Hallo Nadine, ein Hörgerät bekommst Du leider nicht so einfach von der Stange. Du brauchst es im Beruf und Du wirst noch merken, wie Dich deine, ja hartes Wort, Behinderung belastet und fertig macht. Nimm das beste Hörgerät was Du bekommen kannst, dann wird es noch anstrengend genug.
Geh zu einem Hörgeräte-Akustiker (Du brauchst eine Verordnung vom HNO) und probiere mehrere Geräte aus. Jedes Gerät ist anders. Laß Dir für das Ausprobieren pro Gerät mindestens eine Woche Zeit!!! Probier es an der Arbeit, höre Musik, geh ins Theater, mach eine Vogelstimmenwanderung, geh ins Kirmeszelt. Mit dem einen Gerät kommst Du vielleicht an der Arbeit gut klar, dafür verstehst Du nix, wenn alles im Wirtshaus durcheinander redet.
Deine Ansprüche an das Gerät werden im Laufe der Probezeit wachsen. Laß Dir Zeit und halte durch, wenn Du mal ein Gerät hast oder eine Einstellung, die garnicht geht. Gleich wieder hin zum Akustiker, anderes Gerät oder andere Einstellung.
Ich habe das jetzt gerade im Frühjahr gemacht und mir auch jeden Tag alle Erlebnisse aufgeschrieben. Das hat dem Akustiker sehr geholfen, die Einstellung zu optimieren.
Ich arbeite im Industrie-Verkauf, ständiger Kundenkontakt, ständiges Telefon mit Hintergrundgeräuschen, und ich habe mich nach Wochen für ein sehr aufwändiges Modell entschieden, weil nur dieses annähernd erlaubte, dass ich meinen Job weitermachen kann.
Dies bedeutete allerdings einen Eigenteil von 5.000 Euro für zwei Geräte :-((( die ich auch nicht so da liegen habe.
Dafür habe ich aber auch zumindest die Illusion, MIT den Geräten wieder "ganz normal" zu hören.
Über Deine Erfahrung mit den Arbeitskollegen habe ich geschmunzelt, das kam mir doch ziemlich bekannt vor und Deine Traurigkeit darüber kann ich sehr gut nachvollziehen. Vielleicht ist es Dir ein kleiner Trost, dass es vielen anderen auch so ergeht. Ich denke immer, dass doch jeder sehen muss, dass ich zwei Hörgeräte trage. Aber die sieht natürlich keiner, weil sie so klein sind. Ich habe meine Kollegen einzeln informiert, in einem Gespräch erläutert, wie wenig ich höre und dass ich garnix verstehe, wenn das Radio im Hintergrund dudelt und die Standardreaktion war: Nein, das habe ich ja wirklich nie gemerkt, dass Sie so schlecht hören"
Lach mich tot, gemerkt haben sie es schon, aber was anders gedacht
Schöne Grüße von Joachim