Seite 1 von 1
Erfahrungsbericht CI
Verfasst: 20. Jul 2008, 15:11
von zweifachemami
Bericht bei Karin Kestner....
Am 22.11.1982 erblickte ich das Licht der Welt. Ich weiß nicht ob ich damals nach der Geburt etwas hören konnte, niemand weiß es. Wir wissen nur, dass ich auf einem Ohr von Geburt an taub bin. Man vermutet, dass ich auf dem anderen Ohr hörend war. Mit ca. 14 Monaten merkte meine Mutter, dass ich nicht höre. Sie rief nach mir, aber ich reagierte nicht, oder ich suchte nach der Richtung woher das Geräusch kam. Meine Eltern schleppten mich von Arzt zu Arzt und jeder meinte ich sei nur stur und will nicht hören. Sie sagten, „Es wird schon mit der Zeit kommen“.
Aber meine Eltern hatten immer wieder Zweifel, dass etwas mit mir nicht stimmte. Ich reagierte immer schlechter auf Geräusche. Bis sie dann mit mir zu einem Kinderarzt fuhren, um dort noch mal nachzufragen, ob es vielleicht nicht doch sein könnte, dass ich schlecht höre. Er schaute nur ins Ohr und war total sprachlos, dass ich mich überhaupt noch bewegen konnte und nicht nach Schmerzen schrie. Mein rechtes Ohr war stark entzündet. Und kein Krankenhaus hatte diese festgestellt. Es hätte nicht lange gedauert, und diese Entzündung wäre für mich tödlich gewesen. Gott sei Dank aber waren ja meine Engel bei mir, die haben mir sicher geholfen, dass ich nicht solche Schmerzen hatte und nicht schwer erkrankte.
Mit 3 Jahren bekam ich meine ersten Hörgeräte. Damit konnte ich dann dank Frühförderung die Sprache erlernen und hatte keine Probleme mich zu verständigen. Ich war eine gute Lippenleserin. Ab 8 Jahren bekam ich häufiger Hörstürze. Insgesamt habe ich 9 Hörstürze erlitten, wodurch ich auf dem rechten Ohr mit 14 fast taub wurde. Dies erschütterte mich sehr und bekam Panik. So entschied ich mich für ein Cochlea Implantat.
Die Welt wurde für mich lauter, ich konnte wieder vieles hören und sogar Geräusche, die ich vorher nie gehört habe, konnte ich zum ersten Mal hören. Die Sprache konnte ich verstehen und musste nicht mehr soviel von den Lippen lesen. Ich war froh ein
CI zu haben, doch die Außenwelt machte immer mehr Druck. Hatte ich in der Klasse Mal etwas nicht verstanden und bat es noch mal zu wiederholen, sagte man mir, warum ich ein CI habe, ich kann doch hören. Wenn ich beim Frühstück oder Abendbrottisch bei meinen Eltern saß, haben sie mit mir kein Wort gesprochen, wenn ich mein CI nicht anhatte. Manchmal war es doch ganz gut in der stillen Welt zu sein, aber dann haben meine Eltern mit mir kein Wort gewechselt. Es hieße immer, "zieh dein CI an dann sag ich es dir". Der Druck wurde immer größer und größer. Jeder verlangte von mir, dass ich „perfekt“ hören kann, aber das wird nie möglich sein. Meine Eltern verlangten von mir sogar, dass ich auch die Arzttermine selber kläre, indem ich dort anrufe. Ich habe das Telefonieren mit fremden Leuten gehasst und mache es auch heute noch nicht gerne, weil ich weiß dass ich am Telefon nicht alles verstehe, denn ich bin ja teilweise auf das Mundbild angewiesen.
Seitdem ich selbstständiger bin, und in der Uni Gebärdensprachdolmetscher habe und Dolmetscher auch mit zu Ärzten kommen und Termine für mich ausmachen, wurde mir klar, dass ich damals als Kind nicht gelernt habe mit meiner Identität "gehörlos sein" umzugehen. Es ist schade, dass die Kinder in den Schulen nicht darauf vorbereitet werden, dass man auch als gehörloser Mensch ein gutes Leben führen kann, stattdessen wird immer gesagt, man muss gut hören können. Ärzte versprechen den Eltern, dass ein gehörloses Kind mit
CI in einer hörenden Welt leben kann, in eine normale Schule gehen kann, aber was ist mit der Identität? Viel wichtiger ist doch, dass das Kind erstmal damit zurechtkommt, dass es im Ohr ein Defizit hat und dass es trotz dieser Behinderung ein supergutes Leben führen kann. Warum werden von Ärzten gehörlose Kinder als "nicht normale" Kinder angesehen, warum können wir nicht einfach so sein, wie wir geboren wurden, vielleicht wollten wir es doch, wir haben es uns sicher ausgesucht, das Leben als Gehörlos zu leben. Aber das können wir auch nur gut führen, wenn wir über die Identität aufgeklärt werden, wenn wir die Chance bekommen, so zu leben, wie wir sind. Schade, dass ich damals als Kind nicht wusste, dass es Gehörlosen die gar nicht hören sehr gut geht. Dazu musste ich erst eine Identitätskrise durchmachen. Man hätte sie mir ersparen können, indem die Ärzte,Schulen und das Internat die Gebärdensprache auch anerkannt und nicht als Ungeheuer angesehen hätten. Gebärdensprache ist das Wichtigste überhaupt, für uns, aber damals wurde sie uns genommen. Man sagte "sprecht Leute, lass das Sprechen mit Händen sein" Traurig, traurig! Ich möchte ja nicht gegen das CI sprechen, es ist sicher eine gute Sache, aber nur dann, wenn man auch gelernt hat, dass man eine Identität hat, und man von außen nicht den Druck bekommt, "perfekt hören zu müssen".
Heute fühle ich mich wohler in der stillen Welt. Oft trage ich mein
CI nicht. In der Uni ist das Leben so laut, dass ich es nicht mit CI ertrage, es ist in der stillen Welt für mich angenehmer. Meistens ziehe ich mein CI nur dann an, wenn meine Eltern es von mir verlangen. Aber ich glaube auch hier sollte ich bald Klartext reden, dass ich mich nicht immer an andere anpassen muss. Was ist, wenn ich später nicht mehr so gut höre, weil z.B. die Technik versagt, wer weiß, wie viele Jahre die Technik mitmacht, was ist, wenn ich mal einen Unfall habe und dann gar nicht mehr hören kann. Da kann ich mich auch nicht immer auf andere anpassen!
