zusammenfassend sehe ich es wie folgt:

Wenn keine Paukenergüsse mehr vorhanden sind und auch keine andere Mittelohrproblematik (beides scheint mir nicht eindeutig der Fall zu sein), dann sieht es nach einer Problematik im Innenohr aus (Dysfunktion der äusseren Haarzellen). Ausserdem erkenne ich keine Welle V, wonach es danach aussieht, als finde keine Verarbeitung im Hirnstamm statt.
Dies kann (bei ausgeschlossener Schallleitungsproblematik) an einem Totalausfall der Innenohrfunktion liegen oder aber daran, dass auch der Hörnerv nur eingeschränkt (oder gar nicht) funktioniert.

Dies gilt also für den Fall, dass die Messungen nach dem Trommelfellschnitt und nach Absaugen allfälliger Paukenergüsse durchgeführt worden sind (oder diese nicht mehr vorhanden sind, da genügend Zeit verstrichen ist seit dem Trommelfellschnitt).

Gruss fast-foot
Ausgewiesener Spezialist* / Name: Wechselhaft** / Wohnsitz: Dauer-Haft (Strafanstalt Tegel) / *) zwecks Vermeidung weiterer Kollateralschäden des Landes verwiesen / **) Name fest seit Festnahme
Minui13
Beiträge: 14
Registriert: 10. Okt 2015, 21:06
10

Re: Fehlbildung des Gleichgewichtsorgans und taub!

#9

Beitrag von Minui13 »

Danke fast-foot für die ausführliche Antwort und Erklärung.
Das Innenohr ist angelegt und die Schnecke sähe wohl normal aus. Nur die Bogengänge seien eben nicht da bzw ein Klumpen.
Auch wurde uns nicht gesagt ob abgesaugt wurde oder nicht.

Den ausführlichen Befund bekommen wir erst zugeschickt, dann kann ich dazu mehr sagen, oder diesen auch nochmal anonymisiert hier hochladen.

Was heißt es wird keine Gleichgewichtsfunktion da sein? Dass er wohl nie frei sitzen oder stehen oder gehen kann? Ich verstehe einfach nicht wieso das beidseitig ist und warum er das hat. :-(
fast-foot
Beiträge: 5624
Registriert: 12. Okt 2008, 15:55
17

Re: Fehlbildung des Gleichgewichtsorgans und taub!

#10

Beitrag von fast-foot »

Minui13 hat geschrieben:Was heißt es wird keine Gleichgewichtsfunktion da sein? Dass er wohl nie frei sitzen oder stehen oder gehen kann?
Davon bin ich zum Zeitpunkt des Schreibens ausgegangen. In den Bogengängen befinden sich ähnliche Organe wie in der Schnecke. Fehlen diese, ist es nicht möglich, "Beschleunigungen des Kopfes relativ zur Umwelt zu erfassen". Aber durch optische Eindrücke ist dies dennoch möglich. Mit "Gleichgewichtsfunktion" habe ich eigentlich die Funktion des Gleichgewichtsorgans gemeint. Ich gehe davon aus, dass man auch ohne diese lernen kann, frei zu sitzen, zu stehen und zu gehen (wissen tue ich es nicht).

Wobei ich es natürlich für möglich halte, dass bei missgebildeten Bogengängen eine eingeschränkte Funktion des Gleichgewichtsorgans trotzdem möglich sein kann.
Minui13 hat geschrieben:Ich verstehe einfach nicht wieso das beidseitig ist und warum er das hat. :-(
Zu möglichen Ursachen kann ich leider nicht viel sagen. Genetische Defekte können in Frage kommen. Auch gewisse Krankheiten während der Schwangerschaft können einen Einfluss haben. Meistens findet man die Ursache nicht heraus. Natürlich kann man bspw. genetische Untersuchungen durchführen. Ob dies sinnvoll ist, ist eine andere Frage.

