Seite 1 von 1

Hallo

Verfasst: 28. Jul 2010, 15:25
von Marina70
Hallo ihr Lieben,
ich möchte mich Euch gerne Vorstellen. Mein Name ist Marina, ich bin 40 Jahre alt, hörend und habe vor kurzem eine Ausbildung gemacht. Bei dieser Ausbildung handelte es sich um ein Pilotprojekt, das heißt, diesen Beruf gab es bisher nicht. Der Deutsche Schwerhörigenbund e.V. hat diese Ausbildung durchgeführt. Als Dozenten wurden fast ausschließlich hörgeschädigte Menschen eingesetzt. Seit dem 31. Mai 2010 gibt es in NRW nun insgesamt 13 Kommunikations- und Arbeitsassistenten für hörgeschädigte Menschen im Beruf. Vielleicht hat der ein oder andere von Euch schon mal etwas von iniKAB gehört oder gelesen. Ich habe mich heute hier angemeldet weil ich Euch gerne etwas mehr über diesen Beruf und die Ausbildung erzählen möchte. Wenn Ihr etwas wissen möchtet könnt Ihr mich gerne Fragen, ich würde mich freuen wenn das Interesse hoch ist :}.
Liebe Grüße
Marina

Re: Hallo

Verfasst: 28. Jul 2010, 15:45
von exagerado
Hallo, das ist interessant! Schreib doch einmal, unter welchen Bedingungen man die Hilfe dieser Assistenten in ANspruch nehmen kann, in welchen Situationen ihr Unterstützung leistet, wer das finanziert etc...!

viele Grüße

exgerado

Re: Hallo

Verfasst: 29. Jul 2010, 08:32
von Karin
http://inikab.de/content/view/75/1/

Ich hoffe, dass eure Kommunikation in Schrift- und Oraldolmetschen flüssiger abläuft, als die Kommunikation in LBG.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine Ausbildung von 9 Maonaten ausreichend ist, alles zu lernen, was auf der Homepage angeboten wird.

Gruß Karin

Re: Hallo

Verfasst: 29. Jul 2010, 09:27
von Jerry
Ich persönlich bin sehr gespannt, ob man nun auch mal an die Hörgeschädigten denkt, die beruflich englisch kommunizieren (und das auch am Telefon) müssen.
Das ist momentan noch ein sehr großes Problem und meine bisherigen Erfahrungen mit Schreibdolmis, die englisch mitschreiben ist ganz ganz schlecht, ganz einfach deshalb, weil es zum Einen kaum welche gibt, die das "können" und zum Anderen die Personen, die es machen nicht genügend englisch können, um das Ganze flüssig rüberzubringen (überlegen zu lange beim schreiben) und mit Lückentexten kann ich nichts anfangen, so dass die Mitschreibkarft eher ein zusätzlicher Störfaktor (auch durch das nervige Tastaturklappern, was das Sprachverstehen zusätzlich erschwert) war...

Re: Hallo

Verfasst: 29. Jul 2010, 12:09
von Marina70
@exagerado
Ich habe etwas dazu in der Rubrik "Allgemeine Beiträge rund um die Schwerhörigkeit" geschrieben.

@Karin
Dieses Video ist entstanden als wir gerade mit der Ausbildung angefangen hatten. Start der Ausbildung war der 17. August 2009. Im Oktober wurde dann schon das Video gedreht. LBG wurde in der Ausbildung auch nur ansatzweise Unterrichtet, uns wurde mitgeteilt das die meisten hörgeschädigten Menschen LBG nicht können und diese Kenntnisse nicht so sehr verlangt werden. Natürlich kann man Kenntnisse bei Bedarf noch weiter ausbauen. Das Konzept der Ausbildung war sehr Straff und das was angeboten wird, kann auch geleistet werden. Voraussetzung ist natürlich das man "am Ball" bleibt. Eine Vermittlungszentrale befindet sich im Aufbau, der Landesverband vom DSB in Münster ist damit beschäftigt.

@Jerry
Ich kann Deine Erfahrungen nachvollziehen. Englisch in Wort und Schrift muss man beherrschen, ich muss hier leider gestehen das ich es nicht kann. Sowas lernt man auch nicht mal eben so, es dauert seine Zeit. Englisch ist eine Weltsprache aber in Deutschland nicht in jedem Beruf gefordert. Aus diesem Grund war es auch keine Voraussetzung für eine KAB. Ich weiß gar nicht ob von uns, 13 ausgebildeten KABs, einer Englisch kann, es war nie ein Thema bei uns. Was die Tastatur betrifft, so wurde uns mitgeteilt, dass es äußert wichtig ist, eine leise Tastatur zu verwenden. Aber Schriftdolmetscher ist nicht gleich Schriftdolmetscher.