Hinzukommt, dass ich immer bewusster die „Energie“ in meinem Kopf spüre, manchmal tut das
CI auch richtig weh. Es gibt Phasen, wo es mal wie ein Blitz in den Kopf einschlägt und ich Schmerzen bekomme, manchmal ist es auch nur, als ob mein Kopf schwer wird und ich gar nicht mehr so klar denken kann. Ich weiß nicht, ob dadurch mein Energiefeld auch etwas geschädigt wurde. Eins steht jedenfalls fest, im Moment werde ich in der stillen Welt leben, was später ist, ob ich mein CI wieder regelmäßig anziehe, kann immer noch sein. Aber für jetzt habe ich mich entschieden erstmal wieder die stille Welt zu erlernen, und in ihr zu leben.
Nachtrag: Ich bin jetzt komplett gehörlos, mein
CI habe ich abgesetzt, weil ich ständig Schmerzen bekomme, wenn es an ist. Meine Eltern wollen natürlich, dass ich zum Arzt gehe und das kläre. Ich habe aber Angst, dass die Ärzte auf die Idee kommen mich neu zu operieren, wenn ich zu denen gehe, aber das ist vorbei. Ich bleibe nun in meiner stillen Welt, in der ich mich auch wohl fühle.
Jacqueline
---> heutiger stand, mein
CI trage ich schon eine lange Zeit nicht mehr, ich weiß schon gar nicht mehr wie lang das jetzt her ist..aber ich für mich kann sagen, dass es eine richtige Entscheidung war. Im September werdet ihr ein Filmbeitrag sehen können auf SWR, soweit ich weiß soll es am 22.09 ausgestrahlt werden, sage aber nochmal bescheid falls sich am Termin noch was ändert 6 wochen vorher werd ich hier nochmal schreiben wann der film ausgestrahlt wird.
Re: Erfahrungsbericht CI
Verfasst: 20. Jul 2008, 15:13
von zweifachemami
noch hinzu: meine eltern haben meine entscheidung natürlich akzeptiert und sind weiterhin stolz auf mich, was ich alles erlebt habe. Das wichtige ist, ich bin stolz darauf, dass meine Eltern das respektieren und sie auch offener geworden sind zu dem Bereich Gehörlosigkeit. Auch hierzu werdet ihr im Film ein Interview sehen können. Sicher eine große hilfe für andere hörende Mütter deren Kinder Hörgeschädigt sind. Daher gilt ein lieben Dank meiner Eltern, dass sie das alles jetzt viel offener sehen und sie auch verstehen dass meine Kinder in DGS aufwachsen, einfach weil das auch unser Kommunikationsstil ist und somit eine Interaktionsstörung verhindert werden kann.
Re: Erfahrungsbericht CI
Verfasst: 20. Jul 2008, 15:24
von Zoe
Jacqueline,
Dein Bericht geht mir unter die Haut!!! Ich drücke Dir die Daumen, daß Du auch weiterhin die Kraft und den Mut hast, Dein Leben in die Richtung zu lenken, die für DICH die beste ist.
Sie stolz auf Dich, denn bisher hast Du das ja wunderbar gemeistert. Egal wie schwer es in manchen Momenten zu sein scheint.... ich bewundere Dich und Deine Stärke.
Alles liebe und viele positive Gedanken wünscht Dir
ZOE
Re: Erfahrungsbericht CI
Verfasst: 20. Jul 2008, 16:10
von MadameBovary
@Jacqueline
doch die Außenwelt machte immer mehr Druck. Hatte ich in der Klasse Mal etwas nicht verstanden und bat es noch mal zu wiederholen, sagte man mir, warum ich ein CI
Ein Cochlea Implantat, kurz CI, ist eine elektronische Innenohrprothese. Es handelt sich um die bisher einzige Medizintechnik, die ein menschliches Sinnesorgan in Form einer Prothese ersetzen kann. Diese kann ertaubten Erwachsenen die Kommunikationsfähigkeit erhalten sowie gehörlos geborenen, ertaubten oder hochgradig schwerhörigen Kindern ermöglichen, hören und sprechen zu lernen.
habe, ich kann doch hören. Wenn ich beim Frühstück oder Abendbrottisch bei meinen Eltern saß, haben sie mit mir kein Wort gesprochen, wenn ich mein CI
Ein Cochlea Implantat, kurz CI, ist eine elektronische Innenohrprothese. Es handelt sich um die bisher einzige Medizintechnik, die ein menschliches Sinnesorgan in Form einer Prothese ersetzen kann. Diese kann ertaubten Erwachsenen die Kommunikationsfähigkeit erhalten sowie gehörlos geborenen, ertaubten oder hochgradig schwerhörigen Kindern ermöglichen, hören und sprechen zu lernen.
nicht anhatte. Manchmal war es doch ganz gut in der stillen Welt zu sein, aber dann haben meine Eltern mit mir kein Wort gewechselt. Es hieße immer, "zieh dein CI
Ein Cochlea Implantat, kurz CI, ist eine elektronische Innenohrprothese. Es handelt sich um die bisher einzige Medizintechnik, die ein menschliches Sinnesorgan in Form einer Prothese ersetzen kann. Diese kann ertaubten Erwachsenen die Kommunikationsfähigkeit erhalten sowie gehörlos geborenen, ertaubten oder hochgradig schwerhörigen Kindern ermöglichen, hören und sprechen zu lernen.
an dann sag ich es dir". Der Druck wurde immer größer und größer. Jeder verlangte von mir, dass ich „perfekt“ hören kann, aber das wird nie möglich sein. Meine Eltern verlangten von mir sogar, dass ich auch die Arzttermine selber kläre, indem ich dort anrufe. Ich habe das Telefonieren mit fremden Leuten gehasst und mache es auch heute noch nicht gerne, weil ich weiß dass ich am Telefon nicht alles verstehe, denn ich bin ja teilweise auf das Mundbild angewiesen.
Diese Erfahrung kann ich mit dir absolut gar nicht teilen. Meine Familie, Freunde, Kollegen und sogar auch
wildfremde Menschen (wenn sie merken, dass ich hörgeschädigt bin) verlangen gar nicht von mir, dass ich
das
CI permanent trage, damit alles verstehe und hier und dort herumtelefoniere.
Wer denkt, dass man mit dem
CI alles kann und sofort normalhörend wird, dann sitzt man in einem lecken Boot!
Selbst normalhörende Menschen brauchen ca. 15 Jahren Hörerfahrung um ein richtig geschultes Gehör vorzuweisen.