Gruss fast-foot
Ausgewiesener Spezialist* / Name: Wechselhaft** / Wohnsitz: Dauer-Haft (Strafanstalt Tegel) / *) zwecks Vermeidung weiterer Kollateralschäden des Landes verwiesen / **) Name fest seit Festnahme
Minui13
Beiträge: 14
Registriert: 10. Okt 2015, 21:06
10

Re: Fehlbildung des Gleichgewichtsorgans und taub!

#11

Beitrag von Minui13 »

Vielen lieben Dank fast-foot.
Jetzt bin ich doch noch etwas zuversichtlicher.
Ich bin überaus dankbar für dieses fachliche Wissen und die ausführliche und auch für mich verständliche Art alles zu erklären! Vielen Dank.

Ich musste in der Schwangerschaft in SSW 20 operiert werden. Habe zum Schutze meiner Zwillinge zwar extra auf eine Vollnarkose verzichtet, aber musste im Anschluss Antibiotikum nehmen. Vielleicht liegt es daran.

Gentests wurden noch nicht gemacht oder vorgeschlagen. Aber weder in meiner Familie noch in der meines Mannes ist irgendwer schwerhörig oder gar taub.

Aber ich denke auch wir sehen nun nach vorne und nicht zurück. Es ist wie es ist und nun muss mein Baby einfach alles an Förderung und Therapie bekommen was für ihn möglich und hilfreich ist.
otoplastik
Beiträge: 517
Registriert: 12. Jan 2011, 14:20
14

Re: Fehlbildung des Gleichgewichtsorgans und taub!

#12

Beitrag von otoplastik »

Die Orientierung im Raum erfolgt durch drei Organe: die Bogengänge, die Augen und die Propriozeptoren in den Muskeln.
Wenn eines fehlt, können die anderen zwei einen großen Teil kompensieren.
Sicher wird er kein Eiskunstläufer werden. Auch ist die Grobmotorik vermutlich beeinflusst und er braucht eventuell länger als andere, bis er läuft. Aber Laufen und Sitzen sollte möglich sein.
Aber unwillkürliche Bewegungen aufgrund von Meldungen aus dem Gleichgewichtsorgan werden nicht möglich sein.
Ein stabiles Bild beim Kopfdrehen wird durch Reflexe mit Informationen aus den Bogengängen geregelt. Auch der Abstützreflex gehört dazu. Aber das lässt sich, wie gesagt, alltagstauglich erlernen!
Es wäre gut, wenn Ihr bald einen Termin in der MHH bekommt, die können Euch sicher beruhigen!
Herzliche Grüße, Otoplastik
Otoplastik
Sohn, 17 Jahre, mit 14 Monaten Meningitis, seitdem re. hochgradig und links taub, rechts HG (Naida S IX UP), links CI seit 01/14 (Naida Q70), vorher links viele Jahre PhonakCros :)
otoplastik
Beiträge: 517
Registriert: 12. Jan 2011, 14:20
14

Re: Fehlbildung des Gleichgewichtsorgans und taub!

#13

Beitrag von otoplastik »

Noch etwas, mach Dir keine Gedanken wegen der OP, das Hör- und Gleichgewichtsorgan ist in der 20. Woche längst angelegt. Wenn ich mich richtig erinnere, wird es in der 6.-8. Woche gebildet.
HG Otoplastik
Otoplastik
Sohn, 17 Jahre, mit 14 Monaten Meningitis, seitdem re. hochgradig und links taub, rechts HG (Naida S IX UP), links CI seit 01/14 (Naida Q70), vorher links viele Jahre PhonakCros :)
Minui13
Beiträge: 14
Registriert: 10. Okt 2015, 21:06
10

Re: Fehlbildung des Gleichgewichtsorgans und taub!

