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mittelgradige Schwerhörigkeit
Verfasst: 14. Okt 2004, 14:08
von nicky
Hi!
14. Oktober 2004
Vorgestern waren wir in der Klinik und da wurde mittels eines Bera-Testes festgestellt, daß unser Sohn Sebastian eine mittelgradige Schwerhörigkeit an beiden Seiten aufweist. Hörschwelle 50 db??? Sebastian war 6 Wohen zu früh und ist jetzt 7 Monate alt. Meine Gefühle kann ich nicht in Worte fassen. Hilfe! Nach mehrmaligen Algo-Tests und bereits eines Bera-Tests, die alle samt nicht funktionierten, da sein Gehörgang für die technischen Messgeräte zu klein war, klappte vorgestern der zweite Bera Test, mit niederschmetterndem Ergebnis. Mittelgradige Schwerhörigkeit.
Die Aussage einer Logopädin, wie lange wir denn noch mit Hörgeräten zuwarten wollen, bzw. schon so viel Zeit verloren, bzw zu spät, er wird nicht rechtzeitig anfangen zu sprechen, machen meine Lage nicht unbedingt leichter.
Fühle mich echt beschienen und als Versager, da mir das offensichtlich nicht aufgefallen ist. Er reagiert doch auf alles, tw. zeitversetzt aber tw. ist er auch vertieft und konzentriert auf eine bestimmte Sache, wir probieren auch verschiedene Geräusche aus.
Ursache? Schuld?
Meine 1000 Fragen daher, legt sich das? Beim zweiten Bera Test war er verschnupft, Polypen? Ein Leben ohne Hörgeräte? Was kann er hören? Welche Fördermaßnahmen? Wird er ein "normales" Leben führen? In letzter Zeit greift er sich stänig an die Ohren. Was bedeutet das?
Re: mittelgradige Schwerhörigkeit
Verfasst: 14. Okt 2004, 14:27
von Andrea Heiker
Hallo Nicky,
das ist Quatsch, natürlich ist es nicht zu spät. Dein Kleiner ist doch erst 7 Monate alt. Er wird das alles aufholen.
- Die Erkältung kann das Gehör negativ beeinflusst haben, so dass er vielleicht noch etwas besser hört als die BERA aussagt.
- Trotzdem braucht vermutlich Hörgeräte, aber das ist auch bei kleinen Kindern kein Problem.
- Die Verhaltensweisen sind typisch für mittelgradig Schwerhörige, sie hören ja noch etwas, aber eben nicht alles.
- Hat/Hatte Dein Sohn eine Mittelohrentzündung und greift deswegen nach seinen Ohren?
- Er braucht schon spezielle Förderung durch die Eltern, aber er hat die besten Chancen, normal sprechen zu lernen.
- Was ist denn für Dich ein normales Leben? Vermutlich wird Euer Kleiner den Rest des Lebens Hörhilfen brauchen, aber wird wird fast alles können, was andere auch können.
Du hast auch keine Schuld, Du konntest es auch nicht eher merken. Andere Eltern merken die mittelgradige Hörschädigung erst, wenn das Kind drei oder vier Jahre alt ist.
Welche weiteren Schritte hat die Pädaudiologie Dir denn vorgeschlagen. Ich denke, als erstes solltet ihr eine Hörgeräteversorgung in Angriff nehmen.
Re: mittelgradige Schwerhörigkeit
Verfasst: 14. Okt 2004, 14:46
von nicky
Hallo Andrea!
Freue mich über eine so schnelle Antwort. Am Dienstag bekommt er Hörgeräte und ein audiometrischer Test wird durchgeführt. Es gab bzw. gibt keine Anzeichen für eine Mittelohrentzündung.Ich habe aber gehört, dass es sein könnte, dass ein Tinnitus die Ursache ist?
Bezüglich eines normalen Lebens, hoffe ich, dass er ohne sonderpädagogische Schulen auskommen wird, und nicht von einem HNO-Termin zum anderen pilgert, sondern auch noch Kind sein kann.
Wie wird die Umwelt auf ihn reagieren? bzw. wie haben sich die Eltern zu verhalten?