Ich geh auch schon mal ohne
CI ans Frühstücktisch ohne dass ich mir irgendwelche dummen Kommentare
einkassieren muss. Telefonate werden freiwillig übernommen, zB O-Ton meiner Mutter gestern morgens, als ich gerade im Telefonbuch
nach ner Telefonnummer herumsuchte: "Soll ich für dich irgendwo anrufen, du hast dein
CI heute noch gar nicht
angehabt und dich eingehört".
Ich verspüre gar keinen Druck mit dem
CI, sondern immer pure Erleichterung.
Andererseits kann man auch so verstehen, dass deine Eltern dich nicht unter Druck setzen wollten, sondern
deine Selbstständigkeit fördern und trainieren wollten.
Leistungsfähigkeit geht nicht ohne Training und Übung, damit können Verbesserungen erzielt werden.
Re: Erfahrungsbericht CI
Verfasst: 21. Jul 2008, 07:44
von Pam
Toller Bericht und leider kam mir deine Geschichte sehr bekannt vor. Ich kenne einige Leute in meinem Freundeskreis, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben! Super, dass du deinen Weg gehst.
Die Identitätsfindung ist in meinen Augen ein sehr sehr wichtiger Punkt, den die Ärzte und Pädagogen auch heutzutage nur allzugern übergehen.
Re: Erfahrungsbericht CI
Verfasst: 21. Jul 2008, 07:46
von Karin
Hallo MB!
Jeder macht seine eigenen Erfahrungen! Schön, wenn es bei dir besser lief.
Gruß Karin
Liebe Jacqueline, der Filmbericht soll am 8.September 22:30 Uhr ausgestrahlt werden.
So wurde das auch in Bad Kissingen bei der Elterntagung gesagt.
Viele Grüße
Karin
Re: Erfahrungsbericht CI
Verfasst: 21. Jul 2008, 10:31
von andrea2002
Hallo,
ich habe auch eher eine andere Erfahrung gemacht. Ich war schon zu Hause ausgezogen, als ich mein CI bekam, so dass ich auch schon vor dem CI-Termine etc. allein abmachen musste. Das habe ich häufig sogar telefonisch gemacht, irgendwie ging sogar das, weil ich wusste, es kommt nur darauf an, ein paar Zahlen zu verstehen. Mit etwas Taktik (das VErstandene wiederholen) hat das gut geklappt. Kann es sein, dass Deine Eltern deswegen von Dir verlangt haben, irgendwo anzurufen, weil sie wollten, dass Du ein möglich selbstständige Leben führen kannst?
Zurück zum CI. Als ich mich dafür entschied, hatten meine Eltern große Angst und meine Mutter hätte es deswegen sogar lieber gesehen, ich ließe mich nicht operieren. Wenn ich meine Eltern über das Wochenende besuche, lege ich in der Mittagspause das CI ab, bzw. habe es beim Frühstück auch noch nicht an. Wenn sie mir dann etwas sagen wollen, klopfen meine Eltern und Geschwister auf den Tisch und sagen es dann. Sie verlangen nicht, dass ich das CI anziehe. Aber es so fürchterlich mühsam, nur über Absehen zu verstehen, so dass ich dann schon von selbst mein CI hole, wenn ich das Gefühl habe, etwas zu verpassen oder wenn man mir mehr als eine kurze Info mitteilen möchte.
Ich habe ehrlich gesagt auch nie ein Identitätsproblem, obwohl ich nicht zur Sh/Gl-Schule war, und ich auf dem Gymnasium nur noch resthörig war. Ich war sozial nicht integriert, aber hatte trotzdem keine Identitätskrise. Ich habe meine Identität als Nur-Wenig-Hörende halt hingenommen, und mich an meine wenigen dafür aber sehr guten hörenden Freundinnen gehalten. Ich habe vor ca. 10 Jahren im Studium einmal einen DGS-Kurs besucht, aber festgestellt, dass das nicht für mich war. Meine Studienkollegen konnten natürlich nicht gebärden, dort war ich auch im Gegensatz zur Schule sehr gut integriert. Ich besuchte zudem einen Sh-Sportklub, in dem auch gebärdet wurde. Mit meinen rudimentären Gebärdenkenntnissen, dem Fingeralphabet und dem was bei den GL an Lautsprache da war, konnten wir uns halbwegs verständigen. Ich stellte aber fest, dass mir überhaupt nicht wichtig war, was denen wichtig war. Und wenn sich die Diskussion -sagen wir- um weniger handfeste (im wörtlichen Sinne) Dingen drehte, war ich ehrlich gesagt mehr und mehr schockiert. Oft war zu erkennen, dass nicht verstanden wurde warum es ging und wenn es verstanden wurde, dann gab es oft total radikale Reaktionen. So haben sich dann beim anschließenden Absacker meistens zwei Tische gebildet, die Lautsprachler und GS-Sprachler. Ich werde nie vergessen, als einem einmal (angeblich) Unrecht getan wurde, wäre die versammelte Truppe am Liebsten losgegangen und hätte diesen Menschen gelyncht. Das war wirklich nicht meine Welt.
Ich denke es ist immer schwierig, wenn Druck auf Jugendliche ausgegeübt wird; nicht nur beim CI. Wenn Eltern finden, dass die Kinder zu dick oder zu dünn sind und darauf hinarbeiten, dass zu- oder abgenommen wird, wenn die Eltern Druck ausüben, dass Hg und CI getragen wird, fühlen Jugendlich sich nicht akzeptiert so wies sie halt sind und das erzeugt automatisch Probleme.
Für mich bedeutet jedoch Wahlfreiheit, wenn man den Kindern schon früh mit einem CI versorgt (natürlich nur, wenn Hg nicht ausreichen, Lautsprache zu lernen). Wenn man sie nicht mit einem CI versorgt, haben sie keine Wahl, hören zu können: Wenn man sie jedoch mit einem CI versorgt und die Kinder entscheiden sich später dagegen, dann ist das im Rahmen der Wahlfreiheit natürlich akzeptieren.
Liebe Jaquceline, noch ein praktsicher Hinweis. Solange das CI noch in Deinem Kopf ist, solltest Du Dich alle zwei oder drei Jahre doch mal in der nächsten CI-Klinik blicken lassen, um zu kontrollieren, ob noch Alles an Ort und Stelle ist und Dir keine Probleme machen wird. Solange Du nicht willst, kann Dich eh kein Arzt zwingen, Dich neu operieren zu lassen oder den Prozessor neu anpassen zu lassen. Und natürlich solltest Du Dich zumindest gegen Pneumokokken impfen lassen.
