Schwerhoerigenforum.de

Mein Sohn ist 10 Wochen alt und die OAE`s sind bereits 3x beidseits negativ ausgefallen. Auch der Beraphontest ist negativ. Laut dem Test- wo man den Stand des Trommelfells bemessen kann, ist aber keine Flüssigkeit hinter dem Trommelfell. Bei einem subjektiven Test, wo man dem Kleinen Musik in verschiedenen Lautstärken vorgespielt hat, hat er nur bei den sehr lauten Tönen reagiert. Mein persönlicher Eindruck ist ebenfalls, dass er laute Töne wahrnimmt (da er munter wird, wenn sein Bruder laut Schreit, etc), bei den leiseren Tönen bin ich mir allerdings nicht so sicher. Wir müssen nun in 2 Wochen zur BERA in Sedierung. Meine Fragen diesbezüglich: wie muss man diese bisher durchgeführten Tests interpretieren? Gibt es trotzdem noch Hoffnung, dass er normal Hören wird? Ist die BERA nun tatsächlich aussagekräftig? Wieso empfiehlt man die BERA bereits mit 3 Monaten, wenn eine Therapie in diesem Alter noch gar nicht möglich ist. Wie wird die Sedierung vorgenommen? Muss er hierfür einen Venenzugang bekommen ? Ebenfalls würde mich interessieren, welche subjektiven Eindrücke Eltern von ihren Babies hatten, bei denen die Hörtests auch am Anfang negativ waren und sich später herausgestellt hat, dass aber alles in Ordnung ist. War hier der Eindruck von Anfang an da, dass ihr Kind hören kann und hat das Kind auf Laute immer reagiert?
Ich weiss, dass sind vielen Fragen, jedoch bin ich um jede Antwort und Erfahrungswert dankbar, da ich mittlerweile äusserst besorgt bin.

Hallo Valentina,

hier kurz ein paar Antworten:

Nach den bisherigen Tests scheint Dein Kind unter einer mindestens leichtgradigen/mittelgradigen Schwerhörigkeit zu leiden.

Da Paukenergüsse ausgeschlossen wurden, fällt eine relativ häufige und leicht behebbare Ursache weg.

Trotzdem kann sich das Hörvermögen noch bessern, da sich die Hörbahnen erst entwickeln. Das Erreichen einer Normalhörigkeit kann man zwar nicht ganz ausschliessen; auf Grund der bisherigen Resultate erachte ich es allerdings als nicht so wahrscheinlich.

Hörtests in diesem Alter sind in der Tat nicht so aussagekräftig; eine Therapie ist jedoch meistens möglich, z.B. Behandlung der Paukenergüsse, Rachenmandeln, Hörgeräte etc.

Gerade in Bezug auf letzteres würde ich eine gewisse Zurückhaltung in Bezug auf Zeitpunkt walten lassen und auf beste Betreuung achten.

Dies vorerst zu einigen angesprochenen Punkten.

Gruss fast-foot

Danke für die rasche Antwort, auch wenn Sie nicht sehr gut klingt und für mich niederschmetternd ist. Kann eine ggr.- mgr. Schwerhörigkeit mit einem Hörapparat gut therapiert werden? Ab wann würde man dies machen. Ab wann muss ein Cochleaimplantat eingesetzt werden?
Ich komme aus Österreich. Kennt man hier ein Expertencenter? In Deutschland wäre dies Hannover, oder?

Ich hatte mit meinem Sohn ein ähnliches Problem. Erst alle Test negativ obwohl ich der Meinung war er hört, dann in Hannover stellte sich heraus das er zum Glück zu viel hört. Er hat damals aber schon als kleiner Wurm selektiv auf Geräusche gehört (Maschinen). Auf Alltagsgeräusche oder den üblichen Untersuchungsgeräuschen hat er gar nicht reagiert. In Hannover bekam mein Sohn damals nur ein Schlafmittel für den Hörtest. 14 Jahre später haben wir dann erfahren das er Autist (Asperger) ist und daher damals schon in der Lage war selektiv zu reagieren. Du siehst es kann auch so kommen. Unsere Möglichkeit ist zwar sehr, sehr selten aber halt möglich.

Sollte bei euch bei der Untersuchung herauskommen das dein Sohn schwerhörig ist dann ist das zwar nicht schön, aber sehr gut behandelbar. Mit den heutigen Möglichkeiten dürfte dein Sohn auch mit einem Hörproblem sehr gut im Leben zurecht kommen.