Vielen Dank für Euer Interesse, aber ich möchte hier auch ein paar persönliche Worte loswerden. Man kann es nie jedem Recht machen und wir sind die ersten Ausgebildeten KABs. Ich habe mich hier nicht angemeldet um den Beruf zu verteidigen, sondern um ihn bekannt zu machen. In der Ausbildung habe ich zwei Praktika gemacht und ich habe wirklich erkennen können, dass es ein sehr sinnvoller Beruf ist, der beiden Seiten sehr viel bringt. Es wird schwer für beide Seiten, zum einen für den Schwerhörigen und zum anderen für die KAB, aber ich bin der Überzeugung das es sich für beiden Seiten lohnt. Ich stehe zu 100% hinter dem Beruf und ich wünsche mir Erfahrungen in der Arbeit, denn nur so kommen beide Seiten weiter.

In diesem Sinne... Liebe Grüße
Marina

Re: Hallo

Verfasst: 29. Jul 2010, 16:10
von karasi
Hallo Marina,

ich verstehe Deine Freude die Ausbildung erfolgreich abgeschlossen zu haben. Allerdings kommt es einem auf der Website vor, als wenn das nur eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme sein soll. Denn mit welchem Hintergrund und welcher Motivation kommen die Leute denn da hin, um diese Ausbildung zu machen? Auf der Website steht folgendes:

" Das Ausbildungsangebot richtet sich an engagierte Berufsrückkehrende mit oder ohne Leistungsbezug sowie an Arbeitslosengeld-Beziehende."
(Zitat iniKAB: http://inikab.de/content/view/27/42/)

Tschuldige bitte, aber das erinnert an die Maßnahmen, die auch in anderen Berufsbereichen unternommen werden, um Arbeitslose in der Berufswelt wieder zu integrieren (siehe kaum ausgebildete Pfleger in Altenheimen) . Und in dem Werbefilmchen klang das ja auch so durch.

HAben denn die Kursteilnehmer schon vorher irgendeinen BEzug zu der Welt von hörgeschädigten Menschen gehabt? Was war Deine Motivation, um an dieser Ausbildung teilzunehmen?

Was mich besonders interessiert: Du schriebst, dass keiner von euch Englisch kann. An welche Hörgeschädigten richtet sich denn dann das Projekt? Ich stelle mir das schwierig vor, wenn jemand einen Dolmetscher in beruflichen Situationen bräuchte, in denen es nicht um irgendewelche Banalitäten ginge. Das könnt ihr doch dann gar nicht, oder?

Viele Grüße

Re: Hallo

Verfasst: 29. Jul 2010, 16:51
von Marina70
Hallo karasi,
sicher wurden für diese Ausbildung Leute gesucht die zu der Zeit keine Arbeit hatten. Darin sehe ich aber auch keinen Nachteil. Hätte ich eine Arbeit gehabt dann hätte ich diese Ausbildung nicht machen können.

Die Idee so eine Ausbildung zu machen entstand tatsächlich beim DSB, deren Vizepräsidentin selbst Hörgeschädigt und in einem sehr guten Beruf, schon seit einigen Jahren mit Kommunikationsassistenten arbeitet. Sie musste sich ihre Assistenten bisher selbst ausbilden und daraus entstand die Idee.

Die Ruhr Universität Bochum wurde dann damit beauftragt zu ermitteln inwieweit und in welchem Umfang Kommunikationsassistenten benötigt werden. Und wie Du selbst so schön Zitiert hast, es wurden engagierte Leute gesucht und niemand wurde zu dieser Ausbildung gezwungen, es haben alle freiwillig und aus Überzeugung daran Teilgenommen.

Ich selbst habe schon lange Kontakt zu einer gehörlosen Frau, daher kannte ich auch die Probleme denen Menschen mit einer Hörschädigung ausgesetzt sind. Sie selbst ist übrigens von dem Projekt angetan, obwohl es sie nicht betrifft. Auch bei den beiden Praktika, die ich während der Ausbildung machte, habe ich nur Positives erfahren.

In Deutschland ist es auch nicht in jedem Beruf Gang und Gebe das man Englisch in Wort und Schrift beherrscht, bei der Auswahl der Teilnehmer wurde deshalb nicht weiter darauf geachtet, es war keine Voraussetzung zur Teilnahme. Übrigens habe ich mit keinem Wort erwähnt das niemand von uns Englisch kann, ich habe gesagt dass ich es nicht weiß weil es nie ein Thema war. Vielleicht kann es der ein oder andere.

Was die „Banalitäten“ betrifft, es ist nicht unsere Aufgabe die Arbeit des hörgeschädigten Arbeitnehmers zu erledigen, wir unterstützen lediglich in der Kommunikation, das ist ein großer Unterschied. Sicher muss man sich erst mal einarbeiten, man muss ein Team werden, es wird auch sicherlich seine Zeit dauern bis man so weit ist. Irgendwann muss nur ein Anfang gemacht werden, aus diesem Grund bin ich hier :) .

Finanziert wurde dieses Projekt aus dem Europäischen Sozialfond und vom Ministerium für Arbeit und Soziales NRW.

Ich hoffe ich konnte all Deine Fragen beantworten,
liebe Grüße
Marina