Gruß
andrea
Re: Erfahrungsbericht CI
Verfasst: 21. Jul 2008, 11:53
von MadameBovary
Eigentlich könnte ich Jacquelines Beitrag weiter zerpflücken, ich finde es schade, dass gewissene Sachverhalte auf alleine CI und Druck deswegen geschoben wird. Mir zeigt Jacquelines Beitrag an keiner Stelle, dass das CI schlecht wäre, sondern einfach lediglich, dass man sich zu wenig mit dem Thema CI auseinandersetzt!
Ja, ich kenne viele Gehörlose, die nicht zufrieden sind mit ihrem CI, aber das kann ich auch akustisch nachvollziehen. Mit einem analogen, Einkanal CI (ca. 1990) liegt man weit zurück im Vergleich zu heute (2006: 120 Kanäle). Ich bin mal bestimmte Strategien zurückgewandet und habe selbst gemerkt, je älter die Strategie ist, desto schwieriger ist das Hören für mich. Aber auch als Altimplantierte hat man je nach Firma/Situation sich ohne OP "aufrüsten" zu lassen, in dem man eine Bereitschaft zeigt, sich mit den neuen Sprachprozessoren und Strategien auseinanderzusetzen.
Ich bin entsetzt darüber, wenn Gehörlose (CI haben, eigentlich ablegen), in ihrem Leben nur 2 Mal bei der Einstellung waren und dann ihr CI schon sch* finden und nicht mehr zur Klinik gehen.
Das hat aber auch mit den äußeren Umwelteinflüsse innerhalb der GL-Szene zu tun, dort laufen immer wieder Leute herum, die weis machen, dass das CI schlimm sei usw. man wird zB nicht ermutigt, wegen den Stromstößen etwas langwierig mit dem Audiologen auseinander zu setzen. Auch wenn das CI zu laut ist, hat man selbst am CI die Möglichkeit die Lautstärke herunter zu regulieren. Oder der Audiologe kann die Elektroden lautstärkemäßig herunterfahren.
Re: Erfahrungsbericht CI
Verfasst: 21. Jul 2008, 13:51
von Pam
Stimmt und ich finde es auch schade, dass manche CI-Träger aufgrund ihres CI's bei den Gehörlosen ausgestoßen werden. Ist genauso unsinnig, wie umgekehrt!
Mit dem Thema muss man sich in der Tat näher auseinandersetzen. Vielleicht ist es auch der verkehrte Ansatz überall Werbung dafür zu machen, dass Gehörlose durch das CI wieder hören. Natürlich stimmt diese Information, allerdings wird scheinbar auch heute noch hören mit gut, perfekt hören gleichgesetzt und deswegen Erwartungen die falsch, zu hoch gestellt sind nicht erfüllt. (Besser gesagt können nicht erfüllt werden!)
Zum Teil kann ich die Einstellung der Gl verstehen, wenn sie sagen das CI sei schlimm. Das beruht nicht auf der Tatsache, dass die Leute mit CI etwas hören, sondern weil es genügend CI-Träger gibt, die sich von den Gehörlosen distanzieren. Ich versteh es auch, wenn jemand sagt, dieser Kulturkreis ist nichts für mich, aber es sind eben leider auch viele Leute dabei, die sich, sobald sie sich für ein CI entschieden haben für etwas bessers halten, ihre ehemaligen Bekannten aufgrund deren Gehörlosigkeit ablehnen und sich negativ über diese äußern. Jetzt muss man sich die Gl-Szene allerdings wie ein Dorf vorstellen, indem jeder jeden kennt und sich so etwas wahnsinnig schnell rumspricht.
Trotz all der Angebote ist wohl doch noch allerhand Aufklärungsbedarf vorhanden, auf beiden Seiten?!
Re: Erfahrungsbericht CI
Verfasst: 21. Jul 2008, 14:54
von MadameBovary
Ja, es besteht Aufklärungsbedarf in vielen Ecken, egal ob bei den GL, bei den CI-Trägern oder Hörenden.
Ich bin mir sicher, dass viele CI-Träger sich unter GL viel wohler fühlen würden, wenn man auch etwas mehr auf sie kommen
würde. Sie trotz ihres CI's unterstützt die Gebärdensprache (DGS) beizubringen. Außerdem drehen sich die meisten Themen innerhalb der GL-Szene oft um die GL-Szene selber, so nach dem Motto, auf welcher SH Schule warst du. Und außerdem wird oft gefragt, was man von dieser Person xy hält. In einer normalhörenden Umgebung kommt sowas nicht bis ganz selten vor. Da wird eher über den Tellerrand geschaut, was innerhalb der GL-Szene schon vermisst wird.
Es ist keine Seltenheit, dass GL vielmehr unter sich bleiben wollen und jemand etwas anderes wird schnell als Exot betrachtet.
Du schreibst, dass der Bekannte sich distanziert hat? Hm, schwierig. Ich gebs zu, dass ich im Moment selbst mich etwas weniger unter GL-Welt bewege. Das hat mit vielen anderen Faktoren zu tun. ZB hat mein Partner keinen Bezug zur GL-Welt, ich bin weiter weg umgezogen vom GL-Verein, finanziell und zeitlich gesehen mehr im Engpass. weil ich arbeiten gehe habe ich weniger Zeit als Studentin, wo ich einfach so mal an den GL-Partys und Veranstaltungen gehen konnte. Und außerdem ist die Frustationsquote unter Hörende weniger geworden. Ich kann mir denken, dass die GL jetzt sagen würden, dass ich wegen dem CI nicht mehr so oft komme, was gar nicht stimmt.
Re: Erfahrungsbericht CI
Verfasst: 21. Jul 2008, 14:57
von andrea2002
Hallo,
das ist wahr. Erwartungshaltung ist ein ganz wichtiger Punkt. Einerseits denkt die uninformierte Öffentlichkeit, Technik mache wieder normalhörend. Ich bin auch schon in den Wochen vor meiner Ci-OP von einem Kollegen aufgefordert worden, mir ein besseres Hg zuzulegen, er hätte erst gestern noch gelesen, wie toll die modernen Hg seien. Ich habe ihn natürlich aufgeklärt und gleich die Erwartungen bzgl. CI niedrig gehängt und gesagt, dass ich mir erhoffe anstelle drei Mal nur noch zwei Mal nachfragen zu müssen. Das war das Beste was ich tun konnte, seitdem üben die Kollegen keinen Druck aus, sondern freuen sich mit mir wenn es besser klappt als erwartet.