#14

Beitrag von Minui13 »

Hallo Otoplastik,

Oh danke, auch so eine wunderbare Erklärung. Ich bin froh dieses Forum gefunden zu haben.
Ich kann gut mit einer Behinderung umgehen, aber mir vorzustellen dass mein Sohn niemals gehen wird war schon sehr hart. Ich mache mir auch einfach nur noch Gedanken darüber.
Ja Hannover möchte zuerst eine Email mit allen Befunden und dann machen wir einen Termin. Auf den letzten schriftlichen Befund warten wir ja momentan noch. Wenn der aber da ist wird sofort Kontakt aufgenommen und ein Termin dort vereinbart.
Parallel suche ich schon nach Gebärdensprachkursen. Was aber hier im bayerischen Wald alles andere als einfach ist.

Vielen Dank nochmal.

LG
Karin
Beiträge: 1772
Registriert: 18. Okt 2002, 10:36
23
Wohnort: Schauenburg bei Kassel
Kontaktdaten:

Re: Fehlbildung des Gleichgewichtsorgans und taub!

#15

Beitrag von Karin »

Hier ist eine Liste mit Dozenten für DGS.

http://www.kestner.de/n/elternhilfe/lis ... htm#Bayern

Es gibt aber auch Schulen in München und Augsburg, wohin man fahren kann.
LG
Karin
http://www.kestner.de/ - alles rund um die Gebärdensprache
fast-foot
Beiträge: 5624
Registriert: 12. Okt 2008, 15:55
17

Re: Fehlbildung des Gleichgewichtsorgans und taub!

#16

Beitrag von fast-foot »

Hier noch der eine oder andere Gedanke:

Bei identischen Genotypen müssten, würde eine genetische Ursache vorliegen, beide Kinder betroffen sein.

Eine durch gewisse ototoxische Antibiotika bedingte Hörstörung ist insbesondere in späteren Entwicklungsstadien meiner Ansicht nach immer möglich, allerdings nicht eine Missbildung der Bogengänge. Diese entstehen im Zeitraum von der 19. bis zur 22. Schwangerschaftswoche (und sie gehören anatomisch gesehen zum Innenohr).

Gruss fast-foot
Ausgewiesener Spezialist* / Name: Wechselhaft** / Wohnsitz: Dauer-Haft (Strafanstalt Tegel) / *) zwecks Vermeidung weiterer Kollateralschäden des Landes verwiesen / **) Name fest seit Festnahme
otoplastik
Beiträge: 517
Registriert: 12. Jan 2011, 14:20
14

Re: Fehlbildung des Gleichgewichtsorgans und taub!

#17

Beitrag von otoplastik »

fast-foot hat geschrieben:Hier noch der eine oder andere Gedanke:

Diese entstehen im Zeitraum von der 19. bis zur 22. Schwangerschaftswoche (und sie gehören anatomisch gesehen zum Innenohr).

Gruss fast-foot
Was meinst Du damit? Was entsteht in der 19-22. SSW?
HG otoplastik
Otoplastik
Sohn, 17 Jahre, mit 14 Monaten Meningitis, seitdem re. hochgradig und links taub, rechts HG (Naida S IX UP), links CI seit 01/14 (Naida Q70), vorher links viele Jahre PhonakCros :)
fast-foot
Beiträge: 5624
Registriert: 12. Okt 2008, 15:55
17

Re: Fehlbildung des Gleichgewichtsorgans und taub!

#18

Beitrag von fast-foot »

Hallo Otoplastik,

die Bogengänge des Gleichgewichtsorgans.

Gruss fast-foot
Ausgewiesener Spezialist* / Name: Wechselhaft** / Wohnsitz: Dauer-Haft (Strafanstalt Tegel) / *) zwecks Vermeidung weiterer Kollateralschäden des Landes verwiesen / **) Name fest seit Festnahme
otoplastik
Beiträge: 517
Registriert: 12. Jan 2011, 14:20
14

Re: Fehlbildung des Gleichgewichtsorgans und taub!

