Bis hierher
Verfasst: 30. Mär 2014, 12:02
Hallo,
aller Anfang ist schwer und gerade finde ich nicht den richtigen. Also schreibe ich jetzt einfach mal so, wie mir die Gedanken durch den Kopf gehen.
Ich bin 59 Jahre alt und angeblich seit meinem 4. Lebensjahr, nach einer Scharlacherkrankung, schwerhörig. Angeblich deshalb, weil es nicht mehr genau rekonstruiert werden kann, da meine Schwerhörigkeit erst festgestellt worden ist, als ich schon im Berufsleben war.
Heute kann es sich niemand mehr vorstellen, wie ich meine Kindheit, Jugend- und Schulzeit bewältigt habe. Ich weiß nur, dass ich in Französisch und Englisch, regelmäßig im Wechsel, eine stolze 5 mit nach Hause gebracht habe und mir damit natürlich die Backpfeifen abgeholt habe.
Ausserdem habe ich oft für gute Laune gesorgt, da sich die Leute auf meine Kosten immer köstlich amüsiert haben, wenn ich etwas falsch verstanden oder interpretiert habe.
Trotzdem ist niemand, am aller wenigsten ich selbst, auf die Idee gekommen, mein Gehör zu überprüfen. Ich glaube, so eine "Karriere" wäre heute nicht mehr möglich.
Als ich dann so ungefähr 25 Jahre alt war und schon im Berufsleben, kamen dann die ersten Hinweise und ich bin zum Ohrenarzt. Das Ergebnis war schlecht und es wurde vermutet, dass die Scharlacherkrankung diesen Schaden verursacht hat.
Zunächst einmal konnte ich mich nicht damit abfinden, nun zum Hörgeräteträger zu werden und habe mich noch 5 Jahre dagegen gewehrt.
Mit 30 Jahren war es dann vorbei und ich bekam meine ersten Hörgeräte.
Die erste Zeit war furchtbar und ich hatte große Mühe, mich daran zu gewöhnen, da ich ja zu dem Zeitpunkt noch nicht einmal wusste, wie sich das Zwitschern der Vögel anhört.
Mit den Jahren habe ich mich gut an die Geräte gewöhnt. Woran ich mich nicht gewöhnen konnte, war, dass ich eine Behinderung habe.
Also wurde die ganze Sache vertuscht, so gut es eben ging. Dadurch habe ich mir selbst viel Druck gemacht und mein Leben erschwert.
Aber auch nachdem ich gelernt habe, offen mit meiner Schwerhörigkeit umzugehen, sind meine Erfahrungen mit unseren lieben, hörenden Mitmenschen oft sehr bitter. Ich habe viele Verletzungen davon getragen, unter denen ich heute noch leide.
Mittlerweile ist mein Gehör so schlecht, dass ich mich nun an der Grenze zur Taubheit befinde. GDB 80%
Ich befinde mich auch in der Therapie, weil mir meine Lebensgeschichte zunehmend auf den Kopf gefallen ist und ich immer mehr mit Depressionen zu kämpfen habe.
Soviel zu meiner Geschichte. Es ist für mich das erste Mal, dass ich mich mit Betroffenen austausche und ich merke, dass es mir gut tut.
Liebe Grüße. Rike
aller Anfang ist schwer und gerade finde ich nicht den richtigen. Also schreibe ich jetzt einfach mal so, wie mir die Gedanken durch den Kopf gehen.
Ich bin 59 Jahre alt und angeblich seit meinem 4. Lebensjahr, nach einer Scharlacherkrankung, schwerhörig. Angeblich deshalb, weil es nicht mehr genau rekonstruiert werden kann, da meine Schwerhörigkeit erst festgestellt worden ist, als ich schon im Berufsleben war.
Heute kann es sich niemand mehr vorstellen, wie ich meine Kindheit, Jugend- und Schulzeit bewältigt habe. Ich weiß nur, dass ich in Französisch und Englisch, regelmäßig im Wechsel, eine stolze 5 mit nach Hause gebracht habe und mir damit natürlich die Backpfeifen abgeholt habe.
Ausserdem habe ich oft für gute Laune gesorgt, da sich die Leute auf meine Kosten immer köstlich amüsiert haben, wenn ich etwas falsch verstanden oder interpretiert habe.
Trotzdem ist niemand, am aller wenigsten ich selbst, auf die Idee gekommen, mein Gehör zu überprüfen. Ich glaube, so eine "Karriere" wäre heute nicht mehr möglich.
Als ich dann so ungefähr 25 Jahre alt war und schon im Berufsleben, kamen dann die ersten Hinweise und ich bin zum Ohrenarzt. Das Ergebnis war schlecht und es wurde vermutet, dass die Scharlacherkrankung diesen Schaden verursacht hat.
Zunächst einmal konnte ich mich nicht damit abfinden, nun zum Hörgeräteträger zu werden und habe mich noch 5 Jahre dagegen gewehrt.
Mit 30 Jahren war es dann vorbei und ich bekam meine ersten Hörgeräte.
Die erste Zeit war furchtbar und ich hatte große Mühe, mich daran zu gewöhnen, da ich ja zu dem Zeitpunkt noch nicht einmal wusste, wie sich das Zwitschern der Vögel anhört.
Mit den Jahren habe ich mich gut an die Geräte gewöhnt. Woran ich mich nicht gewöhnen konnte, war, dass ich eine Behinderung habe.
Also wurde die ganze Sache vertuscht, so gut es eben ging. Dadurch habe ich mir selbst viel Druck gemacht und mein Leben erschwert.
Aber auch nachdem ich gelernt habe, offen mit meiner Schwerhörigkeit umzugehen, sind meine Erfahrungen mit unseren lieben, hörenden Mitmenschen oft sehr bitter. Ich habe viele Verletzungen davon getragen, unter denen ich heute noch leide.
Mittlerweile ist mein Gehör so schlecht, dass ich mich nun an der Grenze zur Taubheit befinde. GDB 80%
Ich befinde mich auch in der Therapie, weil mir meine Lebensgeschichte zunehmend auf den Kopf gefallen ist und ich immer mehr mit Depressionen zu kämpfen habe.
Soviel zu meiner Geschichte. Es ist für mich das erste Mal, dass ich mich mit Betroffenen austausche und ich merke, dass es mir gut tut.
Liebe Grüße. Rike