Aber auch die Erwartung, die selbst von Fachleuten und Anderen an CI-Träger heran getragen werden, sind enorm. Da wird gefordert Hörübungen bis zum Erbrechen zu machen und unterschwellig wird bedeutet, man bemühe sich halt nicht genug, wenn es nicht so gut klappt wie erwartet. Eltern wird nahegelegt, das Kind zu fordern und nicht zu fördern, was direkt zur Ablehnung des CIs führen kann, weil man sich nicht mehr akzeptiert fühlt. Auch Hardcore-GL stellen unerfüllbare Forderungen an das CI. Da werden wahnwitzige Test gemacht, ob das CI funktioniert, und wenn ein CI-Träger diese Tests nicht besteht, dann hat das CI natürlich sofort versagt.
Was das Zwischenmenschliche angeht, Charaktersch* gibt es überall, unter Hörenden, unter Gl, unter Hg-Träger und unter CI-Träger. Wenn jemand sich für etwas Besseren hält nur weil er ein CI hat, oder andersrum abgelehnt wird, weil er ein CI hat, bestehen eindeutig charakterliche Defizite. Ich bin selbst immer wieder überrascht, welche Emotionen ein CI hervorruft. Ein CI ist ein Prothese und genauso wenig wie eine Beinprothese ein gesundes Bein ersetzen kann, genauso wenig kann ein CI das Gehör zu 100% ersetzen. Genauso wie einige beinamputierte Fahrradfahren können und andere die Prothese hinter sich herschleifen müssen, ist das Sprachverstehen mit CI auch unterschiedlich ausgeprägt. Ein CI ist eine Krücke, die dem einen eine fast 100%ige Teilhabe am akustischen Leben erlauben und dem anderen kaum etwas nützt. Es ist nur ein technisches Teil. Warum um alles in der Welt wird so viel in ein CI reininterpretiert: Warum wird es als ein großer Identitätsverhinderer angesehen. Nicht das CI verhindert die Identitätsfindung. Allenfalls der Umgang mit dem CI (Stichwort Erwartungshaltung) macht die Sache problematisch.
Gruß
Andrea
Re: Erfahrungsbericht CI
Verfasst: 21. Jul 2008, 19:39
von Karin
Und mir fehlen mal wieder schlicht die Worte.....
GL sind dumm, lynchen am Liebsten und verstehen nicht - sind nicht an der Welt interessiert, fragen höchstens mal in welcher Schule man war etc -.. ... super Ergebnis!
Ich sage hier besser nichts mehr.
Karin
Re: Erfahrungsbericht CI
Verfasst: 21. Jul 2008, 19:59
von andrea2002
Karin,
das waren mein Erfahrungen und mir ist auch klar, dass es wesentlich an der Schulbildung liegt. Aber die Diskussion hatten wir schon soooo oft. Dass die Schule für GL schlecht war oder ist, ist eher sogar noch ein Argument für ein CI. Zu Deiner Beruhigung Karin, Stammtischgelaber kennt man auch von Hörenden und die kriegen von mir auch Kontra. Aber mit denen gebe ich mich dann auch nicht weiter ab, wenn ich nicht muss. Manchmal lässt es sich ja nicht vermeiden *Augenroll* Gestern hätte ich am Liebsten einer gewissen hörenden Dame ein paar Takte gesagt und habe nur verzichtet, weil es einen Megapeinlichen Eklat gegeben hätte, von die Person über die hergezogen wurde noch am wenigsten gehabt hätte.
Mit Sicherheit gibt es viele Sich-Differenziert-Ausdrückende, gebildete etc. Gehörlose, wie z.B. Jacqueline. Aber es gibt nun mal auch die Erfahrungen, die ich gemacht habe. Wenn man auf hörende Dumpfbacken trifft, kann man die Anzahl derjenigen mit denen man umgehen muss, doch ziemlich minimieren, es gibt genügend andere nette hörende Gesellschaft. Schwieriger ist es jedoch, wenn man auf die GL-Gemeinschaft angewiesen ist und da nicht mit jedem verkehren möchte. Aber diese Diskussion würde ich jetzt aber lieber nicht führen.
Gruß
Andrea
Re: Erfahrungsbericht CI
Verfasst: 21. Jul 2008, 21:46
von Pam
Tja Karin, die Aussage ist aber auch nicht gerade Hilfreich um an der Situation etwas zu ändern, geschweige denn produktiv zum Thema und ja, ich find sie so nicht in Ordnung!! Zumal ich den Eindruck gewinne, das du dich mit diesem Kulturkreis nicht bzw. nur wenig auseinander gesetzt hast, aber das ist nur mein Eindruck!...Ist doch lächerlich, von beiden Seiten! Vorurteile hier und dort, dann Aussagen darüber machen, naja was dabei rauskommt kann man ja sehen in den üblichen Streitereien.
Ich denke nicht das eine schlechte Schulbildung für das CI sprechen sollte, sondern das noch ein Punkt mehr ist, bei dem Aufklärungsarbeit dringend nötig ist. Würd es einen entsprechenden Unterricht geben (es wird besser, dauert aber wohl noch eine lange Zeit), dann wäre es egal ob mit oder ohne CI ganz normal wie bei den Hörenden auch, es gibt intelligentere und weniger intelligente Menschen!
Schwarze Schafe in einer breiten Masse fallen eben viel weniger auf...
Re: Erfahrungsbericht CI
Verfasst: 21. Jul 2008, 23:29
von Karin
Pam, ich glaube, du weißt nicht, wem du vorwirfst, sich nicht mit der Gehörlosenkultur und den gehörlosen Menschen auseinandergesetzt zu haben?!
Wer kämpft mehr als ich? Und produktiv zum Thema... ??? hier muss nichts produktiv zum Thema geschrieben werden, denn es war eine ganz persönliche Geschichte, die weder zerpflückt, noch durchleuchtet, noch besprochen werden muss.
Andrea,
ich weiß nur zu gut, dass es unter GL und HD gleichermassen Deppen gibt....
Was mich stört, dass diese Dinge im Zusammenhang mit der Geschichte von Jaqueline gemacht werden. Dass hier gesagt wird, dass man doch eigentlich unter GL als GL gar nicht leben kann, weil sie so ungebildet und sonstiges sind und es doch eigentlich an einem selbst liegt, wenn man es als CI-Hörende nicht schafft. Nicht wahr MB? Man muss doch nur mehr zu den Einstellungen gehen und alles wäre gut?!
Jeder und jede, der hier im Forum oder in ähnlichen Foren etwas sagt, was dem "Ansehen" des CI schadet, wird einfach so nebenbei mit solchen Geschichten zugepflastert!
