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Sinn von Hörgerät nach Cholesteatom
Verfasst: 17. Nov 2012, 23:17
von Esquilax
Hallo,
ich ärgere mich seit nunmehr knapp 15 Jahren mit den Folgen meines Cholesteatoms rum.
Als ich damals die Diagnose bekam, wusste ich als 10 jähriger Steppke noch nicht wirklich etwas damit anzufangen.
Jedoch waren die Symptome vor der OP schon so beunruhigend, dass auch die Ärzte mich direkt nach Kiel in die Uniklinik verwiesen, wo mich dann schliesslich auch ein Professer höchstpersönlich operierte.
Die erste Operation dauerte dann 4,5 Stunden und das Cholesteatom hatte schon viele Teile meiner Gehörknochen angegriffen bzw. soweit zerstört, dass diese nicht mehr zu retten waren.
Soweit so "gut". ein halbes Jahr später gab es dann die Aufbauoperation.
In dieser wurde mir Knorpel aus der Ohrmuschel genommen um die kaputten Knöchelchen nachzuformen.
Der Erfolg hielt sich in Grenzen und das Hören war seit dem das Nervigste, was ich kennengelernt habe.
Nach einem Jahr ca. wurde dann bei einem Hörtest und der Kontrolle festgestellt, dass sich, ich glaube, der Amboss fast durch das Trommelfell geschoben hatte.
Also wieder auf den OP Tisch und die 3te Operation über sich ergehen lassen.
Das ganze ist mittlerweile so, dass ich wenn ich am arbeiten bin, also Maschinen wie Kreissägen, Flex, oder einen Hammer benutze, dass ich nur mein linkes Ohr schützen muss. Sprich ich brauche nur einen Ohrstöpsel.
Auf dem Rechten Ohr sind die Geräusche so leise, dass es nicht ansatzweise unangenehm ist. Das komplette Hörsprektrum im oberen Frequenzbereich ist flöten gegangen, was sich auch andauernd im Alltag nervig äussert.
Sei es jemand, der mich von rechts anspricht, was ich nicht mitbekomme oder das Orten, aus welcher Richtung ein Geräusch kommt.
Nun war ich vor einigen Tagen mit meiner Freundin beim HNO Arzt um sie zu begleiten.
Aus reiner Neugier fragte ich den Arzt, ob es Möglichkeiten gibt, das Hörvermögen wieder zu verbessern. Laut seiner Aussage würde dieses nur mit konventionellen Hörgeräten klappen.
Meine Frage nun, nach dieser endlos langen Geschichte, weiss jemand von euch, wie sich das Hörvermögen mit Hörgeräten verbessert oder ob es andere bessere Alternativen gibt?
Im Internet habe ich beim Googeln schon widersprüchliche Informationen gefunden.
Beste Grüße und danke schon mal.
Re: Sinn von Hörgerät nach Cholesteatom
Verfasst: 17. Nov 2012, 23:55
von hasilein75
Also, ich bekomme jetzt mit ähnlicher Geschichte ein Knochenleitungshörgerät, da die Schalleitung kaum noch funktioniert. Erkundige dich doch mal, ob das für dich sinnvoll wäre. Hierb tragen glaube ich einige Baha oder Ponto, ich bekomme jetzt das Bonebridge.
Re: Sinn von Hörgerät nach Cholesteatom
Verfasst: 18. Nov 2012, 00:00
von Esquilax
Hi und dank für Deine Antwort.
Leider kenne ich mich in dem Bereich noch überhaupt nicht aus und kann mit den Begriffen nichts anfangen.
Und da der Arzt gesagt hatte, dass die einzige Möglichkeit ein normales großes Gerät wäre, verwirrt es mich doch ein wenig.
Re: Sinn von Hörgerät nach Cholesteatom
Verfasst: 18. Nov 2012, 00:04
von hasilein75
Wo kommst Du denn her? Geh doch mal zu einem Akustiker, der verschiedene Systeme hat, oder / und in eine Klinik. Wenn sich bei mir das Hören so schnell stark verschlechtert habe ich fast sicher ein neues Cholesteatom (bei MIR, ich will Dir keine Angst machen, ich kenne ja deine Ohren nicht.)
Re: Sinn von Hörgerät nach Cholesteatom
Verfasst: 18. Nov 2012, 00:08
von Esquilax
Also das hören hat sich ja nach der OP so verschlechtert.
