Seite 1 von 1

Anmerkung zu meinem Beitrag

Verfasst: 31. Jan 2004, 11:11
von bona
Ich hatte damals bei den Ärzten auch nach einem Implantat gefragt, mir wurde aber mitgeteilt, dass sowas nur bei beidseitig schwerhörigen Kindern gemacht würde.
Da ich mich überhaupt nicht auskenne, habe ich eben den Anpassbericht von Davids Cross-Gerät ins Internet gestellt.
Vielleicht kann mir ja jemand sagen, was das alles bedeutet.

http://www.space-garden.de/david/Anpassbericht.jpg

Aber bitte genau diese Adresse benutzen, da es von der Hauptseite aus keinen Link darauf gibt.

Re: Anmerkung zu meinem Beitrag

Verfasst: 31. Jan 2004, 13:00
von Andrea Heiker
Hallo Andrea,

beim Bericht sind die beiden Hörkurven eingetragen. Du kann daran ablesen, bei welcher Frequenz (untere Zahlen) der Ton wie laut sein muss (links dB Zahl), um gehört zu werden. Auf dem rechten Ohr ist euer Sohn an Taubheit grenzend schwerhörig. Vermutlich würde er dort mit einem Hörgerät doch ein kleines wenig hören, wenn das linke Ohr zugemacht würde. Allerdings ist das linke Ohr so viel besser, dass ein Tragen von einem Hörgerät wohl weniger Sinn macht, da er eh alles mit links hört.

Das linke Ohr zeigt auch einen leichten Hörverlust, der normalerweise nicht mit einem Hörgerät versorgt werden würde. Aber wegen der Cross-Versorgung wurde doch ein Hörgerät mit (offener Versorgung?, d.h. mit Passtück mit großer Belüftungsbohrung) angepasst. Gegen das Hörgerät ist nichts einzuwenden, es ist ein robustes und gutes Modell, das schon einige Jahre auf dem Markt ist. Das PicoForte ist auch eher ein kleines Hörgerät. Ich habe aber nie gehört, dass jemand durch Hörgeräte Segelohren bekommen hätte. Vielleicht hätte sie Euer Sohn eh bekommen?

Das Kabel für die Cross-Versorgung ist eigentlich ziemlich wiederstandfähig. Und selbst wenn es beim Sportunterricht kaputtgehen sollte, ist es kein Beinbruch, dann zahhlt die Kasse ein neues Kabel. Ich würde sowohl das Hörgerät als auch das Mikrofon durch ein Ohrpassstück sichern, dann hält es auch beim Sport. Wenn euer Sohn eine Brille tragen sollte, kann man das Crosskabel auch in das Brillengestell integrieren. Wenn der Lehrer verlangen sollt, dass euer Sohn das Kabel beim Sport abnimmt, würde ich noch einmal mit ihm reden und sagen, dass im schlimmsten Fall deinem Sohn alles abgerissen wird und das Hg anfängt zu pfeifen, aber sonst nichts Schlimmes passieren wird.

Die Diagnose "Hörnerv durchtrennt" ist absoluter Schwachsinn. Meningitis ist eine "beliebte" Ohrsache für Hörschäden und Euer Sohn ist in der Beziehung sogar eher leicht betroffen. Aber bei Meningitis ertauben die Kinder entweder durch die Antibiotika oder in den Wochen nach der Meningitis durch die Verknöcherung der Hörschnecke. Es ist zwar bekannt, dass durch die Antibiotika das Gehör Schaden nehmen kann, aber anderenfalls würde das Kind an dieser fiesen Krankheit sterben. Ich würde bei Eurem Sohn eher darauf tippen, dass die Schnecke teilweise verknöchert ist, da nur ein Ohr betroffen ist. Ich möchte aber dazu sagen, dass ich medizinischer Laie bin. Der Hörnerv selbst ist nach einer Meningitis fast immer aber in Ordnung.

Es ist richtig, dass die Cochlear Implantate nur bei einer beidseitigen an Taubheit grenzender Schwerhörigkeit zum Einsatz kommen. Das liegt daran, dass das fast gesunde Ohr dem CI noch immer weit überlegen ist und er so nicht viel vom CI hätte. Da wäre das kleine aber vorhandene OP-Risiko nicht zu verantworten.