Karin
Re: Erfahrungsbericht CI
Verfasst: 22. Jul 2008, 00:31
von zweifachemami
schade dass es durch mein Bericht so kommen muss...
ich weiß im moment nicht was ich hier jetzt schreiben soll, ich denke jeder hat seine Sichtweisen dazu.
CI ist echt ein heikles Thema..aber meine Meinung dazu kennt ihr und wisst wie ich vorgehen würde.
wollte eigentlich nur mein Erfahrungsbericht schreiben wie ich es erlebt habe und es gibt sicherlich noch viele die ähnliche Situationen gemacht haben oder schlechtere und natürlich gibt es Erfahrungsberichte bei denen es alles super lief und super laufen wird wer weiß?!
Aber dass alles an einem selbst liegt finde ich nicht ganz korrekt, es gibt viele CI Kinder die keinen Erfolg haben und somit denen etwas quasi genommen wird, kenne einige die es erlebten und das CI trotz Eintstellungen gar nicht geholfen hat. Oder wie bei mir, dass die Schmerzen kamen, das in den Nerven geht, oder wie die meinem Freund, dass er augenzucken bekam, und elektroden ausgeschaltet werden müssen und somit dadurch kein volles optimales hören erlangen kann. Also liegt es nicht immer an der Person selber sondern an der Technik, in der Technik gibt es immer wieder kleine fehler, einwandfrei werden die nich timmer laufen.
Re: Erfahrungsbericht CI
Verfasst: 22. Jul 2008, 07:33
von PetraAnett
Hallo Jaqueline
ich finde es schon toll, dass du deine Erfahrung geschrieben hast.
Wenn wir als Eltern die Entscheidung CI ja oder nein treffen müssen, dann sind wir ja auf ERfahrungen anderer angewiesen.
Und mir hilft das meine Meinung zu finden.
Wie wir entscheiden wenn es Hart auf Hart kommt --- ??? Wir hoffen einfach dass die Zeit für uns ist.
Genauso wichtig finde ich, dass Andrea ihre Erfahrung entgegengesezt hat - denn man muss immer Beide Seiten hören. Mir hat jetzt z.B. sehr geholfen, dass Andrea geschrieben hat, ihre Mutter hatte Angst - die habe ich nämlich auch wenn ich an die OP denke - das hängt u.a. mit der ganz persönlichen Geschichte unseres Sohnes und meiner zusammen ...
Und leider findet man wirklich nicht immer Zugang zur GL Welt - wir haben auch versucht Anschluß zu bekommen in unserer REgioen - war leider nicht so toll - und das ARgument - dann muss man eben umziehen ist auch nicht so leicht umsetzbar. Wenn wir umziehen - dadurch die Arbeit verlieren .... hilft das auch nicht weiter, dann kann ich manches meinem Kind nicht bieten, was ich jetzt an privater Förderung ermögliche ... Von daher finde ich es schon wichtig ein Kind so gut es geht in die Hörende Welt zu integrieren und da gehört für mich z.B. auch dazu, dass Kind hat das REcht auch mal auf Leise zu schalten...
Deshalb Jaqueline, Andrea ... erzählt weiter wie es euch geht - wir als Eltern sind auf eure Berichte angewiesen wenn wir für unsere Kinder entscheiden müssen.
LG
PEtraAnett
Re: Erfahrungsbericht CI
Verfasst: 22. Jul 2008, 09:54
von zweifachemami
meine Mutter wollte damals auch nicht dass ich CI bekomme, sie hatte auch richtig viele Ängste, ich war das damals die mit 12 ein CI bekommen wollte und mit 14 ihn bekam. Daher mein ich immer dass man ja mit Hörgeräte zuerst die Entwicklung machen kann und ihc habe damals sehr schlecht gehört, auf einem Ohr taub und auf dem anderem Ohr anfang 80dB bis 100dB und habe Sprache ganz normal lernen können mit guter Förderung und weil ich auch ehrgeizig war Sprache zu lernen. Ich will einfach damit sagen es ist nie zu spät ein CI zu implantieren, man muss es nicht von klein auf machen, man kann mit HÖrgeräte auch viel erzielen, ich habe mit den HG (damals war die technik nicht so weit wie heute) keine Sprache verstanden hab alles durch die Fördreung und Mundablesen meine Sprache gelernt. Heute gibt es aber HG die viel besser sind und die Kinder sicherlich damit auch viel lernen können.
Klar liegt die Entscheidung bei den Eltern, ihr seid Verantwortlich für eure Kinder und für euch entscheidet ihr....wenn die Eltern beide Seiten sich anhören, den kinder auch den Kontakt zu den Gl, SH erhalten sehe ich da keine so große Probleme, nur die Entscheidung wird den Kindern genommen - sie können dankbar sein aber können sich auch dagegen wehren später, gibt ja auch einige Fälle wo Eltern die Entscheidung den Kindern nahmen und ein CI implantiert bekamen, heute sind sie darüber gar nicht erfreut dass sie das über ihre Köpfe hinweg entschieden haben. Ist natürlich jetzt mal meine Meinung, würd ich erst alles ersehnliche mit dem HG ausprobieren, aber nicht kurze Zeit sondern schon längere Zeit. Denn ein CI kann man später auch implantieren, es ist ein operativer Eingriff der auch viele Risiken hat. Ich hab damals mein Bestes OHr genommen, weil die Ärzte mir sagten, dass ich ein viel bessers Ergebnis damit erhalten kann, aber auch wenn es schief läuft das hören nicht mehr zurücckgeholt werden kann.
Man muss nur als Elternteil auch wissen, dass man durch ein CI nie wie Ärzte ja oft so darstellen ein perfektes Hören lernen kann.
Re: Erfahrungsbericht CI
Verfasst: 22. Jul 2008, 10:14
von andrea2002
Liebe Jacqueline,
mit einer Hörkurve von 80 (in den Tiefen) bis 100 dB (in den Höhen) kann man mit etwas Mühe noch sprechen lernen. Ich haben auch von Klein auf in dem Bereich gehört (in dem ganz tiefen Bereich besser). Kinder die aber durchgehend erst ab 100 dB oder gar noch schlechter hören, bekommen jedoch große Schwierigkeiten über das Gehör die Sprache zu lernen, selbst mit dem tollsten Hörgerät. Man muss ganz klar sagen, es gibt einfach Fällen, wo das Hörgeräte keine Alternative zum
CI sind! Ich denke auch, dass so manches Kind zu früh implantiert wird. Etwas überspitzt formuliert: Wenn ein Kind mit 6 Monaten noch nicht spricht, diagnostizieren einige schon mal schnell eine progrediente Schwerhörigkeit

Diese Kinder brauchen natürlich kein
CI, sondern Zeit und gute Hörgeräte. Man kann aber schon davon ausgehen, dass es Hörschäden gibt, die so schwer sind, dass Eltern sich frühzeitig für oder gegen ein CI entscheiden müssen! Und die Entscheidung ist dann in 95% aller Fälle eine Endgültige. Was nicht geht, ist lange unentschlossen herum zu lavieren. Das gilt natürlich auch für CI-Implantierte Kinder ohne Sprache!