Hallo Valentina,

erstmal ganz ruhig; ich finde es super dass du dich anscheinend schon sehr ausführlich informiert hast und sehr schnell reagiert habt, aber du hast in jedem Fall noch mindestens 1 Monat nach der BERA-Untersuchung Zeit die nächsten Schritte in Ruhe zu überlegen:

Die Sedierung bei einer BERA geschieht meistens durch die Gabe von Melantonin (=körpereigenes Schlafmittel) und meines Wissens nach ist kein Venenzugang erforderlich.
Wenn ihr es schafft, dass das Kind in den Stunden vor der BERA-Untersuchung nicht schläft und demenstprechend müde ist, kann sicherlich die Dosis auch reduziert werden.

Die Gehörprüfungen unterliegen gewissen Messunsicherheiten in Abhängigkeit vom Alter (meistens werden diese mit einem Hinweis auf "Gehörbahnreifung" begründet). Auch ein normalhörendes Kind wird im Alter von 10 Wochen einen zu hörenden Ton längst nich so interessant finden wie die Frage, wann gibt es was zu essen;) Demzufolge müssen gerade im ersten Jahr die Ergebnisse, die aus der Reflexaudiometrie (und aus der objektiven Audiometrie) kommen kritisch betrachtet werden. Hier auf Seite 37 im pdf gibt es Schwellenangaben für normalhörende Babys in der Reflexaudiometrie in Abhängigkeit vom Entwicklungsalter.

Die objektiven Tests geben meist recht zuverlässig an, ob eine Schwerhörigkeit vorliegt oder nicht. Das scheint bei euch der Fall zu sein. Jetzt ist der nächste Schritt, festzustellen, wie stark diese Schwerhörigkeit ist und welche Möglichkeiten der Theraphie es gibt.

Da ihr ja bereits einen BERA-Termin habt, würde ich euch empfehlen, darauf zu bestehen, dass neben der Click-BERA auch eine sogenannte Low/High-Chirp-BERA bzw. eine Notched-Noise-BERA durchgeführt wird (am Besten beim Arzt/ den Audiometrieassistentinnen vor dem Termin nachfragen, ob diese auch gleich mit erledigt werden können. In einer guten Klinik gehört dies zur Routine). Mit diesen Infos habt ihr / eure Pädakustiker (nicht verwechseln mit einem normalen Hörgeräteakustiker, Pädakustiker haben sich spezialisiert auf Kleinkinder)

Wenn ein Kind mehrfach bei den OAE-Messungen durchfällt und auch beim Babyphone-Test, dann deutet dies meist auf eine mittelgradige Hörstörung hin. Diese ist mit einen Hörgerät ohne Probleme versorgbar.

Zum Cochleaimplant (CI): Frühestens ab an Taubheit grenzender Schwerhörigkeit!
Und niemand muss ein CI haben!
Derzeit würde ich ein CI frühestens nach dem 1. Lebensjahr empfehlen.
(Ich kenne derzeit noch keine Studien, die methodisch sauber nachweisen, dass die Kinder die mit 0,5 Jahren bis 1 Jahr implantiert wurden, erfolgreicher mit dem CI sind, als Kinder die mit 1 bis 2 Jahren implantiert wurden. Hier sind vor allem die CI-Erfolge in einem Alter von mindestens 6-7 Jahren wichtig und so lange wird noch nicht so früh implantiert.)
Und bis zum 1. Lebensjahr würde ich euch empfehlen es auf jeden Fall mit Hörgeräten zu versuchen (vorher darf ein Arzt auch kein CI verschreiben).

Gebärdensprache ist ebenfalls eine Option.

Ich hoffe das waren jetzt nicht zu viele Infos und ich habe euch etwas Angst davor "jetzt sofort etwas entscheiden zu müssen" genommen,

JND

Danke JND, ich bin nun desillusioniert. Ich habe bis dato noch gehofft, dass mein Kind normal hören könnte. Kennt jemand ein gutes Pädadiologisches Zentrum in Österreich?

Ich kann ebenfalls als Betroffene dich gut verstehen. Wir haben als Sedierung einen Schlaftrunk bekommen (Melatonin). War ganz unkompliziert.