Nun kann es in Einzelfällen auch sein, dass eine Verknöcherung der Schnecke auch noch Jahre nach der Meningitis durch einen harmlosen Infekt ausgelöst wird. Wenn ihr oder Eurer Sohn einen deutlichen Hörverlust auf dem guten Ohr bemerkt, solltet ihr nicht zögern, sofort eine Uniklinik, die auch CIs implantiert, aufzusuchen. In dem Fall muss nämlich schnell gehandelt werden, um ein CI zu implantieren, bevor die Schnecke ganz zu ist. In eine verknöcherte Schnecke kann man keine Elektrode mehr einführen! Diese Fälle sind selten, aber es kommt vor. Aber wenn nichts besonderes ist, reicht es einmal im Jahr einen Hörtest zu machen um zu schauen, ob alles stabil bleibt.

GRuß
Andrea

Re: Anmerkung zu meinem Beitrag

Verfasst: 31. Jan 2004, 18:09
von joern
Hallo Andrea!
Hörnerv-Durchtrennung - das ist unglücklich ausgedrückt - aber Hörnerv-Unterbrechung ist wohl richtig. Der Hörnerv ist ja an der Schädelbasis umgeben von der Hirnhaut und wird bei einer Meningitis leicht mit-entzündet und oft auf Dauer geschädigt und unterbrochen. Weniger häufig ist eine Mit-Entzündung der Cochlea - in diesem Fall kann es dann auch zu deren Schädigung und späteren Verknöcherung kommen.
Allem Übrigen stimme ich voll zu. Helmut

Re: Anmerkung zu meinem Beitrag

Verfasst: 1. Feb 2004, 11:41
von Andrea Heiker
Lieber Jörn,

ob der Hörnerv richtig funktioniert, kann man nur mit einem Promotoriumstest rausfinden. Der Test wird nur bei einer CI-Voruntersuchung gemacht und daher glaube ich nicht, dass der Test bei diesem Kind durchgeführt wurde. Unter diesem Aspekt halte ich es für fahrlässig zu behaupten, der Hörnerv wäre hin. Es gibt heute noch eine Menge HNOs, die behaupten fälschlicherweise, dass der Hörnerv beschädigt ist, wenn die Ursache der Schwerhörigkeit nicht offensichtlich ist. Diese Leute glauben dann, dass das CI nichts für sie wäre und quälen sich jahrelang mit kleinen Hörresten durchs Leben.

So ganz kaputt kann dieser Hörnerv bei diesem Jungen wohl auch nicht sein, schließlich hat er auf diesem Ohr noch kleine Hörreste.

Gruß
Andrea

Re: Anmerkung zu meinem Beitrag

Verfasst: 1. Feb 2004, 14:03
von joern
Liebe Andrea,
es ist richtig - auch HNO-Ärzte irren sich nicht selten. Trotzdem sollte man zunächst annehmen, dass sie in diesem Fall Grund und Hinweise darauf gehabt haben, eine weitgehende Hörnerv-Schädigung anzunehmen, und ohne sichere Kenntisse des Falles zunächst mit dem Urteil "Schwachsinn" vorsichtig sein. Mit dem Promontoriumstest oder der "Elektrocochleographie" wird die Funktion der Schnecke - des Cortischen Organs - geprüft und nicht der Hörnerv. Was dann indirekt natürlich auch Schlüsse auf die Hörnervenfunktion zuläßt. Gruß Helmut.

Re: Anmerkung zu meinem Beitrag

Verfasst: 13. Feb 2004, 17:02
von bona
Hallo,

vielen Dank für die ausführliche Antwort.
Also nehme ich an, dass die Ärzte recht hatten und es tatsächlich keinen Sinn macht, bei David ein Implantat einzupflanzen.
Ich hatte mir immer irgendwie noch Hoffnung gemacht, dass er eines Tages wieder auf beiden Ohren würde hören können, aber so wie du schreibst muss ich im Gegenteil ja sogar damit rechnen, dass eventuell auch noch das gesunde Ohr angegriffen wird. :-( Bis wieviele Jahre später kann das denn passieren (die Meningitis ist jetzt gut vier Jahre her)?
Eine Frage hätte ich noch: gilt David eigentlich als schwerbehindert? Wenn ja, sollte ich einen Ausweis für ihn beantragen oder bringt das Nachteile mit sich?
David selber sagt, dass er gut hört (tut er links ja auch wirklich) und er hat ja auch wie gesagt keinerlei Entwicklungsverzögerungen oder Beeinträchtigungen.