Von welchen speziellen Förderungen sprichst du? Was kann man machen? (Logopädie, was ist Frühförderung? Gibt es hier einen aussagekräftigen Link im Internet?)
Hab auch von Gleichgewichtsstörungen gelesen, die bei schwerst Gehörbeeinträchtigten aufgetreten sind. Ist das auch für uns ein Problem?
lG und herzlichen Dank noch:)
Re: mittelgradige Schwerhörigkeit
Verfasst: 14. Okt 2004, 15:54
von Andrea Heiker
Hallo Nicky,
Die Frühförderung ist normalerweise an Hörgeschädigten Schulen angegliedert. Von wo kommt ihr denn?
Wenn das Gleichgewichtsorgan schon in früher Kindheit ausgefallen ist, ist das für Betroffene kaum ein Problem. Mein Gleichgewicht funktioniert auch nicht, trotzdem kann ich Rad fahren. Probleme gibt es dann nur beim Laufen in völliger Dunkelheit und bei gewissen sportlichen Übungen.
Normale Schulen etc. in Ehren, oftmals ist es aber für schwerhörige Kinder auf einer Hörgeschädigtenschule besser. Ich bin selbst auch immer zu normalen Schulen gegangen, bedaure aber in Nachhinein, dass ich nicht zumindest die gymnasiale Oberstufe auf einer Hörgeschädigtenschule gemacht habe. Noten waren nie das Problem, sondern eher der soziale Aspekt (Eine Hörbehinderung ist eine Kommunikationsbehinderung). Aber bis zur Schule ist es ja noch bei Eurem Kleinen hin. Darüber würde ich mir jetzt keinen Kopf machen.
Wenn Du hier noche in wenig herum liest, dann wirst du noch auf viele Buchtips stoßen. Dort kannst Du Dich dann noch schlau machen.
Gruß
Andrea
Re: mittelgradige Schwerhörigkeit
Verfasst: 14. Okt 2004, 20:36
von Karin
Hallo Nicky, ein Buch das fast alles erklärt:
"Diagnose hörgeschädigt"
www.diagnose-hoergeschaedigt.de
Zu euch

Die 50db sind zwar für euch erst mal ein Schock, völlig klar, aber bei weitem nicht so schlimm! Er wird sprechen lernen, keine Panik!!
Ihr kommt sicher aus Österreich? Ich weiß ja nicht, aber die Leute aus den Kliniken neigen wohl zu Panikmache...!?
Schuld habt ihr an gar nichts, ihr seit früh dran.
In Ruhe noch mal testen, dann gute
HG und viel sprechen.
Viele Grüße
Karin
Re: mittelgradige Schwerhörigkeit
Verfasst: 15. Okt 2004, 13:03
von nicky
Hallo Andrea, hi Karin!
Zuerst einmal danke für eure Beiträge.
Die Tatsache, daß mit einem HG-Einsatz und entsprechendem Training die sprachliche Entwicklung unseres Sohnes gewährleistet werden kann und es keinesfalls "zu spät" ist, beruhigt uns sehr.
Allein die Vorgehensweise einiger Mitarbeiter im Logopädiebereich verursachte Probleme.
Bezüglich der sonderpäd. Schulen geht es uns hauptsächlich darum, daß sich in unserer Gegend unseres Wissens nach (NÖ), solche Einrichtungen nur äußerst selten finden, für geistig Behinderte und schwer erziehbare sehr wohl. Täglich rund 60 km für eine Schule sind wohl etwas viel, vor allem im Volksschulalter, oder?
Aber, wie Andrea richtig sagt, dauert das ja noch eine ganze Weile. Im ersten Moment geistern halt soo viele Gedanken im Kopf herum, und das völlig unkoordiniert und es bedarf einiger Zeit bis man sich auf die jetzt wesentlichen Dinge konzentrieren kann.
Eine kurze Frage noch:
Sollen wir mit unserem Sohn lauter sprechen, solange er die Hg nicht hat, bzw gibt`s Übungen die man Zuhause machen kann oder soll?
Das Buch werden wir jedenfalls bestellen!