Ich glaube eher, dass Identität mit Sprache zu tun hat und Kinder, die keine 100%ige Sprache haben werden sich immer schwer tun. Das gilt für kleine Kinder. Bei Jugendlichen kann noch zusätzlich das Identitätsproblem auftreten, wenn das schlechte Hören nicht als gegeben hingenommen wird sondern als rein defizitär betrachtet wird, dem man auf Biegen und Brechen mit Technik abhelfen müsste. Aber für beide Probleme, die bei der Identitätsentwicklung auftreten, ist nicht das
CI schuld, sondern Menschen! Ich glaube auch kaum, dass eine Mutter oder Vater ihr Kind im OP-Saal abgeben, weil sie sich eine Reparatur versprechen. Die Eltern sind bestrebt, mit dem CI dem Kind das Leben zu erleichtern.
Gruß
andrea
Re: Erfahrungsbericht CI
Verfasst: 22. Jul 2008, 11:46
von zweifachemami
wenn ich ma wieder bei meinem vater bin such ich ma die hörkurven raus......
Re: Erfahrungsbericht CI
Verfasst: 22. Jul 2008, 19:37
von Gudrun
Hallo Jacqueline,
solche kritischen Erfahrungsberichte sind mir am sympathischsten, weil du
nicht wie aus dem Nichts mit einem völlig unbekannten Nicknamen auftauchst, sondern man deine Identität halbwegs einordnen kann.
Es tut mir sehr leid, dass auf dich so ein Druck ausgeübt wurde. Das sind sehr ungünstige Voraussetzungen, um das
CI akzeptieren zu lernen. Für mich ist es kein Wunder, dass du dich irgendwann geweigert hast, das CI weiter zu tragen.
Ich glaube, für dich damals als Jugendliche war es schwieriger, Eltern sind um ihre Kinder besonders besorgt, je jünger sie sind, und sie wollen natürlich auch sehen, dass ihre Frühförderung Früchte getragen hat, wenn ihre Kinder dann vom
CI profitieren.
Druck von außen finde ich immer ganz ungünstig, ich selbst bekomme Probleme mit dem
CI, wenn ich über einen längeren Zeitraum hinweg unter Stress stehe. sämtliche Menschen zur gleichen Zeit was von mir wollen und zu hohe Erwartungen an mich haben (NICHT auf das CI bezogen). Dann verschlechtert sich auch die Kommunikation, hinzu kommen meine eigenen Erwartungen, denn sich selbst setzt man auch unbewusst unter Druck, ob man will oder nicht. Im Extremfall reicht es mir dann und ich ertrage die vielen Geräusche in völlig ruhiger Umgebung nicht, weil ich viele Jahre ohne diese Geräuscheflut gelebt habe.
Aus diesem Grund glaube ich auch, dass Kleinkinder und Kinder sich sehr viel leichter ans
CI gewöhnen, da ist das Gehirn flexibler. Aber wenn es schon Schulkinder oder gar Erwachsene sind, ist eine Umstellung von Hörgerät auf CI nicht ganz einfach, weil man dann auch eigene Erwartung mit hineinbringt und aktiv mitarbeiten muss, dass das Hören mit dem CI ein Erfolg wird. Es kommt noch dazu, dass man sich als Jugendliche bzw. Erwachsene auch für die Erfahrungen von anderen CI-Trägern interessiert, was natürlich auch die eigene Erwartungshaltung beeinflusst. Im Übrigen tragen auch Anti-CI-Kampagnen bei, dass CI-Träger sich unter Druck gesetzt fühlen, vom CI profitieren zu müssen, vor allem wenn man sich bewusst für ein CI entschieden hat.
Deine Schmerzen kann ich mir nicht erklären, ich denke aber, dass du das abklären lassen solltest, nicht dass eine Krankheit dahinter steckt. Ich selbst habe ab und zu ganz leichte ziehende Schmerzen, das führe ich aber auf den OP-Eingriff zurück, andere Operierte sind ja an ihren Narben wetterfühlig und das scheint bei mir auch so zu sein. Die Schmerzen sind aber ganz minimal und halten nur ein paar Sekunden an, dann ist es wieder vorbei. Wie ist das bei dir?
Es ist schön, dass deine Eltern deine Entscheidung akzeptiert haben. So soll es auch sein.
@alle: Dass Mütter vor der
CI-OI Angst haben, ist ganz normal. Meine Familie war auch besorgt, als ich auf dem OP-Tisch lag. Schließlich ist die OP nicht lebensnotwendig. Für meine Mutter, die vor Ort war, war es der blanke Horror, weil meine OP sehr lange gedauert hat.
Morgens schalte ich oft zuerst das Hörgerät ein, um mich langsam an die Geräusche des Tages zu gewöhnen, nach dem Frühstück bzw. beim ersten Gespräch des Tages wird auch das
CI eingeschaltet. Aber an manchen Tagen mag ich auch sofort mit dem CI hören.
Ein Kleinkind kommt mit dem
CI schon viel leichter in die Lautsprache als ohne CI, wenn die Hörkurve sehr schlecht ist. Allerdings ist damit Frühförderunmg notwendig und zwar nicht institutionelle, sondern häusliche. Meine Mutter hat mit mir unglaublich viel kommuniziert und mich regelrecht in Sprache gebadet, mit und ohne Hörgeräte. Das war auch sehr förderlich für meine Absehfähigkeiten.
andrea2002 hat geschrieben:Bei Jugendlichen kann noch zusätzlich das Identitätsproblem auftreten, wenn das schlechte Hören nicht als gegeben hingenommen wird sondern als rein defizitär betrachtet wird, dem man auf Biegen und Brechen mit Technik abhelfen müsste. Aber für beide Probleme, die bei der Identitätsentwicklung auftreten, ist nicht das CI schuld, sondern Menschen!