Jedoch arbeite ich seit einem halben Jahr in einem neuen Job wo das hören sehr wichtig ist (Veranstalungstechnik) und dabei fällt es mir bei jeder Veranstaltung aufs neue wieder negativ auf.
Als ich meine Ausbildung als Schlosser gemacht habe, war es teilweise von Vorteil, dass eine Flex keine Schmerzen im Ohr hinterlassen hat.
Sonst werde ich mich Montag mal auf die Suche nach einem Akustiker in Flensburg machen und diesen seinen Job machen lassen.
Ist es bei Akustikern so wie bei Optikern?
Sprich einfach rein gehen und beraten werden oder ist hier auch ein Termin wie beim Doc anzuraten?
Re: Sinn von Hörgerät nach Cholesteatom
Verfasst: 18. Nov 2012, 00:26
von hasilein75
Ich war in meinem ganzen Leben noch nicht beim Akustiker. Ich würde aber auch erst in die operierende Klinik gehen um zu hören, welche Idee die da haben. Die kennen dein Ohr besten
Re: Sinn von Hörgerät nach Cholesteatom
Verfasst: 18. Nov 2012, 08:11
von franzi
Hallo
Lass das alles mal in einer HNO-klinik untersuchen die können dir sagen, welche Implantat für dich in frage kommt.
Wenn die Schalleitung wie bei dir sehr schlecht ist bringt ein Hörgerät da wenig den der Schall kann ja nur sehr schlecht weiter geleitet werden.
Ein Knochleitungshörgerät wäre da die alternative weil dieses das mittelohr umgeht und den schall über den Knochenleitet, in wie fern das bei dir hilft, und ob du geeigenet dafür bist kann nur eine Klinik sagen die sich mit diesen implantaten auskennt.
gruß franzi
Re: Sinn von Hörgerät nach Cholesteatom
Verfasst: 18. Nov 2012, 14:51
von maryanne
Eine gute Möglichkeit wäre die Vibrant Soundbridge, das ist ein implantierbares Mittelohrsystem, das eine ganze Reihe von Fixierungsmöglichkeiten bietet.
Die Erfolge sind gut und ich rate, dich entsprechend zu erkundigen. Auf jeden Fall eine Klinik mit Erfahrung auswählen.
maryanne
Re: Sinn von Hörgerät nach Cholesteatom
Verfasst: 18. Nov 2012, 14:59
von Esquilax
Danke für die zahlreichen Antworten bisher.
Ist denn z.B. das Soundbrigde mit einer Operation verbunden?
Denn momentan kann ich mir längere Ausfälle nicht leisten, da ich momentan schon seit 7 Wochen krankgeschrieben bin und in 2 Wochen noch ne OP folgt mit mindestens 8 Wochen Folgebehandlung....
Re: Sinn von Hörgerät nach Cholesteatom
Verfasst: 18. Nov 2012, 15:11
von franzi
Hallo
Ja das Soundbridge ist mit einer op verbunden, die unter vollnarkose statt findet, man fällt jenach Beruf und heillung ca. 14 kann aber länger dauern aus. Beim Knochenleitungshörgerät wird auch ne op gemacht, soweit ich weiß kann man die unter örtlicher betäubung machen aber genauer infos bekommst du von der Klinik.
gruß franziska
Re: Sinn von Hörgerät nach Cholesteatom
Verfasst: 18. Nov 2012, 16:28
von maryanne
Ja, die Vibrant Soundbridge ist mit einer OP verbunden, allerdings ist das keine große Sache.
Was machst du denn beruflich?
KL-Hörsystem ist so eine Sache: auch hier hängt es vom Beruf ab, ob man dies überhaupt machen sollte. M.E. sollte jemand mit Cholesteatom sich wirklich mit der Soundbridge beschäftigen! Was nützt, wenn es schnell geht und in ein paar Monaten wieder dasselbe Problem auftritt?
maryanne
Re: Sinn von Hörgerät nach Cholesteatom
Verfasst: 18. Nov 2012, 19:02
von Esquilax
Okay danke,
ich werde mal Dienstag den Arzttermin abwarten und sehen was der Arzt sagt und falls er auf seinen Andeutungen sitzen bleibt und nur ein normales großes Hörgerät als Hilfe sieht.