LG
Re: mittelgradige Schwerhörigkeit
Verfasst: 15. Okt 2004, 13:18
von Andrea Heiker
Hallo Nicky,
ja solange er die Hg noch nicht hat, ist lauter sprechen eine gute Idee. Ihr dürft allerdings nicht schreien, sondern müsst trotzdem deutlich sprechen. Wenn er allerdings erst einmal Hg hat, bitte nicht allzu laut sprechen. Wichtig ist, dass ihr viel mit Eurem Sohn sprecht und jede Handlung auch mit Worten begleitet. Es gibt von Frau Batliner auch ein Buch, das heißt, Hörgeschädigte Kidner spielerisch fördern.
Gruß
Andrea
Re: mittelgradige Schwerhörigkeit
Verfasst: 29. Okt 2004, 01:19
von Kimi
Hallo Nicky
wollte dir nur sagen dass du nicht alleine bist. Du hast zur Zeit 1000 Fragen im Kopf und quälst dich mit Selbstvorwürfen usw. Ich hab erstmal Nächtelang geheult und mich selbst bemitleidet obwohl ich mich guter Gesundheit und anderen schönen Dingen tagtäglich erfreue. Das schlimmste für Eltern ist wohl wenn das eigene Kind nicht "normal" ist. Mittlerweile denke ich was ist schon normal? Das wird noch eine Weile dauern und das ist auch okay so. Nur wird es danach besser. Ihr habt wirklich sehr gute Voraussetzungen. Unsere Tochter war fast 3 Jahre alt als sie endlich Hörgeräte bekommen hat weil ich vorher zu HNOs gegangen bin die für Kinder nicht unbedingt geeignet sind. Wer weiss das zu dem Zeitpunkt schon. Selbst in ihrem Alter holt sie schnell auf. Ausserdem hab ich mittlerweile das innere Gefühl sie packt das und wird auch mit Schwerhörigkeit ein schönes Leben haben. Falls nicht denke ich nicht das es an der Schwerhörigkeit liegen wird. Schau dir dein Kind mal genau an und ich bin sicher du wirst Dinge entdecken mit denen sich dein Süsser verständlich macht. Bei unserer Tochter ist das ein Schauspielertalent. Man versteht sie auch ohne viele Worte. Meine Freundin sagt immer sie sollte Pantomine werden.
Was die Schule betrifft klar da macht man sich Gedanken. Besonders wenn sie so weit weg ist. Nur ja mach einen Schritt nach dem anderen. Das Leben kann sich von heute auf morgen verändern das kann man halt nicht planen. Das ist eines der Dinge die mir unteranderem klar geworden ist. Wenn es keine Hörschädigung ist dann ist es vielleicht etwas anderes. Daran musste ich letztens denken als ich Kimberly und ihre Freundin hab spielen sehen. Ihre Freundin hat selbst mit Brille nur eine Sehfähigkeit von 20% das kann und wird sich wahrscheinlich bessern. Während sie wie ein Äffchen geklettert ist war das für ihre Freundin wesentlich schwerer. Also vertrau deinem Kind und hab es einfach lieb irgendwann stellt sich auch wieder eine innere Ruhe ein. Klingt blöd zur Zeit mach ich mir mehr Gedanken um ihren Bruder der kommt jetzt in die Pubertät und ich könnte ihn teilweise echt mal ganz dezent in die Gummizelle verfrachten.
Was die Rennerei angeht ja am Anfang sind da schon einige Termine aber das wird mit der Zeit besser. Nervt zwar aber wie schon gesagt wenn es die Schwerhörigkeit nicht ist dann ist es was anderes. Spätestens wenn die Kinder sagen können was gut ist und was nicht wird es denke ich um einiges leichter. Schau dir manche Forumsmitglieder an. Sie verbringen viel Zeit damit uns zu helfen und aufzuklären. Hab manchmal das Gefühl es gibt hier wesentlich mehr Tiefgang und Intelligenz geballt als normal. Genau so ein Mensch kann und wird dein Kurzer mal werden. Also alles Liebe und viel Kraft da musst und wirst du durchkommen.