Andrea, damit hast du etwas ganz Wichtiges geschrieben. Nicht die Sprachkompetenz oder die Hörschädigung oder das Resthörvermögen entscheidet über die Identitätsentwicklung, sondern der Umgang der sozialen Umwelt (vor allem der Familie) mit dem Kind und die Akzeptanz von dessen "Behinderung".
Re: Erfahrungsbericht CI
Verfasst: 22. Jul 2008, 22:27
von MadameBovary
So lange ist Jacqueline auch nicht dabei. Ungefähr seit diese Sache mit Masldeaf etwas in die Hose ging

Mir geht es nicht aus dem Kopf, dass gezielt Leute von einer Person hergebeten werden, damit DGS/Gehörlosenkultur hochgelobt bleibt und das
CI negativ betrachtet wird.
Re: Erfahrungsbericht CI
Verfasst: 22. Jul 2008, 23:03
von zweifachemami
MB aber meine Absicht ist es doch nicht die Gehörlosenkultur hochloben und die CI negativ zu betrachten. Habe ich auch nicht geschrieben dass CI negativ ist, dass man nur mit einer Entscheidung nicht voreilig werden sollte. Was ist mit Msldeaf?? ausserdem wurde ich nicht hier ins Forum hergebeten, das Forum hab ich selbst gefunden, weil ich fragen bezüglich zu meinem Sohn hatte und da aber einige Erfahrungsberichte gern hätten hab ich meine Erfahrung mit dem CI geschrieben.
Selbst habe ich auch geschrieben, dass ich mit meinem CI auch sehr zufrieden war, und die schöne Welt sehr gut hören konnte, ich hatte viel neues gehört, wie Affen lachen, wie Vögel singen, wie Autos sich anhören, was ich alles mit meinem HG nie gehört habe und es war ein schönes Gefühl, aber es war auch der DRUCK da.
MIr fehlte damals einfach die IDENTITÄT, hätte in der SChule schon Aufklärung gegeben dass man als GEhörlose auch hohe Ziele erreichen kann, dann hätt ich viell damals kein CI genommen, aber ich hab es genommen und bin auch froh darüber die Erfahrung gemacht zu haben. Nur jetzt fühl ich mich in der Stillen WElt einfach wohler, bin freier irgendwie. Damals war es ja auch oft so dass man meinte gehörlose können nicht studieren, ich hab mein Realabschluss gemacht bei der Berufsvorbereitung empfahl man mich ins BBW..war schon echt geschockt wie schlecht und negativ die Arbeitsämter über gehörlose denken, und hab auf eigene Faust mich fürs Abitur entschieden und heute studiere ich.
Ich habe meine Erfahrung mit dem CI gemacht und bin froh darüber, und betrachte es keinerlei negativ, versteh ich nicht wieso das so aufgefasst wird MB?
Klar die Gehörlosenkultur und die DGS Sprache in der ich Lebe, ist eine schöne Sache und fühl mich da richtig wohl, aber auch in der Hörenden Welt bin ich drin...ich kenne beide Welten. Und zu Hause fühl ich mich aber in der Gehörlosenwelt. Trotzdem bleibt die Tür in der Hörenden Welt immer offen und geh da auch immer öfters mal wieder hin, die will ich gar nicht meiden.
Re: Erfahrungsbericht CI
Verfasst: 23. Jul 2008, 11:39
von Momo
Hallo
also ich will jetzt gar nicht in die Diskussion pro oder contra
CI einsteigen.
Was mir hier wichtig erscheint ist doch 1. dass wir unseren Kindern egal welchen Weg sie gehen die Möglichkeit geben sich ihren Vorstellungen entsprechend zu entwickeln und sie in diesem Weg unterstützend zu begleiten, damit sie sich gegen überzogende Ansprüche wehren können aber auch gegen Vorurteile GL gegenüber!
Für mich ist es selbstverständlich z.B. wann mein Sohn seine
HGs anzieht (morgens z.B.) oder auszieht (abends z.B.). Trägt er sie nicht kommunizieren wir eben auch anders (LBG), wobei ich dazu sagen möchte dass mein Sohn selber nie LBG nutzt : er spricht immer LS auch ohne
HG (dann allerdings auch
Lautsprache) auch wenn wir gebärden (unterstützend, weil er ohne kaum etwas versteht)). Ich halte ihn immer dazu an Rücksicht einzufordern und ihm klar zu machen, dass er sich zwar auch bemühen soll aber eben auch das Recht hat das andere sich bemühen in der Kommunikation!
Und hat ein Kind dann das entsprechende Selbstbewusstsein entwickelt kann es auch zu seiner Identität stehen und muss sich nicht jedem gesellschaftlichen Zwang unterwerfen (das gilt ja eigentlich für alle Kinder und Erwartungshaltungen der Gesellschaft in Bezug auf viele andere Bereiche!).
Und insgesamt denke ich fehlt es einfach auch an Aufklärung sowohl seitens der GL ohne
CI mit DGS kommunizierend als auch seitens der CI Träger. Dann sollte doch ein gutes Nebeneindner und im besten Fall auch Miteinander stattfinden können!
Und zu Kontakten mit GL: das gestaltet sich auch hier schwierig. Ob das ein regionales Problem ist kann ich nicht sagen, aber insgesamt hatte ich nicht wirklcih das Gefühl,. dass da irgendjemand Rücksicht nehmen wollte auf meine noch rudimentären Gebärdenkenntnisse (bis auf eine Ausnahme die ich bereits vorher kannte und eine andere bei der ich einen LBG Kurs gemacht habe, die aber ein
CI trägt). Ich denke einfach da müssen noch beide Seiten viel offener und rücksichtsvoller aufeinander zugehen! (ich jedenfalls gebe nicht auf

)
LG und dir, Jaqueline, danke für den ehrlichen Bericht!
Re: Erfahrungsbericht CI
Verfasst: 27. Jul 2008, 18:03
von Pam
@ Karin
Ich weis sehr wohl wer du bist, allerdings war die Aussage nur auf diesen Beitrag hierbezogen (zugegeben, ich hab mich vielleicht nicht klar genug ausgedrückt, entschuldige). Hier kam es in meinen Augen eben nicht klar rüber und ich geh einfach mal davon aus, dass viele Leute die hier lesen, nichts mit deiner Person in Verbindung bringen können!
Ich denke es ist überall schwierig als Außenstehender Kontakt zu Gehörlosen knüpfen zu können, leider... Muss ich dir recht geben, Momo, es muss sich da auch an beiden Seiten noch einiges ändern!