#19

Beitrag von otoplastik »

Fast-foot: Wo hast Du denn diese Information her? Ich hatte gehofft, ich hatte Dich falsch verstanden!
Die Bogengänge entwickeln sich aus sackartigen Ausstülpungen (aus dem Utriculus) ab der 5.SSW. Bis zur 8.SSW haben sich die zentralen Wandabschnitte aneinandergelegt und sind verschwunden, so dass die Bogengänge sozusagen übrigbleiben. Ich hatte mich richtig erinnert.
Nach der 9. Woche kann keine schwere morphologische Fehlbildung in diesem Bereich mehr entstehen. Und damit hat man es wohl zu tun, wenn die Sprache von einer Verklumpung ist.
(aus Langman, medizin. Embryologie)
Auch Fehlentwicklungen am restlichen Innenohr und am Mittelohr entstehen in der frühen Schwangerschaft und nicht im zweiten Trimenon, wie Du schreibst.
Wenn du eine sichere Quelle für Deine These hast, bin ich neugierig, sie zu erfahren!
Außerdem frage ich mich: schreibt man das einer Mutter, die sich sowieso schon fragt, welchen Anteil sie an der Situation hat und befeuert damit ihre (unnötigen) Schuldgefühle?
Otoplastik
Otoplastik
Sohn, 17 Jahre, mit 14 Monaten Meningitis, seitdem re. hochgradig und links taub, rechts HG (Naida S IX UP), links CI seit 01/14 (Naida Q70), vorher links viele Jahre PhonakCros :)
otoplastik
Beiträge: 517
Registriert: 12. Jan 2011, 14:20
14

Re: Fehlbildung des Gleichgewichtsorgans und taub!

#20

Beitrag von otoplastik »

Sorry, ich habe angesichts der späten Stunde Schwangerschaftswoche mit Entwicklungswoche des Embryos verwechselt.
Wenn man es genau nimmt, dann entwickeln sich die Bogengänge in der 5.-8. Entwicklungswoche, das entspricht der 7.-10. SSW, die ja ab dem Tag der letzen Menstruation gezählt wird.
Otoplastik
Otoplastik
Sohn, 17 Jahre, mit 14 Monaten Meningitis, seitdem re. hochgradig und links taub, rechts HG (Naida S IX UP), links CI seit 01/14 (Naida Q70), vorher links viele Jahre PhonakCros :)
fast-foot
Beiträge: 5624
Registriert: 12. Okt 2008, 15:55
17

Re: Fehlbildung des Gleichgewichtsorgans und taub!

#21

Beitrag von fast-foot »

fast-foot hat geschrieben:Eine durch gewisse ototoxische Antibiotika bedingte Hörstörung ist insbesondere in späteren Entwicklungsstadien meiner Ansicht nach immer möglich, allerdings nicht eine Missbildung der Bogengänge. Diese entstehen im Zeitraum von der 19. bis zur 22. Schwangerschaftswoche (und sie gehören anatomisch gesehen zum Innenohr).
Ich korrigiere mich:

"Eine durch gewisse ototoxische Antibiotika bedingte Hörstörung ist insbesondere in späteren Entwicklungsstadien meiner Ansicht nach immer möglich, allerdings nicht eine Missbildung der Bogengänge. Deren Entwicklung ist im Zeitraum von der 19. bis zur 22. Schwangerschaftswoche insoweit abgeschlossen, als danach keine Fehlbildungen (in Form und Ausprägung) mehr möglich sind (und sie gehören anatomisch gesehen zum Innenohr)."

Zu Grunde liegende Quelle:

http://link.springer.com/article/10.100 ... 003-0871-1#

Gruss fast-foot
Ausgewiesener Spezialist* / Name: Wechselhaft** / Wohnsitz: Dauer-Haft (Strafanstalt Tegel) / *) zwecks Vermeidung weiterer Kollateralschäden des Landes verwiesen / **) Name fest seit Festnahme
fast-foot
Beiträge: 5624
Registriert: 12. Okt 2008, 15:55
17

Re: Fehlbildung des Gleichgewichtsorgans und taub!