Wenn das der Fall ist, werde ich mich wohl oder übel mal auf den Weg in die Uniklinik nach Kiel machen, wo ich damals ja auch operiert wurde.
Ach ja, beruflich bin ich Veranstaltungstechniker.
Sprich mein Job ist es, zur Musik etc. das Licht zu mischen oder auch den Klang richtig einzustellen.
Bzw. das war mit bisher ja leider verwehrt, weil ich beim Testmischen einfach immer zu viele Höhen und Mitten rein gedreht habe.
Grüße
Marcel
Re: Sinn von Hörgerät nach Cholesteatom
Verfasst: 19. Nov 2012, 14:21
von franzi
Hallo Marcel
Viele Hnos die außerhalb von kliniken arbeiten , kenn sich mit den verschiedenen Implantaten gar nicht aus, ich weiß ja nicht wie fit dein HNO darin ist. Und selbst wenn sich dein HNo darin auskennt wirst du nicht drum herum kommen nach Kiel zufahren, den nur die klinik die die ops macht, kann dir sagen ob du geeignet bist oder nicht.
gruß franzi
Re: Sinn von Hörgerät nach Cholesteatom
Verfasst: 19. Nov 2012, 19:19
von maryanne
Hallo Marcel,
Kiel ist eine ausgewiesene Klinik für implantierbare Hörsysteme. Und Franzi hat Recht: viele niedergelassene HNO-Docs schwelgen in ungeahnter Ahnungslosigkeit.
Die Hörergebnisse mit der Soundbridgte (also von Leuten, die sie schon haben), sind sehr gut, auf jeden Fall ist der Klang damit wesentlich besser als mit KL-Hörgeräten.
maryanne
Re: Sinn von Hörgerät nach Cholesteatom
Verfasst: 19. Nov 2012, 19:52
von janni0688
@Esquilax:
Bei einer (wie bei dir vorhandenen) Schallleitungsschwerhörigkeit ist eine Knochenleitungsversorgung auf jeden Fall sinnvoll.
Du kannst ja mal dein Audiogramm posten (Knochenleitung & Luftleitung).
Trotzdem empfehle ich dir dich mal beim Hörgeräte-Akustiker beraten zu lassen (am besten vorher telefonisch einen Termin abstimmen).
Schallleitungsschwerhörigkeiten lassen sich auch klassisch via Luftleitung (normales HG) versorgen. Weil es in deinem Beruf auf optimales Klangempfinden ankommt rate ich dir mal ein Hörgerät auszuprobieren.
Moderne Hörgeräte sind sehr klein und nahezu unsichtbar am Ohr!
Gerade weil du schon allerhand Operationen am Ohr hast über dich ergehen lassen wäre das auf jeden Fall eine Alternative!
Wenn du mit einem "normalen" Hörgerät nicht zufrieden sein solltest kannst du beim Hörakustiker eine Knochenleitungsversorgung testen. BAHA sowie Ponto lassen sich mit Teststab zwischen den Zähnen als auch mit dem Kopfbügel testen. Allerdings reicht der Übertragungsbereich einer Knochenleitungsversorgung nur bis reichlich 2,5-3 kHz, da der Schall ja durch das Haut- und Fettgewebe durch muss. Wird die Ankopplung an den Schädelknochen einoperiert (simpler Eingriff mit örtlicher Betäubung) ergibt sich ein deutlich breiterer Leistungs- und Übertragungsbereich.
Kosmetisch ist so ein knochenverankertes Hörgerät sicherlich nicht der Bringer, aber dafür hat man einen sehr vernünftigen Ausgleich der Schwerhörigkeit!
Das oben erwähnte VSB (Vibrant Sound Bridge) ist ebenfalls ein teilimplantiertes Hörsystem. Die OP ist jedoch um einiges aufwändiger als beim BAHA. Für das VSB wird ein kleiner Schwinger üblicherweise am Amboss oder Steigbügel platziert. Bei deformierten Mittelohrstrukturen kann der Schwinger auch direkt am ovalen Fenster (da wo die Steigbügelfußplatte sitzt) oder an der knöchernen Schnecke platziert werden.
Der Audioprozessor sitzt am Kopf (hinter dem Ohr) und nimmt den Schall dort auf.