Liebe Grüße

Andrea

Re: Anmerkung zu meinem Beitrag

Verfasst: 13. Feb 2004, 19:57
von Birgit
Ich würde es beantragen, denn es springt dabei ein Steuervorteil raus. Allerdings muss im Bescheid der Zusatz: "auf Dauer" stehen, sonst reichen die Prozente sicher nicht aus....(wenn er "nur" einseitig taub ist und sonst keine probleme, also z.B. Gleichgewihtsstörungen etc. hat, dann reicht es wahrscheinlich nichtmal für die Steuer. (einseitige Taubheit bei Normalhörigkeit des anderen Ohres gibt eine MdE von 0-20%.
Der Vorteil ist aber auf jeden Fall der, dass du den Schreibkram bereits hinter dir hast (vor allem weißt du jetzt noch die Daten,Ärzte, etc...und wenn doch noch was dazukommt....was keiner hofft!!, ist es ein bischen einfacher und geht dann auch schneller.
Nachteile hat dein Sohn meiner Ansicht nach keine, da er im Augenblick eh noch keinen Ausweis erhalten würde. (gibt es erst ab 50%) und außerdem muss ja alle paar Jahre überprüft werden, ob sich was ändert. (Manchmal amüsiert mich das bei Claudia, denn wenn, dann würde ich den Ausweis mit Freuden hintragen:-)), aber ich weiß nicht, was die Versorgungsämter sich manchmal denken....

nun denn, viel Spaß in der Ämtermühle..
Birgit

Re: Anmerkung zu meinem Beitrag

Verfasst: 13. Feb 2004, 23:34
von Andrea Heiker
Liebe Namensvetterin,

eine spätere Hörschädigung Jahre nach eine überstandenen Meningitis ist selten, kommt aber in Einzelfällen vor. Mir ist zumindest ein Fall bekannt, bei der ein Junge 13 Jahre nach einer Meningitis, nach der er beidseitig mittelgradig schwerhörig war, während eines eigentlich harmloses grippalen Infekt sein ganzes Gehör verlor. Er bekam aber relativ schnell ein CI und kommt damit heute gut klar. Nachdem man einmal eine Meningitis überstanden hat, bleibt leider für den Rest des Lebens ein erhöhtes Risiko. Ich möchte Dir keine Angst machen. Aber ich sage es Dir nur, damit Du schnell reagieren kannst und an den richtigen Stellen Druck machen kannst, falls es bei Euch mal Probleme gibt.

Gruß
Andrea

Re: Anmerkung zu meinem Beitrag

Verfasst: 14. Feb 2004, 08:12
von bona
@Birgit:
Und wo muss ich das beantragen?

@Andrea:
Oh je, ich hatte wirklich gedacht, es sei alles durchgestanden.
Aber wahrscheinlich sollte ich mich einfach nicht verrückt machen, ich meine, wenn er krank ist, dann pass ich sowieso schon mehr auf als andere Müttter. Also müsste ich es eigentlich auch mitbekommen, wenn was sein sollte.

Danke,

Andrea

Re: Anmerkung zu meinem Beitrag

Verfasst: 15. Feb 2004, 15:18
von Birgit
Erstellt von bona
@Birgit:
Und wo muss ich das beantragen?

Ganz einfach: Beim zuständigen Versorgungsamt. Die Anträge kannst du aber bei jedem Sozialamt holen, also auch auf dem Rathaus! Die leiten den Antrag dann auch weiter.
tschüss Birgit

Re: Anmerkung zu meinem Beitrag

Verfasst: 4. Mär 2004, 22:49
von StevieRed
Hallo, Bona,

genau wie Andrea halte ich die CROS-Versorgung mit einem schwachen und offen angepassten Pico-Gerät im Falle Deines Sohnes für eine solide und brauchbare Lösung. - Trotzdem würde mich interessieren, was Dein Sohn vorher mit dem rechten Hörgerät, das er nicht akzeptiert hat, so erlebt hat. Welche Eindrücke hatte er? Hat er Dir geschildert, wie er damit hört? Ob es für ihn unverträglich und/oder gänzlich fremdartig ist? Oder ob ihm - ganz im Gegenteil - das alte Gerät sogar zu schwach war? - Es ist sicherlich schwer im nachhinein, solche Dinge zu reflektieren, aber es wäre ungemein interessant. Denn daraus kann man Rückschlüsse für die Zukunft ziehen, in welcher Form mit dem rechten Ohr noch gearbeitet werden kann. Das Tonaudiogramm sollte man meiner Meinung nach nicht überinterpretieren, da es in der Praxis etliche Menschen mit ähnlichen Schwellenverläufen und ähnlich seitendifferenten Hörverlusten gibt, die mit einem Hörgerät trotzdem bestens zurechtkommen. Andererseits kann es aber auch "unversorgbare" Ohren geben.

Gruß StevieRed