#22

Beitrag von fast-foot »

Hier noch ein paar Beobachtungen und Ueberlegungen insbesondere zu den Potentialkurven der BERA:

Links:

Die Potentialkurven der Luftleitungsmessung bei 2 kHz ähneln sich, was darauf hin deuten könnte, dass insbesondere Welle III vorhanden sein könnte (im zentralen Anteil des Hörnervs generiert) - wobei dann natürlich auch der periphere Anteil aktiv sein muss (und der Ausschlag geringer ausfällt (was normal ist)) und natürlich mindestens die inneren Haarzellen im Innenohr.

Dies steht in einem gewissen Widerspruch zur Potentialkurve der Klick-BERA, bei welcher ausschliesslich der periphere Anteil des Hörnervs aktiv zu schein seint.

Ein Erklärungsansatz fällt mir zu diesem Zeitpunkt nicht ein, zumal ein breitbandiges und auch ein tieffrequentes Signal "im Hörnerv zu verebben scheint".

Rechts:

Es scheint eine Reaktion statt zu finden im peripheren Anteil des Hörnervs, allerdings (wie links) nicht auf Reize mit breitbandigem Frequenzspektrum. Die Reaktionen scheinen beim zentralen Anteil des Hörnervs kaum mehr vorhanden; sie verebben also früher als auf der linken Seite.

Allgemein fällt auf (bzw. könnte man interpretieren), dass schmalbandige Geräusche (im Gegensatz zu breitbandigeren) Reaktionen auszulösen scheinen, welche "weniger rasch verebben".

Gleichzeitig wäre bspw. die Interpretation möglich, dass die OHCs im Innenohr nicht funktionieren (und/oder Paukenergüsse vorhanden sind). Trotzdem sind Reaktionen im Hörnerv fest zu stellen, welche nicht unbedingt auf Artefakte zurück zu führen sein müssen (bei wiederholten Messungen ähneln sich die Potentialkurven). Zumindest die inneren Haarzellen könnten in der Lage sein, den Transduktionsprozess (Umwandlung akustischer in elektrische Signale) durch zu führen, wenn vielleicht auch in beschränktem Masse. Auch könnten die elektrischen Singale in beschränktem Umfange weiter geleitet werden (zumindest im Hörnerv; links etwas besser als rechts), wobei dies bei schmalbandigen Signalen besser zu funktionieren scheint.
Als Erklärungsansatz für letzteres Phänomen könnte in Frage kommen, dass ("generell lokal") eine sehr hohe Reizschwelle vorhanden sein muss, um überhaupt eine Reaktion auslösen zu können. Ob dies allenfalls mit einer Synchronisationsstörung in Verbindung gebracht werden könnte, kann ich nicht ganz ausschliessen (allerdings überzeugt mich die Erklärung auch nicht wirklich).

Ich halte es jedoch für möglich, dass die Messergebnisse und den Verlauf der Potentialkurven dahin gehend gedeutet werden könnten, dass - möglicherweise auf Grund mangelnden Inputs - bisher kaum bis gar keine Entwicklung der retrocochleären Hörbahnen statt gefunden haben könnte - wobei diese Enwicklung durch Anpassung von Hörgeräten angestossen werden könnte.

Wobei natürlich nach Abklingen einer allfällig vorhandenen (bspw. durch möglicherweise vorhandene Paukenergüsse ausgelöste) Mittelohrproblematik die Ergebnisse der TEOAE- und DPOAE-Messungen sich dahin gehend verändern könnten, dass auf eine gewisse (wenn vielleicht auch eingeschränkge) Funktion der OHCs im Innenohr geschlossen werden kann, was sich wiederum auf die Potentialkurven der BERA auswirken würde.

