Wird der richtige Zeitpunkt der Einschätzung von Schwerhörigkeit verpasst, dann hat das Gehirn das Verstehen bereits verlernt, die tragische Folge: Nichts hilft mehr
Ausser einem
CI. Das seltsamerweise auch nach Jahrzehnten des Nichtversorgens von Reizen in Folge völliger Taubheit mitunter erstaunliche Resultate zeitigen KANN (Erklärung: Stichwort Neuroplastizität des Gehirns).
„Menschen, die schwerhörig sind, sind nicht in der Lage aus dem Störschall, den Nutzschall Sprache herauszufiltern", beschreibt Patrick Zorowka, Direktor der Universitätsklinik für Hör- Stimm- und Sprachstörungen der der Medizinischen Universität in Innsbruck. Der Begriff „Schwerhörigkeit" irritiert, denn Hören ist nicht das primäre Problem. Viel eher ist es das schwindende Verstehen von Sprache.
Gerade bei den häufig anzutreffenden Innenohrschwerhörigkeiten bringt ein Hörgerät insbesondere in diesen Situationen auch nicht gerade viel, da es den "Geräuschbrei nicht differenzierter, sondern einfach lauter macht" (kann man mit dem Wegfall der nichtlinearen Verstärkerfunktion der OHCs erklären, was sich vor allem in einem massiven Verlust der Trennschärfe äussert, den kein Hörgerät der Welt beheben kann).
„Die Leute gewöhnen sich an eine unnatürliche Stille", erklärt Zorowka und beschreibt nun das folgenschwere Phänomen zentraler Hörentwöhnung. Das Gehirn verlernt nämlich Sprache zu verstehen, sobald ein Innenohrschaden zum Verlust verschiedener Hörfrequenzen geführt hat. Wer das ignoriert, dem nützt irgendwann auch kein Hörgerät mehr. Denn Stimme und Sprache sorgen dann ohnehin nur noch für Verwirrung. „Jungbrunnen ist der Hörapparat keiner. Wer jedoch frühzeitig seine Hörminderung akzeptiert, darf von modernen Hörsystemen auch ein gutes Sprachverstehen erwarten", ergänzt der Experte.
Hier fände ich gross angelegte (an tausenden von Explorenden), gut designete und seriös durchgeführte Studien sinnvoll, welche diese Aussagen bestätigen oder widerlegen.
„Ich habe sie nicht verstanden", dieser Satz scheint die Wurzel allen Übels zu sein. Er treibt Menschen in die Isolation, denn er wird vielfach gleichgesetzt mit folgendem Ausspruch: „Ich habe sie inhaltlich nicht verstanden".
Die Kommunikation mit solchen Dumpfbacken wäre eh Zeitverschwendung (der eine versteht den anderen akustisch nicht, der andere den einen inhaltlich nicht; fiele die akustische Barriere weg, bliebe demnach immer noch die inhaltliche bestehen).
Anders verhält es sich bei einer Sehschwäche: Niemand verzichtet freiwillig auf eine Brille.
Der Vergleich hinkt insofern, als eine Brille 1. die Sehschwäche viel besser ausgleichen dürfte als ein Hörgerät die Hörschwäche und 2. erstere die Sinneszellen nicht schädigen dürfte.
Experten sind sich einig: Wer sein Hörorgan bis ins Alter fit halten möchte, sollte darauf achten, dass es täglich gefordert wird und viele unterschiedliche Reize zu verarbeiten hat – wobei hohe Belastungen wie Dauerlärm und extreme Lautstärken natürlich vermieden werden müssen.
Genau - und hierin besteht auch der Widerspruch, denn diesem setzt man sich bei Verwendung eines Hörgerätes mitunter vermehrt aus.
Ein breites Spektrum von akustischen Anforderungen an das Gehör unterstützen den Erhalt der neuronalen Strukturen im Hörzentrum des menschlichen Gehirns, wo die ankommenden Reize entschlüsselt und verarbeitet werden. Je größer und vielfältiger die Bandbreite der akustischen Signale ist, desto leistungsfähiger bleiben die entsprechenden Vernetzungen im Gehirn. Umgekehrt gehen die neuronalen Strukturen verloren, wenn vergleichsweise wenige oder stets nur gleichförmige Signale aufgenommen werden.
Hm, so ganz dramatisch dürfte es nicht sein (oder weshalb kann man, wenn man Jahre lang nicht mehr Auto gefahren ist, sich gleich wieder in eine Karre setzen und ohne grössere Probleme gleich wieder los fahren etc.).
Ausserdem besteht auch die Möglichkeit, Neues zu lernen oder Altes wieder zu erlernen (also auch die Hörfähigkeit; das Problem dürfte allerdings sein, dass Hörgeräte das verloren gegangene Differenzierungsvermögen nicht zurück geben, sondern nur Geräusche lauter machen können (und vielleicht ist gerade diese sehr beschränkte Möglichkeit einer Hilfe (dem Hirn werden auch mit Hörgeräten nur undiffernezierte auf akustischen Reizen basierende Signale angeboten) der Grund, weshalb man unter Umständen bessere Resultate erzielen kann, wenn man früher versorgt.
Hörakustiker können hier Abhilfe schaffen und hörentwöhnte Menschen mit Hilfe geeigneter Hörtechnologie wieder zum guten Hören verhelfen.
Na ja, sagen wir, zumindest zum lauten Hören...(und laut ist nicht gleich gut).
Diese neuronalen Veränderungen führen zu einer Hörentwöhnung und sogar zu einem “Verlernen des Hörens“.
Hier könnte ich zur Abwechslung ein mal ausführlich beschreiben, was für Gefahren und Schäden durch die Verwendung von Hörgeräten drohen können, und dies (ebenfalls zur Abwechslung) wissenschaftlich untermauert ausführlich begründen, verzichte jedoch an dieser Stelle darauf.
Unter Hörentwöhnung versteht man die fehlende Akzeptanz für normale Frequenzen. Das ist problematisch, da das Hörsystem dadurch nicht auf die nötige Verstärkung für bestes Sprachverstehen eingestellt werden kann. Bei Hochtonschwerhörigkeiten ist es schon nach kurzer Schwerhörigkeit oft schwierig diese Töne wieder zu ertragen.
Na ja, vielleicht gibt es ja auch einen Grund, weshalb dies so ist

(einfach gesagt soll der geschädigte Bereich mit noch mehr Power versorgt werden; was dies für Folgen haben kann, dürfte den meisten einleuchten).
Das Tragen von Hörgeräten und die gleichzeitige, gleitende Anpassung, bei einem erfahrenen Akustiker, kann dieser Vorgang gut unterbrochen und meist wieder umgekehrt werden. Das funktioniert am besten wenn der Hörbeeinträchtigte noch aktiv ist, gut mitarbeitet und dadurch motiviert diese Verbesserung relativ schnell erreicht.
Und dies, ohne auf mögliche Gefahren, Risiken und Nebenwirkungen hin weisen zu müssen (dank dem ach so tollen Medizinproduktegesetz (oder besser gesagt dem, was sich so nennt)).
Gruss fast-foot