Meiner Ansicht nach könnte also die Anpassung von Hörgeräten die Entwicklung der retrocochleären Hörbahnen anstossen, was dann mit der Zeit auch im Hirnstamm nachweisbare Reaktionen auf akustische Reize zur Folge haben könnte.

Aufschlussreich könnten noch die Ergebnisse von Stapediusreflexmessungen ipsi- und kontralateral (insbesondere bei ausgeschlossener Mittelohrproblematik), der Reflexaudiometrie und allenfalls einer Elektrocochleografie und eines objektiven Promontoriumstests sein.
Natürlich auch die Ergebnisse einer weiteren BERA.

Gruss fast-foot
Ausgewiesener Spezialist* / Name: Wechselhaft** / Wohnsitz: Dauer-Haft (Strafanstalt Tegel) / *) zwecks Vermeidung weiterer Kollateralschäden des Landes verwiesen / **) Name fest seit Festnahme
Minui13
Beiträge: 14
Registriert: 10. Okt 2015, 21:06
10

Re: Fehlbildung des Gleichgewichtsorgans und taub!

#23

Beitrag von Minui13 »

Hallo fast-foot.

Ich danke dir für die erneuten Ideen und Überlegungen. Wir haben für unseren Sohn seit gestern PowerHörgeräte und er trägt diese bis jetzt auch ohne Probleme.
Wir hoffen auch dass sich damit evtl schon etwas tut. Parallel dazu gehen wir nach Hannover mit ihm. Allerdings wollen die dort erneut ein MRT durchführen und dazu noch ein CT. Da bin ich nicht mit einverstanden. Ein MRT könnte eventuell nochmal gemacht werden, aber beim CT ist mir die Strahlenbelastung zu hoch. Alternativ gäbe es da noch die Möglichkeit eines DVTs.

Eine Frage noch. Was sind schmalbandige Signale zum Beispiel?

LG und Danke
fast-foot
Beiträge: 5624
Registriert: 12. Okt 2008, 15:55
17

Re: Fehlbildung des Gleichgewichtsorgans und taub!

#24

Beitrag von fast-foot »

Minui13 hat geschrieben:Allerdings wollen die dort erneut ein MRT durchführen und dazu noch ein CT. Da bin ich nicht mit einverstanden. Ein MRT könnte eventuell nochmal gemacht werden, aber beim CT ist mir die Strahlenbelastung zu hoch.
So lange kein CI implantiert wird, halte ich eine CT nicht unbedingt für notwendig und würde persönlich auch darauf verzichten.

Schmalbandige Geräusche bestehen aus wenigen Frequenzen (Tönen) und werden bspw. durch Sirenen erzeugt. Dagegen setzen sich breitbandige Geräusche aus vielen Frequenzen zusammen, wie bspw. ein Rauschen (eines Baches etc.).

Allgemein möchte ich nochmals auf die Gebärdensprache hin weisen, welche idealerweise so früh wie möglich angeboten werden sollte, um eine Sprachentwicklung zu gewährleisten (hier weiss Karin Kestner viel besser Bescheid).

Gruss fast-foot
Ausgewiesener Spezialist* / Name: Wechselhaft** / Wohnsitz: Dauer-Haft (Strafanstalt Tegel) / *) zwecks Vermeidung weiterer Kollateralschäden des Landes verwiesen / **) Name fest seit Festnahme
Minui13
Beiträge: 14
Registriert: 10. Okt 2015, 21:06
10

Re: Fehlbildung des Gleichgewichtsorgans und taub!

#25

Beitrag von Minui13 »

Danke.
Ja das werde ich auch nicht machen lassen.

Muss denn im Falle einer Transplantation IMMER ein CT gemacht werden?

Ok, dann schauen wir mal was sich mit den Hörgeräten tut bei meinem Baby.

Wir haben schon einige Dozenten aus Karins Liste angeschrieben, es ist nur leider keiner bis jetzt dabei der bis zu uns nach Hause fahren kann. Gebärdensprache wird so und so gelernt.

Danke schon mal
Antworten